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Energie & Management > Gas - Durch Nord Stream 1 fließt wieder Gas
Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
Gas

Durch Nord Stream 1 fließt wieder Gas

Entgegen aller Befürchtungen hat Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 wieder aufgenommen. Habeck sieht „trügerische Sicherheit“.
Nach dem Abschluss der Wartungsarbeiten an der Gas-Pipeline Nord Stream 1 fließt wieder Gas aus Russland nach Deutschland. Das bestätigte ein Sprecher der Nord Stream AG im Gespräch mit unserer Redaktion. Alle geplanten Wartungsarbeiten an beiden Strängen der Pipeline seien erfolgreich innerhalb der vorgesehenen Zeit abgeschlossen worden.

Auf einer Informationseite von Nord Stream 1 im Internet sind die Gasflüsse angegeben: Der Gasfluss wurde am 21. Juli um 6 Uhr am Morgen aufgenommen und betrug ab 7 Uhr relativ konstant um die 29 Mio. kWh pro Stunde. So wurde zwischen 15 und 16 Uhr Erdgas in einer Größenordnung von 29.292.096 kWh durch die Pipeline geleitet.

Wie die Bundesnetzagentur auf ihrer Internetseite mitteilte, lägen die Gasflüsse aus Nord Stream 1 derzeit bei etwa 40 % der Maximalleistung. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, teilte zudem auf dem Kurznachrichtenportal Twitter mit: „Wenn man die ersten vier Stunden Gasflüsse aus der Nord Stream 1 auf den Tag hochrechnet, landen wir bei ca. 700 Mio. kWh pro Tag.“ Das entspreche der ursprünglichen Nominierung vom Vortag.

Unsicherheit bleibt

Die politische Unsicherheit und die 60-prozentige Kürzung von Mitte Juni bleibe aber leider weiter bestehen, so Müller. Und nach den Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin bestünden durchaus Zweifel an einem gleichmäßigen Gasfluss. „Insofern können wir noch keine Entwarnung geben.“

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warnte vor einer trügerischen Sicherheit. Es sei keineswegs sicher, dass die Lieferungen über derzeit 40 % der Leitungskapazitäten weitergingen, sagte der Bundesminister am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz. „Russland erweist sich zunehmend als Unsicherheitsfaktor im Energiesystem.“ Die russische Regierung habe vorgeschobene Gründe genannt und technische Aspekte politisiert, um nur 40 % zu liefern. Man wisse, dass genug Turbinen für den Pipeline-Betrieb verfügbar seien.
 

Auch die Industrie ist gefragt

Auch andere Organisationen in Deutschland sehen trotz der Wiederaufnahme der Gaslieferungen keinen Anlass zur Entwarnung. "Auf eine dauerhafte und verlässliche Belieferung aus Russland werden wir nicht mehr bauen können", sagte Kerstin Andrae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dass aktuell wieder Gas fließe, könne höchstens zu „vorläufiger Beruhigung“ beitragen.

Mit Blick auf den kommenden Winter und die nächsten Jahre müsse weiter alles für den Aufbau alternativer Gasimportstrukturen und den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien getan werden, sagte Andrae weiter. "Es ist gut, dass es eine breite Debatte über das Thema Energiesparen gibt." Gefragt seien hier aber nicht nur die privaten Verbraucher. "Auch in der Industrie sind Einsparpotenziale vorhanden, die gehoben werden können", erklärte Andrae. Wichtig sei außerdem ein europäischer Blick auf das Thema Versorgungssicherheit.

Donnerstag, 21.07.2022, 17:26 Uhr
Stefan Sagmeister
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Quelle: Shutterstock / Dabarti CGI
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Durch Nord Stream 1 fließt wieder Gas
Entgegen aller Befürchtungen hat Russland die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 wieder aufgenommen. Habeck sieht „trügerische Sicherheit“.
Nach dem Abschluss der Wartungsarbeiten an der Gas-Pipeline Nord Stream 1 fließt wieder Gas aus Russland nach Deutschland. Das bestätigte ein Sprecher der Nord Stream AG im Gespräch mit unserer Redaktion. Alle geplanten Wartungsarbeiten an beiden Strängen der Pipeline seien erfolgreich innerhalb der vorgesehenen Zeit abgeschlossen worden.

Auf einer Informationseite von Nord Stream 1 im Internet sind die Gasflüsse angegeben: Der Gasfluss wurde am 21. Juli um 6 Uhr am Morgen aufgenommen und betrug ab 7 Uhr relativ konstant um die 29 Mio. kWh pro Stunde. So wurde zwischen 15 und 16 Uhr Erdgas in einer Größenordnung von 29.292.096 kWh durch die Pipeline geleitet.

Wie die Bundesnetzagentur auf ihrer Internetseite mitteilte, lägen die Gasflüsse aus Nord Stream 1 derzeit bei etwa 40 % der Maximalleistung. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, teilte zudem auf dem Kurznachrichtenportal Twitter mit: „Wenn man die ersten vier Stunden Gasflüsse aus der Nord Stream 1 auf den Tag hochrechnet, landen wir bei ca. 700 Mio. kWh pro Tag.“ Das entspreche der ursprünglichen Nominierung vom Vortag.

Unsicherheit bleibt

Die politische Unsicherheit und die 60-prozentige Kürzung von Mitte Juni bleibe aber leider weiter bestehen, so Müller. Und nach den Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin bestünden durchaus Zweifel an einem gleichmäßigen Gasfluss. „Insofern können wir noch keine Entwarnung geben.“

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warnte vor einer trügerischen Sicherheit. Es sei keineswegs sicher, dass die Lieferungen über derzeit 40 % der Leitungskapazitäten weitergingen, sagte der Bundesminister am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz. „Russland erweist sich zunehmend als Unsicherheitsfaktor im Energiesystem.“ Die russische Regierung habe vorgeschobene Gründe genannt und technische Aspekte politisiert, um nur 40 % zu liefern. Man wisse, dass genug Turbinen für den Pipeline-Betrieb verfügbar seien.
 

Auch die Industrie ist gefragt

Auch andere Organisationen in Deutschland sehen trotz der Wiederaufnahme der Gaslieferungen keinen Anlass zur Entwarnung. "Auf eine dauerhafte und verlässliche Belieferung aus Russland werden wir nicht mehr bauen können", sagte Kerstin Andrae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Dass aktuell wieder Gas fließe, könne höchstens zu „vorläufiger Beruhigung“ beitragen.

Mit Blick auf den kommenden Winter und die nächsten Jahre müsse weiter alles für den Aufbau alternativer Gasimportstrukturen und den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien getan werden, sagte Andrae weiter. "Es ist gut, dass es eine breite Debatte über das Thema Energiesparen gibt." Gefragt seien hier aber nicht nur die privaten Verbraucher. "Auch in der Industrie sind Einsparpotenziale vorhanden, die gehoben werden können", erklärte Andrae. Wichtig sei außerdem ein europäischer Blick auf das Thema Versorgungssicherheit.

Donnerstag, 21.07.2022, 17:26 Uhr
Stefan Sagmeister

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