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Energie & Management > Photovoltaik - Die Energiewende findet auch auf immer mehr Balkonen statt
Quelle: Pixabay / Como una Reina
Photovoltaik

Die Energiewende findet auch auf immer mehr Balkonen statt

Hohe Energiekosten und die Chance, selbst Einfluss auf die Energiewende zu nehmen, treiben ein kleines Erneuerbaren-Segment groß voran: Immer mehr Menschen ernten Sonne auf dem Balkon.
Der Pfad der Bundesregierung zu mehr Sonnenenergie im System macht den jährlichen Zubau von einer Kapazität im fünfstelligen Megawatt-Bereich nötig. Bis zum Jahr 2030 sollen so Sonnenkraftwerke im Umfang von 215.000 MW Leistung bereitstehen. Das erfordert den Bau großer Freiflächenanlagen ebenso wie das Nutzen von Wohnhäuser- und Gewerbeimmobilien-Dächern. Dass aber auch der und die Einzelne die Energiewende treiben kann, zeigt ein Blick auf den Boom bei Balkonanlagen.

Diese kleinen Solarenergieanlagen sind groß im Kommen. Wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) für das Land Nordrhein-Westfalen errechnet hat, war im Jahr 2022 fast jede fünfte neu angeschlossene Solaranlage ein Plug-In-Gerät. Also eins, das leicht zu installieren ist, wie etwa die Anlagen für den privaten Balkon. Sie machten am absoluten Gerätezubau bereits 17 Prozent aus, was bei 78.579 insgesamt ans Netz gegangenen Solarkraftwerken eine stolze Anzahl von mehr als 13.300 Balkongeräten bedeutet.

Auch Berlin verfügt über einen nennenswerte Dichte von Balkonmodulen. Hier gibt der Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin die Anzahl mit 1.900 Kleinstanlagen an. Das sind bezogen auf 15.200 Anlagen insgesamt, die Ende Januar 2023 ihren Dienst in der Hauptstadt taten, immerhin 12,5 Prozent.

Kleinstanlagen für "mehr Teilhabe und Energiegerechtigkeit"

Nun ist ihr einzelner Beitrag vergleichsweise gering, da es sich um Anlagen mit einer Leistung von wenigen Hundert Watt Nennstrom handelt. „Immer mehr Menschen erkennen darin aber ihre Chance, an der Energiewende teilhaben und von ihr profitieren zu können“, sagt Ralf Köpke, Sprecher des LEE NRW.

Und daher bauen die Gesetzgeber landauf landab immer mehr regulatorische Hürden für den Betrieb ab. Zugleich legen Städte attraktive Förderprogramme auf, die auch Balkonanlagen einbeziehen. So setzt die Großstadt Essen in diesem Jahr erstmals einen finanziellen Anreiz, der prinzipiell keinen der 580.000 Menschen der Ruhrmetropole ausschließt. Das reaktivierte Solarförderprogramm nimmt ausdrücklich „Stecker-Solargeräte neu zu den Fördergegenständen hinzu“, heißt es im Ratsbeschluss vom 15. Februar. Der Zuschuss je Balkonanlage liegt bei pauschal 200 Euro.

Die Stadt verspricht sich davon, weiteres Potenzial erschließen und die Zielgruppe erweitern zu können. Oder, wie der klima- und energiepolitische Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, Sascha Berger, es formuliert: „Mit der Förderung von Steckersolarmodulen, die sich insbesondere auch für Mieterinnen und Mieter anbieten, unterstützen wir außerdem mehr Teilhabe und Energiegerechtigkeit.“ Alle Bürgerinnen und Bürger erhielten so die Möglichkeit, ihren eigenen klimaneutralen Strom zu produzieren.

Essen verdreifacht Solarförderung im Vergleich zum Vorjahr

Essen greift für das am 1. März startende Programm auch grundsätzlich viel tiefer in die Tasche als zuvor. Betrug die Solarförderung im Vorjahr noch 800.000 Euro (wir berichteten), ist die zur Verfügung stehende Summe nun mindestens drei Mal so hoch. Aktuell stehen rund 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, davon sind knapp 2 Millionen Euro städtische und rund 400.000 Euro Landesmittel. Mit weiteren Drittmitteln soll der Topf möglichst noch auf insgesamt 3,5 Millionen Euro wachsen.

Bei aller Freude über die Teilhabe vieler Privatleute an der Energiewende darf es nach dem Geschmack von Branchenverbänden mit dem Ausbau der Solarenergie aber grundsätzlich noch schneller gehen. Der Rekordzubau in NRW etwa, der mit 913 MW den Spitzenwert aus dem Jahr 2011 einstellte (wir berichteten), reiche nicht. LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger hält ein jährliches Plus von mindestens 2.000 MW Solarleistung allein in NRW für „unverzichtbar“. In Deutschland hatte es 2022 einen Zubau von 7.200 MW gegeben. Auch hier sei ab 2023 zunächst eine Steigerung auf 11.000 MW nötig, ehe in den Jahren danach Werte von jährlich 22.000 MW zu erreichen seien.

Donnerstag, 23.02.2023, 16:29 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Photovoltaik - Die Energiewende findet auch auf immer mehr Balkonen statt
Quelle: Pixabay / Como una Reina
Photovoltaik
Die Energiewende findet auch auf immer mehr Balkonen statt
Hohe Energiekosten und die Chance, selbst Einfluss auf die Energiewende zu nehmen, treiben ein kleines Erneuerbaren-Segment groß voran: Immer mehr Menschen ernten Sonne auf dem Balkon.
Der Pfad der Bundesregierung zu mehr Sonnenenergie im System macht den jährlichen Zubau von einer Kapazität im fünfstelligen Megawatt-Bereich nötig. Bis zum Jahr 2030 sollen so Sonnenkraftwerke im Umfang von 215.000 MW Leistung bereitstehen. Das erfordert den Bau großer Freiflächenanlagen ebenso wie das Nutzen von Wohnhäuser- und Gewerbeimmobilien-Dächern. Dass aber auch der und die Einzelne die Energiewende treiben kann, zeigt ein Blick auf den Boom bei Balkonanlagen.

Diese kleinen Solarenergieanlagen sind groß im Kommen. Wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) für das Land Nordrhein-Westfalen errechnet hat, war im Jahr 2022 fast jede fünfte neu angeschlossene Solaranlage ein Plug-In-Gerät. Also eins, das leicht zu installieren ist, wie etwa die Anlagen für den privaten Balkon. Sie machten am absoluten Gerätezubau bereits 17 Prozent aus, was bei 78.579 insgesamt ans Netz gegangenen Solarkraftwerken eine stolze Anzahl von mehr als 13.300 Balkongeräten bedeutet.

Auch Berlin verfügt über einen nennenswerte Dichte von Balkonmodulen. Hier gibt der Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin die Anzahl mit 1.900 Kleinstanlagen an. Das sind bezogen auf 15.200 Anlagen insgesamt, die Ende Januar 2023 ihren Dienst in der Hauptstadt taten, immerhin 12,5 Prozent.

Kleinstanlagen für "mehr Teilhabe und Energiegerechtigkeit"

Nun ist ihr einzelner Beitrag vergleichsweise gering, da es sich um Anlagen mit einer Leistung von wenigen Hundert Watt Nennstrom handelt. „Immer mehr Menschen erkennen darin aber ihre Chance, an der Energiewende teilhaben und von ihr profitieren zu können“, sagt Ralf Köpke, Sprecher des LEE NRW.

Und daher bauen die Gesetzgeber landauf landab immer mehr regulatorische Hürden für den Betrieb ab. Zugleich legen Städte attraktive Förderprogramme auf, die auch Balkonanlagen einbeziehen. So setzt die Großstadt Essen in diesem Jahr erstmals einen finanziellen Anreiz, der prinzipiell keinen der 580.000 Menschen der Ruhrmetropole ausschließt. Das reaktivierte Solarförderprogramm nimmt ausdrücklich „Stecker-Solargeräte neu zu den Fördergegenständen hinzu“, heißt es im Ratsbeschluss vom 15. Februar. Der Zuschuss je Balkonanlage liegt bei pauschal 200 Euro.

Die Stadt verspricht sich davon, weiteres Potenzial erschließen und die Zielgruppe erweitern zu können. Oder, wie der klima- und energiepolitische Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, Sascha Berger, es formuliert: „Mit der Förderung von Steckersolarmodulen, die sich insbesondere auch für Mieterinnen und Mieter anbieten, unterstützen wir außerdem mehr Teilhabe und Energiegerechtigkeit.“ Alle Bürgerinnen und Bürger erhielten so die Möglichkeit, ihren eigenen klimaneutralen Strom zu produzieren.

Essen verdreifacht Solarförderung im Vergleich zum Vorjahr

Essen greift für das am 1. März startende Programm auch grundsätzlich viel tiefer in die Tasche als zuvor. Betrug die Solarförderung im Vorjahr noch 800.000 Euro (wir berichteten), ist die zur Verfügung stehende Summe nun mindestens drei Mal so hoch. Aktuell stehen rund 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, davon sind knapp 2 Millionen Euro städtische und rund 400.000 Euro Landesmittel. Mit weiteren Drittmitteln soll der Topf möglichst noch auf insgesamt 3,5 Millionen Euro wachsen.

Bei aller Freude über die Teilhabe vieler Privatleute an der Energiewende darf es nach dem Geschmack von Branchenverbänden mit dem Ausbau der Solarenergie aber grundsätzlich noch schneller gehen. Der Rekordzubau in NRW etwa, der mit 913 MW den Spitzenwert aus dem Jahr 2011 einstellte (wir berichteten), reiche nicht. LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger hält ein jährliches Plus von mindestens 2.000 MW Solarleistung allein in NRW für „unverzichtbar“. In Deutschland hatte es 2022 einen Zubau von 7.200 MW gegeben. Auch hier sei ab 2023 zunächst eine Steigerung auf 11.000 MW nötig, ehe in den Jahren danach Werte von jährlich 22.000 MW zu erreichen seien.

Donnerstag, 23.02.2023, 16:29 Uhr
Volker Stephan

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