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Energie & Management > Vertrieb - Die Pleitewelle rollt
Quelle: Fotola / ty
Vertrieb

Die Pleitewelle rollt

Die rauen Verhältnisse am Energiemarkt treiben immer mehr Strom- und Gasanbieter in die Pleite. Jetzt hat es die Unternehmen Enyway und Kehag vom Markt gespült.
Stürmische Zeiten im Energiegeschäft: Ende Dezember ist das Hamburger Ökostrom-Start-Up Enyway zur immer länger werdenden Liste der Insolvenzen in der Versorgungsbranche hinzugekommen. Betroffen ist auch die Tochterfirma „Machdasmalanders“. Die Netzbetreiber Transnet BW, Amprion, Tennet und 50 Hertz kündigten nach einer entsprechenden Mitteilung des Unternehmens die Bilanzkreise.

Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Hamburg Justus von Buchwalt von der Rechtsanwaltsgesellschaft BBL Brockdorff bestellt. „Die zu Ende 2021 explosionsartig gestiegenen Großhandelspreise für Strom haben Enyway wirtschaftlich überfordert, so dass die Versorgungsleistung für Stromkunden aktuell eingestellt werden musste“, teilt die Kanzlei mit. Bedauerlicherweise führe die Rekordhöhe der Großhandelspreise zu einer steigenden Zahl von Insolvenzen ausgerechnet bei den Anbietern von Ökostrom, sagt Justus von Buchwaldt. Er hoffe, „den Geschäftsbetrieb von enyway in Teilbereichen fortführen zu können“. Ein Antrag auf Insolvenzgeld-Vorfinanzierung für die 30 Mitarbeiter sei bereits gestellt worden.

Auf Kunden, die jetzt in die Ersatzversorgung fallen, kommen dem Vernehmen nach keine höheren Kosten zu. „Unsere Stromkunden müssen keine wirtschaftlichen Einbußen befürchten, da die aktuellen Tarife der Grundversorgung derzeit in der Regel sogar unterhalb des aktuellen Enyway-Tarifs liegen,“ sagt Unternehmensgründer Heiko von Tschischwitz.

Die Insolvenz habe auch keinen Einfluss auf „die Werthaltigkeit der von den Kunden eingezahlten Darlehen im Rahmen des erfolgten Crowdfundings für eine Solaranlage und ein Waldprojekt auf Borneo“. Enyway habe dabei lediglich als Vermittler fungiert, die Rückzahlung der Darlehen inklusive Zinsen erfolge zum planmäßigen Zeitpunkt durch die Emittenten, so Tschischwitz, der vor 23 Jahren den Ökostrom-Anbieter Lichtblick gegründet hatte.

Enyway war im Jahr 2017 gestartet, und das mit großen Ambitionen. Die Geschäftsidee: Lokale Ökostromanbieter und Verbraucher sollen auf einer digitalen Plattform zusammenfinden. Die Plattform stützte sich auf Blockchain-Technologie.

Schon vor der Preisexplosion auf den Beschaffungsmärkten bewegten sich die Geschäftszahlen im roten Bereich. Im Jahresabschluss für das Jahr 2020 wies Enyway einen Fehlbetrag von rund 6,8 Mio. Euro aus. Ein Jahr davor betrug das Minus 5,1 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten betrugen Ende 2020 etwa 8,5 Mio. Euro.

Bereits Mitte Dezember deutete sich an, dass der Oldenburger Strom- und Gasanbieter Kehag möglicherweise die Segel streicht. Das Unternehmen informierte damals seine Kunden, dass es die Strom- und Erdgaslieferung zum 1. Januar einstellt. Gleichzeitig kündigte es das Lieferverhältnis zum 31. Dezember.

Auf eine Anfrage unserer Redaktion, ob die Gesellschaft weiter zahlungsunfähig sei, reagierte Kehag nicht. Am 28. Dezember soll Medienberichten zufolge Antrag auf Insolenz beim Amtsgericht Oldenburg eingereicht worden. Auf eine Nachfrage dazu reagierte der Versorger bis Redaktionsschluss wiederum nicht. Der Kehag Energiehandel ist Teil der Unternehmensgruppe Kehag gewesen. Die anderen Gesellschaften sollen nicht Gegenstand des Insolvenzverfahrens sein.

Mittwoch, 5.01.2022, 15:06 Uhr
Manfred Fischer
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Die Pleitewelle rollt
Die rauen Verhältnisse am Energiemarkt treiben immer mehr Strom- und Gasanbieter in die Pleite. Jetzt hat es die Unternehmen Enyway und Kehag vom Markt gespült.
Stürmische Zeiten im Energiegeschäft: Ende Dezember ist das Hamburger Ökostrom-Start-Up Enyway zur immer länger werdenden Liste der Insolvenzen in der Versorgungsbranche hinzugekommen. Betroffen ist auch die Tochterfirma „Machdasmalanders“. Die Netzbetreiber Transnet BW, Amprion, Tennet und 50 Hertz kündigten nach einer entsprechenden Mitteilung des Unternehmens die Bilanzkreise.

Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Hamburg Justus von Buchwalt von der Rechtsanwaltsgesellschaft BBL Brockdorff bestellt. „Die zu Ende 2021 explosionsartig gestiegenen Großhandelspreise für Strom haben Enyway wirtschaftlich überfordert, so dass die Versorgungsleistung für Stromkunden aktuell eingestellt werden musste“, teilt die Kanzlei mit. Bedauerlicherweise führe die Rekordhöhe der Großhandelspreise zu einer steigenden Zahl von Insolvenzen ausgerechnet bei den Anbietern von Ökostrom, sagt Justus von Buchwaldt. Er hoffe, „den Geschäftsbetrieb von enyway in Teilbereichen fortführen zu können“. Ein Antrag auf Insolvenzgeld-Vorfinanzierung für die 30 Mitarbeiter sei bereits gestellt worden.

Auf Kunden, die jetzt in die Ersatzversorgung fallen, kommen dem Vernehmen nach keine höheren Kosten zu. „Unsere Stromkunden müssen keine wirtschaftlichen Einbußen befürchten, da die aktuellen Tarife der Grundversorgung derzeit in der Regel sogar unterhalb des aktuellen Enyway-Tarifs liegen,“ sagt Unternehmensgründer Heiko von Tschischwitz.

Die Insolvenz habe auch keinen Einfluss auf „die Werthaltigkeit der von den Kunden eingezahlten Darlehen im Rahmen des erfolgten Crowdfundings für eine Solaranlage und ein Waldprojekt auf Borneo“. Enyway habe dabei lediglich als Vermittler fungiert, die Rückzahlung der Darlehen inklusive Zinsen erfolge zum planmäßigen Zeitpunkt durch die Emittenten, so Tschischwitz, der vor 23 Jahren den Ökostrom-Anbieter Lichtblick gegründet hatte.

Enyway war im Jahr 2017 gestartet, und das mit großen Ambitionen. Die Geschäftsidee: Lokale Ökostromanbieter und Verbraucher sollen auf einer digitalen Plattform zusammenfinden. Die Plattform stützte sich auf Blockchain-Technologie.

Schon vor der Preisexplosion auf den Beschaffungsmärkten bewegten sich die Geschäftszahlen im roten Bereich. Im Jahresabschluss für das Jahr 2020 wies Enyway einen Fehlbetrag von rund 6,8 Mio. Euro aus. Ein Jahr davor betrug das Minus 5,1 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten betrugen Ende 2020 etwa 8,5 Mio. Euro.

Bereits Mitte Dezember deutete sich an, dass der Oldenburger Strom- und Gasanbieter Kehag möglicherweise die Segel streicht. Das Unternehmen informierte damals seine Kunden, dass es die Strom- und Erdgaslieferung zum 1. Januar einstellt. Gleichzeitig kündigte es das Lieferverhältnis zum 31. Dezember.

Auf eine Anfrage unserer Redaktion, ob die Gesellschaft weiter zahlungsunfähig sei, reagierte Kehag nicht. Am 28. Dezember soll Medienberichten zufolge Antrag auf Insolenz beim Amtsgericht Oldenburg eingereicht worden. Auf eine Nachfrage dazu reagierte der Versorger bis Redaktionsschluss wiederum nicht. Der Kehag Energiehandel ist Teil der Unternehmensgruppe Kehag gewesen. Die anderen Gesellschaften sollen nicht Gegenstand des Insolvenzverfahrens sein.

Mittwoch, 5.01.2022, 15:06 Uhr
Manfred Fischer

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