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Energie & Management > Effizienz - Differenzverträge für Investitionen im Gebäudesektor
Quelle: Fotolia / Kadmy
Effizienz

Differenzverträge für Investitionen im Gebäudesektor

Viele Hausbesitzer sind unsicher, ob sich Investitionen in Klimaschutz wirtschaftlich lohnen. Ein vom EWI vorgeschlagener CO2-Garantiefonds könnte sie künftig absichern.
Im Gebäudesektor müssen deutlich mehr Gebäude saniert und Heizungsanlagen ausgetauscht werden als bisher, um die Klimaziele zu erreichen. Klimaschutzverträge, die von einem staatlich initiierten CO2-Garantiefonds bereitgestellt werden, könnten einen Beitrag leisten, Investitionen in die energetische Gebäudesanierung oder einen Heizungsaustausch wirtschaftlich abzusichern.

Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) hat im Rahmen der Studie „Ein CO2-Garantiefonds für Klimaschutzinvestitionen im Gebäudesektor“ untersucht, wie ein solcher Fonds ausgestaltet sein könnte. Die Studie wurde zusammen mit dem Finanzwissenschaftlichen Institut an der Universität zu Köln im Auftrag des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima und der Unternehmen Vaillant und Viessmann erstellt.

„Wir sehen, dass viele Immobilien energetisch saniert werden sollen. Doch für die Investitionsentscheidung ist es wichtig zu wissen, wie sich die Preise für Energie und CO2 entwickeln, hier gibt es eine hohe Unsicherheit“, sagt Max Gierkink, Manager am EWI. Hier setzen Klimaschutzverträge an: Sie sichern Klimaschutzinvestitionen ab, sodass diese sich auch bei unvorhergesehenen Preisschwankungen rechnen. Diese Verträge, auch Carbon Contracts for Difference (CCfDs) oder Differenzverträge genannt, können neben der Absicherung auch eine ergänzende Förderung gewähren.

Die Studie demonstriert die Wirkung von Differenzverträgen in der Gebäudesanierung am Beispiel der fiktiven Familie Müller, die in einem 130 m2 großen Einfamilienhaus aus den 1960er Jahren lebt, mit einer 15 Jahre alten Gasheizung und 30 Jahre alten Fenstern. Für dieses Haus sind umfassende Sanierungsmaßnahmen – Einbau einer Luftwärmepumpe, 3-fache Verglasung der Fenster und verschiedene Dämmmaßnahmen – vorgesehen, die Investitionskosten in Höhe von etwa 52.000 Euro verursachen.

Würden diese Sanierungsmaßnahmen nicht durchgeführt, dann fielen „Sowieso-Kosten“ für einen späteren Austausch der Heizung in Höhe von etwa 7.000 Euro an. Familie Müller rechnet also mit Mehrinvestitionskosten von ungefähr 45.000 Euro. Die bestehende Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beträgt in diesem Fall ca. 18.000 Euro, womit sich die verbleibenden Mehrkosten auf rund 27.000 Euro reduzieren.

Damit Familie Müller einen Anreiz für eine umfassende Modernisierung hat, müssten die Betriebskosteneinsparungen diese Mehrkosten mindestens abdecken. Aufgrund des geringeren Wärmebedarfs und der niedrigeren Brennstoffkosten spart Familie Müller im Zeitverlauf etwa 16.000 Euro Betriebskosten, sodass zusätzliche Einsparungen nur noch Mehrkosten von 11.000 Euro decken müssen. Dank des niedrigeren Wärmebedarfs (durch höhere Heizungseffizienz und Gebäudesanierung) sowie der niedrigeren Emissionsintensität des neuen Brennstoffes (Strom statt Gas) werden im Laufe der kommenden 20 Jahre außerdem 106 Tonnen CO2 eingespart. Die zusätzlichen Betriebskosteneinsparungen hängen also maßgeblich von der Entwicklung des CO2-Preises ab.

Hier setzt der CO2-Garantiefonds mit seinen Klimaschutzverträgen an. Familie Müller lässt den für eine wirtschaftliche Investition notwendigen CO2-Preis von ihrer Energieberaterin schätzen, die den Antrag für den Klimaschutzvertrag beim Garantiefonds ausfüllt. Hierin wird ein Referenzpreis von 130 Euro/Tonne CO2 vereinbart.

Solange der tatsächliche CO2-Preis unter diesem Wert liegt, spart Familie Müller weniger an Betriebskosten ein, als es mit dem Referenzpreis der Fall wäre und erhält die Differenz aus dem CO2-Garantiefonds. Sofern der tatsächliche CO2-Preis langfristig über 130 Euro/Tonne CO2 liegt, spart Familie Müller mehr ein und zahlt die Differenz in den CO2-Garantiefonds ein. Dadurch ist für Familie Müller gewährleistet, dass sich die Sanierungsmaßnahme immer lohnt. 

Nationale Förderbank für den Klimaschutz?

Das Konzept der Klimaschutzverträge beschränkt sich in der Praxis nicht nur auf das Eigentum von Immobilien, sondern könnte beispielsweise durch Anpassungen des Mietrechts auch auf den Besitz von Mietwohnungen übertragen werden. Dies könnte ein Beitrag zur Überwindung des Dilemmas zwischen Vermietung und Miete sein.

Was die Ausgestaltung des CO2-Garantiefonds angeht, so könnte er als nationale Förderbank für den Klimaschutz konzipiert werden, in der die Förderaufgaben und die Beschaffung der nötigen Mittel zusammengefasst sind. Zur Refinanzierung des Fördergeschäfts könnte diese Förderbank sogenannte „Green Bonds“ begeben.

„Insgesamt bietet der skizzierte CO2-Garantiefonds ein vielversprechendes Instrument, um die Klimaziele zu erreichen und könnte auch auf andere Sektoren übertragen werden“, sagt Samir Jeddi, Senior Research Associate am EWI.


Montag, 17.01.2022, 12:55 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > Effizienz - Differenzverträge für Investitionen im Gebäudesektor
Quelle: Fotolia / Kadmy
Effizienz
Differenzverträge für Investitionen im Gebäudesektor
Viele Hausbesitzer sind unsicher, ob sich Investitionen in Klimaschutz wirtschaftlich lohnen. Ein vom EWI vorgeschlagener CO2-Garantiefonds könnte sie künftig absichern.
Im Gebäudesektor müssen deutlich mehr Gebäude saniert und Heizungsanlagen ausgetauscht werden als bisher, um die Klimaziele zu erreichen. Klimaschutzverträge, die von einem staatlich initiierten CO2-Garantiefonds bereitgestellt werden, könnten einen Beitrag leisten, Investitionen in die energetische Gebäudesanierung oder einen Heizungsaustausch wirtschaftlich abzusichern.

Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) hat im Rahmen der Studie „Ein CO2-Garantiefonds für Klimaschutzinvestitionen im Gebäudesektor“ untersucht, wie ein solcher Fonds ausgestaltet sein könnte. Die Studie wurde zusammen mit dem Finanzwissenschaftlichen Institut an der Universität zu Köln im Auftrag des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima und der Unternehmen Vaillant und Viessmann erstellt.

„Wir sehen, dass viele Immobilien energetisch saniert werden sollen. Doch für die Investitionsentscheidung ist es wichtig zu wissen, wie sich die Preise für Energie und CO2 entwickeln, hier gibt es eine hohe Unsicherheit“, sagt Max Gierkink, Manager am EWI. Hier setzen Klimaschutzverträge an: Sie sichern Klimaschutzinvestitionen ab, sodass diese sich auch bei unvorhergesehenen Preisschwankungen rechnen. Diese Verträge, auch Carbon Contracts for Difference (CCfDs) oder Differenzverträge genannt, können neben der Absicherung auch eine ergänzende Förderung gewähren.

Die Studie demonstriert die Wirkung von Differenzverträgen in der Gebäudesanierung am Beispiel der fiktiven Familie Müller, die in einem 130 m2 großen Einfamilienhaus aus den 1960er Jahren lebt, mit einer 15 Jahre alten Gasheizung und 30 Jahre alten Fenstern. Für dieses Haus sind umfassende Sanierungsmaßnahmen – Einbau einer Luftwärmepumpe, 3-fache Verglasung der Fenster und verschiedene Dämmmaßnahmen – vorgesehen, die Investitionskosten in Höhe von etwa 52.000 Euro verursachen.

Würden diese Sanierungsmaßnahmen nicht durchgeführt, dann fielen „Sowieso-Kosten“ für einen späteren Austausch der Heizung in Höhe von etwa 7.000 Euro an. Familie Müller rechnet also mit Mehrinvestitionskosten von ungefähr 45.000 Euro. Die bestehende Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beträgt in diesem Fall ca. 18.000 Euro, womit sich die verbleibenden Mehrkosten auf rund 27.000 Euro reduzieren.

Damit Familie Müller einen Anreiz für eine umfassende Modernisierung hat, müssten die Betriebskosteneinsparungen diese Mehrkosten mindestens abdecken. Aufgrund des geringeren Wärmebedarfs und der niedrigeren Brennstoffkosten spart Familie Müller im Zeitverlauf etwa 16.000 Euro Betriebskosten, sodass zusätzliche Einsparungen nur noch Mehrkosten von 11.000 Euro decken müssen. Dank des niedrigeren Wärmebedarfs (durch höhere Heizungseffizienz und Gebäudesanierung) sowie der niedrigeren Emissionsintensität des neuen Brennstoffes (Strom statt Gas) werden im Laufe der kommenden 20 Jahre außerdem 106 Tonnen CO2 eingespart. Die zusätzlichen Betriebskosteneinsparungen hängen also maßgeblich von der Entwicklung des CO2-Preises ab.

Hier setzt der CO2-Garantiefonds mit seinen Klimaschutzverträgen an. Familie Müller lässt den für eine wirtschaftliche Investition notwendigen CO2-Preis von ihrer Energieberaterin schätzen, die den Antrag für den Klimaschutzvertrag beim Garantiefonds ausfüllt. Hierin wird ein Referenzpreis von 130 Euro/Tonne CO2 vereinbart.

Solange der tatsächliche CO2-Preis unter diesem Wert liegt, spart Familie Müller weniger an Betriebskosten ein, als es mit dem Referenzpreis der Fall wäre und erhält die Differenz aus dem CO2-Garantiefonds. Sofern der tatsächliche CO2-Preis langfristig über 130 Euro/Tonne CO2 liegt, spart Familie Müller mehr ein und zahlt die Differenz in den CO2-Garantiefonds ein. Dadurch ist für Familie Müller gewährleistet, dass sich die Sanierungsmaßnahme immer lohnt. 

Nationale Förderbank für den Klimaschutz?

Das Konzept der Klimaschutzverträge beschränkt sich in der Praxis nicht nur auf das Eigentum von Immobilien, sondern könnte beispielsweise durch Anpassungen des Mietrechts auch auf den Besitz von Mietwohnungen übertragen werden. Dies könnte ein Beitrag zur Überwindung des Dilemmas zwischen Vermietung und Miete sein.

Was die Ausgestaltung des CO2-Garantiefonds angeht, so könnte er als nationale Förderbank für den Klimaschutz konzipiert werden, in der die Förderaufgaben und die Beschaffung der nötigen Mittel zusammengefasst sind. Zur Refinanzierung des Fördergeschäfts könnte diese Förderbank sogenannte „Green Bonds“ begeben.

„Insgesamt bietet der skizzierte CO2-Garantiefonds ein vielversprechendes Instrument, um die Klimaziele zu erreichen und könnte auch auf andere Sektoren übertragen werden“, sagt Samir Jeddi, Senior Research Associate am EWI.


Montag, 17.01.2022, 12:55 Uhr
Peter Koller

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