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Energie & Management > Österreich - Energiekrise könnte die Energiewende beschleunigen
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

Energiekrise könnte die Energiewende beschleunigen

Beim Austrian Energy Day gab sich eine Strategin des Energieministeriums verhalten optimistisch. Die Technologien zur Krisenbewältigung seien auch gegen den Klimawandel hilfreich.
Die Energiekrise habe die Energiewende zumindest bis dato nicht aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil bestehe Grund zur Hoffnung, dass sie beschleunigen werde. Das sagte Judith Neyer, die Leiterin der Abteilung "Strategische Energiepolitik" im österreichischen Energieministerium (BMK), am 13. Oktober beim Austrian Energy Day in Wien.

Neyer zufolge gilt es, anzuerkennen, "dass wir nicht mit der Physik verhandeln können." Der wissenschaftliche Befund hinsichtlich der Auswirkungen der steigenden CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf das Weltklima sei unbestreitbar. Die Auswirkungen selbst seien gerade in diesem Sommer global sichtbar gewesen. Allerdings sind Neyer zufolge sämtliche für die Bewältigung der Klimakrise erforderlichen Technologien verfügbar: "Und das sind jene Technologien, die wir auch brauchen, um die derzeitige Energiekrise zu überstehen."

Eine zentrale Rolle spielen Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz, betonte Neyer: "Wir müssen uns darüber klar sein, dass Energie ein knappes Gut ist. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht werden muss, zählt. Das versuchen wir auch in unserer Politik abzubilden."

Eine weitere Säule dieser Politik bestehe im massiven Einsatz erneuerbarer Energien. Neyer verwies in diesem Zusammenhang auf das bekannte Ziel Österreichs, die Ökostromproduktion bis 2030 um rund 27 Mrd. kWh oder 50 % zu steigern. Dies würde rechnerisch die vollständige Deckung des österreichischen Strombedarfs ermöglichen. "Dieses Ziel haben wir uns nicht allein aus Gründen des Umweltschutzes gesetzt. Vielmehr geht es auch darum, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie langfristig abzusichern"“, erläuterte Neyer.

Die Industrie sei weitgehend zur "Verbündeten" der Politik in Sachen Energiewende geworden. Statt eines Abwanderns der Unternehmen in Gebiete außerhalb der EU wegen angeblich zu ambitionierter klimapolitischer Ziele ("Carbon Leakage") werde es künftig zur sogenannten "Green Leakage" kommen. Neyer: "Die Industrie wird dorthin gehen, wo die Energieversorgung sicher ist. Und das sind jene Länder, die sich so weit wie möglich mit erneuerbaren Energien versorgen."

"Dumme Fehler" vermeiden

Über die unmittelbare Krisenbewältigung hinaus müsse die europäische Politik das Design des Strommarktes gründlich überarbeiten, ergänzte Neyer. "Dafür sollten wir uns ausreichend Zeit nehmen. Bedenken wir: Es hat 20 Jahre gedauert, um das gegenwärtige System zu seiner heutigen Reife zu bringen." Jedenfalls gelte es, "dumme Fehler" zu vermeiden oder wenigstens aus diesen zu lernen. Auf die Frage der Redaktion, was mit "dummen Fehlern" gemeint ist, beschied Neyer: "Dumm ist grundsätzlich alles, was großer Investitionen mit langen Amortisationszeiten bedarf und wenig bringt."

Nicht Stellung nehmen wollte Neyer gegenüber der Redaktion zum Stand der etlichen offenen rechtlichen Vorhaben des BMK, vom Energieeffizienzgesetz über das Klimaschutzgesetz bis zum Erneuerbare-Wärme-Gesetz und zur Energielenkungsverordnung. Das Energieeffizienzgesetz und das Klimaschutzgesetz sollten schon seit beinahe zwei Jahren in Kraft sein.

Abseits des Austrian Energy Day bestätigten gut informierte Kreise der Redaktion, dass sich bei den Grünen um Energieministerin Leonore Gewessler zunehmend Frustration hinsichtlich des Agierens des Koalitionspartners, der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP), breitmacht. "Wir liefern Vorschlag um Vorschlag, und es kommt einfach nichts zurück. Warum das so ist, können wir uns nicht erklären", hieß es auf Anfrage der Redaktion.

Donnerstag, 13.10.2022, 16:48 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Energiekrise könnte die Energiewende beschleunigen
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Österreich
Energiekrise könnte die Energiewende beschleunigen
Beim Austrian Energy Day gab sich eine Strategin des Energieministeriums verhalten optimistisch. Die Technologien zur Krisenbewältigung seien auch gegen den Klimawandel hilfreich.
Die Energiekrise habe die Energiewende zumindest bis dato nicht aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil bestehe Grund zur Hoffnung, dass sie beschleunigen werde. Das sagte Judith Neyer, die Leiterin der Abteilung "Strategische Energiepolitik" im österreichischen Energieministerium (BMK), am 13. Oktober beim Austrian Energy Day in Wien.

Neyer zufolge gilt es, anzuerkennen, "dass wir nicht mit der Physik verhandeln können." Der wissenschaftliche Befund hinsichtlich der Auswirkungen der steigenden CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf das Weltklima sei unbestreitbar. Die Auswirkungen selbst seien gerade in diesem Sommer global sichtbar gewesen. Allerdings sind Neyer zufolge sämtliche für die Bewältigung der Klimakrise erforderlichen Technologien verfügbar: "Und das sind jene Technologien, die wir auch brauchen, um die derzeitige Energiekrise zu überstehen."

Eine zentrale Rolle spielen Technologien zur Steigerung der Energieeffizienz, betonte Neyer: "Wir müssen uns darüber klar sein, dass Energie ein knappes Gut ist. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht werden muss, zählt. Das versuchen wir auch in unserer Politik abzubilden."

Eine weitere Säule dieser Politik bestehe im massiven Einsatz erneuerbarer Energien. Neyer verwies in diesem Zusammenhang auf das bekannte Ziel Österreichs, die Ökostromproduktion bis 2030 um rund 27 Mrd. kWh oder 50 % zu steigern. Dies würde rechnerisch die vollständige Deckung des österreichischen Strombedarfs ermöglichen. "Dieses Ziel haben wir uns nicht allein aus Gründen des Umweltschutzes gesetzt. Vielmehr geht es auch darum, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie langfristig abzusichern"“, erläuterte Neyer.

Die Industrie sei weitgehend zur "Verbündeten" der Politik in Sachen Energiewende geworden. Statt eines Abwanderns der Unternehmen in Gebiete außerhalb der EU wegen angeblich zu ambitionierter klimapolitischer Ziele ("Carbon Leakage") werde es künftig zur sogenannten "Green Leakage" kommen. Neyer: "Die Industrie wird dorthin gehen, wo die Energieversorgung sicher ist. Und das sind jene Länder, die sich so weit wie möglich mit erneuerbaren Energien versorgen."

"Dumme Fehler" vermeiden

Über die unmittelbare Krisenbewältigung hinaus müsse die europäische Politik das Design des Strommarktes gründlich überarbeiten, ergänzte Neyer. "Dafür sollten wir uns ausreichend Zeit nehmen. Bedenken wir: Es hat 20 Jahre gedauert, um das gegenwärtige System zu seiner heutigen Reife zu bringen." Jedenfalls gelte es, "dumme Fehler" zu vermeiden oder wenigstens aus diesen zu lernen. Auf die Frage der Redaktion, was mit "dummen Fehlern" gemeint ist, beschied Neyer: "Dumm ist grundsätzlich alles, was großer Investitionen mit langen Amortisationszeiten bedarf und wenig bringt."

Nicht Stellung nehmen wollte Neyer gegenüber der Redaktion zum Stand der etlichen offenen rechtlichen Vorhaben des BMK, vom Energieeffizienzgesetz über das Klimaschutzgesetz bis zum Erneuerbare-Wärme-Gesetz und zur Energielenkungsverordnung. Das Energieeffizienzgesetz und das Klimaschutzgesetz sollten schon seit beinahe zwei Jahren in Kraft sein.

Abseits des Austrian Energy Day bestätigten gut informierte Kreise der Redaktion, dass sich bei den Grünen um Energieministerin Leonore Gewessler zunehmend Frustration hinsichtlich des Agierens des Koalitionspartners, der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP), breitmacht. "Wir liefern Vorschlag um Vorschlag, und es kommt einfach nichts zurück. Warum das so ist, können wir uns nicht erklären", hieß es auf Anfrage der Redaktion.

Donnerstag, 13.10.2022, 16:48 Uhr
Klaus Fischer

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