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Energie & Management > Bayern - Energiefirma als Stadionpate löst Posse in Fürstenfeldbruck aus
Bild: Fotolia, saschi79
Bayern

Energiefirma als Stadionpate löst Posse in Fürstenfeldbruck aus

Die Energiewende kennt Volltreffer. Und Eigentore. Als solches darf der Streit in Fürstenfeldbruck gelten, ob ein mutmaßlicher Stadtwerke-Konkurrent als Stadionsponsor auftreten darf.
Keine Frage, die Energiewende kostet Energie. Klimaschutzgesetze beschäftigen erst Parlamente und dann das Bundesverfassungsgericht. Eher selten gerät eine Fußballarena zum Schauplatz politischer Auseinandersetzung. So geschehen im beschaulichen Fürstenfeldbruck, westlich von München. Dort trug die Lokalpolitik über Monate ein Machtspielchen um die Namensgebung für ein Stadion aus, das der Stadt gehört und Heimat des örtlichen Sport-Clubs (SCF) ist.

In der ersten Halbzeit dieses Kräftemessens betritt ein Unternehmen namens Energiewerke Bayern das Spielfeld. Macht eine gute Figur, bietet 6.500 Euro. Möchte damit einen Kunstrasenplatz für die Juniorenabteilung samt moderner Flutlichtanlage sowie die erste Herrenmannschaft (Kreisliga A) des SCF fördern. Erwartet dafür, dass das „Stadion an der Klosterstraße“ zunächst für ein Jahr den Firmennamen trägt.

Die Halbzeitpause verstreicht ungenutzt, was sich im Nachhinein als Fehler erweisen soll.

In der zweiten Halbzeit nämlich bestimmt zunehmend die örtliche Politik das Spielgeschehen. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) grätscht Sponsoren und Verein Anfang März zunächst einmal weg. „Energiewerke“ als Namensgeber eines Stadions, das im Eigentum der Stadt ist, die wiederum Mutter der lokalen Stadtwerke ist – darf das sein? Ob da unliebsame Konkurrenz des örtlichen Versorgers günstig ein Schaufenster erhält? Das sei sorgsam zu prüfen und erst danach wieder im Stadtrat ausreichend zu diskutieren. Nach 90 Minuten ist keine Entscheidung gefallen.

Das zunehmend auf Kreisklassenniveau abgleitende Spiel geht in die Verlängerung, der Fußballverein bangt um die Geduld und das Geld des Sponsoren.

Ein Stadtratsmitglied will die Entscheidung erzwingen und beantragt bereits Ende März das Ende der Debatte und die finale Abstimmung im Rat. Fürstenfeldbrucks Gewählte sind noch nicht so weit: Mit 18:18 endet die Abstimmung darüber, ob in der Sache sofort abgestimmt werden soll, wie das Hornberger Schießen.

Es kommt zum Elfmeterschießen

Mittlerweile – mehr als zwei Monate sind vergangen, seit Verein und Sponsor den Ball ins Rollen brachten – hat sich herausgestellt, dass die Energiewerke Bayern GmbH alles andere als ein Versorger auf Stadtwerke-Niveau ist. Die Firma, die inzwischen ihren Sitz von Alling nach Puchheim verlegt hat, handelt mit Solaranlagen. Für diese sensationelle Erkenntnis hätte eine Internetrecherche in der Halbzeitpause womöglich ausgereicht. Wo keine Konkurrenz, da kein Gegner, da kein Grund zur Blockade. Am 27. April endet das energiezehrende Spiel mit 30:8. Was kein gewöhnliches Ergebnis eines Elfmeterschießens ist, aber was an der Sache ist schon gewöhnlich?

Wo sonst der Abpfiff ertönt, gönnt sich die Provinzposse ein Nachspiel

Oberbürgermeister Raff und Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Markus Droth sind über die Wochen an den Rand einer rechtlichen Auseinandersetzung geraten. Überdies hatte der Vereinspräsident des SCF wegen einiger Interventionen des Rathauschefs Anzeige gegen Raff erstattet und zudem Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Auch im ersten Fall geht es in die Verlängerung, weil der Klubvorsitzende Akteneinsicht verlangt hat und das Verfahren damit noch nicht – wie von der Staatsanwaltschaft beabsichtigt – eingestellt ist.

Ein Spiel ohne echte Gewinner reißt Wunden − am Stadion an der Klosterstraße und in der Lokalpolitik. Mit der Energiewende hat das nichts zu tun, mit Fußball auch nicht. So scheint es.

In einem Jahr läuft der Name „Energiewerke Bayern Stadion“ laut Vertrag aus. Neues Spiel, neues Glück?

Freitag, 30.04.2021, 09:22 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bayern - Energiefirma als Stadionpate löst Posse in Fürstenfeldbruck aus
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Bayern
Energiefirma als Stadionpate löst Posse in Fürstenfeldbruck aus
Die Energiewende kennt Volltreffer. Und Eigentore. Als solches darf der Streit in Fürstenfeldbruck gelten, ob ein mutmaßlicher Stadtwerke-Konkurrent als Stadionsponsor auftreten darf.
Keine Frage, die Energiewende kostet Energie. Klimaschutzgesetze beschäftigen erst Parlamente und dann das Bundesverfassungsgericht. Eher selten gerät eine Fußballarena zum Schauplatz politischer Auseinandersetzung. So geschehen im beschaulichen Fürstenfeldbruck, westlich von München. Dort trug die Lokalpolitik über Monate ein Machtspielchen um die Namensgebung für ein Stadion aus, das der Stadt gehört und Heimat des örtlichen Sport-Clubs (SCF) ist.

In der ersten Halbzeit dieses Kräftemessens betritt ein Unternehmen namens Energiewerke Bayern das Spielfeld. Macht eine gute Figur, bietet 6.500 Euro. Möchte damit einen Kunstrasenplatz für die Juniorenabteilung samt moderner Flutlichtanlage sowie die erste Herrenmannschaft (Kreisliga A) des SCF fördern. Erwartet dafür, dass das „Stadion an der Klosterstraße“ zunächst für ein Jahr den Firmennamen trägt.

Die Halbzeitpause verstreicht ungenutzt, was sich im Nachhinein als Fehler erweisen soll.

In der zweiten Halbzeit nämlich bestimmt zunehmend die örtliche Politik das Spielgeschehen. Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) grätscht Sponsoren und Verein Anfang März zunächst einmal weg. „Energiewerke“ als Namensgeber eines Stadions, das im Eigentum der Stadt ist, die wiederum Mutter der lokalen Stadtwerke ist – darf das sein? Ob da unliebsame Konkurrenz des örtlichen Versorgers günstig ein Schaufenster erhält? Das sei sorgsam zu prüfen und erst danach wieder im Stadtrat ausreichend zu diskutieren. Nach 90 Minuten ist keine Entscheidung gefallen.

Das zunehmend auf Kreisklassenniveau abgleitende Spiel geht in die Verlängerung, der Fußballverein bangt um die Geduld und das Geld des Sponsoren.

Ein Stadtratsmitglied will die Entscheidung erzwingen und beantragt bereits Ende März das Ende der Debatte und die finale Abstimmung im Rat. Fürstenfeldbrucks Gewählte sind noch nicht so weit: Mit 18:18 endet die Abstimmung darüber, ob in der Sache sofort abgestimmt werden soll, wie das Hornberger Schießen.

Es kommt zum Elfmeterschießen

Mittlerweile – mehr als zwei Monate sind vergangen, seit Verein und Sponsor den Ball ins Rollen brachten – hat sich herausgestellt, dass die Energiewerke Bayern GmbH alles andere als ein Versorger auf Stadtwerke-Niveau ist. Die Firma, die inzwischen ihren Sitz von Alling nach Puchheim verlegt hat, handelt mit Solaranlagen. Für diese sensationelle Erkenntnis hätte eine Internetrecherche in der Halbzeitpause womöglich ausgereicht. Wo keine Konkurrenz, da kein Gegner, da kein Grund zur Blockade. Am 27. April endet das energiezehrende Spiel mit 30:8. Was kein gewöhnliches Ergebnis eines Elfmeterschießens ist, aber was an der Sache ist schon gewöhnlich?

Wo sonst der Abpfiff ertönt, gönnt sich die Provinzposse ein Nachspiel

Oberbürgermeister Raff und Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Markus Droth sind über die Wochen an den Rand einer rechtlichen Auseinandersetzung geraten. Überdies hatte der Vereinspräsident des SCF wegen einiger Interventionen des Rathauschefs Anzeige gegen Raff erstattet und zudem Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht. Auch im ersten Fall geht es in die Verlängerung, weil der Klubvorsitzende Akteneinsicht verlangt hat und das Verfahren damit noch nicht – wie von der Staatsanwaltschaft beabsichtigt – eingestellt ist.

Ein Spiel ohne echte Gewinner reißt Wunden − am Stadion an der Klosterstraße und in der Lokalpolitik. Mit der Energiewende hat das nichts zu tun, mit Fußball auch nicht. So scheint es.

In einem Jahr läuft der Name „Energiewerke Bayern Stadion“ laut Vertrag aus. Neues Spiel, neues Glück?

Freitag, 30.04.2021, 09:22 Uhr
Volker Stephan

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