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Energie & Management > Regenerative - Echte Alternativen statt Gas aus anderen Ländern
Quelle: Fotolia / K-U Haessler
Regenerative

Echte Alternativen statt Gas aus anderen Ländern

Fossile Energieträger nun durch Gas aus anderen Ländern zu ersetzen, sei nur kurzfristig und in Maßen vertretbar, warnt die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg.
Der Anteil an russischem Gas von derzeit rund 55 % gelte es schnellstmöglich zu reduzieren und klimafreundliche Alternativen für die Sektoren Strom, Industrie und Gebäude gebe es genug, so Jörg Dürr-Pucher, Vorsitzender der Branchenvereinigung Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) in einer Mitteilung vom 10. März. Vor allem bei der Wärmeversorgung für Wohngebäude und Industrie sei ein Umstieg notwendig. Der Anteil der erneuerbaren Energien liege hier nur bei rund 16 %.

"Im Gebäudesektor sind die Alternativen vor allem Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasse – als klimafreundliche Energielieferanten für Einzelheizungen oder Wärmenetze. Zuallererst müssen wir aber den Energieverbrauch im Gebäudebestand reduzieren. Hier können wir rasch zehn Prozent Energie einsparen und noch mehr durch Sanieren", teilte der Vorsitzende weiter mit. Auch für die Industrie und den Stromsektor gebe es treibhausgasneutrale Alternativen.

Das technische Potenzial erneuerbarer Wärme in der Bundesrepublik für das Jahr 2030 ist fast doppelt so hoch wie der heutige Endenergieverbrauch im Wärmesektor. Damit sei es sehr wahrscheinlich, dass in Deutschland bis 2030 genügend erneuerbare Wärme erzeugt werden könnten, sodass ein Ausstieg aus der Nutzung aller fossilen Energieträger, inklusive Erdgas, machbar sei.

In Baden-Württemberg: 22,4 % der Neubauten mit Erdgasheizung

Allein in Baden-Württemberg liegt der Erdgasanteil am gesamten Primärenergieverbrauch bei rund 20 %, so die Zahlen der Plattform EE BW. Der Endenergieverbrauch der industriellen Unternehmen im Südwesten wird seit rund zwanzig Jahren konstant mit 30 % Erdgas gedeckt. Zu mehr als drei Vierteln werden Wohnungen im Südwesten mit Heizöl und Erdgas beheizt. 43 % davon nutzen Gas, etwa ein Drittel Öl. In fertiggestellten Neubauten verwenden die Eigentümer zu zwei Drittel Erneuerbare, im Neubau verfeuern immer noch 22,4 % Erdgas.

Bei der Stromerzeugung, die in Baden-Württemberg zu 7 % auf Erdgas basiert, ist der Umstieg nach Ansicht der Plattform einfacher: Die Photovoltaik und die Windenergie sollen im Jahr 2040 zusammen rund 70 % des bis dahin gestiegenen Bruttostromverbrauchs in Baden-Württemberg decken. Um das zu erreichen, müsste die installierte Solarleistung bis 2040 mehr als verfünffacht werden, von heute knapp 7.000 MW auf rund 39.000 MW. Bei der Windenergie vergrößert müsste die installierte Leistung bis 2040 um den Faktor sieben von heute 1.600 MW auf dann 11.500 MW. Das sei auch deshalb notwendig, weil künftig große Mengen an Wärme mit strombasierten Wärmepumpen erzeugt werden soll.

Grüner Wasserstoff und Biomethan in der Industrie nötig

In der Industrie dagegen braucht es neben mehr Ökostrom vor allem Energieträger, die hohe Prozesstemperaturen ermöglichen, ist sich die Plattform sicher. Hier biete sich grüner Wasserstoff an. Eine weitere, bereits etablierte Alternative sieht die Plattform EE BW im Biomethan.

Zugleich müsste die energetische Sanierung vorangetrieben werden, um die Energiebedarfe der Gebäude zu reduzieren. Nachdem das Gebäude für die Erneuerbaren ertüchtigt wurde, können Gebäudeeigentümer zwischen mehreren Heizungstechnologien wählen: Wärmepumpen, Solarthermie, Biogas und Holzenergie – ob per Einzelheizung oder an ein Wärmenetz angeschlossen.

Gerade in Städten braucht es dringend den Neu- und Ausbau von Wärmenetzen, plädiert Dürr-Pucher. Bestehende Wärmenetze, die oft an ein Kohle- oder Gaskraftwerk angeschlossen sind, müssen umgerüstet werden. Der Vorteil von Wärmenetzen: Hier können viele Haushalte auf einmal an tiefengeothermische Anlagen, zentrale Biomasse-Blockheizkraftwerke und industrielle Abwärme angeschlossen werden. Auch große Wärmepumpen seien für Wärmenetze gut geeignet. Sie ermöglichen die Erschließung weiterer Wärmequellen wie Gewässer, Abwasserkanäle und Klärwerke.

Vorreiter bei Solarthermie 

Baden-Württemberg sollte zudem weiter auf die Solarthermie setzen, denn hier sei das Bundesland Vorreiter. Solarthermische Großanlagen an Wärmenetzen im Südwesten umfassen inzwischen eine Gesamtfläche von 49.500 m2, 45 % der in Deutschland verbauten Kollektorfläche. In Ludwigsburg/Kornwestheim steht mit rund 15.000 mdie bundesweit aktuell größte Anlage.

Neben Wärmepumpen im Wohnbereich empfiehlt der Verband auch weiterhin die Holzenergie. Nicht in Form von Kaminöfen, aber als effizienter und feinstaubarmer Pelletofen oder Scheitholzheizung. Mehr als 70 % der erneuerbar bereitgestellten Wärme in Baden-Württemberg entfällt heute darauf.

Die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg ist eine Dachorganisation der Verbände, Unternehmen und Forschungsinstitute aus der Erneuerbaren-Energien-Branche in Baden-Württemberg.

Donnerstag, 10.03.2022, 14:39 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Regenerative - Echte Alternativen statt Gas aus anderen Ländern
Quelle: Fotolia / K-U Haessler
Regenerative
Echte Alternativen statt Gas aus anderen Ländern
Fossile Energieträger nun durch Gas aus anderen Ländern zu ersetzen, sei nur kurzfristig und in Maßen vertretbar, warnt die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg.
Der Anteil an russischem Gas von derzeit rund 55 % gelte es schnellstmöglich zu reduzieren und klimafreundliche Alternativen für die Sektoren Strom, Industrie und Gebäude gebe es genug, so Jörg Dürr-Pucher, Vorsitzender der Branchenvereinigung Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) in einer Mitteilung vom 10. März. Vor allem bei der Wärmeversorgung für Wohngebäude und Industrie sei ein Umstieg notwendig. Der Anteil der erneuerbaren Energien liege hier nur bei rund 16 %.

"Im Gebäudesektor sind die Alternativen vor allem Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasse – als klimafreundliche Energielieferanten für Einzelheizungen oder Wärmenetze. Zuallererst müssen wir aber den Energieverbrauch im Gebäudebestand reduzieren. Hier können wir rasch zehn Prozent Energie einsparen und noch mehr durch Sanieren", teilte der Vorsitzende weiter mit. Auch für die Industrie und den Stromsektor gebe es treibhausgasneutrale Alternativen.

Das technische Potenzial erneuerbarer Wärme in der Bundesrepublik für das Jahr 2030 ist fast doppelt so hoch wie der heutige Endenergieverbrauch im Wärmesektor. Damit sei es sehr wahrscheinlich, dass in Deutschland bis 2030 genügend erneuerbare Wärme erzeugt werden könnten, sodass ein Ausstieg aus der Nutzung aller fossilen Energieträger, inklusive Erdgas, machbar sei.

In Baden-Württemberg: 22,4 % der Neubauten mit Erdgasheizung

Allein in Baden-Württemberg liegt der Erdgasanteil am gesamten Primärenergieverbrauch bei rund 20 %, so die Zahlen der Plattform EE BW. Der Endenergieverbrauch der industriellen Unternehmen im Südwesten wird seit rund zwanzig Jahren konstant mit 30 % Erdgas gedeckt. Zu mehr als drei Vierteln werden Wohnungen im Südwesten mit Heizöl und Erdgas beheizt. 43 % davon nutzen Gas, etwa ein Drittel Öl. In fertiggestellten Neubauten verwenden die Eigentümer zu zwei Drittel Erneuerbare, im Neubau verfeuern immer noch 22,4 % Erdgas.

Bei der Stromerzeugung, die in Baden-Württemberg zu 7 % auf Erdgas basiert, ist der Umstieg nach Ansicht der Plattform einfacher: Die Photovoltaik und die Windenergie sollen im Jahr 2040 zusammen rund 70 % des bis dahin gestiegenen Bruttostromverbrauchs in Baden-Württemberg decken. Um das zu erreichen, müsste die installierte Solarleistung bis 2040 mehr als verfünffacht werden, von heute knapp 7.000 MW auf rund 39.000 MW. Bei der Windenergie vergrößert müsste die installierte Leistung bis 2040 um den Faktor sieben von heute 1.600 MW auf dann 11.500 MW. Das sei auch deshalb notwendig, weil künftig große Mengen an Wärme mit strombasierten Wärmepumpen erzeugt werden soll.

Grüner Wasserstoff und Biomethan in der Industrie nötig

In der Industrie dagegen braucht es neben mehr Ökostrom vor allem Energieträger, die hohe Prozesstemperaturen ermöglichen, ist sich die Plattform sicher. Hier biete sich grüner Wasserstoff an. Eine weitere, bereits etablierte Alternative sieht die Plattform EE BW im Biomethan.

Zugleich müsste die energetische Sanierung vorangetrieben werden, um die Energiebedarfe der Gebäude zu reduzieren. Nachdem das Gebäude für die Erneuerbaren ertüchtigt wurde, können Gebäudeeigentümer zwischen mehreren Heizungstechnologien wählen: Wärmepumpen, Solarthermie, Biogas und Holzenergie – ob per Einzelheizung oder an ein Wärmenetz angeschlossen.

Gerade in Städten braucht es dringend den Neu- und Ausbau von Wärmenetzen, plädiert Dürr-Pucher. Bestehende Wärmenetze, die oft an ein Kohle- oder Gaskraftwerk angeschlossen sind, müssen umgerüstet werden. Der Vorteil von Wärmenetzen: Hier können viele Haushalte auf einmal an tiefengeothermische Anlagen, zentrale Biomasse-Blockheizkraftwerke und industrielle Abwärme angeschlossen werden. Auch große Wärmepumpen seien für Wärmenetze gut geeignet. Sie ermöglichen die Erschließung weiterer Wärmequellen wie Gewässer, Abwasserkanäle und Klärwerke.

Vorreiter bei Solarthermie 

Baden-Württemberg sollte zudem weiter auf die Solarthermie setzen, denn hier sei das Bundesland Vorreiter. Solarthermische Großanlagen an Wärmenetzen im Südwesten umfassen inzwischen eine Gesamtfläche von 49.500 m2, 45 % der in Deutschland verbauten Kollektorfläche. In Ludwigsburg/Kornwestheim steht mit rund 15.000 mdie bundesweit aktuell größte Anlage.

Neben Wärmepumpen im Wohnbereich empfiehlt der Verband auch weiterhin die Holzenergie. Nicht in Form von Kaminöfen, aber als effizienter und feinstaubarmer Pelletofen oder Scheitholzheizung. Mehr als 70 % der erneuerbar bereitgestellten Wärme in Baden-Württemberg entfällt heute darauf.

Die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg ist eine Dachorganisation der Verbände, Unternehmen und Forschungsinstitute aus der Erneuerbaren-Energien-Branche in Baden-Württemberg.

Donnerstag, 10.03.2022, 14:39 Uhr
Heidi Roider

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