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Energie & Management > Windkraft Offshore - Eine Delle bei Europas Windkraftausbau auf See
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Windkraft Offshore

Eine Delle bei Europas Windkraftausbau auf See

Auch wenn Rekorde 2020 ausblieben, ist der Branchenverband Windeurope positiv über die Zukunft der Offshore-Windenergie gestimmt - nicht zuletzt wegen des Green New Deals aus Brüssel.
Nach dem Rekordausbau mit 3.623 MW im Jahr 2019 gab es für die europäische Offshore-Windbranche im vergangenen Jahr einen Rückschlag: Nach Angaben des Branchenverbandes Windeurope haben es die neun komplett in Betrieb gegangenen Meerwindkraftwerke zusammen auf eine Leistung von 2.918 MW gebracht. Das entspricht einem Minus von rund 20 % gegenüber 2019. Mit 1.493 MW Leistung entfiel fast die Hälfte des 2020er Zubaus auf See auf die Niederlande, gefolgt von Belgien (706 MW) und Großbritannien (483 MW).

Das Minus in Europas 2020er Offshore-Windbilanz hängt eng mit der Stagnation vor den deutschen Küsten zusammen. Konnte Deutschland 2019 noch den Start von 1.111 MW Windkraftleistung auf See vermelden, waren es im vergangenen Jahr lediglich 219 MW. Neben den vier klassischen Offshore-Windländer Großbritannien, Deutschland, Niederlande und Belgien hat auch Portugal einen kleinen Beitrag zum Ausbau der Offshore-Windenergie geleistet: Bei dem Projekt Wind Float Atlantic sind im vergangenen Jahr zwei der insgesamt drei vorgesehenen MHI Vestas-Turbinen mit jeweils 8,4 MW Leistung vor der nordportugiesischen Küste endlich in Betrieb gegangen, was die Windeurope-Statistik mit einer neu installierten Leistung von 17 MW verbucht.

Von einer Baisse bei der Windenergienutzung auf See will Windeurope-Geschäftsführer Giles Dickson überhaupt nicht sprechen: „Wir haben 2020 eine Rekordinvestition in neue Offshore-Windparks erlebt.“ Nach Berechnungen des Branchenverbandes beläuft sich diese Investitionssumme auf rund 26,3 Mrd. Euro, mit der in den nächsten Jahren mehrere neue Offshore-Windparks mit zusammen 7.100 MW Leistung gebaut werden. Noch eine Entwicklung stimmt Dickson positiv: „Der Ausbau der Offshore-Windenergie konzentriert sich nicht mehr länger schwerpunktmäßig auf die Nordsee.“ So hätten unter anderem Griechenland, Spanien oder die drei baltischen Staaten für die kommenden Jahre Ausbaupläne für die Offshore-Windenergie angekündigt.

Zu den neuen Hoffnungsträgern zählt auch Polen. „Historisch“ nennt Windeurope das vor wenigen Wochen vom polnischen Parlament verabschiedete Gesetz, bis zum Jahr 2050 vor der eigenen Küste Offshore-Windparks mit einer Leistung von zusammen 28.000 MW fördern und bauen zu wollen. Dass die Offshore-Windenergie in Europa trotz der letztjährigen Ausbaudelle künftig im Aufwind ist, hat nach Einschätzung von Windeurope viel mit dem Green New Deal zu tun. Um die für 2050 angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, setzt die EU-Kommission auf einen massiven Ausbau der Offshore-Windenergie. Die im vergangenen Jahr veröffentlichte EU Offshore Renewable Energy Strategy sieht eine Kapazität von 300.000 MW bis zum Jahr 2050 vor, zwölf Mal mehr als die heute installierte Leistung.

Noch ist offen, welchen Anteil dazu die Floating-Technologie beitragen wird. Nach der Windeurope-Analyse gab es bis Ende vergangenen Jahres erste installierte Pilotprojekte mit zusammen 62 MW Leistung. Mit diesen 62 MW entfielen rund 83 % der derzeitigen weltweiten Floating-Leistung auf Europa – ein Indiz dafür, wie weit die schwimmenden Offshore-Windparks noch in den Kinderschuhen stecken. Der Durchbruch für die Floating-Projekte dürfte wohl erst im kommenden Jahrzehnt zu erwarten sein: Windeurope spricht von einer Projektpipeline mit einem Volumen von rund 7.000 MW. Das Gros der Projekte dürfte auf Großbritannien, Norwegen und Frankreich entfallen.

Bei einer anderen Entwicklung zeichnet sich ein ganz anderes Tempo ab: Im vergangenen Jahr sind, so die Windeurope-Statistik, bereits sechs Offshore-Wind-PPAs vereinbart worden. Zu den Stromlieferkunden zählten unter anderem bekannte Konzerne wie Nestle, Amazon und die Deutsche Bahn. So hatte Deutschlands Staatsunternehmen auf Schienen im vergangenen Spätherbst einen PPA mit dem RWE-Konzern vereinbart, der ab Herbst 2024 eine Stromlieferung von jährlich 260 Mio. kWh aus dem Projekt Amrumbank-West für 15 Jahre vorsieht. PPA und Offshore-Windenergie – solche Verträge scheinen zum neuen Normal zu werden. Auch deshalb bewertet Windeurope das Offshore-Windjahr 2020 als weitaus erfolgreicher als es die reinen Ausbauzahlen vermuten lassen.

 
Die Zubau-Zahlen seit 2010 nach Ländern
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Grafik: Windeurope

Montag, 8.02.2021, 12:42 Uhr
Ralf Köpke
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Windkraft Offshore
Eine Delle bei Europas Windkraftausbau auf See
Auch wenn Rekorde 2020 ausblieben, ist der Branchenverband Windeurope positiv über die Zukunft der Offshore-Windenergie gestimmt - nicht zuletzt wegen des Green New Deals aus Brüssel.
Nach dem Rekordausbau mit 3.623 MW im Jahr 2019 gab es für die europäische Offshore-Windbranche im vergangenen Jahr einen Rückschlag: Nach Angaben des Branchenverbandes Windeurope haben es die neun komplett in Betrieb gegangenen Meerwindkraftwerke zusammen auf eine Leistung von 2.918 MW gebracht. Das entspricht einem Minus von rund 20 % gegenüber 2019. Mit 1.493 MW Leistung entfiel fast die Hälfte des 2020er Zubaus auf See auf die Niederlande, gefolgt von Belgien (706 MW) und Großbritannien (483 MW).

Das Minus in Europas 2020er Offshore-Windbilanz hängt eng mit der Stagnation vor den deutschen Küsten zusammen. Konnte Deutschland 2019 noch den Start von 1.111 MW Windkraftleistung auf See vermelden, waren es im vergangenen Jahr lediglich 219 MW. Neben den vier klassischen Offshore-Windländer Großbritannien, Deutschland, Niederlande und Belgien hat auch Portugal einen kleinen Beitrag zum Ausbau der Offshore-Windenergie geleistet: Bei dem Projekt Wind Float Atlantic sind im vergangenen Jahr zwei der insgesamt drei vorgesehenen MHI Vestas-Turbinen mit jeweils 8,4 MW Leistung vor der nordportugiesischen Küste endlich in Betrieb gegangen, was die Windeurope-Statistik mit einer neu installierten Leistung von 17 MW verbucht.

Von einer Baisse bei der Windenergienutzung auf See will Windeurope-Geschäftsführer Giles Dickson überhaupt nicht sprechen: „Wir haben 2020 eine Rekordinvestition in neue Offshore-Windparks erlebt.“ Nach Berechnungen des Branchenverbandes beläuft sich diese Investitionssumme auf rund 26,3 Mrd. Euro, mit der in den nächsten Jahren mehrere neue Offshore-Windparks mit zusammen 7.100 MW Leistung gebaut werden. Noch eine Entwicklung stimmt Dickson positiv: „Der Ausbau der Offshore-Windenergie konzentriert sich nicht mehr länger schwerpunktmäßig auf die Nordsee.“ So hätten unter anderem Griechenland, Spanien oder die drei baltischen Staaten für die kommenden Jahre Ausbaupläne für die Offshore-Windenergie angekündigt.

Zu den neuen Hoffnungsträgern zählt auch Polen. „Historisch“ nennt Windeurope das vor wenigen Wochen vom polnischen Parlament verabschiedete Gesetz, bis zum Jahr 2050 vor der eigenen Küste Offshore-Windparks mit einer Leistung von zusammen 28.000 MW fördern und bauen zu wollen. Dass die Offshore-Windenergie in Europa trotz der letztjährigen Ausbaudelle künftig im Aufwind ist, hat nach Einschätzung von Windeurope viel mit dem Green New Deal zu tun. Um die für 2050 angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, setzt die EU-Kommission auf einen massiven Ausbau der Offshore-Windenergie. Die im vergangenen Jahr veröffentlichte EU Offshore Renewable Energy Strategy sieht eine Kapazität von 300.000 MW bis zum Jahr 2050 vor, zwölf Mal mehr als die heute installierte Leistung.

Noch ist offen, welchen Anteil dazu die Floating-Technologie beitragen wird. Nach der Windeurope-Analyse gab es bis Ende vergangenen Jahres erste installierte Pilotprojekte mit zusammen 62 MW Leistung. Mit diesen 62 MW entfielen rund 83 % der derzeitigen weltweiten Floating-Leistung auf Europa – ein Indiz dafür, wie weit die schwimmenden Offshore-Windparks noch in den Kinderschuhen stecken. Der Durchbruch für die Floating-Projekte dürfte wohl erst im kommenden Jahrzehnt zu erwarten sein: Windeurope spricht von einer Projektpipeline mit einem Volumen von rund 7.000 MW. Das Gros der Projekte dürfte auf Großbritannien, Norwegen und Frankreich entfallen.

Bei einer anderen Entwicklung zeichnet sich ein ganz anderes Tempo ab: Im vergangenen Jahr sind, so die Windeurope-Statistik, bereits sechs Offshore-Wind-PPAs vereinbart worden. Zu den Stromlieferkunden zählten unter anderem bekannte Konzerne wie Nestle, Amazon und die Deutsche Bahn. So hatte Deutschlands Staatsunternehmen auf Schienen im vergangenen Spätherbst einen PPA mit dem RWE-Konzern vereinbart, der ab Herbst 2024 eine Stromlieferung von jährlich 260 Mio. kWh aus dem Projekt Amrumbank-West für 15 Jahre vorsieht. PPA und Offshore-Windenergie – solche Verträge scheinen zum neuen Normal zu werden. Auch deshalb bewertet Windeurope das Offshore-Windjahr 2020 als weitaus erfolgreicher als es die reinen Ausbauzahlen vermuten lassen.

 
Die Zubau-Zahlen seit 2010 nach Ländern
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Grafik: Windeurope

Montag, 8.02.2021, 12:42 Uhr
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