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Energie & Management > Vertrieb - Eine Weile lang kostenlosen Strom
Quelle: Fotolia / Photo-K
Vertrieb

Eine Weile lang kostenlosen Strom

Der Verbund hat sich für seine österreichische Kundschaft eine besondere Entlastungsaktion ausgedacht. Sie gilt auch für Gewerbekunden.
Österreichische Privat- und Gewerbekundschaft, die von den drastischen Strom- und Gaspreiserhöhungen des Versorgers Verbund betroffen sind, erhalten den ganzen Juli und August den Strom kostenlos. Das ist der Kern einer ungewöhnlichen Ankündigung des größten österreichischen Stromversorgers vom 24. Mai.

​Neun-Euro-Ticket für Strom

Die Gratismonate sind Teil eines "Energiebonus-Pakets", das der größte österreichische Stromversorger bereits in groben Zügen angekündigt hatte. Allein, ganz gratis sind die zwei Gratismonate dann doch nicht: Nur die nackte Energiezahlung entfällt, die regulierten Netzentgelte und die staatlichen Belastungen werden nach wie vor erhoben.

Die ganze Entlastung soll automatisch erfolgen, durch die Abbuchung niedrigerer Abschläge, in Österreich "Vorschreibungen" genannt. Beziehende staatlicher Fürsorge bekommen zwei weitere Monate kostenlos Elektrizität.

Mit dem Paket legt der Verbund einen Schnaps drauf, nachdem er bereits zur Preiserhöhung am 1. Mai eine einmalige Entlastung um 30 Euro angekündigt hatte, die allerdings erst bei der nächsten Abrechnung wirksam wird.

Der Versorger hatte laut dem Regulierer E-Control die Strompreise diverser Produkte um durchschnittlich 77 % oder 254 Euro jährlich erhöht. Bei Gas war es demnach im Mittel ein Plus von 148 % oder 894 Euro. Beides wurde − wie von anderen Versorgern auch − mit den explodierten Beschaffungspreisen begründet. Der Verbund verwies auch auf die Preisgleitklauseln in den AGB, die sich auf Strom- und Gaspreisindizes der Österreichischen Energieagentur beziehen (Öspi und Ögpi). Er stellte jetzt eine Neubewertung der Klauseln selbst in Aussicht.

​Erwartungshaltung der Politik

Der Verbund hatte in diesem Monat einen um 256 % gestiegenen Quartalsgewinn im Konzern gemeldet, nämlich 514 Mio. Euro, bei einem um 210 % vermehrten Umsatz von 2,53 Mrd. Euro (wir berichteten). Schon im März hatte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) klar gemacht: „Der Staat darf nicht an den Mehreinnahmen durch die Energiekrise verdienen. Das haben wir immer gesagt.“ Das Entlastungspaket der Bundesregierung refinanziere sich mit erhöhten Steuereinnahmen und Dividenden von den Energieversorgern, deren größte mehrheitlich im Besitz des Bundes und der Bundesländer sind.

Am 25. Mai schlug der Verbund-Vorstand denn auch den Aktionären im Vorgriff auf die Hauptversammlung 2023 eine Sonderdividende von 400 Mio. Euro auf das Jahresergebnis 2022 vor. Ingesamt würde sich dann die Ausschüttung, wenn man die Dividendenquote 2021 und den Mittelwert der Ergebnisprognose für 2022 heranzieht, auf 1,2 Mrd. Euro summieren, so der Vorstand. Das Unternehmen gehört nach eigenen Angaben zu 51 % der Republik Österreich, zu gut einem Viertel einem Syndikat aus den niederösterreichischen Versorgern EVN und Wiener Stadtwerke, zu 5 % der Tiroler Tiwag und zu gut 20 % kleinen Aktionären.

Die Preiserhöhungen im Verhältnis

Bei Gas fällt die Preiserhöhung des Verbunds im Österreich-Vergleich von E-Control sowohl prozentual als auch mit der nominellen Zusatzbelastung aus dem Rahmen. In diesem Jahr haben andere Gasversorger demnach ihre Lieferungen um 14 % (Stadtbetriebe Steyr) bis 60 % (Tigas) verteuert.

Bei seinem Kerngeschäft Strom liegt die Preiserhöhung des Verbunds im laufenden Jahr an zweithöchster Stelle: Das E-Werk Altenfelden langt seit 15. April um 167 % stärker zu. Auch nominell muss die Durchschnittskundschaft dieses kleinen Versorgers seitdem 707 Euro mehr pro Jahr zahlen.

Freitag, 27.05.2022, 11:29 Uhr
Georg Eble
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Eine Weile lang kostenlosen Strom
Der Verbund hat sich für seine österreichische Kundschaft eine besondere Entlastungsaktion ausgedacht. Sie gilt auch für Gewerbekunden.
Österreichische Privat- und Gewerbekundschaft, die von den drastischen Strom- und Gaspreiserhöhungen des Versorgers Verbund betroffen sind, erhalten den ganzen Juli und August den Strom kostenlos. Das ist der Kern einer ungewöhnlichen Ankündigung des größten österreichischen Stromversorgers vom 24. Mai.

​Neun-Euro-Ticket für Strom

Die Gratismonate sind Teil eines "Energiebonus-Pakets", das der größte österreichische Stromversorger bereits in groben Zügen angekündigt hatte. Allein, ganz gratis sind die zwei Gratismonate dann doch nicht: Nur die nackte Energiezahlung entfällt, die regulierten Netzentgelte und die staatlichen Belastungen werden nach wie vor erhoben.

Die ganze Entlastung soll automatisch erfolgen, durch die Abbuchung niedrigerer Abschläge, in Österreich "Vorschreibungen" genannt. Beziehende staatlicher Fürsorge bekommen zwei weitere Monate kostenlos Elektrizität.

Mit dem Paket legt der Verbund einen Schnaps drauf, nachdem er bereits zur Preiserhöhung am 1. Mai eine einmalige Entlastung um 30 Euro angekündigt hatte, die allerdings erst bei der nächsten Abrechnung wirksam wird.

Der Versorger hatte laut dem Regulierer E-Control die Strompreise diverser Produkte um durchschnittlich 77 % oder 254 Euro jährlich erhöht. Bei Gas war es demnach im Mittel ein Plus von 148 % oder 894 Euro. Beides wurde − wie von anderen Versorgern auch − mit den explodierten Beschaffungspreisen begründet. Der Verbund verwies auch auf die Preisgleitklauseln in den AGB, die sich auf Strom- und Gaspreisindizes der Österreichischen Energieagentur beziehen (Öspi und Ögpi). Er stellte jetzt eine Neubewertung der Klauseln selbst in Aussicht.

​Erwartungshaltung der Politik

Der Verbund hatte in diesem Monat einen um 256 % gestiegenen Quartalsgewinn im Konzern gemeldet, nämlich 514 Mio. Euro, bei einem um 210 % vermehrten Umsatz von 2,53 Mrd. Euro (wir berichteten). Schon im März hatte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) klar gemacht: „Der Staat darf nicht an den Mehreinnahmen durch die Energiekrise verdienen. Das haben wir immer gesagt.“ Das Entlastungspaket der Bundesregierung refinanziere sich mit erhöhten Steuereinnahmen und Dividenden von den Energieversorgern, deren größte mehrheitlich im Besitz des Bundes und der Bundesländer sind.

Am 25. Mai schlug der Verbund-Vorstand denn auch den Aktionären im Vorgriff auf die Hauptversammlung 2023 eine Sonderdividende von 400 Mio. Euro auf das Jahresergebnis 2022 vor. Ingesamt würde sich dann die Ausschüttung, wenn man die Dividendenquote 2021 und den Mittelwert der Ergebnisprognose für 2022 heranzieht, auf 1,2 Mrd. Euro summieren, so der Vorstand. Das Unternehmen gehört nach eigenen Angaben zu 51 % der Republik Österreich, zu gut einem Viertel einem Syndikat aus den niederösterreichischen Versorgern EVN und Wiener Stadtwerke, zu 5 % der Tiroler Tiwag und zu gut 20 % kleinen Aktionären.

Die Preiserhöhungen im Verhältnis

Bei Gas fällt die Preiserhöhung des Verbunds im Österreich-Vergleich von E-Control sowohl prozentual als auch mit der nominellen Zusatzbelastung aus dem Rahmen. In diesem Jahr haben andere Gasversorger demnach ihre Lieferungen um 14 % (Stadtbetriebe Steyr) bis 60 % (Tigas) verteuert.

Bei seinem Kerngeschäft Strom liegt die Preiserhöhung des Verbunds im laufenden Jahr an zweithöchster Stelle: Das E-Werk Altenfelden langt seit 15. April um 167 % stärker zu. Auch nominell muss die Durchschnittskundschaft dieses kleinen Versorgers seitdem 707 Euro mehr pro Jahr zahlen.

Freitag, 27.05.2022, 11:29 Uhr
Georg Eble

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