Die HyBalance-Anlage in Hobro, Dänemark, Quelle: HyBalance
Die aktuell hohen Energiepreise befördern das Vorhaben der Stadt Luckau, aus überschüssigem Windstrom, der nicht ins Netz passt, Wasserstoff für Fahrzeuge und Industrie zu erzeugen.
Die Lausitz zwischen Brandenburg und Sachsen ist heute noch als Braunkohleregion bekannt. Darum gilt es, Alternativen für die Zeit nach dem Kohleausstieg zu finden. Die Verantwortlichen wollen hier auf neue Energieträger setzen, wie die Lausitzer Rundschau berichtet. Im brandenburgischen Luckau (Landkreis Dahme-Spreewald), arbeiten Politik und Industrie daran, aus Windstrom nachhaltig Wasserstoff zu erzeugen. Angesichts der aktuell hohen Erdgaspreise könnte sich das Projekt früher rechnen, als zunächst angenommen.
Damit werde zugleich mehr erneuerbarer Strom genutzt, auch wenn er nicht ins Netz passt. Projektentwickler Terravent will den Wasserstoff aus Elektrolyseuren in Tankfahrzeugen zu Wasserstoff-Tankstellen in der Region bringen. So könnten Transporteure und Busunternehmen künftig klimaneutral fahren. Luckaus Bürgermeister Gerald Lehmann (parteilos) steht hinter dem Projekt. Ihn ärgerten die oftmals abgeschalteten Windturbinen vor den Toren seiner Stadt. Luckau hat auf einer höher gelegenen Ebene, der Dubener Platte, das größte Windeignungsgebiet der Planungsregion Lausitz-Spreewald in Sichtweite.
Mehr Windturbinen für die Elektrolyse
Im südlichen Bereich des Windparks sollen nun fünf weitere Windturbinen mit einer Nabenhöhe von etwa 160 Metern und einer Nennleistung von jeweils 4 bis 6 MW aufgestellt werden. Sie sollen speziell Strom für die Wasserstoff-Produktion liefern. Die Stadtverordneten haben die notwendige Änderung des Bebauungsplanes kürzlich beschlossen. Weitere genehmigungstechnische Fragen seien zu klären, sagte Lehmann.
Die Stadtverwaltung erhofft sich von der Wasserstoff-Produktion noch einen weiteren Vorteil, der ebenso einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll. Sie hofft, auch die beim Elektrolyseprozess anfallende Abwärme nutzen zu können. Damit könnten Gebäude wie Schulen oder das Krankenhaus beheizt werden. Bürgermeister Lehmann wünscht sich ein CO2-freies Quartier als Modellvorhaben vor. Ob die beim Elektrolyseprozess anfallende Abwärme genügt, müsse aber erst noch untersucht werden.
Steigender Wasserstoffbedarf prognostiziert
Die Lausitz soll eine von neun Wasserstoffregionen in Deutschland werden. Damit soll nach dem Willen der Bundesregierung die Entwicklung der Wasserstofftechnologie vorangebracht werden. Einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) zufolge könnte Wasserstoff in der Region fossile Energieträger bereits bis 2030 zu einem entscheidenden Teil ersetzen.
Wenn man alle potenziellen Wasserstoffverbraucher im Verkehr, der chemischen sowie der Stahlindustrie einbeziehe, könnte der Gesamtbedarf an Wasserstoff in der Lausitz von annähernd null auf etwa 160.000 Tonnen pro Jahr ansteigen, heißt es in der Studie. Bis zum Jahr 2050 könnte der Bedarf laut der Prognose insgesamt auf rund eine Million Tonnen pro Jahr ansteigen.
Dienstag, 19.04.2022, 15:53 Uhr
Susanne Harmsen
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