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Energie & Management > Veranstaltung - Ein Jahr mit Blut, Schweiß und Tränen für Stadtwerke
Quelle: Handelsblatt
Veranstaltung

Ein Jahr mit Blut, Schweiß und Tränen für Stadtwerke

Für die Stadtwerke und andere Energieversorger ist auch nach der Krise des Vorjahres keine Entspannung in Sicht. Die Energiewende und die Digitalisierung fordern sie massiv.
Auf dem Stadtwerkekongress in Berlin standen die gerade gemeisterten und noch kommenden Herausforderungen für die Unternehmen im Fokus. Die Energiekrise mit den enorm gestiegenen Gas- und Strompreisen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine war nur eine davon. Besonders die Umsetzung der Energiepreisbremsen waren eine gewaltige Belastung und wurden nur mit viel „Blut, Schweiß und Tränen“ bewältigt, konstatierte Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Energieverband BDEW.

Zudem hätten sie Personal gebunden, das eigentlich für die Erneuerung des Portfolios und die Modernisierung der Kundenbetreuung benötigt worden wäre, ergänzte Diana Rauhut, Vorständin für Vertrieb und Digitalisierung beim Frankfurter Versorger Mainova. Und mit dem Auslaufen der Preisbremsen müssten dann alle eingeführten Abrechnungsprozesse rückgängig gemacht werden, erinnert sie.

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) mahnte, es dürfe nie wieder vorkommen, dass die Energieversorger hoheitliche Aufgaben des Staates übernehmen müssten, noch dazu ohne Entschädigung für die entstandenen Kosten. Dies sei aber nötig gewesen, weil die Verbraucher dringend von den hohen Energiepreisen entlastet werden mussten und der Bund nicht die Datenlage und EDV hatte, um dies selbst zu tun (siehe auch separate Meldung von derselben Stadtwerke-Jahrestagung des Handelsblatts).

Erneuerbare Energie und Digitalisierung

Rauhut umriss als künftige Aufgabe, die Digitalisierung voranzutreiben, um bessere Daten über den Verbrauch und das Nutzerverhalten zu haben. Nur so lasse sich auch in Zeiten zunehmend flexibler Stromerzeugung aus Wind und Sonne die Versorgung sichern. Die Stadtwerke müssten mit der Kommune die Wärmeversorgung planen, auch, damit Gewerbe und Haushalte eine sichere Versorgungsperspektive hätten, sobald fossile Energieträger wie Erdgas und Kohle auslaufen.
 
Diskussionsrunde: von links Moderator Stefan Sagmeister (E&M), Diana Rauhut (Mainova), Heike Heim (DEW21), Ingbert Liebing (VKU), Andrees Gentzsch (BDEW)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Heike Heim, Chefin des Dortmunder Versorgers DEW 21, erläuterte die neuen Herausforderungen für die Energieversorger. Diese müssten mehr anbieten als Strom oder Wärme, sondern immer besser die einzelnen Dienstleistungen miteinander verbinden. So könne aus dem Wassersystem Wärme gewonnen werden und könnten etwa Apps zur Vermittlung freier Stellplätze den Parksuchverkehr reduzieren. Gewinnmargen aus dem Energieverkauf seien immer schwerer zu erzielen und bedürften einer sehr flexiblen Einkaufsstrategie.

Ungewisse Energiemengen

Für die Mainova stehe auch eine Neuausrichtung der Energiebeschaffung an, sagte Rauhut. In der Energiepreiskrise hatten einige bundesweite Billiganbieter ihren Kunden gekündigt, sodass sie mit ihrem Bedarf an den Grundversorger, meist das Stadtwerk, zurückfielen. Dieses musste teuer zusätzliche Gas- und Strommengen zukaufen, woran sich einige der kündigenden Versorger sogar noch bereichert hätten. „Entsteht jetzt ein Bumerang-Effekt, bei dem die Kunden nach der Krise wieder zu anderen Anbietern wechseln – oder bleiben sie?“, fragte Rauhut. Davon hingen deutlich die zu beschaffenden Energiemengen ab.

Eine weitere Herausforderung sei die regionale Umsetzung der Energiewende, bekräftigten alle Vertreter auf dem Podium. Durch die hohen Kosten in der Energiekrise und staatliche Maßnahmen wie die Stromerlösabschöpfung sei es schwieriger geworden, günstige Kredite für Investitionen zu bekommen. Hier hoffen die Energieversorger auf einen verlässlicheren politischen Rahmen sowie Förderungen.

Dienstag, 25.04.2023, 16:20 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Ein Jahr mit Blut, Schweiß und Tränen für Stadtwerke
Quelle: Handelsblatt
Veranstaltung
Ein Jahr mit Blut, Schweiß und Tränen für Stadtwerke
Für die Stadtwerke und andere Energieversorger ist auch nach der Krise des Vorjahres keine Entspannung in Sicht. Die Energiewende und die Digitalisierung fordern sie massiv.
Auf dem Stadtwerkekongress in Berlin standen die gerade gemeisterten und noch kommenden Herausforderungen für die Unternehmen im Fokus. Die Energiekrise mit den enorm gestiegenen Gas- und Strompreisen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine war nur eine davon. Besonders die Umsetzung der Energiepreisbremsen waren eine gewaltige Belastung und wurden nur mit viel „Blut, Schweiß und Tränen“ bewältigt, konstatierte Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Energieverband BDEW.

Zudem hätten sie Personal gebunden, das eigentlich für die Erneuerung des Portfolios und die Modernisierung der Kundenbetreuung benötigt worden wäre, ergänzte Diana Rauhut, Vorständin für Vertrieb und Digitalisierung beim Frankfurter Versorger Mainova. Und mit dem Auslaufen der Preisbremsen müssten dann alle eingeführten Abrechnungsprozesse rückgängig gemacht werden, erinnert sie.

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) mahnte, es dürfe nie wieder vorkommen, dass die Energieversorger hoheitliche Aufgaben des Staates übernehmen müssten, noch dazu ohne Entschädigung für die entstandenen Kosten. Dies sei aber nötig gewesen, weil die Verbraucher dringend von den hohen Energiepreisen entlastet werden mussten und der Bund nicht die Datenlage und EDV hatte, um dies selbst zu tun (siehe auch separate Meldung von derselben Stadtwerke-Jahrestagung des Handelsblatts).

Erneuerbare Energie und Digitalisierung

Rauhut umriss als künftige Aufgabe, die Digitalisierung voranzutreiben, um bessere Daten über den Verbrauch und das Nutzerverhalten zu haben. Nur so lasse sich auch in Zeiten zunehmend flexibler Stromerzeugung aus Wind und Sonne die Versorgung sichern. Die Stadtwerke müssten mit der Kommune die Wärmeversorgung planen, auch, damit Gewerbe und Haushalte eine sichere Versorgungsperspektive hätten, sobald fossile Energieträger wie Erdgas und Kohle auslaufen.
 
Diskussionsrunde: von links Moderator Stefan Sagmeister (E&M), Diana Rauhut (Mainova), Heike Heim (DEW21), Ingbert Liebing (VKU), Andrees Gentzsch (BDEW)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Heike Heim, Chefin des Dortmunder Versorgers DEW 21, erläuterte die neuen Herausforderungen für die Energieversorger. Diese müssten mehr anbieten als Strom oder Wärme, sondern immer besser die einzelnen Dienstleistungen miteinander verbinden. So könne aus dem Wassersystem Wärme gewonnen werden und könnten etwa Apps zur Vermittlung freier Stellplätze den Parksuchverkehr reduzieren. Gewinnmargen aus dem Energieverkauf seien immer schwerer zu erzielen und bedürften einer sehr flexiblen Einkaufsstrategie.

Ungewisse Energiemengen

Für die Mainova stehe auch eine Neuausrichtung der Energiebeschaffung an, sagte Rauhut. In der Energiepreiskrise hatten einige bundesweite Billiganbieter ihren Kunden gekündigt, sodass sie mit ihrem Bedarf an den Grundversorger, meist das Stadtwerk, zurückfielen. Dieses musste teuer zusätzliche Gas- und Strommengen zukaufen, woran sich einige der kündigenden Versorger sogar noch bereichert hätten. „Entsteht jetzt ein Bumerang-Effekt, bei dem die Kunden nach der Krise wieder zu anderen Anbietern wechseln – oder bleiben sie?“, fragte Rauhut. Davon hingen deutlich die zu beschaffenden Energiemengen ab.

Eine weitere Herausforderung sei die regionale Umsetzung der Energiewende, bekräftigten alle Vertreter auf dem Podium. Durch die hohen Kosten in der Energiekrise und staatliche Maßnahmen wie die Stromerlösabschöpfung sei es schwieriger geworden, günstige Kredite für Investitionen zu bekommen. Hier hoffen die Energieversorger auf einen verlässlicheren politischen Rahmen sowie Förderungen.

Dienstag, 25.04.2023, 16:20 Uhr
Susanne Harmsen

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