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Energie & Management > Vertrieb - Die Preisrallye geht weiter
Quelle: Shutterstock / REDPIXELPL
Vertrieb

Die Preisrallye geht weiter

Preiserhöhungen, Vermarktungsstopps, Bilanzkreiskündigungen: Die turbulente Entwicklung im Strom- und Gasvertrieb hat zwischen den Jahren keine Pause gemacht.
Die hohen Beschaffungspreise haben weitere Energieunternehmen aus dem Wettbewerb manövriert. Der Stromanbieter LCG Energy mit Sitz in Würselen signalisierte einen Tag vor Weihnachten seinen Ausstieg. „Das Unternehmen hat uns mittgeteilt, dass es zum 31. Dezember die Bereitstellung elektrischer Energie einstellt. Daraufhin haben wir den Bilanzkreis gekündigt“, sagt ein Sprecher des Übertragungsnetzbetreibers Amprion.

Darüber hinaus kündigte der Netzbetreiber dem Stromanbieter Lüchtwelle Deutschland den Vertrag. Der Hamburger Versorger hatte am 22. Dezember gemeldet, dass er ab Januar nicht mehr liefert. Raus dem Geschäft ist auch der Anbieter Phoenix Corporate Services. Die EnBW-Tochter „Netze ODR“ stellt dem Hagener Stromanbieter seit 1. Januar seinen Bilanzkreis nicht mehr zur Verfügung.
 
Bremsspuren wie diese hinterlassen auf dem Vertriebsmarkt vor allem die kleinen Discounter. Größere Anbieter suchen mit Preiserhöhungen und zeitweiligen Vermarktungsstopps die Kurve zu kriegen. „Es will eigentlich keiner neue Kunden“, sagt Matthias Moeschler, Betreiber der Website „Verbraucherhilfe Stromanbieter“. Dass Kundenakquise in der Versorgerbranche derzeit nicht gerade oben auf der Agenda steht, zeigt auch ein Blick ins Internet.

„Das Angebot auf Vergleichsportalen ist stark ausgedünnt“, schildert Moeschler. Beispiel Verivox: Wer nach einem neuen Stromvertrag sucht, dem listet der Online-Vergleich nur ein knappes Dutzend Anbieter. Bei Wettbewerber Check 24 sind es kaum mehr. „Aufgrund der extrem dynamischen Situation am Strommarkt kalkulieren viele Stromanbieter die Tarife neu. Deshalb kann die Tarifvielfalt im Check 24-Stromvergleich vorübergehend geringer sein“ als man das gewohnt sei, erklärt ein Sprecher des Unternehmens.

Arbeitspreis für Strom über 107 Cent

Den durchschnittlichen Strompreis beziffert Verivox auf 34 Cent je kWh. „So hoch wie nie“, sagt Thorsten Stock, Energieexperte bei dem Portal. „Angesichts weltweit hoher Energiepreise und steigender Kosten für CO2-Emissionen wird diese Entwicklung weiter anhalten“, prophezeit er.

Moeschler verweist auf extreme hohe Preisaufschläge bei der Grundversorgung. Spitzenreiter in seinem Ranking sind die Stadtwerke Pforzheim. Der Arbeitspreis für Kunden, die seit 22. Dezember in die Grundversorgung fallen, beträgt 107,66 Cent je kWh brutto. Aufgrund von insolventen oder nicht mehr lieferfähigen Fremdanbietern habe man eine vierstellige Zahl an Kunden aufnehmen müssen, sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Den Strom für diese Kunden müssen man zu den aktuellen Marktpreisen einkaufen.

Nicht überall stoßen Neukunden auf neue Tarife. Beispiel N-Ergie. Im Netzgebiet des Nürnberger Energieversorger befinden sich laut Unternehmen rund 10.600 Kundinnen und Kunden, die vom Lieferstopp des Discounters Stromio betroffen sind. All jene, die jetzt in der Grundversorgung von N-Ergie sind, zahlen den gleichen Tarif wie Bestandskunden, sagt eine Unternehmenssprecherin. Zudem stehen diesen Neukunden auch die anderen Produkte offen.

302 Anbieter mit Preiserhöhungen im Januar und Februar

Verivox verzeichnet für den Monat Januar 290 Stromanbieter mit Preiserhöhungen in der Grundversorgung. Für Februar sind es 12. Im Schnitt macht die Preiserhöhung für die Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kW im Januar 14,9 % und im Februar 17,5 % aus; das sind umgerechnet aufs Jahr 199 und 245 Euro. Im Januar trifft es unmittelbar 1,75 Mio. Haushalte, im Februar 30.000.

Demgegenüber stehen 39 Anbieter mit Preissenkungen im Januar und Februar. Durchschnittlich macht der Nachlass 2,4 % aus beziehungsweise knapp 32 Euro. Nutznießer sind mehr als 1 Mio. Haushalte.

Stark an der Preisschraube gedreht haben zuletzt etwa die Stadtwerke Bad Vilbel (+161 %), der Jahrespreis für 4.000 kWh beträgt nun 3.263 Euro. Andere Beispiel sind die Energieversorgung Oy-Kressen (+140 %, 3.333 Euro) und Elektrizitätsgenossenschaft Rettenberg (+132 %, 3.405 Euro).

Montag, 3.01.2022, 16:32 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Vertrieb - Die Preisrallye geht weiter
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Vertrieb
Die Preisrallye geht weiter
Preiserhöhungen, Vermarktungsstopps, Bilanzkreiskündigungen: Die turbulente Entwicklung im Strom- und Gasvertrieb hat zwischen den Jahren keine Pause gemacht.
Die hohen Beschaffungspreise haben weitere Energieunternehmen aus dem Wettbewerb manövriert. Der Stromanbieter LCG Energy mit Sitz in Würselen signalisierte einen Tag vor Weihnachten seinen Ausstieg. „Das Unternehmen hat uns mittgeteilt, dass es zum 31. Dezember die Bereitstellung elektrischer Energie einstellt. Daraufhin haben wir den Bilanzkreis gekündigt“, sagt ein Sprecher des Übertragungsnetzbetreibers Amprion.

Darüber hinaus kündigte der Netzbetreiber dem Stromanbieter Lüchtwelle Deutschland den Vertrag. Der Hamburger Versorger hatte am 22. Dezember gemeldet, dass er ab Januar nicht mehr liefert. Raus dem Geschäft ist auch der Anbieter Phoenix Corporate Services. Die EnBW-Tochter „Netze ODR“ stellt dem Hagener Stromanbieter seit 1. Januar seinen Bilanzkreis nicht mehr zur Verfügung.
 
Bremsspuren wie diese hinterlassen auf dem Vertriebsmarkt vor allem die kleinen Discounter. Größere Anbieter suchen mit Preiserhöhungen und zeitweiligen Vermarktungsstopps die Kurve zu kriegen. „Es will eigentlich keiner neue Kunden“, sagt Matthias Moeschler, Betreiber der Website „Verbraucherhilfe Stromanbieter“. Dass Kundenakquise in der Versorgerbranche derzeit nicht gerade oben auf der Agenda steht, zeigt auch ein Blick ins Internet.

„Das Angebot auf Vergleichsportalen ist stark ausgedünnt“, schildert Moeschler. Beispiel Verivox: Wer nach einem neuen Stromvertrag sucht, dem listet der Online-Vergleich nur ein knappes Dutzend Anbieter. Bei Wettbewerber Check 24 sind es kaum mehr. „Aufgrund der extrem dynamischen Situation am Strommarkt kalkulieren viele Stromanbieter die Tarife neu. Deshalb kann die Tarifvielfalt im Check 24-Stromvergleich vorübergehend geringer sein“ als man das gewohnt sei, erklärt ein Sprecher des Unternehmens.

Arbeitspreis für Strom über 107 Cent

Den durchschnittlichen Strompreis beziffert Verivox auf 34 Cent je kWh. „So hoch wie nie“, sagt Thorsten Stock, Energieexperte bei dem Portal. „Angesichts weltweit hoher Energiepreise und steigender Kosten für CO2-Emissionen wird diese Entwicklung weiter anhalten“, prophezeit er.

Moeschler verweist auf extreme hohe Preisaufschläge bei der Grundversorgung. Spitzenreiter in seinem Ranking sind die Stadtwerke Pforzheim. Der Arbeitspreis für Kunden, die seit 22. Dezember in die Grundversorgung fallen, beträgt 107,66 Cent je kWh brutto. Aufgrund von insolventen oder nicht mehr lieferfähigen Fremdanbietern habe man eine vierstellige Zahl an Kunden aufnehmen müssen, sagt ein Sprecher der Stadtwerke. Den Strom für diese Kunden müssen man zu den aktuellen Marktpreisen einkaufen.

Nicht überall stoßen Neukunden auf neue Tarife. Beispiel N-Ergie. Im Netzgebiet des Nürnberger Energieversorger befinden sich laut Unternehmen rund 10.600 Kundinnen und Kunden, die vom Lieferstopp des Discounters Stromio betroffen sind. All jene, die jetzt in der Grundversorgung von N-Ergie sind, zahlen den gleichen Tarif wie Bestandskunden, sagt eine Unternehmenssprecherin. Zudem stehen diesen Neukunden auch die anderen Produkte offen.

302 Anbieter mit Preiserhöhungen im Januar und Februar

Verivox verzeichnet für den Monat Januar 290 Stromanbieter mit Preiserhöhungen in der Grundversorgung. Für Februar sind es 12. Im Schnitt macht die Preiserhöhung für die Haushaltskunden mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kW im Januar 14,9 % und im Februar 17,5 % aus; das sind umgerechnet aufs Jahr 199 und 245 Euro. Im Januar trifft es unmittelbar 1,75 Mio. Haushalte, im Februar 30.000.

Demgegenüber stehen 39 Anbieter mit Preissenkungen im Januar und Februar. Durchschnittlich macht der Nachlass 2,4 % aus beziehungsweise knapp 32 Euro. Nutznießer sind mehr als 1 Mio. Haushalte.

Stark an der Preisschraube gedreht haben zuletzt etwa die Stadtwerke Bad Vilbel (+161 %), der Jahrespreis für 4.000 kWh beträgt nun 3.263 Euro. Andere Beispiel sind die Energieversorgung Oy-Kressen (+140 %, 3.333 Euro) und Elektrizitätsgenossenschaft Rettenberg (+132 %, 3.405 Euro).

Montag, 3.01.2022, 16:32 Uhr
Manfred Fischer

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