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Energie & Management > Österreich - E-Control sieht 2022 als
Quelle: Pixabay / slon_pics
Österreich

E-Control sieht 2022 als "Jahr größter Herausforderungen"

2022 waren Kunden mit nie gekannten Preissteigerungen konfrontiert und fürchteten um die Versorgung, zeigt der Tätigkeitsbericht der E-Control. Nun beginne sich die Lage zu entspannen.
„Für die Energiekunden war 2022 ein Jahr größter Herausforderungen. Sie sahen sich mit nie gekannten Preissteigerungen konfrontiert. Außerdem fürchteten viele um die Sicherheit ihrer Strom- und Gasversorgung.“ Das sagte der Vorstand der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, am 13. April bei der Präsentation ihres Tätigkeitsberichts für das Vorjahr.

Einer Umfrage im Auftrag der E-Control unter 1.000 Haushalten zufolge befassten sich 2022 rund 80 Prozent der Befragten „sehr stark“ oder zumindest „immer wieder“ mit ihren Energiekosten, 2021 waren es 60 Prozent gewesen. Dennoch kennen etwa 72 Prozent den aktuellen Preis, den sie für 1 kWh Strom bezahlen, nicht, bei Gas haben 88 Prozent keine Kenntnis ihrer Kosten pro kWh. Nach wie vor seien die Energierechnungen und die Preispolitik der Versorger für die Mehrzahl der Kunden ein „Mysterium“, kritisierte Urbantschitsch. Der E-Control-Vorstand räumte ein, dass sich die meisten Strom- und Gasunternehmen um Verständlichkeit bemühen und zusätzliche Ressourcen aufbauten, um die Kunden zu informieren. Offenbar sei dies aber unzureichend: „Die Unternehmen sollten ihre Kommunikation verbessern.“ Auch die Einstellung weiteren Personals für derartige Aufgaben ist ihm zufolge zu überlegen.

Monatliche Abrechnung sinnvoll

Die E-Control selbst verzeichnete laut Urbantschitsch 2022 rund 30.000 Anfragen und Beschwerden von Kunden, um rund 260 Prozent mehr als 2021. Insbesondere ging es um Abrechnungen, hohe Nachzahlungen, unverständliche Teilzahlungen sowie den seit Dezember 2022 geltenen Stromkostenzuschuss. Den Hinweis der Redaktion, dass selbst die stark erhöhte Zahl der Anfragen und Beschwerden nur 0,75 Prozent der etwa vier Millionen österreichischen Haushalte umfasst, kommentierte Urbantschitsch mit den Worten, die Werte seien dennoch „erschütternd“.

Auch dürfe nicht sein, das fast drei Viertel der Kunden ihre Stromkosten und nahezu 90 Prozent ihre Gaskosten nicht kennen. Auf Nachfrage der Redaktion räumte der E-Control-Chef ein, dass diese Anteile auch vor der Krise „ähnlich hoch“ gewesen sein dürften. Umso wichtiger ist ihm zufolge eine intensivere Kommunikation seitens der Versorger. Im Strombereich könnten sich überdies monatliche Rechnungen als hilfreich erweisen. Etwa 50 Prozent der Haushalte verfügen laut Urbantschitsch bereits über digitale Stromzähler (Smart Meter), mit deren Hilfe Monatsrechnungen leicht erstellt werden könnten. Überdies hätten die Kunden das Recht, solche Rechnungen zu verlangen: „Das sollte man sich überlegen. Dann gibt es bei der Jahresabrechnung keine bösen Überraschungen.“

Preise rückläufig

Ohnehin dürfte der Höhepunkt der Preise für Strom und Gas auch für die Endkunden mittlerweile überschritten sein, ergänzte Urbantschitsch. Die seit der Jahreswende rückläufigen Großhandelspreise schlügen sich zunehmend bei den Kunden nieder. Die Lage entspanne sich, und zwar, wie die Preise für Stromlieferungen in den kommenden Jahren zeigten, längerfristig. Vor allem Bestandskunden könnten in den kommenden Monaten mit Kostensenkungen rechnen. Mehrere Versorger hätten Preisreduktionen angekündigt. Der Wechsel des Energielieferanten werde wieder attraktiv.

Was die Beschaffungsstrategien der Versorger betrifft, zeigte sich laut Urbantschitsch: Wer Strom und Gas längerfristig im Voraus beschafft, konkret mit einer Vorlaufzeit von etwa zwei Jahren und mehr, kann die Preise für die Endkunden länger stabil halten. Dies sei 2022 für die betreffenden Kunden vorteilhaft gewesen. In der derzeitigen Situation könne es sich dagegen als Nachteil erweisen, weil auch sinkende Preise verzögert weitergegeben werden.

Versorgung sicher

Keine Sorgen brauchen sich die Kunden hinsichtlich der Versorgungssicherheit im Sommerhalbjahr machen, ergänzte Urbantschitschs Kollege Alfons Haber. Österreich verfüge über eine diversifizierte Stromerzeugung mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien sowie „steuerbaren Gaskraftwerken.“ Der Anteil der Wasserkraft an der Stromproduktion liege bei etwa 60 Prozent. Die Photovoltaik gewinne immer mehr an Bedeutung. Überdies seien die Gasspeicher „noch zu rund zwei Dritteln gefüllt.“ Somit werde weniger Gas benötigt, um den Füllstand bis Herbst wieder auf die von der EU geforderten mindestens 90 Prozent zu bringen.

Von der Redaktion auf Diskussionen in der Gaswirtschaft angesprochen, die Speicher könnten bereits im Sommer wieder zu 90 Prozent und damit markttechnisch betrachtet fast zu früh befüllt sein, konstatierte Haber: „Hier könnte die EU eingreifen.“ Denkbar sei beispielsweise, festzulegen, dass für die Einspeicherung nur Gas aus anderen Quellen als Russland verwendet werden darf. Ähnliche Bestimmungen habe Österreich hinsichtlich seiner seit November 2022 verfügbaren strategischen Reserve getroffen.

Ungeachtet dessen empfiehlt sich laut Haber, weiter „sorgsam“ mit Strom und Gas umzugehen. Energie sei nun einmal wertvoll, ihre Bedeutung für die Gesellschaft „größer denn je.“

Donnerstag, 13.04.2023, 13:16 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - E-Control sieht 2022 als
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Österreich
E-Control sieht 2022 als "Jahr größter Herausforderungen"
2022 waren Kunden mit nie gekannten Preissteigerungen konfrontiert und fürchteten um die Versorgung, zeigt der Tätigkeitsbericht der E-Control. Nun beginne sich die Lage zu entspannen.
„Für die Energiekunden war 2022 ein Jahr größter Herausforderungen. Sie sahen sich mit nie gekannten Preissteigerungen konfrontiert. Außerdem fürchteten viele um die Sicherheit ihrer Strom- und Gasversorgung.“ Das sagte der Vorstand der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, am 13. April bei der Präsentation ihres Tätigkeitsberichts für das Vorjahr.

Einer Umfrage im Auftrag der E-Control unter 1.000 Haushalten zufolge befassten sich 2022 rund 80 Prozent der Befragten „sehr stark“ oder zumindest „immer wieder“ mit ihren Energiekosten, 2021 waren es 60 Prozent gewesen. Dennoch kennen etwa 72 Prozent den aktuellen Preis, den sie für 1 kWh Strom bezahlen, nicht, bei Gas haben 88 Prozent keine Kenntnis ihrer Kosten pro kWh. Nach wie vor seien die Energierechnungen und die Preispolitik der Versorger für die Mehrzahl der Kunden ein „Mysterium“, kritisierte Urbantschitsch. Der E-Control-Vorstand räumte ein, dass sich die meisten Strom- und Gasunternehmen um Verständlichkeit bemühen und zusätzliche Ressourcen aufbauten, um die Kunden zu informieren. Offenbar sei dies aber unzureichend: „Die Unternehmen sollten ihre Kommunikation verbessern.“ Auch die Einstellung weiteren Personals für derartige Aufgaben ist ihm zufolge zu überlegen.

Monatliche Abrechnung sinnvoll

Die E-Control selbst verzeichnete laut Urbantschitsch 2022 rund 30.000 Anfragen und Beschwerden von Kunden, um rund 260 Prozent mehr als 2021. Insbesondere ging es um Abrechnungen, hohe Nachzahlungen, unverständliche Teilzahlungen sowie den seit Dezember 2022 geltenen Stromkostenzuschuss. Den Hinweis der Redaktion, dass selbst die stark erhöhte Zahl der Anfragen und Beschwerden nur 0,75 Prozent der etwa vier Millionen österreichischen Haushalte umfasst, kommentierte Urbantschitsch mit den Worten, die Werte seien dennoch „erschütternd“.

Auch dürfe nicht sein, das fast drei Viertel der Kunden ihre Stromkosten und nahezu 90 Prozent ihre Gaskosten nicht kennen. Auf Nachfrage der Redaktion räumte der E-Control-Chef ein, dass diese Anteile auch vor der Krise „ähnlich hoch“ gewesen sein dürften. Umso wichtiger ist ihm zufolge eine intensivere Kommunikation seitens der Versorger. Im Strombereich könnten sich überdies monatliche Rechnungen als hilfreich erweisen. Etwa 50 Prozent der Haushalte verfügen laut Urbantschitsch bereits über digitale Stromzähler (Smart Meter), mit deren Hilfe Monatsrechnungen leicht erstellt werden könnten. Überdies hätten die Kunden das Recht, solche Rechnungen zu verlangen: „Das sollte man sich überlegen. Dann gibt es bei der Jahresabrechnung keine bösen Überraschungen.“

Preise rückläufig

Ohnehin dürfte der Höhepunkt der Preise für Strom und Gas auch für die Endkunden mittlerweile überschritten sein, ergänzte Urbantschitsch. Die seit der Jahreswende rückläufigen Großhandelspreise schlügen sich zunehmend bei den Kunden nieder. Die Lage entspanne sich, und zwar, wie die Preise für Stromlieferungen in den kommenden Jahren zeigten, längerfristig. Vor allem Bestandskunden könnten in den kommenden Monaten mit Kostensenkungen rechnen. Mehrere Versorger hätten Preisreduktionen angekündigt. Der Wechsel des Energielieferanten werde wieder attraktiv.

Was die Beschaffungsstrategien der Versorger betrifft, zeigte sich laut Urbantschitsch: Wer Strom und Gas längerfristig im Voraus beschafft, konkret mit einer Vorlaufzeit von etwa zwei Jahren und mehr, kann die Preise für die Endkunden länger stabil halten. Dies sei 2022 für die betreffenden Kunden vorteilhaft gewesen. In der derzeitigen Situation könne es sich dagegen als Nachteil erweisen, weil auch sinkende Preise verzögert weitergegeben werden.

Versorgung sicher

Keine Sorgen brauchen sich die Kunden hinsichtlich der Versorgungssicherheit im Sommerhalbjahr machen, ergänzte Urbantschitschs Kollege Alfons Haber. Österreich verfüge über eine diversifizierte Stromerzeugung mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien sowie „steuerbaren Gaskraftwerken.“ Der Anteil der Wasserkraft an der Stromproduktion liege bei etwa 60 Prozent. Die Photovoltaik gewinne immer mehr an Bedeutung. Überdies seien die Gasspeicher „noch zu rund zwei Dritteln gefüllt.“ Somit werde weniger Gas benötigt, um den Füllstand bis Herbst wieder auf die von der EU geforderten mindestens 90 Prozent zu bringen.

Von der Redaktion auf Diskussionen in der Gaswirtschaft angesprochen, die Speicher könnten bereits im Sommer wieder zu 90 Prozent und damit markttechnisch betrachtet fast zu früh befüllt sein, konstatierte Haber: „Hier könnte die EU eingreifen.“ Denkbar sei beispielsweise, festzulegen, dass für die Einspeicherung nur Gas aus anderen Quellen als Russland verwendet werden darf. Ähnliche Bestimmungen habe Österreich hinsichtlich seiner seit November 2022 verfügbaren strategischen Reserve getroffen.

Ungeachtet dessen empfiehlt sich laut Haber, weiter „sorgsam“ mit Strom und Gas umzugehen. Energie sei nun einmal wertvoll, ihre Bedeutung für die Gesellschaft „größer denn je.“

Donnerstag, 13.04.2023, 13:16 Uhr
Klaus Fischer

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