E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Ein Zeichen der Konsolidierung
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

Ein Zeichen der Konsolidierung

Smart-Meter-Gateway-Administratoren spielen eine wesentliche Rolle im intelligenten Messwesen. Doch nicht alle Dienstleister können am Markt bestehen.
Der Rollout intelligenter Messsysteme spielt eine ganz wesentliche Rolle bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft und die Gateway-Administration spielt eine ganz wesentliche Rolle beim Rollout.

Aktuell sind 44 Unternehmen als Smart-Meter-Gateway-Administratoren beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gelistet. „Der Smart-Meter-Gateway-Administrator ist entweder der Messstellenbetreiber (…) oder ein Unternehmen, das vom Messstellenbetreiber beauftragt wurde“, heißt es auf einer Internetseite des BSI. Zur Stellenbeschreibung des Administrators gehören beispielsweise die Installation der Smart Meter Gateways, ihre Konfiguration und Inbetriebnahme, die informationstechnische Anbindung von Messgeräten und anderen technischen Einrichtungen an das Gateway sowie dessen Wartung. Um die Rolle auszuüben, muss man vom BSI zertifiziert sein.

Eine Reihe kommunaler Unternehmen aus Bayern und Baden-Württemberg wollte diese Funktionen in einem Joint Venture bündeln − für die eigenen acht Gesellschafter und für Dritte. Nun ist die Metering Süd, so der Name des aktuell noch beim BSI gelisteten Gemeinschaftsunternehmens, in Liquidation.
 
Metering Süd zieht sich vom Markt zurück
 
Die bisherigen Anteilseigner beziehen die Dienstleistung nun vom Markt. Auch die Allgäuer Überlandwerk GmbH gehört dazu. In einem Gespräch mit Journalisten im Juni gab deren Geschäftsführer Michael Lucke einen Einblick in die Beweggründe, künftig der Gwadriga − ein Gemeinschaftsunternehmen von EWE, Rheinenergie und Westfalen Weser Netz − die Administration der Smart Meter Gateways zu übertragen.

„Wir sind alle etwas ernüchtert“, sagte Lucke. Die Metering Süd sei gegründet worden mit dem Bestreben, Mehrwerte mithilfe des Smart Meter Gateways zu schaffen. Doch zum einen habe man feststellen müssen, dass kaum geeignete und verlässliche IT-Partner zu finden waren. Zum anderen habe sich auch gezeigt, dass die erhoffte Skalierung der betreuten Messstellen unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht zu erreichen war. Die ursprüngliche Zuversicht der Gesellschafter basierte auf rund 1,1 Mio. Messstellen für Strom in den eigenen Netzgebieten, von denen mehr als 200.000 mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet werden müssen.

Für Michal Sobotka ist der Rückzug der Metering Süd ein deutlicher Hinweis auf die Konsolidierung des Marktes. Der Gwadriga-Geschäftsführer vertrat bereits 2017 die These, die Zahl der Administratoren werde im Laufe der Zeit deutlich schrumpfen. Aktuell geht er davon aus, dass die Konsolidierung noch weiter fortschreiten wird, da nicht alle Gateway-Administratoren das für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendige Mengengerüst erreichen. Die Messlatte sieht er bei 300.000 Zählpunkten. Dabei liege die übliche Zahl der Messsysteme eines einzelnen Stadtwerks um die 50.000. Und je länger sich der Rollout hinziehe, desto stärker fielen die Fixkosten ins Gewicht. Angesichts der keinesfalls üppigen Preisobergrenzen für den gesamten Messstellenbetrieb alles andere als rosige Aussichten für die Dienstleister.
 
Rollout durch zahlreiche Faktoren verzögert
 
Nach eigenen Angaben betreut Gwadriga derzeit 650.000 intelligente Messsysteme und verfügt damit über eine „solide wirtschaftliche Basis für die Zukunft“, wie es in einer Mitteilung heißt. Neben der Allgäuer Überlandwerk GmbH hat die Gwadriga noch 16 weitere Kunden (Stand Anfang Juni 2022). Mit den Allgäuern haben auch die Stadtwerke Augsburg, die TWS Netz, die SEW Stromversorgungs GmbH im oberbayerischen Erding und die SWS Netze GmbH in Stralsund jüngst eine Vereinbarung mit dem Gateway-Administrator unterzeichnet.

Gwadriga selbst ist seit 2016 am Markt und brauchte bislang, wie es Sobotka formulierte, durchaus „einen langen Atem“. Denn der Rollout der intelligenten Messsysteme, die aus einem elektronischen Basiszähler und dem Smart Meter Gateway als Kommunikationseinheit bestehen, verzögerte sich immer wieder. Zuerst dauerte der Zertifizierungsprozess der Gateways beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik deutlich länger als von den Herstellern und Marktteilnehmern vermutet, dann gab es ein juristisches Hickhack um die Funktionalitäten der Gateways und schließlich hat die globale Chip-Krise den Rollout ausgebremst.

Und wer in der glücklichen Lage ist, Smart Meter Gateways installieren zu können, kämpft nicht selten mit Schnittstellenproblemen bei der Anbindung des GWA-Systems an das eigene, häufig spezifisch modifizierte ERP-System. Diese technischen und prozessualen Herausforderungen hätten sich als komplexer herausgestellt, als viele erwartet hatten. Auch das habe zu Verzögerungen geführt.

Gwadriga sei aber an dieser Stelle vorbereitet und könne mit dem Softwarepartner BTC kurzfristig eine Lösung bereitstellen. „Wir haben belastbare Standardprozesse und funktionierende Schnittstellen zu operativen Systemen wie SAP, SIV oder Schleupen, die wir einfach adaptieren und so auch größere Versorger schnell in den produktiven Betrieb überführen können“, so Sobotka. Für kleine und mittlere Unternehmen und ihre Kooperationen bestehe aber die Option, „mit sämtlichen digitalen Leistungen“ ohne eine Vollintegration zu starten, um dann die automatisierten Schnittstellen später noch zu implementieren.

Für die TWS Netz, die Netztochter der Technischen Werke Schussental (TWS), sei eine Portallösung beziehungsweise eine „händische Schnittstelle“ allerdings keine Option, betonte Geschäftsführer Helmut Hertle, der wie Lucke den Wechsel zur Gwadriga persönlich erläuterte. Für den Ravensburger Netzbetreiber, der das ERP von Schleupen nutzt, sei es wichtig gewesen, gleich in die Vollintegration einzusteigen, auch wenn der Messstellenbetreiber bisher lediglich Pilotprojekte mit intelligenten Messsystemen umgesetzt habe. Im operativen Einsatz bei Kundinnen und Kunden sei bisher noch kein Smart Meter Gateway installiert. Im Herbst, so hofft Hertle, könne dann der Rollout tatsächlich beginnen.

Durch die Rücknahme der bisherigen Markterklärung und dem anstehenden Erlass einer neuen Allgemeinverfügung durch das BSI wird es nun neue Fristen für den Pflichteinbau von intelligenten Messsystemen geben. Einem kleinen Netz- und Messstellenbetreiber wie der TWS tue es gut, aller Voraussicht nach etwas mehr Zeit zu haben, um die Quote zu erfüllen, sagte Hertle. Aber man werde jetzt nicht abwarten, sondern freue sich auf neue Geschäftsfelder und werde „durchstarten“.

Abzuwarten sei keine Lösung, meint Sobotka, selbst wenn die Gateways derzeit knapp sind. Denn die Gateway-Hersteller würden nach dem Prinzip „first come, first served“ verfahren. „Je früher man sich in die Warteschlange bei den Herstellern einreiht, desto besser“, sagte der Geschäftsführer des Smart-Meter-Gateway-Administrators. Außerdem sei der Smart Meter Rollout eine Mammutaufgabe. Wer sich zurücklehne, werde seiner Überzeugung nach dann nicht mehr hinterherkommen, sobald sich die Liefersituation wieder normalisiert habe.

Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft PWC vom April haben 49 % der 79 befragten Unternehmen − allesamt grundzuständige Messstellenbetreiber − den Rollout intelligenter Messsysteme gestartet, während sich noch 46 % in der Vorbereitungsphase befinden. Für insgesamt 84 % ist die Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit angesichts der geltenden Preisobergrenzen die größte Herausforderung beim Rollout.

Mittwoch, 6.07.2022, 09:30 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Ein Zeichen der Konsolidierung
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
Ein Zeichen der Konsolidierung
Smart-Meter-Gateway-Administratoren spielen eine wesentliche Rolle im intelligenten Messwesen. Doch nicht alle Dienstleister können am Markt bestehen.
Der Rollout intelligenter Messsysteme spielt eine ganz wesentliche Rolle bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft und die Gateway-Administration spielt eine ganz wesentliche Rolle beim Rollout.

Aktuell sind 44 Unternehmen als Smart-Meter-Gateway-Administratoren beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gelistet. „Der Smart-Meter-Gateway-Administrator ist entweder der Messstellenbetreiber (…) oder ein Unternehmen, das vom Messstellenbetreiber beauftragt wurde“, heißt es auf einer Internetseite des BSI. Zur Stellenbeschreibung des Administrators gehören beispielsweise die Installation der Smart Meter Gateways, ihre Konfiguration und Inbetriebnahme, die informationstechnische Anbindung von Messgeräten und anderen technischen Einrichtungen an das Gateway sowie dessen Wartung. Um die Rolle auszuüben, muss man vom BSI zertifiziert sein.

Eine Reihe kommunaler Unternehmen aus Bayern und Baden-Württemberg wollte diese Funktionen in einem Joint Venture bündeln − für die eigenen acht Gesellschafter und für Dritte. Nun ist die Metering Süd, so der Name des aktuell noch beim BSI gelisteten Gemeinschaftsunternehmens, in Liquidation.
 
Metering Süd zieht sich vom Markt zurück
 
Die bisherigen Anteilseigner beziehen die Dienstleistung nun vom Markt. Auch die Allgäuer Überlandwerk GmbH gehört dazu. In einem Gespräch mit Journalisten im Juni gab deren Geschäftsführer Michael Lucke einen Einblick in die Beweggründe, künftig der Gwadriga − ein Gemeinschaftsunternehmen von EWE, Rheinenergie und Westfalen Weser Netz − die Administration der Smart Meter Gateways zu übertragen.

„Wir sind alle etwas ernüchtert“, sagte Lucke. Die Metering Süd sei gegründet worden mit dem Bestreben, Mehrwerte mithilfe des Smart Meter Gateways zu schaffen. Doch zum einen habe man feststellen müssen, dass kaum geeignete und verlässliche IT-Partner zu finden waren. Zum anderen habe sich auch gezeigt, dass die erhoffte Skalierung der betreuten Messstellen unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht zu erreichen war. Die ursprüngliche Zuversicht der Gesellschafter basierte auf rund 1,1 Mio. Messstellen für Strom in den eigenen Netzgebieten, von denen mehr als 200.000 mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet werden müssen.

Für Michal Sobotka ist der Rückzug der Metering Süd ein deutlicher Hinweis auf die Konsolidierung des Marktes. Der Gwadriga-Geschäftsführer vertrat bereits 2017 die These, die Zahl der Administratoren werde im Laufe der Zeit deutlich schrumpfen. Aktuell geht er davon aus, dass die Konsolidierung noch weiter fortschreiten wird, da nicht alle Gateway-Administratoren das für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendige Mengengerüst erreichen. Die Messlatte sieht er bei 300.000 Zählpunkten. Dabei liege die übliche Zahl der Messsysteme eines einzelnen Stadtwerks um die 50.000. Und je länger sich der Rollout hinziehe, desto stärker fielen die Fixkosten ins Gewicht. Angesichts der keinesfalls üppigen Preisobergrenzen für den gesamten Messstellenbetrieb alles andere als rosige Aussichten für die Dienstleister.
 
Rollout durch zahlreiche Faktoren verzögert
 
Nach eigenen Angaben betreut Gwadriga derzeit 650.000 intelligente Messsysteme und verfügt damit über eine „solide wirtschaftliche Basis für die Zukunft“, wie es in einer Mitteilung heißt. Neben der Allgäuer Überlandwerk GmbH hat die Gwadriga noch 16 weitere Kunden (Stand Anfang Juni 2022). Mit den Allgäuern haben auch die Stadtwerke Augsburg, die TWS Netz, die SEW Stromversorgungs GmbH im oberbayerischen Erding und die SWS Netze GmbH in Stralsund jüngst eine Vereinbarung mit dem Gateway-Administrator unterzeichnet.

Gwadriga selbst ist seit 2016 am Markt und brauchte bislang, wie es Sobotka formulierte, durchaus „einen langen Atem“. Denn der Rollout der intelligenten Messsysteme, die aus einem elektronischen Basiszähler und dem Smart Meter Gateway als Kommunikationseinheit bestehen, verzögerte sich immer wieder. Zuerst dauerte der Zertifizierungsprozess der Gateways beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik deutlich länger als von den Herstellern und Marktteilnehmern vermutet, dann gab es ein juristisches Hickhack um die Funktionalitäten der Gateways und schließlich hat die globale Chip-Krise den Rollout ausgebremst.

Und wer in der glücklichen Lage ist, Smart Meter Gateways installieren zu können, kämpft nicht selten mit Schnittstellenproblemen bei der Anbindung des GWA-Systems an das eigene, häufig spezifisch modifizierte ERP-System. Diese technischen und prozessualen Herausforderungen hätten sich als komplexer herausgestellt, als viele erwartet hatten. Auch das habe zu Verzögerungen geführt.

Gwadriga sei aber an dieser Stelle vorbereitet und könne mit dem Softwarepartner BTC kurzfristig eine Lösung bereitstellen. „Wir haben belastbare Standardprozesse und funktionierende Schnittstellen zu operativen Systemen wie SAP, SIV oder Schleupen, die wir einfach adaptieren und so auch größere Versorger schnell in den produktiven Betrieb überführen können“, so Sobotka. Für kleine und mittlere Unternehmen und ihre Kooperationen bestehe aber die Option, „mit sämtlichen digitalen Leistungen“ ohne eine Vollintegration zu starten, um dann die automatisierten Schnittstellen später noch zu implementieren.

Für die TWS Netz, die Netztochter der Technischen Werke Schussental (TWS), sei eine Portallösung beziehungsweise eine „händische Schnittstelle“ allerdings keine Option, betonte Geschäftsführer Helmut Hertle, der wie Lucke den Wechsel zur Gwadriga persönlich erläuterte. Für den Ravensburger Netzbetreiber, der das ERP von Schleupen nutzt, sei es wichtig gewesen, gleich in die Vollintegration einzusteigen, auch wenn der Messstellenbetreiber bisher lediglich Pilotprojekte mit intelligenten Messsystemen umgesetzt habe. Im operativen Einsatz bei Kundinnen und Kunden sei bisher noch kein Smart Meter Gateway installiert. Im Herbst, so hofft Hertle, könne dann der Rollout tatsächlich beginnen.

Durch die Rücknahme der bisherigen Markterklärung und dem anstehenden Erlass einer neuen Allgemeinverfügung durch das BSI wird es nun neue Fristen für den Pflichteinbau von intelligenten Messsystemen geben. Einem kleinen Netz- und Messstellenbetreiber wie der TWS tue es gut, aller Voraussicht nach etwas mehr Zeit zu haben, um die Quote zu erfüllen, sagte Hertle. Aber man werde jetzt nicht abwarten, sondern freue sich auf neue Geschäftsfelder und werde „durchstarten“.

Abzuwarten sei keine Lösung, meint Sobotka, selbst wenn die Gateways derzeit knapp sind. Denn die Gateway-Hersteller würden nach dem Prinzip „first come, first served“ verfahren. „Je früher man sich in die Warteschlange bei den Herstellern einreiht, desto besser“, sagte der Geschäftsführer des Smart-Meter-Gateway-Administrators. Außerdem sei der Smart Meter Rollout eine Mammutaufgabe. Wer sich zurücklehne, werde seiner Überzeugung nach dann nicht mehr hinterherkommen, sobald sich die Liefersituation wieder normalisiert habe.

Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft PWC vom April haben 49 % der 79 befragten Unternehmen − allesamt grundzuständige Messstellenbetreiber − den Rollout intelligenter Messsysteme gestartet, während sich noch 46 % in der Vorbereitungsphase befinden. Für insgesamt 84 % ist die Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit angesichts der geltenden Preisobergrenzen die größte Herausforderung beim Rollout.

Mittwoch, 6.07.2022, 09:30 Uhr
Fritz Wilhelm

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.