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Energie & Management > Mobilität - E-Fuels sollen Verbrenner retten
Bild: Shutterstock/lumen-digital
Mobilität

E-Fuels sollen Verbrenner retten

Die Automobil- und Mineralölindustrie will verhindern, dass sich die EU zur Rettung des Klimas auf die Elektrifizierung des Verkehrs festlegt.
Das Maßnahmenpaket „Fit for 55“, das die EU-Kommission in dieser Woche verabschieden will, stelle eine große Chance für den Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Technologien dar, sagte der Geschäftsführer der „eFuel-Alliance“, Ralf Diemer, auf einer Videopressekonferenz. Man sei aber besorgt, dass diese Chance nicht genutzt werde.

Der EU-Kommission warf Diemer vor, Elektrofahrzeuge als emissionsfreie Technologie einseitig zu bevorzugen. Dies ergebe sich aus der Absicht, in absehbarer Zeit nur noch Neufahrzeuge zuzulassen, die kein CO2 mehr ausstoßen. „Wir sind besorgt über die Neigung zu planwirtschaftlichen Ansätzen“, sagte Diemer.

Im Hinblick auf die Beratung der Kommissionsvorschläge im Ministerrat und im Europäischen Parlament werde sich die Allianz für Änderungen an der Energiesteuerrichtlinie, an der Erneuerbare-Energien-Richtlinie sowie dafür einsetzen, dass die Senkung der Emissionen im Straßenverkehr in einem fairen Wettbewerb zwischen allen möglichen Technologien erfolgt. Es sei Aufgabe der EU, einen Markt dafür durch die entsprechende Regulierung zu schaffen und Standards für die Herstellung von synthetisch erzeugten, klimaneutralen E-Fuels aus grünem Wasserstoff festzulegen.

Der Einsatz von E-Fuels in Verbrennungsmotoren müsse regulatorisch genauso behandelt werden wie der Einsatz von Elektromotoren. Das gelte auch für nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe.

Autos mit Verbrennungsmotor müssten den Herstellern genauso auf ihre Flottenemissionen angerechnet werden wie Elektrofahrzeuge, wenn sie nachweisen könnten, dass sie mit synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien betrieben würden. Dafür soll der Nachweis reichen, dass die entsprechende Menge synthetischen Kraftstoffs auf dem Markt verfügbar ist. Die Hersteller müssten dann weniger Bußgeld dafür bezahlen, dass sie die vorgegebenen Flottenwerte nicht einhalten können. VW etwa müsste nach Angaben von Diemer 100 Mio. Euro pro Jahr weniger bezahlen. Das Geld für Strafzahlungen fehle den Autokonzernen bei der Finanzierung von Investitionen, warnte er.

E-Fuels im Straßenverkehr sorgen für ausreichende Nachfrage

Der Einsatz von E-Fuels im Straßenverkehr habe auch große Bedeutung für den Luft- und Seeverkehr, wo es zu den synthetischen Kraftstoffen keine Alternative gebe. Um die Produktion von grünem Wasserstoff als Grundstoff für E-Fuels schnell auf ein industrielles Niveau zu bringen, sei die Nachfrage der Reedereien und Airlines alleine zu gering.

Ein verstärkter Einsatz von E-Fuels auch im Straßenverkehr mache Investitionen in die industrielle Produktion von Wasserstoff dagegen schnell rentabel. Das sei nicht nur eine Frage der Menge. Technologisch würden auch synthetische Kraftstoffe am Ende in Raffinerien hergestellt, in denen die unterschiedlichen Fraktionen gleichzeitig anfielen. Es sei deswegen kaum möglich, nur grünes Kerosin und Bunkeröl zu produzieren, ohne dass entsprechende Mengen an nachhaltigem Diesel und Benzin anfielen.

Projekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff würden bereits vorbereitet, sagte Diemer weiter. Man sei in der Lage, in spätestens drei Jahren bis zu 5 % des Kraftstoffbedarfs aus grünem Wasserstoff zu bestreiten. Die Allianz setzt dabei vor allem auf Importe. Die Planung einer Anlage in Chile, die einen großen Teil des europäischen Bedarfs decken könnte, sei weit fortgeschritten. Insgesamt würden weltweit Anlagen zur Wasserstoffelektrolyse mit einer Kapazität von 200.000 MW geplant. Bis 2040 nähmen sie die Produktion auf.

Der Beitrag der E-Fuels zu einer emissionsfreien Mobilität sollte nach Ansicht der Allianz auch bei der Besteuerung berücksichtigt werden. Die Mitgliedstaaten sollten deswegen nicht mehr die Kraftstoffmenge besteuern, sondern den CO2-Fußabdruck (einschließlich der Herstellung). Dabei sollten in der EU weitgehend harmonisierte Regeln gelten.

Mitglieder der E-Fuel-Allianz sind Mineralölkonzerne wie "ExxonMobil", Automobilhersteller wie Mazda oder Iveco, Zulieferer wie Bosch und Mahle sowie Anbieter von Technologie wie Siemens Energy. Der Anspruch des Verbands mit Sitz in Berlin ist es, „die gesamte Wertschöpfungskette synthetischer Kraftstoffe zu repräsentieren.


Montag, 12.07.2021, 15:13 Uhr
Tom Weingärtner
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E-Fuels sollen Verbrenner retten
Die Automobil- und Mineralölindustrie will verhindern, dass sich die EU zur Rettung des Klimas auf die Elektrifizierung des Verkehrs festlegt.
Das Maßnahmenpaket „Fit for 55“, das die EU-Kommission in dieser Woche verabschieden will, stelle eine große Chance für den Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Technologien dar, sagte der Geschäftsführer der „eFuel-Alliance“, Ralf Diemer, auf einer Videopressekonferenz. Man sei aber besorgt, dass diese Chance nicht genutzt werde.

Der EU-Kommission warf Diemer vor, Elektrofahrzeuge als emissionsfreie Technologie einseitig zu bevorzugen. Dies ergebe sich aus der Absicht, in absehbarer Zeit nur noch Neufahrzeuge zuzulassen, die kein CO2 mehr ausstoßen. „Wir sind besorgt über die Neigung zu planwirtschaftlichen Ansätzen“, sagte Diemer.

Im Hinblick auf die Beratung der Kommissionsvorschläge im Ministerrat und im Europäischen Parlament werde sich die Allianz für Änderungen an der Energiesteuerrichtlinie, an der Erneuerbare-Energien-Richtlinie sowie dafür einsetzen, dass die Senkung der Emissionen im Straßenverkehr in einem fairen Wettbewerb zwischen allen möglichen Technologien erfolgt. Es sei Aufgabe der EU, einen Markt dafür durch die entsprechende Regulierung zu schaffen und Standards für die Herstellung von synthetisch erzeugten, klimaneutralen E-Fuels aus grünem Wasserstoff festzulegen.

Der Einsatz von E-Fuels in Verbrennungsmotoren müsse regulatorisch genauso behandelt werden wie der Einsatz von Elektromotoren. Das gelte auch für nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe.

Autos mit Verbrennungsmotor müssten den Herstellern genauso auf ihre Flottenemissionen angerechnet werden wie Elektrofahrzeuge, wenn sie nachweisen könnten, dass sie mit synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien betrieben würden. Dafür soll der Nachweis reichen, dass die entsprechende Menge synthetischen Kraftstoffs auf dem Markt verfügbar ist. Die Hersteller müssten dann weniger Bußgeld dafür bezahlen, dass sie die vorgegebenen Flottenwerte nicht einhalten können. VW etwa müsste nach Angaben von Diemer 100 Mio. Euro pro Jahr weniger bezahlen. Das Geld für Strafzahlungen fehle den Autokonzernen bei der Finanzierung von Investitionen, warnte er.

E-Fuels im Straßenverkehr sorgen für ausreichende Nachfrage

Der Einsatz von E-Fuels im Straßenverkehr habe auch große Bedeutung für den Luft- und Seeverkehr, wo es zu den synthetischen Kraftstoffen keine Alternative gebe. Um die Produktion von grünem Wasserstoff als Grundstoff für E-Fuels schnell auf ein industrielles Niveau zu bringen, sei die Nachfrage der Reedereien und Airlines alleine zu gering.

Ein verstärkter Einsatz von E-Fuels auch im Straßenverkehr mache Investitionen in die industrielle Produktion von Wasserstoff dagegen schnell rentabel. Das sei nicht nur eine Frage der Menge. Technologisch würden auch synthetische Kraftstoffe am Ende in Raffinerien hergestellt, in denen die unterschiedlichen Fraktionen gleichzeitig anfielen. Es sei deswegen kaum möglich, nur grünes Kerosin und Bunkeröl zu produzieren, ohne dass entsprechende Mengen an nachhaltigem Diesel und Benzin anfielen.

Projekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff würden bereits vorbereitet, sagte Diemer weiter. Man sei in der Lage, in spätestens drei Jahren bis zu 5 % des Kraftstoffbedarfs aus grünem Wasserstoff zu bestreiten. Die Allianz setzt dabei vor allem auf Importe. Die Planung einer Anlage in Chile, die einen großen Teil des europäischen Bedarfs decken könnte, sei weit fortgeschritten. Insgesamt würden weltweit Anlagen zur Wasserstoffelektrolyse mit einer Kapazität von 200.000 MW geplant. Bis 2040 nähmen sie die Produktion auf.

Der Beitrag der E-Fuels zu einer emissionsfreien Mobilität sollte nach Ansicht der Allianz auch bei der Besteuerung berücksichtigt werden. Die Mitgliedstaaten sollten deswegen nicht mehr die Kraftstoffmenge besteuern, sondern den CO2-Fußabdruck (einschließlich der Herstellung). Dabei sollten in der EU weitgehend harmonisierte Regeln gelten.

Mitglieder der E-Fuel-Allianz sind Mineralölkonzerne wie "ExxonMobil", Automobilhersteller wie Mazda oder Iveco, Zulieferer wie Bosch und Mahle sowie Anbieter von Technologie wie Siemens Energy. Der Anspruch des Verbands mit Sitz in Berlin ist es, „die gesamte Wertschöpfungskette synthetischer Kraftstoffe zu repräsentieren.


Montag, 12.07.2021, 15:13 Uhr
Tom Weingärtner

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