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Energie & Management > Windkraft Offshore - Die ersten Windräder von
Quelle: Shutterstock / Thampapon
Windkraft Offshore

Die ersten Windräder von "Kaskasi" produzieren förderfrei

Premiere: ein deutscher Windpark, der von Anfang an in die sonstige Direktvermarktung geht. Dabei hätte der Betreiber Anspruch auf Marktprämie und deutet auch an, wie viel.
RWE ist der erste Betreiber eines deutschen Offshore-Windparks, der dessen erzeugten Grünstrom schon zu Anfang freiwillig ohne Förderung vermarktet. Das geht hervor aus der aktualisierten Direktvermarktungs-Statistik der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB)

Am 1. Juli waren die ersten vier von 38 Windrädern des RWE-Windparks "Kaskasi" 35 km nördlich von Helgoland ans Netz gegangen und wurden pflichtgemäß zur Direktvermarktung angemeldet. Die Pflicht beginnt bei 100 kW, und jede der hier verwendeten Turbinen leistet 9 MW.

Gebot lag höher als der Durchschnitt

Dabei hat sich der Essener Konzern allerdings zunächst für die "sonstige Direktvermarktung" entschieden, die förderfreie Variante. Das mag überraschen: RWE hatte 2018 den Zuschlag für "Kaskasi" durch die Bundesnetzagentur mit einem Gebot für eine "Marktprämie" als garantiertem Stromabnahmepreis erhalten. Jetzt präzisiert RWE auf Anfrage dieser Redaktion, was die damalige Innogy geboten hatte: nämlich mehr als den damaligen durchschnittlichen Zuschlagswert von 4,66 Ct/kWh.

Weitere Details wollte RWE nicht nennen. Die Ausschreibung vor vier Jahren war die letzte im sogenannten Übergangsmodell mit bereits teilentwickelten Flächen. Sechs Windparkflächen mit einer Gesamtleistung von 3.100 MW wurden damals vergeben, und zwar je drei in Nord- und Ostsee. Es gab mehrere Null-Cent-Gebote; das höchste erfolgreiche Gebot lag bei 9,83 Ct/kWh. "Kaskasi" ging also irgendwo zwischen 4,66 und 9,83 Ct/kWh an die damalige Innogy.

Alle erfolgreichen Bieter von damals mit einem Gebot über Null haben auf die jeweils bezuschlagte Marktprämie 25 Jahre lang Anspruch. Die Marktprämie deckt eine eventuelle Differenz zwischen Vermarktungserlös und Zuschlagswert. Die Bieter dürfen aber monatsweise und anlagenscharf zwischen Marktprämienmodell und sonstiger Direktvermarktung wechseln.

Laut der Transparenzseite der ÜNB ordnete RWE für August 19 weitere Windenergieanlagen in die "Sonstige" ein. Sie gingen seit dem 23. Juli ans Netz beziehungsweise sollen noch bis 28. August in Betrieb gehen. Insgesamt werden Ende des Monats demnach 23 der 38 Windräder mit einer Gesamtleistung von 207 der künftig 342 MW produktiv sein.

Der dritte Park, der derzeit förderfrei ist

"Kaskasi" ist damit einer von drei deutschen Offshore-Windparks, die derzeit förderfrei vermarktet werden. Alle liegen in der Nordsee. Die anderen sind "Global Tech I" (400 MW) und "Riffgat" (113 MW). Im Unterschied zu RWE nahmen die anderen Betreiber die Marktprämie seit den jeweiligen Inbetriebnahmejahren 2014 und 2015 zunächst in Anspruch. "Global Tech I" wechselt erst seit diesem Jahr in die förderfreie Direktvermarktung und zurück. "Riffgat" wiederum muss seit April nach gut acht Jahren endgültig subventionsfrei vermarktet werden.

Um Erlöse dürfte RWE derzeit mit dem vorläufigen Verzicht auf Marktprämie allerdings nicht bangen angesichts des gestiegenen Preisniveaus im börslichen Graustrom-Handel, an dem sich sowohl Direktvermarktung als auch Direktlieferverträge (PPA) orientieren. Denn die geförderten Offshore-Windparks haben in diesem Jahr im Schnitt bisher deutlich mehr erlöst als der höchste Zuschlagswert in der 2018er-Auktion von 9,83 Ct/kWh. Im Juli waren es sogar 19,9 Ct/kWh (wir berichteten). Die leistungsstarken 9-MW-Anlagen von "Kaskasi" könnten sogar noch mehr einbringen. Da ist eine Marktprämien-Auszahlung ohnehin weit entfernt. Die Betreiber dürfen Mehrerlöse nach wie vor behalten.

Im Marktprämienmodell befinden sich derzeit folgende Nordsee-Windparks:
 
Nordsee-Windparks im Marktprämienmodell im August 2022
(Quelle: ÜNB Tennet)
Name des WIndparksMW pro WindradZahl WindräderMW gesamt
"Albatros" (Erweiterung "Hohe See")7,3516118
"Hohe See"7,3571522
"Borkum Riffgrund" (1 und 2)4 und 8,378 und 56777
"Butendiek"3,680288
"Deutsche Bucht"8,431260
"Amrumbank West"3,7880302
"Bard Offshore 1"580400
"Dan Tysk"3,7880302
"Gode Wind" (1 und 2)6,26497608
"Sandbank"4,272302
"Trianel Borkum"5 und 6,3340 und 32403
"Merkur Offshore"666396
"Alpha Ventus"51260
"Meerwind Süd/Ost"3,7880302
"Nordergründe"6,1518111
"Nordsee One"8,1554332
"Nordsee Ost"6,1548295
"Veja Mate"667402
 
 
In der deutschen Ostsee sind momentan alle vier produzierenden Windparks im Marktprämienmodell:
 
Ostsee-WIndparks im Marktprämienmodell
im August 2022

(Quelle: ÜNB 50 Hertz)
Name des WIndparksMW pro WindradZahl WindräderMW gesamt
"Arkona-Becken Südost"6,360378
"Wikinger"5,2370366
"EnBW Baltic 1"2,32148
"EnBW Baltic 2"3,6 und 3,7810 und 70301

Dienstag, 9.08.2022, 16:00 Uhr
Georg Eble
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Quelle: Shutterstock / Thampapon
Windkraft Offshore
Die ersten Windräder von "Kaskasi" produzieren förderfrei
Premiere: ein deutscher Windpark, der von Anfang an in die sonstige Direktvermarktung geht. Dabei hätte der Betreiber Anspruch auf Marktprämie und deutet auch an, wie viel.
RWE ist der erste Betreiber eines deutschen Offshore-Windparks, der dessen erzeugten Grünstrom schon zu Anfang freiwillig ohne Förderung vermarktet. Das geht hervor aus der aktualisierten Direktvermarktungs-Statistik der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB)

Am 1. Juli waren die ersten vier von 38 Windrädern des RWE-Windparks "Kaskasi" 35 km nördlich von Helgoland ans Netz gegangen und wurden pflichtgemäß zur Direktvermarktung angemeldet. Die Pflicht beginnt bei 100 kW, und jede der hier verwendeten Turbinen leistet 9 MW.

Gebot lag höher als der Durchschnitt

Dabei hat sich der Essener Konzern allerdings zunächst für die "sonstige Direktvermarktung" entschieden, die förderfreie Variante. Das mag überraschen: RWE hatte 2018 den Zuschlag für "Kaskasi" durch die Bundesnetzagentur mit einem Gebot für eine "Marktprämie" als garantiertem Stromabnahmepreis erhalten. Jetzt präzisiert RWE auf Anfrage dieser Redaktion, was die damalige Innogy geboten hatte: nämlich mehr als den damaligen durchschnittlichen Zuschlagswert von 4,66 Ct/kWh.

Weitere Details wollte RWE nicht nennen. Die Ausschreibung vor vier Jahren war die letzte im sogenannten Übergangsmodell mit bereits teilentwickelten Flächen. Sechs Windparkflächen mit einer Gesamtleistung von 3.100 MW wurden damals vergeben, und zwar je drei in Nord- und Ostsee. Es gab mehrere Null-Cent-Gebote; das höchste erfolgreiche Gebot lag bei 9,83 Ct/kWh. "Kaskasi" ging also irgendwo zwischen 4,66 und 9,83 Ct/kWh an die damalige Innogy.

Alle erfolgreichen Bieter von damals mit einem Gebot über Null haben auf die jeweils bezuschlagte Marktprämie 25 Jahre lang Anspruch. Die Marktprämie deckt eine eventuelle Differenz zwischen Vermarktungserlös und Zuschlagswert. Die Bieter dürfen aber monatsweise und anlagenscharf zwischen Marktprämienmodell und sonstiger Direktvermarktung wechseln.

Laut der Transparenzseite der ÜNB ordnete RWE für August 19 weitere Windenergieanlagen in die "Sonstige" ein. Sie gingen seit dem 23. Juli ans Netz beziehungsweise sollen noch bis 28. August in Betrieb gehen. Insgesamt werden Ende des Monats demnach 23 der 38 Windräder mit einer Gesamtleistung von 207 der künftig 342 MW produktiv sein.

Der dritte Park, der derzeit förderfrei ist

"Kaskasi" ist damit einer von drei deutschen Offshore-Windparks, die derzeit förderfrei vermarktet werden. Alle liegen in der Nordsee. Die anderen sind "Global Tech I" (400 MW) und "Riffgat" (113 MW). Im Unterschied zu RWE nahmen die anderen Betreiber die Marktprämie seit den jeweiligen Inbetriebnahmejahren 2014 und 2015 zunächst in Anspruch. "Global Tech I" wechselt erst seit diesem Jahr in die förderfreie Direktvermarktung und zurück. "Riffgat" wiederum muss seit April nach gut acht Jahren endgültig subventionsfrei vermarktet werden.

Um Erlöse dürfte RWE derzeit mit dem vorläufigen Verzicht auf Marktprämie allerdings nicht bangen angesichts des gestiegenen Preisniveaus im börslichen Graustrom-Handel, an dem sich sowohl Direktvermarktung als auch Direktlieferverträge (PPA) orientieren. Denn die geförderten Offshore-Windparks haben in diesem Jahr im Schnitt bisher deutlich mehr erlöst als der höchste Zuschlagswert in der 2018er-Auktion von 9,83 Ct/kWh. Im Juli waren es sogar 19,9 Ct/kWh (wir berichteten). Die leistungsstarken 9-MW-Anlagen von "Kaskasi" könnten sogar noch mehr einbringen. Da ist eine Marktprämien-Auszahlung ohnehin weit entfernt. Die Betreiber dürfen Mehrerlöse nach wie vor behalten.

Im Marktprämienmodell befinden sich derzeit folgende Nordsee-Windparks:
 
Nordsee-Windparks im Marktprämienmodell im August 2022
(Quelle: ÜNB Tennet)
Name des WIndparksMW pro WindradZahl WindräderMW gesamt
"Albatros" (Erweiterung "Hohe See")7,3516118
"Hohe See"7,3571522
"Borkum Riffgrund" (1 und 2)4 und 8,378 und 56777
"Butendiek"3,680288
"Deutsche Bucht"8,431260
"Amrumbank West"3,7880302
"Bard Offshore 1"580400
"Dan Tysk"3,7880302
"Gode Wind" (1 und 2)6,26497608
"Sandbank"4,272302
"Trianel Borkum"5 und 6,3340 und 32403
"Merkur Offshore"666396
"Alpha Ventus"51260
"Meerwind Süd/Ost"3,7880302
"Nordergründe"6,1518111
"Nordsee One"8,1554332
"Nordsee Ost"6,1548295
"Veja Mate"667402
 
 
In der deutschen Ostsee sind momentan alle vier produzierenden Windparks im Marktprämienmodell:
 
Ostsee-WIndparks im Marktprämienmodell
im August 2022

(Quelle: ÜNB 50 Hertz)
Name des WIndparksMW pro WindradZahl WindräderMW gesamt
"Arkona-Becken Südost"6,360378
"Wikinger"5,2370366
"EnBW Baltic 1"2,32148
"EnBW Baltic 2"3,6 und 3,7810 und 70301

Dienstag, 9.08.2022, 16:00 Uhr
Georg Eble

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