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Energie & Management > Stadtwerke - Energieversorger immer weniger profitabel
Quelle: Jonas Rosenberger / E&M
Stadtwerke

Energieversorger immer weniger profitabel

Seit einigen Jahren sinkt die Umsatzrentabilität von großen wie von kleinen Energieversorgern. Die Gründe sind vielfältig und werden in den nächsten Jahren den Druck noch erhöhen.  
Das Aachener Beratungsunternehmens BET hat von mehr als 160 Energieversorgern und Stadtwerken die Finanzkennzahlen analysiert. Demnach zeigen sich zwar Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen. Eines haben die unterschiedlichen Größenklassen jedoch gemeinsam: Seit 2015 sinkt die Umsatzrentabilität im Schnitt um 3 % jährlich. Zusammen mit den Anforderungen aus Klimaschutz und Energiewende stellt dies die Versorger vor große Herausforderungen, zeigt BET in einer Analyse auf.

BET hat nach eigenen Angaben die Finanzkennzahlen von genau 161 Stadtwerken und Energieversorgen auf Basis öffentlich zugänglicher Daten untersucht. Dabei wurden die Unternehmen in fünf verschiedene Größenklassen hinsichtlich ihrer Gesamtleistung im Jahr 2020 eingeteilt. Die kleinsten Unternehmen erreichen eine Gesamtleistung bis 25 Mio. Euro. Die weiteren Cluster reichen von 25 bis 50 Mio. Euro, von 50 bis 100 Mio. Euro und von 100 bis 300 Mio. Euro. Daneben wurden noch Unternehmen mit einer Gesamtleistung von über 300 Mio. Euro einbezogen.

Die Analyse der Umsatzrentabilität zeigt laut BET, dass die Profitabilität über alle Größenklassen sinkt. Im Betrachtungszeitraum von 2015 bis 2020 fällt der Median – also derjenige Wert, der genau „in der Mitte“ liegt – von 6,8 auf 5,8 % ab. „Die Gründe für diese Entwicklung sind sicherlich vielfältig“, erklärt Tim Ronkartz, Leiter Kompetenzteam Unternehmensentwicklung bei BET. „Die Mobilitäts- und Wärmewende bedingen Aufwandssteigerungen und Investitionen, die Digitalisierung fordert neue IT-Systeme, die Eigenkapitalverzinsung im Rahmen der Anreizregulierung sinkt und der zunehmende Wettbewerb führt zu Margendruck im Strom- und Gasvertrieb.“

Auch in Zukunft muss eher mit rückläufigen Jahresergebnissen gerechnet werden, prognostiziert das Aachener Beratungshaus. Dies zeige ein von BET entwickeltes Modell, welches mittels Langfristplanung für ein Muster-Stadtwerk zentrale Werttreiber, geschäftsfeldspezifische Ergebnisbeiträge sowie die Unternehmensergebnisse bis 2030 simuliert.
 
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Quelle: BET

Größere Energieversorger mit geringerem Eigenkapitalanteil

Größerer Energieversorger finanzieren sich laut den BET-Ergebnissen mehr über Fremdkapital. Die Eigenkapitalquote liegt bei den größten Unternehmen bei rund 30 %, während die kleineren Unternehmen etwa die Hälfte ihrer Finanzierung über Eigenkapital decken. „Eine hohe Eigenkapitalquote ist pauschal weder gut noch schlecht. Die Versorger mit mehr als 300 Mio. Euro Gesamtleistung nutzen jedoch verstärkt den sogenannten Leverage-Effekt und erhöhen auf diese Weise ihre Eigenkapitalrentabilität“, erklärt Johannes Hüllenkremer, Berater bei BET. Der Leverage-Effekt ist eine Art Hebelwirkung, bei der kleine Änderungen in einem wirtschaftlichen System zu großen Veränderungen führen können. Für kleinere Energieversorger bedeutet dies, dass eine überwiegende Fremdfinanzierung ihrer zukünftigen Investitionen in Energiewende und Klimaschutz durchaus in Erwägung gezogen werden sollte.
 
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Quelle: BET

Eine Detailanalyse der Kostenstruktur der Unternehmen gibt Hinweise darauf, dass kleinere Energieversorger stärker durch Fixkosten dominiert sind. Beträgt der Anteil der quasi-fixen Kosten – also Personal und Abschreibungen – für kleinere Energieversorger rund 20 %, nimmt dieser mit steigender Größe ab und macht nur noch rund 10 % in der Größenklasse ab 300 Mio. Euro aus. Während die großen Unternehmen der Stichprobe im Betrachtungszeitraum Effizienzpotenziale gehoben haben, ist die Belegschaft bei kleineren Unternehmen konstant geblieben. Durch die Kleinteiligkeit der Tätigkeiten, die zunehmende Komplexität des Marktes und die regulatorischen Anforderungen fällt es den kleinen Energieversorgungsunternehmen deutlich schwerer, Skaleneffekte zu realisieren und dem Profitabilitätsrückgang durch Kostensenkungen zu begegnen.

Vor dem Hintergrund der Analyse raten die Experten von BET insbesondere kleineren Energieversorgern zu prüfen, ob sie langfristig eine höhere Effizienz bei ihren Prozessen gewinnen müssen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und die Energiewende erfolgreich schultern zu können. Ein klares Geschäftsmodell und Kooperationen könnten auch kleineren Energieversorger ermöglichen, Vorreiter in der Energiewelt von morgen zu sein.

Freitag, 17.12.2021, 12:26 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Stadtwerke - Energieversorger immer weniger profitabel
Quelle: Jonas Rosenberger / E&M
Stadtwerke
Energieversorger immer weniger profitabel
Seit einigen Jahren sinkt die Umsatzrentabilität von großen wie von kleinen Energieversorgern. Die Gründe sind vielfältig und werden in den nächsten Jahren den Druck noch erhöhen.  
Das Aachener Beratungsunternehmens BET hat von mehr als 160 Energieversorgern und Stadtwerken die Finanzkennzahlen analysiert. Demnach zeigen sich zwar Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen. Eines haben die unterschiedlichen Größenklassen jedoch gemeinsam: Seit 2015 sinkt die Umsatzrentabilität im Schnitt um 3 % jährlich. Zusammen mit den Anforderungen aus Klimaschutz und Energiewende stellt dies die Versorger vor große Herausforderungen, zeigt BET in einer Analyse auf.

BET hat nach eigenen Angaben die Finanzkennzahlen von genau 161 Stadtwerken und Energieversorgen auf Basis öffentlich zugänglicher Daten untersucht. Dabei wurden die Unternehmen in fünf verschiedene Größenklassen hinsichtlich ihrer Gesamtleistung im Jahr 2020 eingeteilt. Die kleinsten Unternehmen erreichen eine Gesamtleistung bis 25 Mio. Euro. Die weiteren Cluster reichen von 25 bis 50 Mio. Euro, von 50 bis 100 Mio. Euro und von 100 bis 300 Mio. Euro. Daneben wurden noch Unternehmen mit einer Gesamtleistung von über 300 Mio. Euro einbezogen.

Die Analyse der Umsatzrentabilität zeigt laut BET, dass die Profitabilität über alle Größenklassen sinkt. Im Betrachtungszeitraum von 2015 bis 2020 fällt der Median – also derjenige Wert, der genau „in der Mitte“ liegt – von 6,8 auf 5,8 % ab. „Die Gründe für diese Entwicklung sind sicherlich vielfältig“, erklärt Tim Ronkartz, Leiter Kompetenzteam Unternehmensentwicklung bei BET. „Die Mobilitäts- und Wärmewende bedingen Aufwandssteigerungen und Investitionen, die Digitalisierung fordert neue IT-Systeme, die Eigenkapitalverzinsung im Rahmen der Anreizregulierung sinkt und der zunehmende Wettbewerb führt zu Margendruck im Strom- und Gasvertrieb.“

Auch in Zukunft muss eher mit rückläufigen Jahresergebnissen gerechnet werden, prognostiziert das Aachener Beratungshaus. Dies zeige ein von BET entwickeltes Modell, welches mittels Langfristplanung für ein Muster-Stadtwerk zentrale Werttreiber, geschäftsfeldspezifische Ergebnisbeiträge sowie die Unternehmensergebnisse bis 2030 simuliert.
 
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Quelle: BET

Größere Energieversorger mit geringerem Eigenkapitalanteil

Größerer Energieversorger finanzieren sich laut den BET-Ergebnissen mehr über Fremdkapital. Die Eigenkapitalquote liegt bei den größten Unternehmen bei rund 30 %, während die kleineren Unternehmen etwa die Hälfte ihrer Finanzierung über Eigenkapital decken. „Eine hohe Eigenkapitalquote ist pauschal weder gut noch schlecht. Die Versorger mit mehr als 300 Mio. Euro Gesamtleistung nutzen jedoch verstärkt den sogenannten Leverage-Effekt und erhöhen auf diese Weise ihre Eigenkapitalrentabilität“, erklärt Johannes Hüllenkremer, Berater bei BET. Der Leverage-Effekt ist eine Art Hebelwirkung, bei der kleine Änderungen in einem wirtschaftlichen System zu großen Veränderungen führen können. Für kleinere Energieversorger bedeutet dies, dass eine überwiegende Fremdfinanzierung ihrer zukünftigen Investitionen in Energiewende und Klimaschutz durchaus in Erwägung gezogen werden sollte.
 
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Quelle: BET

Eine Detailanalyse der Kostenstruktur der Unternehmen gibt Hinweise darauf, dass kleinere Energieversorger stärker durch Fixkosten dominiert sind. Beträgt der Anteil der quasi-fixen Kosten – also Personal und Abschreibungen – für kleinere Energieversorger rund 20 %, nimmt dieser mit steigender Größe ab und macht nur noch rund 10 % in der Größenklasse ab 300 Mio. Euro aus. Während die großen Unternehmen der Stichprobe im Betrachtungszeitraum Effizienzpotenziale gehoben haben, ist die Belegschaft bei kleineren Unternehmen konstant geblieben. Durch die Kleinteiligkeit der Tätigkeiten, die zunehmende Komplexität des Marktes und die regulatorischen Anforderungen fällt es den kleinen Energieversorgungsunternehmen deutlich schwerer, Skaleneffekte zu realisieren und dem Profitabilitätsrückgang durch Kostensenkungen zu begegnen.

Vor dem Hintergrund der Analyse raten die Experten von BET insbesondere kleineren Energieversorgern zu prüfen, ob sie langfristig eine höhere Effizienz bei ihren Prozessen gewinnen müssen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und die Energiewende erfolgreich schultern zu können. Ein klares Geschäftsmodell und Kooperationen könnten auch kleineren Energieversorger ermöglichen, Vorreiter in der Energiewelt von morgen zu sein.

Freitag, 17.12.2021, 12:26 Uhr
Heidi Roider

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