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Energie & Management > Studien - Energiewende: Chancen und Risiken für Investoren
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Studien

Energiewende: Chancen und Risiken für Investoren

Für die globale Energiewende gibt es kein Patentrezept. Welche Technologien den neuen Anforderungen gerecht werden, ist noch nicht ausgemacht.  
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von PGIM, Investmentmanager des US-Versicherungskonzerns Prudential Investment Management. Der Umbau der Energiewirtschaft und der wachsende Energiebedarf vor allem in den Schwellenländern berge für Investoren Chancen, aber auch neue Risiken, schreiben die Experten des Vermögensverwalters.

Es gebe „keine perfekte Energie- oder Stromquelle“, sagt der Chef der PGIM-Forschungsabteilung, Shehriyar Antia: „Unabhängig davon, ob ein Investor Dekarbonisierungsziele verfolgt oder nicht, ist es entscheidend zu verstehen, welche Unternehmen uns durch die Energiewende bringen werden und welche Technologien dem Hype möglicherweise nicht gerecht werden.“

Trotz der Dringlichkeit, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, könne die Energiewende „nicht überall gleichzeitig stattfinden“. Einfache Strategien, die die Welt in „braune Bösewichte“ und „grüne Helden“ einteilten, seien weder aus der Sicht der Umwelt noch aus der von Investoren ein zielführender Ansatz. Die Studie verweist auf die Erfahrung, dass Weiterentwicklungen der Energiewirtschaft in der Vergangenheit alte Energieträger ergänzt, aber nie vollständig ersetzt hätten. Die Autoren rechnen deswegen damit, dass „Unternehmen, die die Bereitstellung von Energie, die Förderung und Anpassung während des Ãœbergangs gewährleisten“ die zur Zeit besten Investitionsmöglichkeiten bieten.

Dazu gehörten die „infrastrukturkritischen Komponenten erneuerbarer Energien“, weil die Stromerzeugung aus Wind und Sonne in allen Regionen stark zunehme. Deshalb wachse der weltweite Bedarf an „ergänzender Infrastruktur wie Stromspeicherung und -übertragung“ und in der Folge davon die Nachfrage nach Metallen wie Kupfer oder Netzkomponenten. Die besten Chancen böten aufstrebende Märkte wie Indien oder Lateinamerika.

Während die Infrastruktur für die Erneuerbaren aufgebaut werde, müsse der steigende Energiebedarf durch fossile Energieträger gedeckt werden. Die Kohle werde dabei sukzessive durch Erdgas ersetzt. Bis 2040 erwartet PGIM einen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Flüssiggas um 50 Prozent.

Skepsis gegenüber Wasserstoff, Kernfusion und CCS

Skeptisch stehen die Autoren der Studie „spekulativen grünen Technologien wie Wasserstoffenergie, Kernfusion und Kohlenstoffabscheidung“ gegenüber. Ein wirtschaftlicher Betrieb im großen Maßstab stehe „vor großen Herausforderungen“. Es sei auch unwahrscheinlich, dass „trendige, grüne Technologie-Startups“ die etablierten, multinationalen Energiekonzerne verdrängen würden. Vieles deute darauf hin, dass diese Konzerne auch bei innovativer grüner Technologie führend seien. „Ölkonzerne, die sich der Energiewende verschrieben haben und Wege finden, unabhängig von Primärenergieträgern Energieversorger zu bleiben, werden eher zu den Gewinnern zählen.“

Wer sich auf den verlängerten Lebenszyklus fossiler Brennstoffe verlasse, riskiere dagegen überflüssig zu werden. Gleichzeitig müssten sich Investoren der Tatsache bewusst sein, „dass fossile Brennstoffe noch für Jahrzehnte ein wichtiges Element des Energieangebotes bleiben“. Erneuerbare Energien würden zwar immer mehr zur ersten Wahl für neue Erzeugungskapazitäten, die Energiewende vollziehe sich aber je nach Region in unterschiedlichem Tempo.

Wasserkraft- und Geothermie-Projekte seien besonders interessante Investitionen, weil sie nicht so schnell veralteten wie Wind- oder Solarprojekte und einem geringeren Wettbewerb ausgesetzt seien. Möglichkeiten böten sich vor allem in Skandinavien, Italien und in Lateinamerika, wo die bestehende Infrastruktur erneuert werde.

Indien mit großem Potenzial

Als interessanten Markt identifiziert die Studie Indien, das schon heute der drittgrößte Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen sei und über ein enormes Wachstumspotenzial verfüge. Unternehmen, die bereits große Projekte erfolgreich durchgeführt und Erfahrung im Umgang mit lokalen Behörden hätten, seien vor diesem Hintergrund ein attraktives Investment. Das gelte auch für Metalle und Mineralien wie Lithium, die für die Energiewende von besonderer Bedeutung seien.

Der weltweit steigende Energiebedarf biete wichtige, langfristige Investitionsmöglichkeiten, verlange aber auch „strenge Disziplin in überbewerteten Bereichen“. Zu den „spekulativen Innovationen“ mit besonderen Risiken rechnet PGIM zum Beispiel Wasserstoff, kleine Atomreaktoren, sogenannte SMRs, CCS, aber auch Batteriespeicher auf der Grundlage von Lithium. Letztere seien zwar ein wichtiges Element im Elektrizitätssystem der Zukunft, ihre Produktion sei jedoch nicht immer nachhaltig. Batterien auf der Grundlage von Sodium könnten umweltfreundlicher und mit leichter verfügbaren Rohstoffen hergestellt werden, sie befänden sich aber erst in der Entwicklungsphase und seien noch weit von einer industriellen Herstellung entfernt.

Die 56-seitige Studie „Fueling the Future. Investing across the global energy landscape“ ist über die Internetseite von PGIM downloadbar.

Donnerstag, 23.05.2024, 14:53 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Studien - Energiewende: Chancen und Risiken für Investoren
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
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Energiewende: Chancen und Risiken für Investoren
Für die globale Energiewende gibt es kein Patentrezept. Welche Technologien den neuen Anforderungen gerecht werden, ist noch nicht ausgemacht.  
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von PGIM, Investmentmanager des US-Versicherungskonzerns Prudential Investment Management. Der Umbau der Energiewirtschaft und der wachsende Energiebedarf vor allem in den Schwellenländern berge für Investoren Chancen, aber auch neue Risiken, schreiben die Experten des Vermögensverwalters.

Es gebe „keine perfekte Energie- oder Stromquelle“, sagt der Chef der PGIM-Forschungsabteilung, Shehriyar Antia: „Unabhängig davon, ob ein Investor Dekarbonisierungsziele verfolgt oder nicht, ist es entscheidend zu verstehen, welche Unternehmen uns durch die Energiewende bringen werden und welche Technologien dem Hype möglicherweise nicht gerecht werden.“

Trotz der Dringlichkeit, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, könne die Energiewende „nicht überall gleichzeitig stattfinden“. Einfache Strategien, die die Welt in „braune Bösewichte“ und „grüne Helden“ einteilten, seien weder aus der Sicht der Umwelt noch aus der von Investoren ein zielführender Ansatz. Die Studie verweist auf die Erfahrung, dass Weiterentwicklungen der Energiewirtschaft in der Vergangenheit alte Energieträger ergänzt, aber nie vollständig ersetzt hätten. Die Autoren rechnen deswegen damit, dass „Unternehmen, die die Bereitstellung von Energie, die Förderung und Anpassung während des Ãœbergangs gewährleisten“ die zur Zeit besten Investitionsmöglichkeiten bieten.

Dazu gehörten die „infrastrukturkritischen Komponenten erneuerbarer Energien“, weil die Stromerzeugung aus Wind und Sonne in allen Regionen stark zunehme. Deshalb wachse der weltweite Bedarf an „ergänzender Infrastruktur wie Stromspeicherung und -übertragung“ und in der Folge davon die Nachfrage nach Metallen wie Kupfer oder Netzkomponenten. Die besten Chancen böten aufstrebende Märkte wie Indien oder Lateinamerika.

Während die Infrastruktur für die Erneuerbaren aufgebaut werde, müsse der steigende Energiebedarf durch fossile Energieträger gedeckt werden. Die Kohle werde dabei sukzessive durch Erdgas ersetzt. Bis 2040 erwartet PGIM einen Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Flüssiggas um 50 Prozent.

Skepsis gegenüber Wasserstoff, Kernfusion und CCS

Skeptisch stehen die Autoren der Studie „spekulativen grünen Technologien wie Wasserstoffenergie, Kernfusion und Kohlenstoffabscheidung“ gegenüber. Ein wirtschaftlicher Betrieb im großen Maßstab stehe „vor großen Herausforderungen“. Es sei auch unwahrscheinlich, dass „trendige, grüne Technologie-Startups“ die etablierten, multinationalen Energiekonzerne verdrängen würden. Vieles deute darauf hin, dass diese Konzerne auch bei innovativer grüner Technologie führend seien. „Ölkonzerne, die sich der Energiewende verschrieben haben und Wege finden, unabhängig von Primärenergieträgern Energieversorger zu bleiben, werden eher zu den Gewinnern zählen.“

Wer sich auf den verlängerten Lebenszyklus fossiler Brennstoffe verlasse, riskiere dagegen überflüssig zu werden. Gleichzeitig müssten sich Investoren der Tatsache bewusst sein, „dass fossile Brennstoffe noch für Jahrzehnte ein wichtiges Element des Energieangebotes bleiben“. Erneuerbare Energien würden zwar immer mehr zur ersten Wahl für neue Erzeugungskapazitäten, die Energiewende vollziehe sich aber je nach Region in unterschiedlichem Tempo.

Wasserkraft- und Geothermie-Projekte seien besonders interessante Investitionen, weil sie nicht so schnell veralteten wie Wind- oder Solarprojekte und einem geringeren Wettbewerb ausgesetzt seien. Möglichkeiten böten sich vor allem in Skandinavien, Italien und in Lateinamerika, wo die bestehende Infrastruktur erneuert werde.

Indien mit großem Potenzial

Als interessanten Markt identifiziert die Studie Indien, das schon heute der drittgrößte Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen sei und über ein enormes Wachstumspotenzial verfüge. Unternehmen, die bereits große Projekte erfolgreich durchgeführt und Erfahrung im Umgang mit lokalen Behörden hätten, seien vor diesem Hintergrund ein attraktives Investment. Das gelte auch für Metalle und Mineralien wie Lithium, die für die Energiewende von besonderer Bedeutung seien.

Der weltweit steigende Energiebedarf biete wichtige, langfristige Investitionsmöglichkeiten, verlange aber auch „strenge Disziplin in überbewerteten Bereichen“. Zu den „spekulativen Innovationen“ mit besonderen Risiken rechnet PGIM zum Beispiel Wasserstoff, kleine Atomreaktoren, sogenannte SMRs, CCS, aber auch Batteriespeicher auf der Grundlage von Lithium. Letztere seien zwar ein wichtiges Element im Elektrizitätssystem der Zukunft, ihre Produktion sei jedoch nicht immer nachhaltig. Batterien auf der Grundlage von Sodium könnten umweltfreundlicher und mit leichter verfügbaren Rohstoffen hergestellt werden, sie befänden sich aber erst in der Entwicklungsphase und seien noch weit von einer industriellen Herstellung entfernt.

Die 56-seitige Studie „Fueling the Future. Investing across the global energy landscape“ ist über die Internetseite von PGIM downloadbar.

Donnerstag, 23.05.2024, 14:53 Uhr
Tom Weingärtner

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