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Energie & Management > Klimaschutz - Deutsche Unternehmen auf dem Weg in die Klimaneutralität
Quelle: Shutterstock
Klimaschutz

Deutsche Unternehmen auf dem Weg in die Klimaneutralität

Am Rande der Klimafolgekonferenz in Glasgow (COP26) hat die deutsche Unternehmensallianz 2 Grad mit dem Bundesumweltministerium über den Stand der Industriedekarbonisierung berichtet.
Nachdem die entwickelten Volkswirtschaften Klimaneutralität rund um die Mitte des Jahrhunderts ansteuern, müssen sich auch die Unternehmen auf der ganzen Welt der Herausforderung stellen. Wie sie ihre Produktion künftig mit weniger und schließlich ohne Ausstoß von Treibhausgasen gestalten wollen, berichteten deutsche Firmen mit dem Bundesumweltministerium aus Anlass der Weltklimakonferenz in Glasgow (CO26) am 3. November.

"Wem es gelingt, beim „Race to Zero Emissions“ (Rennen zu Nullemissionen) vorne dabei zu sein, der hat auf den Weltmärkten der Zukunft große Chancen", zeigte sich Sabine Nallinger überzeugt. Die Vorständin der Stiftung 2 Grad sagte, dass sich bereits mehr als 1.300 Unternehmen weltweit der „Race to Zero“-Kampagne des UN-Klimasekretariates angeschlossen hätten, darunter viele deutsche. Im Rahmen einer Online-Konferenz berichteten drei Unternehmen über ihre Aktivitäten und formulierten Forderungen an politische Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Dekarbonisierung.

Umweltministerium unterstützt Industrie

Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flaßbarth berichtete vom Förderprogramm der Bundesregierung, das vor allem Investitionen in neue Produktionsverfahren ohne fossile Energieträger unterstütze. Zugleich sagte er, ihm sei bewusst, dass es nicht genüge, Investitionen und erhöhte Betriebskosten zu unterstützen. Vielmehr müssten die Unternehmen vor Wettbewerbsnachteilen auf dem Weltmarkt geschützt werden. Deshalb würden vorerst weiterhin kostenlose CO2-Emissionzertifikate an energieintensive Unternehmen vergeben.

Doch sei die nicht unendlich in die Zukunft möglich und Missbrauch müsse ausgeschlossen werden, unterstrich Flaßbarth. Die Bundesregierung bemühe sich zudem mit der EU um Maßnahmen, die „Carbon Leakage“ verhindern sollen, also die Einfuhr von Produkten mit hohen CO2-Emissionen zulasten klimafreundlicher aus Europa.
 
Auch technische Lösungen für Treibhausgasspeicherung entwickeln

Dominik von Achten, Vorstandsvorsitzender der Heidelberg Cement berichtete von Bemühungen, mit weniger und künftig ohne Treibhausgasemissionen zu produzieren. Dafür ginge in Kürze eine Fabrik in Norwegen in Betrieb, die Treibhausgase abscheide und unterirdisch verpresse (CCS). Er bedauerte, dass derartige Verfahren in Deutschland aktuell politisch nicht durchsetzbar seien. „Es wäre risikolos möglich, CO2 in leeren Erdgaslagerstätten in Norddeutschland einzulagern“, sagte Achten. Ohne solche Lösungen sieht er die Klimaneutralität als unerreichbar an.

Für sein Unternehmen berichtete Roland Harings, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG, dass es bereits gelungen sei, beim Recycling von Kupfer 40 % der Treibhausgasemissionen einzusparen. Allerdings werde diese Bemühung nicht honoriert, da das Kupfer zum selben Preis wie anderes auf dem Markt gehandelt würde. Eine Zertifizierung und Vorteile für klimafreundliche Produkte wären aus seiner Sicht ein großer Anreiz, in solche Maßnahmen zu investieren.

Klare Bewertungen international einführen

Zudem liefere Aurubis in Hamburg große Mengen Abwärme aus seiner Produktion ins städtische Fernwärmenetz, was ebenfalls erhebliche Mengen fossiler Energieträger einspare. Doch auch diese Maßnahme werde dem Unternehmen in seiner Treibhausgasbilanz nicht angerechnet.

Vor diesem Hintergrund nannte Annika Roth, Vorständin des Verbands Klimaschutz-Unternehmen und CEO der Blechwarenfabrik Limburg, Forderungen an die internationale Politik. Es müssten schnellstes klare Leitlinien für Klimaneutralität aufgestellt werden anhand derer Unternehmen bewerten können, wie sie das Ziel erreichen. Neben der Ablösung fossiler Energieträger seien hier auch Transporte, Gewinnung von Rohstoffen und Methoden wie Abscheiden und Nutzen von Treibhausgasen (CCS/CCU) zu bewerten. Dies sei auch nötig, um Klimaschutzerfolge glaubwürdig nachweisen zu können, forderte Roth.

Mittwoch, 3.11.2021, 15:23 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Deutsche Unternehmen auf dem Weg in die Klimaneutralität
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Klimaschutz
Deutsche Unternehmen auf dem Weg in die Klimaneutralität
Am Rande der Klimafolgekonferenz in Glasgow (COP26) hat die deutsche Unternehmensallianz 2 Grad mit dem Bundesumweltministerium über den Stand der Industriedekarbonisierung berichtet.
Nachdem die entwickelten Volkswirtschaften Klimaneutralität rund um die Mitte des Jahrhunderts ansteuern, müssen sich auch die Unternehmen auf der ganzen Welt der Herausforderung stellen. Wie sie ihre Produktion künftig mit weniger und schließlich ohne Ausstoß von Treibhausgasen gestalten wollen, berichteten deutsche Firmen mit dem Bundesumweltministerium aus Anlass der Weltklimakonferenz in Glasgow (CO26) am 3. November.

"Wem es gelingt, beim „Race to Zero Emissions“ (Rennen zu Nullemissionen) vorne dabei zu sein, der hat auf den Weltmärkten der Zukunft große Chancen", zeigte sich Sabine Nallinger überzeugt. Die Vorständin der Stiftung 2 Grad sagte, dass sich bereits mehr als 1.300 Unternehmen weltweit der „Race to Zero“-Kampagne des UN-Klimasekretariates angeschlossen hätten, darunter viele deutsche. Im Rahmen einer Online-Konferenz berichteten drei Unternehmen über ihre Aktivitäten und formulierten Forderungen an politische Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Dekarbonisierung.

Umweltministerium unterstützt Industrie

Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flaßbarth berichtete vom Förderprogramm der Bundesregierung, das vor allem Investitionen in neue Produktionsverfahren ohne fossile Energieträger unterstütze. Zugleich sagte er, ihm sei bewusst, dass es nicht genüge, Investitionen und erhöhte Betriebskosten zu unterstützen. Vielmehr müssten die Unternehmen vor Wettbewerbsnachteilen auf dem Weltmarkt geschützt werden. Deshalb würden vorerst weiterhin kostenlose CO2-Emissionzertifikate an energieintensive Unternehmen vergeben.

Doch sei die nicht unendlich in die Zukunft möglich und Missbrauch müsse ausgeschlossen werden, unterstrich Flaßbarth. Die Bundesregierung bemühe sich zudem mit der EU um Maßnahmen, die „Carbon Leakage“ verhindern sollen, also die Einfuhr von Produkten mit hohen CO2-Emissionen zulasten klimafreundlicher aus Europa.
 
Auch technische Lösungen für Treibhausgasspeicherung entwickeln

Dominik von Achten, Vorstandsvorsitzender der Heidelberg Cement berichtete von Bemühungen, mit weniger und künftig ohne Treibhausgasemissionen zu produzieren. Dafür ginge in Kürze eine Fabrik in Norwegen in Betrieb, die Treibhausgase abscheide und unterirdisch verpresse (CCS). Er bedauerte, dass derartige Verfahren in Deutschland aktuell politisch nicht durchsetzbar seien. „Es wäre risikolos möglich, CO2 in leeren Erdgaslagerstätten in Norddeutschland einzulagern“, sagte Achten. Ohne solche Lösungen sieht er die Klimaneutralität als unerreichbar an.

Für sein Unternehmen berichtete Roland Harings, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG, dass es bereits gelungen sei, beim Recycling von Kupfer 40 % der Treibhausgasemissionen einzusparen. Allerdings werde diese Bemühung nicht honoriert, da das Kupfer zum selben Preis wie anderes auf dem Markt gehandelt würde. Eine Zertifizierung und Vorteile für klimafreundliche Produkte wären aus seiner Sicht ein großer Anreiz, in solche Maßnahmen zu investieren.

Klare Bewertungen international einführen

Zudem liefere Aurubis in Hamburg große Mengen Abwärme aus seiner Produktion ins städtische Fernwärmenetz, was ebenfalls erhebliche Mengen fossiler Energieträger einspare. Doch auch diese Maßnahme werde dem Unternehmen in seiner Treibhausgasbilanz nicht angerechnet.

Vor diesem Hintergrund nannte Annika Roth, Vorständin des Verbands Klimaschutz-Unternehmen und CEO der Blechwarenfabrik Limburg, Forderungen an die internationale Politik. Es müssten schnellstes klare Leitlinien für Klimaneutralität aufgestellt werden anhand derer Unternehmen bewerten können, wie sie das Ziel erreichen. Neben der Ablösung fossiler Energieträger seien hier auch Transporte, Gewinnung von Rohstoffen und Methoden wie Abscheiden und Nutzen von Treibhausgasen (CCS/CCU) zu bewerten. Dies sei auch nötig, um Klimaschutzerfolge glaubwürdig nachweisen zu können, forderte Roth.

Mittwoch, 3.11.2021, 15:23 Uhr
Susanne Harmsen

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