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Energie & Management > Vertrieb - Direktvermarktung: So einiges im Fluss
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Vertrieb

Direktvermarktung: So einiges im Fluss

Bei der 13. E&M-Umfrage zur Direktvermarktung überraschen vor allem Baywa Re Clens und Sunnic Lighthouse mit erstaunlich hohen Zugewinnen bei ihren Portfolios.
Da sage noch einer, beim Direktvermarktungsgeschäft gebe es keine Überraschung. Die Ergebnisse der 13. Branchenerhebung von Energie & Management, an der rund 50 Unternehmen teilgenommen haben, dürften solche Stimmen verstummen lassen. Mit dieser Beteiligung ist die E&M-Umfrage mit Abstand die größte für dieses Geschäftsfeld.

Statkraft Markets, seit Beginn der Direktvermarktung hierzulande die uneingeschränkte Nummer eins in diesem Segment, hat reichlich Federn gelassen. Für den 1. Januar hat die Deutschland-Dependance des norwegischen Energiekonzerns einen Vertragsbestand von 9.365 MW gemeldet. Das bedeutet einen Rückgang von 1.311 MW gegenüber Ende Dezember 2020. Gemessen am letzten Dezembertag 2019 startete Statkraft sogar mit einem Minus von 3.302 MW in das Geschäftsjahr 2021.

Diese Entwicklung bringt Ulrich Haberland, bei Statkraft Markets für das Direktvermarktungsgeschäft in Deutschland verantwortlich, nicht aus der Ruhe: „An unserer Vorgabe hat sich nichts geändert: Wir schließen nur Verträge ab, die sich für uns rechnen.“ Dass die letzte Verhandlungsperiode für die Skandinavier nicht so wie gewünscht gelaufen ist, begründet Haberland mit einer „fehlerhaften Bepreisung einiger Mitbewerber insbesondere von häufig abgeregelten Anlagen in Verbindung mit einer deutlich höheren Zahl von Tagen mit negativen Strompreisen als geplant.“

Ob und wie das Statkraft-Portfolio wächst, hängt vor allem vom weiteren Windkraftausbau an. Genauso unsicher ist, ob Statkraft bis Ende dieses Jahres weiterhin die Pole Position als größter Direktvermarkter behaupten kann. Denn kurz vor Weihnachten haben der EWE-Konzern und die Aloys-Wobben-Stiftung, alleinige Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, ihr angekündigtes Gemeinschaftsunternehmen endgültig auf den Weg gebracht. Die Direktvermarktungsaktivitäten der Enercon-Tochter Quadra Energy und der EWE Trading sollen darin gebündelt werden. Beide Unternehmen haben es bei der aktuellen E&M-Umfrage gemeinsam auf ein Portfolio von rund 10.800 MW gebracht – deutlich mehr als zuletzt Statkraft.
 

Hinter dem zweitgrößten Direktvermarkter Quadra Energy und der letztjährigen Nummer drei, Next Kraftwerke, hat sich bei der E&M-Umfrage ein Unternehmen auf Platz vier vorgeschoben, das sicherlich nur die wenigsten auf dem Schirm hatten: „BayWa Re Clens“. Die gemeldete Vertragsleistung von 6.600 MW bedeutet ein gewaltiges Plus von 3.100 MW im Vergleich zum Vorjahresstichtag.

Zur Erinnerung: Im Spätherbst 2017 hatte die Clens Energy Sourcing GmbH (Clens), damals Teil der italienischen Innowatio-Gruppe, als eines der Pionierunternehmen bei der Direktvermarktung hierzulande Insolvenz anmelden müssen. Kurz darauf übernahm der Baywa-Konzern Clens, was sich als Glücksfall erwiesen haben dürfte. Nach längeren internen Aufräumarbeiten und einer Neupositionierung bei IT-Equipment und Vertrieb steht Baywa Re Clens heute weitaus besser da als die „alte“ Clens.

„Wir haben in den zurückliegenden Herbstmonaten insgesamt Angebote für fast 25.000 Megawatt Leistung abgegeben“, berichtet Baywa-Re-Clens-Geschäftsführer Daniel Hölder, und „zwar alles auf Basis wettbewerbsfähiger Preise“. Dumpingpreise, um das eigene Portfolio mit zusätzlichen MW aufzublähen, seien bei Baywa Re Clens immer tabu gewesen: „Und jetzt, da Baywa Re seit einigen Wochen einen neuen Gesellschafter aus der Bankenwelt hat, wäre eine solche Strategie ohnehin ein No Go“, so Hölder.

Neben Baywa Re Clens gibt es einen zweiten großen Gewinner bei der jüngsten E&M-Branchenerhebung: die Sunnic Lighthouse GmbH aus Hamburg. Das Tochterunternehmen des Solarprojektierers Enerparc AG konnte sein Portfolio über den Jahreswechsel nicht nur um über 1.000 MW auf 5.750 MW ausbauen, sondern liegt mit einer gemeldeten Leistung von 3.900 MW nur noch knapp hinter dem bundesweit größten Solar-Direktvermarkter Next Kraftwerke mit einem Vertragsbestand von 4.020 MW. Binnen eines Jahres konnten die Hanseaten rund 70 % mehr Solarleistung für die Direktvermarktung unter Vertrag nehmen.

„Zuletzt haben wir davon profitiert, dass wir einige größere White-Label-Mandate gewonnen haben“, erklärt Geschäftsführer Arved von Harpe gegenüber E&M das erstaunliche Plus. Nach dem BKW-Tochterunternehmen Wind Energy Trading (WET), dessen Geschäftsmodel rein auf White-Label-Verträge setzt, dürfte Sunnic hierzulande der zweitgrößte Anbieter in diesem Segment sein. „Es hat sich rumgesprochen, dass wir Direktvermarktung können“, sagt Geschäftsführer von Harpe salopp.

Die kompletten Ergebnisse der 13. Direktvermarktungsumfrage von Energie & Management lesen Sie in der Printausgabe Nr. 2/2021, die am 1. Februar erschienen ist.

 
Die Direktvermarkter im Ãœberblick
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Grafik: E&M

 

Montag, 1.02.2021, 11:56 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Vertrieb - Direktvermarktung: So einiges im Fluss
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Direktvermarktung: So einiges im Fluss
Bei der 13. E&M-Umfrage zur Direktvermarktung überraschen vor allem Baywa Re Clens und Sunnic Lighthouse mit erstaunlich hohen Zugewinnen bei ihren Portfolios.
Da sage noch einer, beim Direktvermarktungsgeschäft gebe es keine Überraschung. Die Ergebnisse der 13. Branchenerhebung von Energie & Management, an der rund 50 Unternehmen teilgenommen haben, dürften solche Stimmen verstummen lassen. Mit dieser Beteiligung ist die E&M-Umfrage mit Abstand die größte für dieses Geschäftsfeld.

Statkraft Markets, seit Beginn der Direktvermarktung hierzulande die uneingeschränkte Nummer eins in diesem Segment, hat reichlich Federn gelassen. Für den 1. Januar hat die Deutschland-Dependance des norwegischen Energiekonzerns einen Vertragsbestand von 9.365 MW gemeldet. Das bedeutet einen Rückgang von 1.311 MW gegenüber Ende Dezember 2020. Gemessen am letzten Dezembertag 2019 startete Statkraft sogar mit einem Minus von 3.302 MW in das Geschäftsjahr 2021.

Diese Entwicklung bringt Ulrich Haberland, bei Statkraft Markets für das Direktvermarktungsgeschäft in Deutschland verantwortlich, nicht aus der Ruhe: „An unserer Vorgabe hat sich nichts geändert: Wir schließen nur Verträge ab, die sich für uns rechnen.“ Dass die letzte Verhandlungsperiode für die Skandinavier nicht so wie gewünscht gelaufen ist, begründet Haberland mit einer „fehlerhaften Bepreisung einiger Mitbewerber insbesondere von häufig abgeregelten Anlagen in Verbindung mit einer deutlich höheren Zahl von Tagen mit negativen Strompreisen als geplant.“

Ob und wie das Statkraft-Portfolio wächst, hängt vor allem vom weiteren Windkraftausbau an. Genauso unsicher ist, ob Statkraft bis Ende dieses Jahres weiterhin die Pole Position als größter Direktvermarkter behaupten kann. Denn kurz vor Weihnachten haben der EWE-Konzern und die Aloys-Wobben-Stiftung, alleinige Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, ihr angekündigtes Gemeinschaftsunternehmen endgültig auf den Weg gebracht. Die Direktvermarktungsaktivitäten der Enercon-Tochter Quadra Energy und der EWE Trading sollen darin gebündelt werden. Beide Unternehmen haben es bei der aktuellen E&M-Umfrage gemeinsam auf ein Portfolio von rund 10.800 MW gebracht – deutlich mehr als zuletzt Statkraft.
 

Hinter dem zweitgrößten Direktvermarkter Quadra Energy und der letztjährigen Nummer drei, Next Kraftwerke, hat sich bei der E&M-Umfrage ein Unternehmen auf Platz vier vorgeschoben, das sicherlich nur die wenigsten auf dem Schirm hatten: „BayWa Re Clens“. Die gemeldete Vertragsleistung von 6.600 MW bedeutet ein gewaltiges Plus von 3.100 MW im Vergleich zum Vorjahresstichtag.

Zur Erinnerung: Im Spätherbst 2017 hatte die Clens Energy Sourcing GmbH (Clens), damals Teil der italienischen Innowatio-Gruppe, als eines der Pionierunternehmen bei der Direktvermarktung hierzulande Insolvenz anmelden müssen. Kurz darauf übernahm der Baywa-Konzern Clens, was sich als Glücksfall erwiesen haben dürfte. Nach längeren internen Aufräumarbeiten und einer Neupositionierung bei IT-Equipment und Vertrieb steht Baywa Re Clens heute weitaus besser da als die „alte“ Clens.

„Wir haben in den zurückliegenden Herbstmonaten insgesamt Angebote für fast 25.000 Megawatt Leistung abgegeben“, berichtet Baywa-Re-Clens-Geschäftsführer Daniel Hölder, und „zwar alles auf Basis wettbewerbsfähiger Preise“. Dumpingpreise, um das eigene Portfolio mit zusätzlichen MW aufzublähen, seien bei Baywa Re Clens immer tabu gewesen: „Und jetzt, da Baywa Re seit einigen Wochen einen neuen Gesellschafter aus der Bankenwelt hat, wäre eine solche Strategie ohnehin ein No Go“, so Hölder.

Neben Baywa Re Clens gibt es einen zweiten großen Gewinner bei der jüngsten E&M-Branchenerhebung: die Sunnic Lighthouse GmbH aus Hamburg. Das Tochterunternehmen des Solarprojektierers Enerparc AG konnte sein Portfolio über den Jahreswechsel nicht nur um über 1.000 MW auf 5.750 MW ausbauen, sondern liegt mit einer gemeldeten Leistung von 3.900 MW nur noch knapp hinter dem bundesweit größten Solar-Direktvermarkter Next Kraftwerke mit einem Vertragsbestand von 4.020 MW. Binnen eines Jahres konnten die Hanseaten rund 70 % mehr Solarleistung für die Direktvermarktung unter Vertrag nehmen.

„Zuletzt haben wir davon profitiert, dass wir einige größere White-Label-Mandate gewonnen haben“, erklärt Geschäftsführer Arved von Harpe gegenüber E&M das erstaunliche Plus. Nach dem BKW-Tochterunternehmen Wind Energy Trading (WET), dessen Geschäftsmodel rein auf White-Label-Verträge setzt, dürfte Sunnic hierzulande der zweitgrößte Anbieter in diesem Segment sein. „Es hat sich rumgesprochen, dass wir Direktvermarktung können“, sagt Geschäftsführer von Harpe salopp.

Die kompletten Ergebnisse der 13. Direktvermarktungsumfrage von Energie & Management lesen Sie in der Printausgabe Nr. 2/2021, die am 1. Februar erschienen ist.

 
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