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Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

"Die Technik haben wir gut im Griff"

Thomas Kiessling ist Chief Technology Officer bei der Siemens-Einheit Smart Infrastructure. Im E&M-Interview erzählt er, warum der Aufbau einer Smart City nur mit Partnern gelingt.
Interviewtermin im Büro von Siemens auf der Expo 2020 in Dubai. Das Unternehmen hat Journalisten zu einer Pressereise zur Weltausstellung eingeladen. Siemens ist auf der Expo für die Digitalisierung der Infrastruktur zuständig. Die Internet-of-Things-Plattform „MindSphere“ des Münchner Unternehmens fungiert dabei als zentraler Daten-Hub. E&M wollte von Thomas Kiessling wissen, warum die Expo sich als Vorbild für eine Smart City eignet, was Deutschland davon lernen kann und ob die Energiewende hierzulande gelingt.

E&M: Herr Kiessling, warum ist Siemens auf der Expo in Dubai präsent? 

Kiessling: Weil Siemens und die Expo eine lange gemeinsame Geschichte haben. Seit der ersten Weltausstellung 1851 haben wir regelmäßig daran teilgenommen. Dabei muss man wissen, dass Siemens erst 1847 gegründet wurde. Was macht die Expo in Dubai nun so einzigartig für uns? Das Areal soll auch nach der Ausstellung weiter genutzt werden. Für uns als Premiumpartner bietet das die einmalige Gelegenheit, eine Smart City zu schaffen, die als Blaupause für andere Stadtentwicklungen dienen kann.

E&M: Im arabischen Raum werden einige Smart-City-Projekte angestoßen, wie zum Beispiel das Stadtbauprojekt ‚Masdar‘ in Abu Dhabi. Was können Deutschland und Europa von den arabischen Staaten lernen?

Kiessling: Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Öffentlich-Privaten Partnerschaften, die Public Private Partnerships. Das ist eine Möglichkeit, eine städtische Umgebung in eine smarte Umgebung zu verwandeln. Ein wichtiger Bestandteil ist die gemeinsame Zusammenarbeit. Es ist eine andere Herangehensweise als die bekannte Kundenbeziehung mit ihren üblichen Ausschreibungen. Es geht mehr in eine werteorientierte Partnerschaft.

E&M: Was bedeutet das konkret?

Kiessling: Das bedeutet, dass es heute keine Unternehmen mehr gibt, die alles allein machen können. Sie müssen mit Partnern zusammenarbeiten. Am Ende geht es darum, eine gemeinsame Lösung zu liefern. Das kann durchaus zu der Situation führen, dass man mit Unternehmen zusammenarbeitet, die am Tag zuvor noch als Wettbewerber aufgetreten sind.

E&M: Blicken wir nach Deutschland. Deutschland galt lange als Vorreiter bei der Energiewende. Nun sagen einige Fachleute, dass es diese Position verloren hat. Teilen Sie diese Meinung?

Kiessling: Es gibt zahlreiche Studien, die zu dem Schluss kommen, dass eine kohlenstofffreie Energieversorgung in Deutschland bis 2045 möglich ist. Die erneuerbaren Energien haben in einigen Gebieten mittlerweile einen Anteil von 40 Prozent und mehr. Unterstützung kommt zudem von den Bereichen Wasserstoff und Elektromobilität. Deutschland ist immer noch führend, aber es muss wieder mehr Fahrt aufnehmen, um seine Poleposition zu halten.

E&M: Die Umstellung der Wärmeversorgung auf CO2-neutrales Heizen ist die große Herausforderung in Deutschland. Wie kommt man zu grüner Wärme?

Kiessling: Da gibt es eine Reihe von geeigneten Technologien wie Power-to-Heat, Wärmepumpen und Fernwärme. Nur: Mit einzelnen Maßnahmen wird es nicht gehen. Die Kunst besteht darin, diese so zu kombinieren, dass das Gesamtsystem funktioniert. Das kann von Region zu Region auch unterschiedlich aussehen. Wir bei Siemens liefern seit Jahren das Know-how, um unsere Partner bei dem Wandel zu unterstützen.

E&M: Seit Jahren fordert die Energiewirtschaft, fordert die Industrie einen Masterplan in Sachen Energiewende. Sie auch?

Mehr als 95 Prozent der Gebäude sind nicht digitalisiert

Kiessling: In einigen Bereichen besteht sicherlich zusätzlicher Regulierungsbedarf. Nehmen wir den Gebäudebereich. Mehr als 95 Prozent der Gebäude sind nicht digitalisiert. CO2-Emissionen werden kaum erfasst, weder bei der Planung und dem Bau noch beim Betrieb der Gebäude. Das ist ein Beispiel dafür, dass unsere Infrastruktur noch nicht smart, intelligent genug ist. Wir sollten Stück für Stück jeden Bereich durchgehen und transparent machen. Dann können wir die richtigen Maßnahmen auf den Weg bringen.

E&M: Sie haben es angesprochen: Mit Smart Home könnten Verbraucher Energie sparen und die Netze entlasten. Was muss passieren, um sie mehr dafür zu interessieren?

Kiessling: Es gibt durchaus einige Bereiche mit hoher Wirkung, nehmen Sie Elektrofahrzeuge. Nehmen Sie PV-Anlagen auf Dächern. Deutschland muss seine Kapazität bei erneuerbaren Energien verdreifachen, um zu einer CO2-freien Energieversorgung zu gelangen. Auf den deutschen Hausdächern gibt es noch beträchtliche Kapazitäten. Wir stehen hier erst am Anfang und müssen diesen Weg fortsetzen.

E&M: Sektorkopplung und Power-to-X werden als ein wichtiger Baustein in der Energiewende gesehen. Wo sehen Sie das größte Potenzial?

Kiessling: Die Dekarbonisierung von Fabriken ist eine der Hauptaufgaben für die Zukunft. Bei der Produktion von Stahl und Zement sowie in zahlreichen chemischen Prozessen fallen immer noch erhebliche Mengen an CO2 an. Power-to-X kann hier eine große Rolle spielen. Der Strom kann aus grünem Wasserstoff gewonnen werden und umgekehrt. Das allein wird jedoch nicht alles lösen. Aber Power-to-X wird schon einen enormen Einfluss auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft haben.
E&M: Eine weitere Technik sind Batterien. Sie sollen Überschussstrom aus Windfarmen speichern. Große Batteriespeicher im Megawatt-Bereich sind teuer. Werden sie sich trotzdem durchsetzen?

Kiessling: Das denke ich schon. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren eine eindrucksvolle Kostendegression auf dem Gebiet gesehen. In Wunsiedel in Süddeutschland errichten wir gerade eine 100-Megawatt-Batterie, um Überschussstrom zu speichern. Diese 100-Megawatt-Anlage wird in der Lage sein, bis zu 20.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Das ganze Projekt hat dabei einen sehr attraktiven ROI (Return on Investment; d Red.). Es ist absolut wirtschaftlich.

E&M: Viele Fachleute halten das System mit Smart Meter und Smart Meter Gateway in Deutschland für zu aufwendig und zu kompliziert. Finden Sie das auch?

Kiessling: Die Anforderungen des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik; d. Red) an die Smart Meter und die Gateways sind sehr hoch. Auf der anderen Seite sind die Zähler auch sehr sicher. Ich denke schon, dass man dabei das richtige Niveau gefunden hat. Denn Smart Meter werden eine wichtige Funktion einnehmen. Sie sind wichtig, um Transparenz im Netz zu schaffen. Je besser die Netzbetreiber den Verbrauch nachvollziehen können, desto besser können sie planen und dadurch Investitionen in Millionenhöhe vermeiden.
E&M: Es wird oft beklagt, dass für viele Herausforderungen wie Microgrids zwar technische Lösungen vorliegen, die Politik aber hinterherhinkt. Ist das auch Ihr Eindruck?

Microgrids stehen vor einer Wachstumsphase

Kiessling: Microgrids stehen vor einer Wachstumsphase. Aktuell werden weltweit ein paar Hundert Projekte ausprobiert. Viele von ihnen befinden sich in der Pilotphase, einige sind schon kommerziell. Der Markt dafür soll in den kommenden Jahren von aktuell rund drei auf 25 Milliarden Euro wachsen, sagen Studien. Es wird dort also vorangehen.

E&M: Wasserstoff ist aktuell in aller Munde. Ist der Hype gerechtfertigt?

Kiessling: Wasserstoff wird eine wichtige Rolle spielen, aber er wird nur ein Baustein im ganzen System sein. Im Jahr 2045, wenn Deutschland dekarbonisiert sein soll, wird er seinen Platz haben − als Backup in Kraftwerken, in Fabriken, Lastwagen.
E&M: Was halten Sie von Wasserstoff im Mobilitätssektor?

Kiessling: Ich kann mir Wasserstoff als Kraftstoff in Lastwagen vorstellen, auch als Hybridlösung, weil er sich auf längeren Strecken gut mit einer Batterie ergänzen könnte. Ein Lkw, der ein paar Hundert Meilen zurücklegen muss, braucht zum Aufladen einer Batterie durchaus seine Zeit. Es gibt viele Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff.

E&M: Der Wasserstoff soll aus Überschussstrom produziert werden. Wo soll der ganze Überschussstrom in Deutschland und Europa herkommen?

Kiessling: Wenn wir es ernst meinen mit einer kohlenstofffreien Energieversorgung, dann geht es nur über eine deutliche Erhöhung der erneuerbaren Kapazitäten. Es müssen dabei eher Fragen beantwortet werden wie ‚Wer zahlt dafür?‘ und ‚Wie steht es mit der Akzeptanz?‘. An der Technologie wird es nicht scheitern, die haben wir ganz gut im Griff.
 
Thomas Kiessling
​ Quelle: Siemens

Dienstag, 25.01.2022, 09:09 Uhr
Stefan Sagmeister
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Quelle: E&M
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"Die Technik haben wir gut im Griff"
Thomas Kiessling ist Chief Technology Officer bei der Siemens-Einheit Smart Infrastructure. Im E&M-Interview erzählt er, warum der Aufbau einer Smart City nur mit Partnern gelingt.
Interviewtermin im Büro von Siemens auf der Expo 2020 in Dubai. Das Unternehmen hat Journalisten zu einer Pressereise zur Weltausstellung eingeladen. Siemens ist auf der Expo für die Digitalisierung der Infrastruktur zuständig. Die Internet-of-Things-Plattform „MindSphere“ des Münchner Unternehmens fungiert dabei als zentraler Daten-Hub. E&M wollte von Thomas Kiessling wissen, warum die Expo sich als Vorbild für eine Smart City eignet, was Deutschland davon lernen kann und ob die Energiewende hierzulande gelingt.

E&M: Herr Kiessling, warum ist Siemens auf der Expo in Dubai präsent? 

Kiessling: Weil Siemens und die Expo eine lange gemeinsame Geschichte haben. Seit der ersten Weltausstellung 1851 haben wir regelmäßig daran teilgenommen. Dabei muss man wissen, dass Siemens erst 1847 gegründet wurde. Was macht die Expo in Dubai nun so einzigartig für uns? Das Areal soll auch nach der Ausstellung weiter genutzt werden. Für uns als Premiumpartner bietet das die einmalige Gelegenheit, eine Smart City zu schaffen, die als Blaupause für andere Stadtentwicklungen dienen kann.

E&M: Im arabischen Raum werden einige Smart-City-Projekte angestoßen, wie zum Beispiel das Stadtbauprojekt ‚Masdar‘ in Abu Dhabi. Was können Deutschland und Europa von den arabischen Staaten lernen?

Kiessling: Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Öffentlich-Privaten Partnerschaften, die Public Private Partnerships. Das ist eine Möglichkeit, eine städtische Umgebung in eine smarte Umgebung zu verwandeln. Ein wichtiger Bestandteil ist die gemeinsame Zusammenarbeit. Es ist eine andere Herangehensweise als die bekannte Kundenbeziehung mit ihren üblichen Ausschreibungen. Es geht mehr in eine werteorientierte Partnerschaft.

E&M: Was bedeutet das konkret?

Kiessling: Das bedeutet, dass es heute keine Unternehmen mehr gibt, die alles allein machen können. Sie müssen mit Partnern zusammenarbeiten. Am Ende geht es darum, eine gemeinsame Lösung zu liefern. Das kann durchaus zu der Situation führen, dass man mit Unternehmen zusammenarbeitet, die am Tag zuvor noch als Wettbewerber aufgetreten sind.

E&M: Blicken wir nach Deutschland. Deutschland galt lange als Vorreiter bei der Energiewende. Nun sagen einige Fachleute, dass es diese Position verloren hat. Teilen Sie diese Meinung?

Kiessling: Es gibt zahlreiche Studien, die zu dem Schluss kommen, dass eine kohlenstofffreie Energieversorgung in Deutschland bis 2045 möglich ist. Die erneuerbaren Energien haben in einigen Gebieten mittlerweile einen Anteil von 40 Prozent und mehr. Unterstützung kommt zudem von den Bereichen Wasserstoff und Elektromobilität. Deutschland ist immer noch führend, aber es muss wieder mehr Fahrt aufnehmen, um seine Poleposition zu halten.

E&M: Die Umstellung der Wärmeversorgung auf CO2-neutrales Heizen ist die große Herausforderung in Deutschland. Wie kommt man zu grüner Wärme?

Kiessling: Da gibt es eine Reihe von geeigneten Technologien wie Power-to-Heat, Wärmepumpen und Fernwärme. Nur: Mit einzelnen Maßnahmen wird es nicht gehen. Die Kunst besteht darin, diese so zu kombinieren, dass das Gesamtsystem funktioniert. Das kann von Region zu Region auch unterschiedlich aussehen. Wir bei Siemens liefern seit Jahren das Know-how, um unsere Partner bei dem Wandel zu unterstützen.

E&M: Seit Jahren fordert die Energiewirtschaft, fordert die Industrie einen Masterplan in Sachen Energiewende. Sie auch?

Mehr als 95 Prozent der Gebäude sind nicht digitalisiert

Kiessling: In einigen Bereichen besteht sicherlich zusätzlicher Regulierungsbedarf. Nehmen wir den Gebäudebereich. Mehr als 95 Prozent der Gebäude sind nicht digitalisiert. CO2-Emissionen werden kaum erfasst, weder bei der Planung und dem Bau noch beim Betrieb der Gebäude. Das ist ein Beispiel dafür, dass unsere Infrastruktur noch nicht smart, intelligent genug ist. Wir sollten Stück für Stück jeden Bereich durchgehen und transparent machen. Dann können wir die richtigen Maßnahmen auf den Weg bringen.

E&M: Sie haben es angesprochen: Mit Smart Home könnten Verbraucher Energie sparen und die Netze entlasten. Was muss passieren, um sie mehr dafür zu interessieren?

Kiessling: Es gibt durchaus einige Bereiche mit hoher Wirkung, nehmen Sie Elektrofahrzeuge. Nehmen Sie PV-Anlagen auf Dächern. Deutschland muss seine Kapazität bei erneuerbaren Energien verdreifachen, um zu einer CO2-freien Energieversorgung zu gelangen. Auf den deutschen Hausdächern gibt es noch beträchtliche Kapazitäten. Wir stehen hier erst am Anfang und müssen diesen Weg fortsetzen.

E&M: Sektorkopplung und Power-to-X werden als ein wichtiger Baustein in der Energiewende gesehen. Wo sehen Sie das größte Potenzial?

Kiessling: Die Dekarbonisierung von Fabriken ist eine der Hauptaufgaben für die Zukunft. Bei der Produktion von Stahl und Zement sowie in zahlreichen chemischen Prozessen fallen immer noch erhebliche Mengen an CO2 an. Power-to-X kann hier eine große Rolle spielen. Der Strom kann aus grünem Wasserstoff gewonnen werden und umgekehrt. Das allein wird jedoch nicht alles lösen. Aber Power-to-X wird schon einen enormen Einfluss auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft haben.
E&M: Eine weitere Technik sind Batterien. Sie sollen Überschussstrom aus Windfarmen speichern. Große Batteriespeicher im Megawatt-Bereich sind teuer. Werden sie sich trotzdem durchsetzen?

Kiessling: Das denke ich schon. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren eine eindrucksvolle Kostendegression auf dem Gebiet gesehen. In Wunsiedel in Süddeutschland errichten wir gerade eine 100-Megawatt-Batterie, um Überschussstrom zu speichern. Diese 100-Megawatt-Anlage wird in der Lage sein, bis zu 20.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Das ganze Projekt hat dabei einen sehr attraktiven ROI (Return on Investment; d Red.). Es ist absolut wirtschaftlich.

E&M: Viele Fachleute halten das System mit Smart Meter und Smart Meter Gateway in Deutschland für zu aufwendig und zu kompliziert. Finden Sie das auch?

Kiessling: Die Anforderungen des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik; d. Red) an die Smart Meter und die Gateways sind sehr hoch. Auf der anderen Seite sind die Zähler auch sehr sicher. Ich denke schon, dass man dabei das richtige Niveau gefunden hat. Denn Smart Meter werden eine wichtige Funktion einnehmen. Sie sind wichtig, um Transparenz im Netz zu schaffen. Je besser die Netzbetreiber den Verbrauch nachvollziehen können, desto besser können sie planen und dadurch Investitionen in Millionenhöhe vermeiden.
E&M: Es wird oft beklagt, dass für viele Herausforderungen wie Microgrids zwar technische Lösungen vorliegen, die Politik aber hinterherhinkt. Ist das auch Ihr Eindruck?

Microgrids stehen vor einer Wachstumsphase

Kiessling: Microgrids stehen vor einer Wachstumsphase. Aktuell werden weltweit ein paar Hundert Projekte ausprobiert. Viele von ihnen befinden sich in der Pilotphase, einige sind schon kommerziell. Der Markt dafür soll in den kommenden Jahren von aktuell rund drei auf 25 Milliarden Euro wachsen, sagen Studien. Es wird dort also vorangehen.

E&M: Wasserstoff ist aktuell in aller Munde. Ist der Hype gerechtfertigt?

Kiessling: Wasserstoff wird eine wichtige Rolle spielen, aber er wird nur ein Baustein im ganzen System sein. Im Jahr 2045, wenn Deutschland dekarbonisiert sein soll, wird er seinen Platz haben − als Backup in Kraftwerken, in Fabriken, Lastwagen.
E&M: Was halten Sie von Wasserstoff im Mobilitätssektor?

Kiessling: Ich kann mir Wasserstoff als Kraftstoff in Lastwagen vorstellen, auch als Hybridlösung, weil er sich auf längeren Strecken gut mit einer Batterie ergänzen könnte. Ein Lkw, der ein paar Hundert Meilen zurücklegen muss, braucht zum Aufladen einer Batterie durchaus seine Zeit. Es gibt viele Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff.

E&M: Der Wasserstoff soll aus Überschussstrom produziert werden. Wo soll der ganze Überschussstrom in Deutschland und Europa herkommen?

Kiessling: Wenn wir es ernst meinen mit einer kohlenstofffreien Energieversorgung, dann geht es nur über eine deutliche Erhöhung der erneuerbaren Kapazitäten. Es müssen dabei eher Fragen beantwortet werden wie ‚Wer zahlt dafür?‘ und ‚Wie steht es mit der Akzeptanz?‘. An der Technologie wird es nicht scheitern, die haben wir ganz gut im Griff.
 
Thomas Kiessling
​ Quelle: Siemens

Dienstag, 25.01.2022, 09:09 Uhr
Stefan Sagmeister

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