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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren -
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
E&M Vor 20 Jahren

"Eon wird sich Gedanken machen müssen"

Vor 20 Jahren war der Eintritt in den Gasmarkt ein wesentliches Thema bei der EnBW. Vor der Übernahme der Gasversorgung Süddeutschland sprachen wir mit EnBW-Chef Gerhard Goll.
Die Übernahme der Ruhrgas durch Eon hat 2002 die Strukturen des Energiemarkts in Deutschland erheblich verändert. Doch auch andere Unternehmen wollten damals ihre Position im Gasmarkt stärken – oder überhaupt erst einmal eine aufbauen, wie EnBW.
 
E&M-Chefredakteur Helmut Sendner sprach im Frühjahr 2002 mit Gerhard Goll, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Energie Baden-Württemberg, über mögliche Zukäufe und woher das Gas kommen soll.
 
Gerhard Goll, Vorstandsvorsitzender der Energie Baden-Württemberg AG (2002)
Quelle: E&M

E&M: Herr Goll, Sie haben sich beim Kartellamtsverfahren Eon/Ruhrgas und auch jetzt bei der beantragten Ministererlaubnis recht ruhig verhalten, weil Sie durch die Erlaubnis auch Chancen für Ihr Unternehmen sehen. Sie würden gerne die Thüga kaufen, woran denken Sie noch?
 
Goll: Ich glaube nicht, dass eine Ministererlaubnis möglich ist, wenn Eon nicht zu Eingeständnissen bereit ist, was auch heißt, Unternehmensanteile abzugeben. Ich warte das Votum der Monopolkommission ab. Aufgrund dessen wird sich Eon Gedanken machen müssen. Wir haben bewiesen, dass wir in Deutschland Wettbewerb machen können, das hat uns auch Brüssel bestätigt. Und Brüssel macht mit Recht Druck auf die Bundesrepublik, im Gaswettbewerb den nächsten Schritt zu machen. Von Seiten der Politik wird man respektieren müssen, dass wir bei Ausschreibungen ein geeigneter Partner sind, der mit Sicherheit einen Beitrag zum Gas-Wettbewerb liefern kann.
 
E&M: Setzen Sie so wie andere Unternehmen auf die Karte, wenn Eon/Ruhrgas genehmigt wird, dann muss auch alles andere genehmigt werden?
 
Goll: Das glaube ich nicht, dass nichts mehr versagt werden kann. Das Bundeskartellamt hat sich gerade jetzt als unabhängige Behörde erwiesen. Sie müssen sehen, dass wir im Gasgeschäft kleiner als ein Zwerg sind. Wenn wir die GVS übernehmen können, werden wir das Gasgeschäft erst aufbauen und ausbauen, um dann einen Wettbewerbsbeitrag leisten zu können, das weiß auch das Bundeskartellamt.
 
E&M: Noch einmal: Sie haben Interesse an der Thüga bekundet, es könnte aber doch auch um Anteile an der Verbundnetz Gas gehen, wo schon Gas de France und Vattenfall Interesse bekundet haben, Sie auch?
 
Goll: Natürlich werden wir gegenüber unserem Unternehmen und unseren Kunden die Verpflichtung haben, alle Möglichkeiten, die sich bieten, anzuschauen und gegebenenfalls auch den Finger zu strecken.
 
E&M: Sie haben gesagt, dass Sie für eine Thüga Partner bräuchten, am besten Freunde oder neutrale Finanzpartner. Welche Rolle würde ENI spielen?
 
Goll: Wir sind mit ENI ein Joint Venture für den Erwerb und den Betrieb der GVS eingegangen, und nichts darüber hinaus. ENI hat europaweite Interessen, wir haben die auch; wir werden zusätzliche Schritte aber erst dann diskutieren, wenn das Thema GVS erledigt ist. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir zusätzliche Schritte beim Gas ohne ENI gehen. Wenn es um einen großen Asset-Deal geht, für den unsere finanziellen Möglichkeiten nicht ausreichen, dann denken wir primär an neutrale Partner.
 
E&M: BP will aus der Ruhrgas raus, um selbst am Gas mehr zu verdienen, ähnliche Überlegungen gibt es bei Shell und Exxon. Wird das Gasgeschäft für Sie dann nicht noch viel schwieriger?
 
Goll: Man muss die Chancen sehen, die in der Bewältigung von Schwierigkeiten liegen. Wir sind ein kundenorientiertes Unternehmen, und unsere Kunden erwarten, dass es beim Gas Wettbewerb gibt.
 
E&M: Wo wollen Sie Gas hernehmen: Vom Spotmarkt, von den Russen, von den Norwegern?

Goll: Die EU beschäftigt sich mit den Gaslieferungen aus Russland, und Russland selbst muss daran interessiert sein, mehr Gas nach Mittel- und Westeuropa zu bringen. Wir gehen davon aus, dass diese Bewegungen auch uns zugutekommen werden.

Freitag, 22.04.2022, 15:30 Uhr
Helmut Sendner und Fritz Wilhelm
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren -
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
E&M Vor 20 Jahren
"Eon wird sich Gedanken machen müssen"
Vor 20 Jahren war der Eintritt in den Gasmarkt ein wesentliches Thema bei der EnBW. Vor der Übernahme der Gasversorgung Süddeutschland sprachen wir mit EnBW-Chef Gerhard Goll.
Die Übernahme der Ruhrgas durch Eon hat 2002 die Strukturen des Energiemarkts in Deutschland erheblich verändert. Doch auch andere Unternehmen wollten damals ihre Position im Gasmarkt stärken – oder überhaupt erst einmal eine aufbauen, wie EnBW.
 
E&M-Chefredakteur Helmut Sendner sprach im Frühjahr 2002 mit Gerhard Goll, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Energie Baden-Württemberg, über mögliche Zukäufe und woher das Gas kommen soll.
 
Gerhard Goll, Vorstandsvorsitzender der Energie Baden-Württemberg AG (2002)
Quelle: E&M

E&M: Herr Goll, Sie haben sich beim Kartellamtsverfahren Eon/Ruhrgas und auch jetzt bei der beantragten Ministererlaubnis recht ruhig verhalten, weil Sie durch die Erlaubnis auch Chancen für Ihr Unternehmen sehen. Sie würden gerne die Thüga kaufen, woran denken Sie noch?
 
Goll: Ich glaube nicht, dass eine Ministererlaubnis möglich ist, wenn Eon nicht zu Eingeständnissen bereit ist, was auch heißt, Unternehmensanteile abzugeben. Ich warte das Votum der Monopolkommission ab. Aufgrund dessen wird sich Eon Gedanken machen müssen. Wir haben bewiesen, dass wir in Deutschland Wettbewerb machen können, das hat uns auch Brüssel bestätigt. Und Brüssel macht mit Recht Druck auf die Bundesrepublik, im Gaswettbewerb den nächsten Schritt zu machen. Von Seiten der Politik wird man respektieren müssen, dass wir bei Ausschreibungen ein geeigneter Partner sind, der mit Sicherheit einen Beitrag zum Gas-Wettbewerb liefern kann.
 
E&M: Setzen Sie so wie andere Unternehmen auf die Karte, wenn Eon/Ruhrgas genehmigt wird, dann muss auch alles andere genehmigt werden?
 
Goll: Das glaube ich nicht, dass nichts mehr versagt werden kann. Das Bundeskartellamt hat sich gerade jetzt als unabhängige Behörde erwiesen. Sie müssen sehen, dass wir im Gasgeschäft kleiner als ein Zwerg sind. Wenn wir die GVS übernehmen können, werden wir das Gasgeschäft erst aufbauen und ausbauen, um dann einen Wettbewerbsbeitrag leisten zu können, das weiß auch das Bundeskartellamt.
 
E&M: Noch einmal: Sie haben Interesse an der Thüga bekundet, es könnte aber doch auch um Anteile an der Verbundnetz Gas gehen, wo schon Gas de France und Vattenfall Interesse bekundet haben, Sie auch?
 
Goll: Natürlich werden wir gegenüber unserem Unternehmen und unseren Kunden die Verpflichtung haben, alle Möglichkeiten, die sich bieten, anzuschauen und gegebenenfalls auch den Finger zu strecken.
 
E&M: Sie haben gesagt, dass Sie für eine Thüga Partner bräuchten, am besten Freunde oder neutrale Finanzpartner. Welche Rolle würde ENI spielen?
 
Goll: Wir sind mit ENI ein Joint Venture für den Erwerb und den Betrieb der GVS eingegangen, und nichts darüber hinaus. ENI hat europaweite Interessen, wir haben die auch; wir werden zusätzliche Schritte aber erst dann diskutieren, wenn das Thema GVS erledigt ist. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir zusätzliche Schritte beim Gas ohne ENI gehen. Wenn es um einen großen Asset-Deal geht, für den unsere finanziellen Möglichkeiten nicht ausreichen, dann denken wir primär an neutrale Partner.
 
E&M: BP will aus der Ruhrgas raus, um selbst am Gas mehr zu verdienen, ähnliche Überlegungen gibt es bei Shell und Exxon. Wird das Gasgeschäft für Sie dann nicht noch viel schwieriger?
 
Goll: Man muss die Chancen sehen, die in der Bewältigung von Schwierigkeiten liegen. Wir sind ein kundenorientiertes Unternehmen, und unsere Kunden erwarten, dass es beim Gas Wettbewerb gibt.
 
E&M: Wo wollen Sie Gas hernehmen: Vom Spotmarkt, von den Russen, von den Norwegern?

Goll: Die EU beschäftigt sich mit den Gaslieferungen aus Russland, und Russland selbst muss daran interessiert sein, mehr Gas nach Mittel- und Westeuropa zu bringen. Wir gehen davon aus, dass diese Bewegungen auch uns zugutekommen werden.

Freitag, 22.04.2022, 15:30 Uhr
Helmut Sendner und Fritz Wilhelm

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