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Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des VBW, appelliert zu mehr Mut in der Energiewende. Bild: E&M
Verbände

"Die Energiewende muss sichtbar sein dürfen!"

Der Verband der bayerischen Wirtschaft (VBW) zieht mit seinem 9. Energiewende-Monitoring eine Zwischenbilanz zur Energiewende in Deutschland und Bayern. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Die Einschätzung der Energiewende hat sich seitens des VBW gegenüber dem letzten Monitoring-Bericht wenig verändert, wie der VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt gleich zu Beginn der digitalen Pressekonferenz am 20. Januar konstatierte. "Erneut fällt unsere Bewertung ernüchternd aus." Nach wie vor komme Bayern beim Netzausbau nicht zufriedenstellend voran, die Industriestrompreise seien weiterhin zu hoch. Nach wie vor fehlen die Rahmenbedingungen für einen marktgetragenen Ausbau der Erneuerbaren. "Das ist ärgerlich", so Brossardt.

Die nun veröffentlichte neunte Fassung des Monitorings der Energiewende in Bayern und Deutschland zeigt die Entwicklungen mit Daten aus dem Jahr 2019 im Vergleich zu 2018. Zur Bewertung der Energiewende fließen "ganze Säcke voller Indikatoren" insbesondere in den Bereichen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz und Erneuerbare sowie Umweltverträglichkeit ein, wie Almut Kirchner, Direktorin der Prognos AG, anführte. Die Schweizer Beratungsgesellschaft aus Basel erstellt jährlich den Bericht im Auftrag des VBW. 

Ergebnisse für Deutschland

Lediglich im Bereich Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit bescheinigt das Monitoring der Energiewende in Deutschland eine Verbesserung: Wie Kirchner zeigte, schaltete das von Prognos verwendete Ampelsystem zur Bewertung nur bei zwei Indikatoren von Rot (einer negativen Bewertung) auf Gelb (kritische Bewertung): bei der "Entwicklung der Haushaltsstrompreise" und der "Entwicklung der Treibhausgasemissionen". 
 
Die Ergebnisse des 9. Energiewende-Monitorings (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Grafik: Prognos AG

Weiter im positiven Bereich lag der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Der Industriestrompreis ist dagegen unverändert kritisch. Auch keine Veränderung bei den Stromausfallzeiten: Nach wie vor liegen sie im grünen Bereich und zeigen, welch "guten Job" die Netzbetreiber in Deutschland machen, wie Kirchner betonte.

Insgesamt sieht die Prognos AG die Versorgungssicherheit für Deutschland als "mäßig zufriedenstellend" an. Obwohl der Netzausbau 2019 nur schleppend voranging, sei die Versorgungssicherheit dennoch gewährleistet gewesen, so Kirchner. "Dazu trugen vor allem Maßnahmen im Redispatch und Einspeisemanagement bei." Von diesen Maßnahmen seien 2019 deutlich mehr Strommengen betroffen gewesen als noch im Vorjahr.

Die Abregelung von Windkraftanlagen und das Hochfahren fossiler Kraftwerke schlugen 2019 mit 1,2 Mrd. Euro zu Buche. Brossardt hierzu: "Wenn wir beim Ausbau der Übertragungsnetze nicht schnell genug vorankommen, droht eine Aufteilung der einheitlichen deutschen Strompreiszone und ein weiterer Anstieg der ohnehin schon viel zu hohen Strompreise." Forderungen nach weiteren Netzausbauprojekten ohne Bedarfsfeststellung durch die Bundesnetzagentur erteilte der Hauptgeschäftsführer jedoch eine klare Absage: "Wir müssen alle Kraft auf die Projekte richten, die Priorität haben." 

Ergebnisse für Bayern

Für Bayern verzeichnet das Monitoring einen deutlichen Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Auch kam es zu einer Verbesserung bei der Entwicklung des Stromverbrauchs. Die Bewertung der Bezahlbarkeit von Strom in Bayern (wie auch in Deutschland) lag weiterhin im kritischen Bereich, auch wenn sich der Haushaltsstrompreis 2019 positiv entwickelt hat. In den Bereichen Energieeffizienz und Erneuerbare bewertet das Monitoring Bayern besser als Deutschland. "Dies liegt vor allem an der jeweils unterschiedlichen Definition der Zielsetzungen", erklärt Kirchner.

So wirken sich bei den bayerischen Zielsetzungen Stromimporte überproportional positiv auf den Anteil erneuerbarer Energien und die Primärenergie-Produktivität aus. Aufgrund der Senkung der Treibhausgasemissionen verbesserte sich Deutschland bei der Umweltverträglichkeit (von rot auf gelb) und wurde dadurch besser als Bayern bewertet. 

Um beim Tempo der Energiewende an Fahrt aufzunehmen, appellierte Brossardt zu mehr Mut und Entschlossenheit auf allen politischen Ebenen: "Dazu gehört das klare Bekenntnis, dass die von Politik und Bevölkerung gewollte Energiewende nicht unsichtbar vollzogen werden kann. Wir müssen akzeptieren, dass die Energiewende in der Landschaft sichtbar wird: mit Photovoltaik- und Windenergieanlagen und mit Stromnetzen. Wer die Energiewende will, muss auch aushalten, dass sie stattfindet", so Brossardt.

Das "9. Monitoring der Energiewende" lässt sich auf der Internetseite des VBW herunterladen.

Mittwoch, 20.01.2021, 16:50 Uhr
Davina Spohn
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Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des VBW, appelliert zu mehr Mut in der Energiewende. Bild: E&M
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"Die Energiewende muss sichtbar sein dürfen!"
Der Verband der bayerischen Wirtschaft (VBW) zieht mit seinem 9. Energiewende-Monitoring eine Zwischenbilanz zur Energiewende in Deutschland und Bayern. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Die Einschätzung der Energiewende hat sich seitens des VBW gegenüber dem letzten Monitoring-Bericht wenig verändert, wie der VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt gleich zu Beginn der digitalen Pressekonferenz am 20. Januar konstatierte. "Erneut fällt unsere Bewertung ernüchternd aus." Nach wie vor komme Bayern beim Netzausbau nicht zufriedenstellend voran, die Industriestrompreise seien weiterhin zu hoch. Nach wie vor fehlen die Rahmenbedingungen für einen marktgetragenen Ausbau der Erneuerbaren. "Das ist ärgerlich", so Brossardt.

Die nun veröffentlichte neunte Fassung des Monitorings der Energiewende in Bayern und Deutschland zeigt die Entwicklungen mit Daten aus dem Jahr 2019 im Vergleich zu 2018. Zur Bewertung der Energiewende fließen "ganze Säcke voller Indikatoren" insbesondere in den Bereichen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz und Erneuerbare sowie Umweltverträglichkeit ein, wie Almut Kirchner, Direktorin der Prognos AG, anführte. Die Schweizer Beratungsgesellschaft aus Basel erstellt jährlich den Bericht im Auftrag des VBW. 

Ergebnisse für Deutschland

Lediglich im Bereich Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit bescheinigt das Monitoring der Energiewende in Deutschland eine Verbesserung: Wie Kirchner zeigte, schaltete das von Prognos verwendete Ampelsystem zur Bewertung nur bei zwei Indikatoren von Rot (einer negativen Bewertung) auf Gelb (kritische Bewertung): bei der "Entwicklung der Haushaltsstrompreise" und der "Entwicklung der Treibhausgasemissionen". 
 
Die Ergebnisse des 9. Energiewende-Monitorings (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Grafik: Prognos AG

Weiter im positiven Bereich lag der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Der Industriestrompreis ist dagegen unverändert kritisch. Auch keine Veränderung bei den Stromausfallzeiten: Nach wie vor liegen sie im grünen Bereich und zeigen, welch "guten Job" die Netzbetreiber in Deutschland machen, wie Kirchner betonte.

Insgesamt sieht die Prognos AG die Versorgungssicherheit für Deutschland als "mäßig zufriedenstellend" an. Obwohl der Netzausbau 2019 nur schleppend voranging, sei die Versorgungssicherheit dennoch gewährleistet gewesen, so Kirchner. "Dazu trugen vor allem Maßnahmen im Redispatch und Einspeisemanagement bei." Von diesen Maßnahmen seien 2019 deutlich mehr Strommengen betroffen gewesen als noch im Vorjahr.

Die Abregelung von Windkraftanlagen und das Hochfahren fossiler Kraftwerke schlugen 2019 mit 1,2 Mrd. Euro zu Buche. Brossardt hierzu: "Wenn wir beim Ausbau der Übertragungsnetze nicht schnell genug vorankommen, droht eine Aufteilung der einheitlichen deutschen Strompreiszone und ein weiterer Anstieg der ohnehin schon viel zu hohen Strompreise." Forderungen nach weiteren Netzausbauprojekten ohne Bedarfsfeststellung durch die Bundesnetzagentur erteilte der Hauptgeschäftsführer jedoch eine klare Absage: "Wir müssen alle Kraft auf die Projekte richten, die Priorität haben." 

Ergebnisse für Bayern

Für Bayern verzeichnet das Monitoring einen deutlichen Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Auch kam es zu einer Verbesserung bei der Entwicklung des Stromverbrauchs. Die Bewertung der Bezahlbarkeit von Strom in Bayern (wie auch in Deutschland) lag weiterhin im kritischen Bereich, auch wenn sich der Haushaltsstrompreis 2019 positiv entwickelt hat. In den Bereichen Energieeffizienz und Erneuerbare bewertet das Monitoring Bayern besser als Deutschland. "Dies liegt vor allem an der jeweils unterschiedlichen Definition der Zielsetzungen", erklärt Kirchner.

So wirken sich bei den bayerischen Zielsetzungen Stromimporte überproportional positiv auf den Anteil erneuerbarer Energien und die Primärenergie-Produktivität aus. Aufgrund der Senkung der Treibhausgasemissionen verbesserte sich Deutschland bei der Umweltverträglichkeit (von rot auf gelb) und wurde dadurch besser als Bayern bewertet. 

Um beim Tempo der Energiewende an Fahrt aufzunehmen, appellierte Brossardt zu mehr Mut und Entschlossenheit auf allen politischen Ebenen: "Dazu gehört das klare Bekenntnis, dass die von Politik und Bevölkerung gewollte Energiewende nicht unsichtbar vollzogen werden kann. Wir müssen akzeptieren, dass die Energiewende in der Landschaft sichtbar wird: mit Photovoltaik- und Windenergieanlagen und mit Stromnetzen. Wer die Energiewende will, muss auch aushalten, dass sie stattfindet", so Brossardt.

Das "9. Monitoring der Energiewende" lässt sich auf der Internetseite des VBW herunterladen.

Mittwoch, 20.01.2021, 16:50 Uhr
Davina Spohn

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