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Ohne grüne Moleküle keine sichere Energiezukunft: en2x-Hauptgeschäftsführer Christian Küchen warnt vor Versorgungslücken und fordert technologieoffene, marktfähige Transformationspfade.
Grüner Strom überall dort, wo es passt, „aber auch langfristig werden wir ein versorgungsicheres Energiesystem brauchen, das nicht ohne flexibel einsetzbare, speicherbare und transportierbare Moleküle auskommen wird. Und das sind nun einmal Kohlenwasserstoffe“, kommentierte Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie en2x, in einer Veranstaltung des Forums für Zukunftsenergien, in der es um die Bewertung der für den Energiebereich relevanten Vereinbarungen des Koalitionspapiers ging.
Nach Einschätzung von Küchen ist das Thema Kohlenwasserstoffe in der politischen Gewichtung aber noch nicht ausreichend verankert. Neben der Wasserstoffstrategie müsse dringend auch eine Kohlenstoffstrategie umgesetzt werden. „Dafür muss man schnell einen belastbaren Transformationsrahmen entwickeln.“ Und es dürfe auf diesem Weg die stetige Versorgungssicherheit nicht aus dem Blick geraten. Zumindest der Flug- und Schiffsverkehr, die Landwirtschaft sowie die chemische Industrie für ihre Basisrohstoffe würden auch zukünftig wohl nicht auf grüne Kohlenwasserstoffe verzichten können.
Dass in dem Wandelprozess immer genug davon da sein, werde als gegeben angenommen. Diese Haltung aber sei nicht unproblematisch. „In diesem Jahr werden rund zehn Prozent der deutschen Raffinerie-Verarbeitungskapazität geschlossen“, so Küchen. Wenn der Rückbau unkontrolliert geschehe, wenn es also nicht gelinge, das heutige Geschäftsmodell zu erhalten und gleichzeitig eine Geschäftsbasis für die Transformation in eine klimaneutrale Zukunft zu entwickeln, dann sei nicht nur das Klimaziel in Gefahr, sondern auch die Versorgungssicherheit, warnte er.
Vom Zielpfad Klimaneutralität noch weit entfernt
„Wir müssen die Weichen so stellen, dass auch langfristig die Investitionen in Deutschland getätigt werden können. Die Investitionsmittel, die global zur Verfügung stehen, suchen sich weltweit die besten Standorte aus. Das muss verstanden werden. Wir müssen also attraktiver werden“, unterstrich der Verbandschef.
Noch ist die Energiewende im Verkehrssektor kaum mehr als ein zartes Pflänzchen, sieht man vom allmählich wachsenden Anteil der Stromer ab. Küchen zufolge ist die Mineralölbranche hier aber mit dem Einsatz von Biokraftstoffen bisher auf gutem Weg zu einer CO2-Minderung. Auch habe sie bereits stark in die Strom-Ladeinfrastruktur investiert. Ebenso seien große Investitionen in grünen Wasserstoff und in eigene Elektrolyseure getätigt worden. „Aber wenn wir uns ehrlich machen, sind wir vom Zielpfad, 2045 oder 2050 klimaneutral zu werden, noch weit entfernt“, erklärte er. Das liege nun einmal auch an den mangelnden Rahmenbedingungen.
Küchen plädiert dafür, die Frage des Einsatzes von grünen Molekülen perspektivisch nicht zu eng zu setzen: „Es ist gut, wenn am Ende viele Kunden anstehen, die daran Interesse haben und bereit sind, den Mehrpreis zu zahlen.“ Eine Vielzahl an Abnehmern bringe den Investoren schließlich eine gewisse Sicherheit.
Mit Blick auf den Verkehrssektor gilt nach heutigem Stand noch, dass in der EU ab 2035 keine Neuwagen mehr zugelassen werden dürfen, in denen ein Verbrennungsmotor steckt. Küchen setzt darauf, dass sich hier noch etwas tun wird und „etwas mehr Technologieoffenheit reinkommt“. Im Koalitionsvertrag gebe es Hinweise darauf, so der en2x-Chef, dass die künftige Bundesregierung „hocheffizienten Verbrennungsfahrzeugen“, also Plug-In-Hybriden und Autos mit Range-Extendern, durchaus positiv gegenüberstehe, weil diese in der Hauptlast elektrisch, in manchen Situationen aber auch mit fortschrittlichen, klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden könnten. „Wir sehen das auch langfristig als erforderlich an, weil man mit hybriden Lösungen am Ende auch Lastspitzen im Stromnetz vermeiden kann.“
Dies gelte auch für den Wärmesektor. Wenn hier überwiegend auf die Wärmepumpe gesetzt werde, bedeute das große Ausbaubedarfe im Stromnetz. Diese könne man aber drastisch reduzieren, wenn bei einem Teil der Gebäude Hybridlösungen zum Einsatz kommen würden.
Dienstag, 15.04.2025, 16:24 Uhr
Klaus Lockschen
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