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Energie & Management > Klimaschutz - Die Schreckensreihe der heißen Jahre reißt auch 2021 nicht ab
Quelle: Fotolia / frenta
Klimaschutz

Die Schreckensreihe der heißen Jahre reißt auch 2021 nicht ab

Die Welt schwitzt und brennt. 2021 verlängert die Reihe der wärmsten Jahre auf sieben. Hitze in Europa, globale Waldbrände und fossile Energieerzeugung schaden Luft und Klima enorm.
Nüchterne Zahlen, unverblümte Appelle. Die Temperatur des Jahres 2021 lag im Schnitt 0,3 Grad Celsius höher als der Durchschnittswert der Jahre 1991 bis 2020 und um 1,1 bis 1,2 Grad über der vorindustriellen Zeit (1850-1900). Damit zählt das vergangene Jahr zu den sieben mit Abstand wärmsten Jahren, die die Welt laut Klimawandeldienst „Copernicus“ (C3S) der EU sämtlich seit 2015 erlebt hat.

Die jüngsten Zahlen begleitet C3S-Direktor Carlo Buontempo mit einer Mahnung: Der heißeste Sommer in Europa, Hitzewellen im Mittelmeerraum und noch nie dagewesene hohe Temperaturen in Nordamerika „erinnern uns eindringlich daran, dass wir unser Verhalten ändern, entschlossene und wirksame Schritte in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft unternehmen und auf eine Reduzierung der Netto-Kohlenstoffemissionen hinarbeiten müssen“.

Zwischen Fluten und Bränden: In Europa war es noch nie heißer

Kein Grund zur Entwarnung ist der Umstand, dass 2021 sich global auf Platz fünf in der Reihe der wärmsten Jahre einordnet. Im Gegenteil: Allein in Europa fallen die zehn wärmsten Jahre in die Zeit ab dem Jahr 2000. Der Kontinent verzeichnete 2021 sogar den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, auch wenn die Durchschnittstemperatur übers Jahr gesehen lediglich 0,1 Grad über dem 30-Jahres-Referenzzeitraum, der für Klimabetrachtungen gewählt wird, lag.

In Nordamerika wüteten Feuer und zerstörten große Flächen Kanadas und des Westens der USA. Von der Westküste aus geriet ganz Nordamerika durch ungünstigen Wind in Mitleidenschaft: Nie zuvor in einem Sommer sorgten Waldbrände für so viel CO2 und andere pyrogene Schadstoffe in der Luft – 83 Megatonnen.

Waldbrände trugen weltweit 1.850 Megatonnen zu der Luftbelastung durch Kohlenstoffemissionen bei, Feuer im russischen Sibirien spielen dabei die größte Rolle. Im Jahr 2020 lag der Wert zwar niedriger (1750 Megatonnen), insgesamt beobachtet der Klimawandeldienst hier aber eine Abnahme.

Klimakiller Methan erreicht höchste je gemessene Konzentration

Insgesamt liefert der Klimawandeldienst allerdings keine guten Meldungen mit Blick auf die Satellitendaten für Klimagase. Die Weltgemeinschaft hat es trotz aller Versprechen und Abkommen noch immer nicht geschafft, die Belastung der Atmosphäre zu stoppen. Die CO2-Konzentration nimmt weiter zu und erreicht 2021 den Mittelwert von 414,3 ppm. Laut Weltklimarat (IPCC) sind die Pariser Klimaziele (maximal 1,5 Grad Erwärmung) nur zu erreichen, wenn der Wert dauerhaft unter 450 ppm zu halten ist.

Ein negativer Trend ist zudem beim Klimakiller Methan zu beobachten. Dieser Wert erreicht laut Copernicus das Allzeithoch von 1.876 ppb im Mittel. Wissenschaftler versuchen aktuell zu klären, warum die Wachstumsrate bei Methan (16,3 +/- 3,3 ppb/Jahr) sehr hoch im Vergleich zu den beiden Jahrzehnten zuvor liegt. Der Anstieg kann durch Öl- und Gasgewinnung direkt oder durch das Auftauen von Permafrostböden und Feuchtgebieten indirekt menschengemacht sein.

Der Klimawandel traf den Norden und Süden der alten Welt unterschiedlich: Starkregenereignisse – so die Flutkatastrophe im Ahrtal – setzten Mitteleuropa unter Wasser. Nicht zu stoppende Waldbrände trafen den Mittelmeerraum inklusive Algerien und Tunesien in Nordafrika schwer. Der europäische Hitzerekord liegt, vorbehaltlich der Bestätigung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), inzwischen bei 48,8 Grad, gemessen im Sommer auf Sizilien.

Eine Warnung kommt auch von Mauro Facchini, Leiter der Abteilung Erdbeobachtung in der Generaldirektion für Verteidigungsindustrie und Raumfahrt der Europäischen Kommission. Die ermittelten Daten seien ein deutlicher Hinweis auf „den anhaltenden Anstieg der globalen Temperaturen und die dringende Notwendigkeit zu handeln“.

Ebenfalls beteiligt an dem Report ist der Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS), der die Belastung der Atmosphäre misst. Für CAMS-Direktor Vincent-Henri Peuch ist ein neuer Dienst von Bedeutung, der die Schätzungen über menschengemachte CO2- und Methanemissionen überprüft. „Der neue, auf Beobachtungen basierende Dienst wird ein entscheidendes Instrument zur Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Emissionsminderung sein. Nur mit entschlossenen Anstrengungen, die durch Beobachtungsdaten gestützt werden, können wir in unserem Kampf gegen die Klimakatastrophe wirklich etwas bewirken.“

Seit 1979 liefert der Copernicus Climate Change Service (C3S) seine Daten. Dies geschieht über das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) im Auftrag der Europäischen Kommission und mit Geldern der EU.

Montag, 10.01.2022, 17:06 Uhr
Volker Stephan
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Klimaschutz
Die Schreckensreihe der heißen Jahre reißt auch 2021 nicht ab
Die Welt schwitzt und brennt. 2021 verlängert die Reihe der wärmsten Jahre auf sieben. Hitze in Europa, globale Waldbrände und fossile Energieerzeugung schaden Luft und Klima enorm.
Nüchterne Zahlen, unverblümte Appelle. Die Temperatur des Jahres 2021 lag im Schnitt 0,3 Grad Celsius höher als der Durchschnittswert der Jahre 1991 bis 2020 und um 1,1 bis 1,2 Grad über der vorindustriellen Zeit (1850-1900). Damit zählt das vergangene Jahr zu den sieben mit Abstand wärmsten Jahren, die die Welt laut Klimawandeldienst „Copernicus“ (C3S) der EU sämtlich seit 2015 erlebt hat.

Die jüngsten Zahlen begleitet C3S-Direktor Carlo Buontempo mit einer Mahnung: Der heißeste Sommer in Europa, Hitzewellen im Mittelmeerraum und noch nie dagewesene hohe Temperaturen in Nordamerika „erinnern uns eindringlich daran, dass wir unser Verhalten ändern, entschlossene und wirksame Schritte in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft unternehmen und auf eine Reduzierung der Netto-Kohlenstoffemissionen hinarbeiten müssen“.

Zwischen Fluten und Bränden: In Europa war es noch nie heißer

Kein Grund zur Entwarnung ist der Umstand, dass 2021 sich global auf Platz fünf in der Reihe der wärmsten Jahre einordnet. Im Gegenteil: Allein in Europa fallen die zehn wärmsten Jahre in die Zeit ab dem Jahr 2000. Der Kontinent verzeichnete 2021 sogar den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, auch wenn die Durchschnittstemperatur übers Jahr gesehen lediglich 0,1 Grad über dem 30-Jahres-Referenzzeitraum, der für Klimabetrachtungen gewählt wird, lag.

In Nordamerika wüteten Feuer und zerstörten große Flächen Kanadas und des Westens der USA. Von der Westküste aus geriet ganz Nordamerika durch ungünstigen Wind in Mitleidenschaft: Nie zuvor in einem Sommer sorgten Waldbrände für so viel CO2 und andere pyrogene Schadstoffe in der Luft – 83 Megatonnen.

Waldbrände trugen weltweit 1.850 Megatonnen zu der Luftbelastung durch Kohlenstoffemissionen bei, Feuer im russischen Sibirien spielen dabei die größte Rolle. Im Jahr 2020 lag der Wert zwar niedriger (1750 Megatonnen), insgesamt beobachtet der Klimawandeldienst hier aber eine Abnahme.

Klimakiller Methan erreicht höchste je gemessene Konzentration

Insgesamt liefert der Klimawandeldienst allerdings keine guten Meldungen mit Blick auf die Satellitendaten für Klimagase. Die Weltgemeinschaft hat es trotz aller Versprechen und Abkommen noch immer nicht geschafft, die Belastung der Atmosphäre zu stoppen. Die CO2-Konzentration nimmt weiter zu und erreicht 2021 den Mittelwert von 414,3 ppm. Laut Weltklimarat (IPCC) sind die Pariser Klimaziele (maximal 1,5 Grad Erwärmung) nur zu erreichen, wenn der Wert dauerhaft unter 450 ppm zu halten ist.

Ein negativer Trend ist zudem beim Klimakiller Methan zu beobachten. Dieser Wert erreicht laut Copernicus das Allzeithoch von 1.876 ppb im Mittel. Wissenschaftler versuchen aktuell zu klären, warum die Wachstumsrate bei Methan (16,3 +/- 3,3 ppb/Jahr) sehr hoch im Vergleich zu den beiden Jahrzehnten zuvor liegt. Der Anstieg kann durch Öl- und Gasgewinnung direkt oder durch das Auftauen von Permafrostböden und Feuchtgebieten indirekt menschengemacht sein.

Der Klimawandel traf den Norden und Süden der alten Welt unterschiedlich: Starkregenereignisse – so die Flutkatastrophe im Ahrtal – setzten Mitteleuropa unter Wasser. Nicht zu stoppende Waldbrände trafen den Mittelmeerraum inklusive Algerien und Tunesien in Nordafrika schwer. Der europäische Hitzerekord liegt, vorbehaltlich der Bestätigung der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), inzwischen bei 48,8 Grad, gemessen im Sommer auf Sizilien.

Eine Warnung kommt auch von Mauro Facchini, Leiter der Abteilung Erdbeobachtung in der Generaldirektion für Verteidigungsindustrie und Raumfahrt der Europäischen Kommission. Die ermittelten Daten seien ein deutlicher Hinweis auf „den anhaltenden Anstieg der globalen Temperaturen und die dringende Notwendigkeit zu handeln“.

Ebenfalls beteiligt an dem Report ist der Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS), der die Belastung der Atmosphäre misst. Für CAMS-Direktor Vincent-Henri Peuch ist ein neuer Dienst von Bedeutung, der die Schätzungen über menschengemachte CO2- und Methanemissionen überprüft. „Der neue, auf Beobachtungen basierende Dienst wird ein entscheidendes Instrument zur Bewertung der Wirksamkeit von Maßnahmen zur Emissionsminderung sein. Nur mit entschlossenen Anstrengungen, die durch Beobachtungsdaten gestützt werden, können wir in unserem Kampf gegen die Klimakatastrophe wirklich etwas bewirken.“

Seit 1979 liefert der Copernicus Climate Change Service (C3S) seine Daten. Dies geschieht über das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) im Auftrag der Europäischen Kommission und mit Geldern der EU.

Montag, 10.01.2022, 17:06 Uhr
Volker Stephan

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