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Nach dem Krisenjahr 2022 sind grüne Power Purchase Agreements (PPA) im Kommen. Ein Selbstläufer wird diese Entwicklung aber nicht, zeigt das sechste PPA-Barometer von E&M und Enervis.
Im vergangenen Jahr hat es auf dem heimischen Energiemarkt mit einem Volumen von annähernd 4.000
MW Leistung einen neuen Rekord bei den Vertragsabschlüssen für grüne Power Purchase Agreements (PPA) geben. Ob bis zu diesjährigen Silvesternacht dieser Spitzenwert getoppt wird, lässt Enervis-Co-Geschäftsführer Nicolai Herrmann noch offen. Er sehe aber „positive Aspekte, die mich an eine nachhaltige Entwicklung des deutschen PPA-Marktes glauben lassen“.
Bestätigt sieht sich Herrmann auch durch die Ergebnisse des diesjährigen, sechsten gemeinsamen PPA-Barometers von
E&M und Enervis, dessen Ergebnisse und Einschätzungen am
1. August in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper von E&M erscheinen. Hier vorab Auszüge davon.29
Unternehmen hatten sich an dieser Umfrage beteiligt, eines weniger als 2023. Knapp die Hälfte der Teilnehmenden geht davon aus, dass in fünf Jahren zwischen 25 und 50
Prozent aller neu installierten regenerativen Projekte allein auf PPA-Abschlüssen basiert. Was bei den beschleunigten Ausbauplänen des Bundes vor allem für die Windenergie an Land und auf See sowie für die Solarenergie durchaus fünfstellige MW bedeuten kann.
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Nicolai Herrmann Quelle: Enervis |
Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht. „Die erzielbaren PPA-Preise, vor allem für längerfristige PPA zur Absicherung von Neuinvestitionen mit Laufzeiten von zehn Jahren und länger, sind gegenüber 2023 deutlich zurückgegangen. Grund dafür ist der Preisrückgang für Strom, Gas und Kohlendioxid auf den Spot- und vor allem Terminmärkten“, erklärt Nicolai Herrmann. Auch wenn seit Frühjahr die Preise wieder anziehen, geht der Enervis-Mann davon aus, „dass nicht jedes Projekt bei den erneuerbaren Energien mit einem marktorientierten PPA-Preis auskömmlich investiert und betrieben werden kann.“
Größtes Hindernis: die MarktpreiseDie Ergebnisse des PPA-Barometers 2024 stützen seine Annahme: Danach ist als das mit Abstand am häufigsten genannte Hindernis für ein weiteres Wachstum des PPA-Marktes das niedrige PPA-Preisniveau genannt worden. Und nach wie vor beeinflusst das Erneuerbare-Energien-Gesetz das Tempo. Dazu Nicolai Herrmann: „Der hohe Wettbewerb in den EEG-Ausschreibungen bei solaren Freiflächenprojekten, wo die Zuschläge mittlerweile zwischen 50 und 55
Euro/MWh rangieren, macht den Abschluss von PPA in diesem Segment nicht einfacher.“
Die Börsen-Strompreise bilden den zentralen Referenzpunkt für PPA-Preise. „Angesichts der auf das Niveau vor Ausbruch des Ukraine-Krieges gesunkenen Strompreise kehren viele Betriebe zu ihren langjährigen Beschaffungsstrategien zurück.“ Das sagt Sabrina Schmitt aus der Abteilung Energie, Vertrieb und Märkte beim Wind- und Solarenergie-Projektierer Abo Energy GmbH & Co.
KGaA (bis Ende Juni: Abo Wind
AG). Wichtig sei auch, dass die anfängliche Skepsis in der Bankenwelt gegenüber PPA als Finanzierungsinstrument abgenommen habe.
Statkraft: Portfolio wächst stark und wird vielfältiger |
Patrick Koch ist Head of Origination bei Statkraft Markets Quelle: Statkraft |
Patrick Koch, der als Head of Origination bei Statkraft Markets auch das PPA-Geschäft für den deutschen Energiemarkt verantwortet: „Unser PPA-Portfolio wächst stark und wird dabei immer vielfältiger und individueller.“ Nach eigenen Angaben hat Statkraft allein in den vergangenen zwei Jahren mehr als 80
PPA vereinbart. Zwei Drittel dieser Kontrakte entfielen dabei auf Betreiber und Projektierer, der Rest auf Industriekunden. Patrick Koch: „Wir werden allein aus unserem aktuellen Portfolio bis zum Jahr 2035 rund 30
Milliarden Kilowattstunden Grünstrom auf PPA-Basis an deutsche Industriekunden liefern.“
PPA von weiteren drei Buchstaben abhängig: EEG und KfWWie es hierzulande mit der Entwicklung bei den PPA weitergeht, hängt von der Zukunft des EEG ab; die Bundesregierung plant Änderungen an dem Förderregime.
Außerdem hat eine Diskussion begonnen, die das PPA-Geschehen auch beeinflussen dürfte. Dazu Nicolai Herrmann von Enervis: „Ich bin jedenfalls gespannt, wie es bei der Diskussion um die Einführung einer staatlichen Ausfallgarantie zur Absicherung des Kontrahentenrisikos zum Beispiel über die KfW weitergeht. Dies könnte ein Schlüssel sein, vor allem mittelständische Offtaker in den PPA-Markt zu holen, die wir heute nur sehr vereinzelt sehen. Das liegt natürlich nicht nur an der Bonitäts-Frage, aber eben auch. Die Umfrage hat gezeigt, dass diese Möglichkeit von rund 80
Prozent der befragten Marktakteure als positiv eingeschätzt wird.“
Das sechste PPA-Barometer erscheint am 1.
August 2024 in der gedruckten Ausgabe von
E&M.
Das E-Paper ist für Abonnenten schon vorher abrufbar.Das nächste, siebte PPA-Barometer erscheint für Abonnenten ist für die gedruckte Ausgabe am 1.
August 2025 vorgesehen.
Dienstag, 30.07.2024, 13:29 Uhr
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