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Bei der Tagung des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik betonte E-Control-Vorstand Haber den „sehr guten“ Füllstand der Speicher, empfahl aber mehr Kooperation in der EU.
Die Gasversorgung Österreichs für den kommenden Winter ist gesichert. Das betonte der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, bei einer Pressekonferenz am Rande der Energietechniktagung des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik (OVE) in Graz. Haber zufolge ist der Füllstand der Gasspeicher „sehr gut“, nicht zuletzt infolge der diesbezüglichen Anstrengungen auf politischer sowie regulatorischer Ebene. Bekanntlich verfügt Österreich ab 1.
November für Notfälle über eine „strategische Gasreserve“ von 20
Mrd.
kWh, was knapp einem Viertel des Jahresbedarfs von 90,1
Mrd.
kWh entspricht. Laut der Aggregated Gas Storage Inventory (AGSI) belief sich der Füllstand der österreichischen Speicher am 17.
Oktober auf 81,2 Mrd.
kWh oder 87,1
%.
Von der Redaktion angesprochen auf die längerfristige Sicherstellung der Gasversorgung bei einem möglichen Entfall der Gasimporte aus Russland verwies Haber auf die gestrigen Beschlüsse auf EU-Ebene. Bekanntlich sehen diese vor, 15
% des Speichervolumens mittels gemeinsamer Gasbeschaffung der EU-Mitgliedsstaaten zu befüllen. „Jedenfalls wird im kommenden Sommer viel gemeinsame Aktivität auf EU-Ebene gefragt sein“, beschied Haber. Aufgrund des Krieges in der Ukraine bestünden etliche Unwägbarkeiten. Notwendig sei daher, möglichst effizient und sparsam mit Gas. aber auch mit Strom, umzugehen, ergänzte Haber. Das senke die Energiekosten für die einzelnen Kunden, mache die EU unabhängiger vom Import fossiler Energieträger und trage dazu bei, den Klimawandel einzudämmen.
Genehmigungen beschleunigenÄhnlich argumentierte der Vorstand der Energie Steiermark (Estag), Martin Graf. Ihm zufolge ist die Versorgung mit Erdgas kurzfristig gesichert. Sein Unternehmen habe ausreichende Mengen für die Versorgung seiner Kunden im kommenden Winter eingespeichert. In diesem Zusammenhang importierte die Estag laut Graf rund 1
Mrd.
kWh Erdgas über Italien und somit „aus nichtrussischen Quellen.“ Um die Gas- und Stromversorgung langfristig zu sichern, plane die Energiewirtschaft „das größte Konjunkturpaket seit vielen Jahren.“ Allein die Elektrizitätsbranche wolle bis etwa 2030 rund 50
Mrd.
Euro in Erzeugungsanlagen und Netze investieren. Dazu müssten allerdings die Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigt werden. Die Estag habe für ein derartiges Verfahren für einen Windpark neun Jahre benötigt – um dann zu erfahren, dass die ursprünglich beantragten Anlagen seit Jahren nicht mehr auf dem Markt verfügbar sind und daher ein mindestens drei Jahre dauerndes Änderungsverfahren erforderlich ist.
Regeln wie in DeutschlandGraf forderte, in der geplanten Novelle zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP-Gesetz) ein „überragendes öffentliches Interesse“ an Vorhaben zur Realisierung der Energiewende festzuschreiben. Das öffentliche Interesse an solchen Projekten müsse im Zweifelsfall andere öffentliche Interessen wie den Naturschutz übertrumpfen. Seitens der Redaktion angesprochen auf das Standortentwicklungsgesetz, das ein solches „überragendes“ Interesse seit Jahren enthält, beschied Graf: „Wir wissen alle, dass das Standortentwicklungsgesetz bisher in keinem einzigen Fall angewandt wurde.“ Benötigt werde eine Regelung, wie sie Deutschland für die geplanten LNG-Terminals geschaffen habe: „Da sieht man, was mit einem überragenden öffentlichen Interesse samt Zeitplänen im Gesetz möglich ist.“ Überdies gelte es, die Genehmigungsbehörden ausreichend mit Personal auszustatten und die Verfügbarkeit von Sachverständigen zu gewährleisten: „Wenn die Behörden keine genügenden Ressourcen haben, nützt das beste Gesetz nichts.“
Mittwoch, 19.10.2022, 13:31 Uhr
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