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Energie & Management > Vertrieb - EnviaM verlangt von Stromio- und Gas.de-Kunden satten Aufpreis
Quelle: Shutterstock / REDPIXELPL
Vertrieb

EnviaM verlangt von Stromio- und Gas.de-Kunden satten Aufpreis

Auch der äußerst gesunde Chemnitzer Energiekonzern EnviaM empfängt Ex-Kundinnen und Kunden von Stromio und Gas.de nicht mit offenen Armen. Sondern mit satten Preisaufschlägen.
Auch EnviaM will nicht für die Fehler der insolventen Konkurrenz zahlen müssen. Die Kundschaft der vom Markt verschwundenen Lieferanten Stromio und Gas.de erhält zwar vom Chemnitzer Energiekonzern Strom und − über die Tochter Mitgas − Erdgas, aber mit einem Preisaufschlag von teilweise über 100 %.

EnviaM, das im Geschäftsjahr 2020 einen Bilanzgewinn von 172,6 Mio. Euro ausgewiesen hatte, hält es nach eigener Darstellung für „wirtschaftlich nicht zumutbar“, den aufgefangenen Kundinnen und Kunden die Tarife nach den allgemeinen Preisen der Grund- und Ersatzversorgung anzubieten.

Tarife der Sonderverträge sind teils doppelt so teuer

Eine Sprecherin des Unternehmens sagte auf Anfrage unserer Redaktion, EnviaM stelle zusätzlich für rund 19.000 Stromkunden und etwa 5.000 Gaskunden die Versorgung sicher. Ein "derart hoher Kundenzuwachs" sei nicht vorherzusehen gewesen, so die Sprecherin. Entsprechend seien weder die Energiebeschaffung noch die Kalkulation der Grund- und Ersatzversorgung darauf ausgerichtet.

Daher habe EnviaM ausschließlich "Sondervertragskonditionen auf Basis der aktuellen Beschaffungspreise" angeboten. Und die gehen ins Geld. Während der Grundpreis unverändert ist, verlangen die Ostdeutschen für die Verbrauchspreise etwa doppelt so viel.

So kostet die kWh Erdgas netto für die Gas.de-Kundinnen und -Kunden mit Wirkung vom 3. Dezember zwischen 16,18 Cent (bei einem Verbrauch bis 2.713 kWh) und 13,21 kWh (ab 60.000 kWh). Der angestammten Kundschaft verkauft EnviaM über Mitgas seit 1. Januar die kWh Erdgas in den ungefähr entsprechenden Abnahmemengen für 9,36 Cent und 6,39 Cent. Das ist ein Preisaufschlag von 72 % beziehungsweise 106 %. Neben EnviaM (75,39 %) ist die Leipziger VNG-Erdgascommerz GmbH Hauptanteilseigner (24,6 %) bei Mitgas.

Beim Haushaltsstrom berechnet EnviaM seit 22. Dezember der Ex-Stromio-Kundschaft einen Verbrauchspreis von netto 45,62 Cent, für Gewerbekunden 47,91 Cent. Das liegt 87 % beziehungsweise 95 % über den seit 1. Januar geltenden Preisen bei Bestandsverträgen (24,36 Cent/24,50 Cent).

Aktuell keine Widersprüche von neuer Kundschaft bekannt

Verbraucherschutzorganisationen raten Kundinnen und Kunden, die unzufrieden mit den ungleichen Tarifen sind, zum schriftlichen Widerspruch. Dabei solle, so die Verbraucherzentrale NRW, der Neulieferant zugleich aufgefordert werden, das Preisniveau an das der Bestandskundschaft anzupassen. Damit erhalte man sich die Möglichkeit, Schadenersatz geltend zu machen.

Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale NRW hält überteuerte Neukundentarife für juristisch fragwürdig. Außerdem habe diese Praxis eine politisch-gesellschaftliche Dimension. Die Bundesnetzagentur hatte mitgeteilt, eine unterschiedliche Preisgestaltung aufgrund des Zeitpunkts des Vertragsabschlusses über die Grundversorgung rechtlich zu prüfen.

EnviaM habe aktuell noch keinen Widerspruch zu den Tarifen vorliegen, so die Sprecherin. Es gebe aber aufgrund der Entwicklung "einen hohen Bearbeitungsrückstau". Die neue Kundschaft müsse keinen angebotenen Sondervertrag zu den Konditionen des Unternehmens abschließen. Für den Fall stehe EnviaM für "die vertraglose Energieentnahme ein Aufwandserstattungsanspruch aus Geschäftsführung ohne Auftrag zu". Dieser bemesse sich nach den tatsächlichen Aufwendungen für die Energieversorgung.

Dienstag, 4.01.2022, 15:53 Uhr
Volker Stephan
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EnviaM verlangt von Stromio- und Gas.de-Kunden satten Aufpreis
Auch der äußerst gesunde Chemnitzer Energiekonzern EnviaM empfängt Ex-Kundinnen und Kunden von Stromio und Gas.de nicht mit offenen Armen. Sondern mit satten Preisaufschlägen.
Auch EnviaM will nicht für die Fehler der insolventen Konkurrenz zahlen müssen. Die Kundschaft der vom Markt verschwundenen Lieferanten Stromio und Gas.de erhält zwar vom Chemnitzer Energiekonzern Strom und − über die Tochter Mitgas − Erdgas, aber mit einem Preisaufschlag von teilweise über 100 %.

EnviaM, das im Geschäftsjahr 2020 einen Bilanzgewinn von 172,6 Mio. Euro ausgewiesen hatte, hält es nach eigener Darstellung für „wirtschaftlich nicht zumutbar“, den aufgefangenen Kundinnen und Kunden die Tarife nach den allgemeinen Preisen der Grund- und Ersatzversorgung anzubieten.

Tarife der Sonderverträge sind teils doppelt so teuer

Eine Sprecherin des Unternehmens sagte auf Anfrage unserer Redaktion, EnviaM stelle zusätzlich für rund 19.000 Stromkunden und etwa 5.000 Gaskunden die Versorgung sicher. Ein "derart hoher Kundenzuwachs" sei nicht vorherzusehen gewesen, so die Sprecherin. Entsprechend seien weder die Energiebeschaffung noch die Kalkulation der Grund- und Ersatzversorgung darauf ausgerichtet.

Daher habe EnviaM ausschließlich "Sondervertragskonditionen auf Basis der aktuellen Beschaffungspreise" angeboten. Und die gehen ins Geld. Während der Grundpreis unverändert ist, verlangen die Ostdeutschen für die Verbrauchspreise etwa doppelt so viel.

So kostet die kWh Erdgas netto für die Gas.de-Kundinnen und -Kunden mit Wirkung vom 3. Dezember zwischen 16,18 Cent (bei einem Verbrauch bis 2.713 kWh) und 13,21 kWh (ab 60.000 kWh). Der angestammten Kundschaft verkauft EnviaM über Mitgas seit 1. Januar die kWh Erdgas in den ungefähr entsprechenden Abnahmemengen für 9,36 Cent und 6,39 Cent. Das ist ein Preisaufschlag von 72 % beziehungsweise 106 %. Neben EnviaM (75,39 %) ist die Leipziger VNG-Erdgascommerz GmbH Hauptanteilseigner (24,6 %) bei Mitgas.

Beim Haushaltsstrom berechnet EnviaM seit 22. Dezember der Ex-Stromio-Kundschaft einen Verbrauchspreis von netto 45,62 Cent, für Gewerbekunden 47,91 Cent. Das liegt 87 % beziehungsweise 95 % über den seit 1. Januar geltenden Preisen bei Bestandsverträgen (24,36 Cent/24,50 Cent).

Aktuell keine Widersprüche von neuer Kundschaft bekannt

Verbraucherschutzorganisationen raten Kundinnen und Kunden, die unzufrieden mit den ungleichen Tarifen sind, zum schriftlichen Widerspruch. Dabei solle, so die Verbraucherzentrale NRW, der Neulieferant zugleich aufgefordert werden, das Preisniveau an das der Bestandskundschaft anzupassen. Damit erhalte man sich die Möglichkeit, Schadenersatz geltend zu machen.

Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale NRW hält überteuerte Neukundentarife für juristisch fragwürdig. Außerdem habe diese Praxis eine politisch-gesellschaftliche Dimension. Die Bundesnetzagentur hatte mitgeteilt, eine unterschiedliche Preisgestaltung aufgrund des Zeitpunkts des Vertragsabschlusses über die Grundversorgung rechtlich zu prüfen.

EnviaM habe aktuell noch keinen Widerspruch zu den Tarifen vorliegen, so die Sprecherin. Es gebe aber aufgrund der Entwicklung "einen hohen Bearbeitungsrückstau". Die neue Kundschaft müsse keinen angebotenen Sondervertrag zu den Konditionen des Unternehmens abschließen. Für den Fall stehe EnviaM für "die vertraglose Energieentnahme ein Aufwandserstattungsanspruch aus Geschäftsführung ohne Auftrag zu". Dieser bemesse sich nach den tatsächlichen Aufwendungen für die Energieversorgung.

Dienstag, 4.01.2022, 15:53 Uhr
Volker Stephan

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