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Energie & Management > Wasserstoff - Deutsche Kraftwerksstrategie könnte zu teuer werden
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff

Deutsche Kraftwerksstrategie könnte zu teuer werden

Die Energiewirtschaft wartet auf die Ausschreibungen zur Kraftwerksstrategie. Aurora Energy Research warnt in einer aktuellen Studie, dass sie bis zu 41 Milliarden Euro kosten könnte.
Noch liegt kein Umsetzungsfahrplan für die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung vor. Die erste Ausschreibung für wasserstofftaugliche Kraftwerke wurde gerade auf 2024 verschoben. Das Analysehaus Aurora Energy Research hat jetzt die potenziell nötigen Subventionen für die neue Kraftwerkslandschaft auf 41 Milliarden Euro veranschlagt. Das sei zu teuer und deshalb ein Kapazitätsmarkt vorzuziehen, der mit 26 Milliarden Euro auskäme, so das Fazit der Studie vom 13. Dezember.

Ohne Ersatzkraftwerke gerät der Zeitpunkt für den früheren Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen um 2030 statt 2038 ins Wanken. Die Kapazitätslücke im Stromnetz könnte 2030 bei 10.000 MW liegen, so Aurora. Die konkreten Subventionsmechanismen für die neu zu errichtenden kohlenstoffarmen Kraftwerke müssen daher schnell kommen, fordert die Energiewirtschaft schon seit Monaten.

Aurora-Analysten berechneten ein Szenario, nach dem die Bundesregierung neue Kraftwerke im Umfang von fast 24.000 MW bauen lassen will. Diese sollen von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt werden können. Max Fydrich, einer der Analysten, nannte den Baubeginn „zu spät“, um 2030 genug Kapazität zur Verfügung zu haben.

H2-Kraftwerke ohne Wasserstoffzugang?

Der Erfolg der H2-fähigen Kraftwerke hänge zudem vom Wasserstoff-Preis und vom Zugang zum geplanten Wasserstoff-Netz ab. Nach bisherigen Ankündigungen könnten wichtige Teile des Wasserstoff-Netzes im Süden Deutschlands erst 2030 bis 2032 fertiggestellt werden. Ein Großteil des neuen Kraftwerksbedarfs entsteht aber im Süden bei den Industriestandorten. Das Wasserstoff-Netz werde dagegen zuerst im Norden fertig, wo ohnehin schon ein Überschuss an erneuerbarer Stromerzeugung existiert, und zwar zwischen 2025 und 2028, warnen die Aurora-Analysten.

In den kommenden Jahren werde der deutsche Strombedarf steigen durch die zunehmende Elektrifizierung von Wärme, Verkehr und Industrie. Zudem würden Elektrolyseure für die Wasserstoff-Herstellung 745 Milliarden kWh bis 2030 und 1.108 Milliarden kWh bis 2045 benötigen, berechnete Aurora mit der Maßgabe, dass Deutschland 2045 klimaneutral sein will.

Drei Kraftwerks-Lösungen diskutiert

Es gibt laut Aurora drei Typen möglicher klimaneutraler Kraftwerke, die in Zeiten einspringen, wenn die aktuelle Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen nicht ausreicht. Dies sind
  • konventionelle Gaskraftwerke, die später auf Wasserstoff umgestellt werden können,
  • Sprinter-Kraftwerke, die sofort Wasserstoff nutzen,
  • und Hybrid-Wasserstoffanlagen, die selbst ihren erneuerbaren Strom erzeugen, zu Wasserstoff wandeln und idealerweise einspeichern, um ihn im Bedarfsfall wieder zu verstromen. Letztere benötigen die meiste Zeit zur Errichtung, so Aurora.
Wegen ihrer geringen Jahreslaufzeiten benötigen die Bereitschaftskraftwerke hohe Subventionen. Daher solle vom aktuellen Energy-only-Marktdesign abgewichen werden und ein Kapazitätsmarkt eingeführt werden, schlagen die Autoren der Studie vor. Analyst Lukas Bunsen fasste zusammen: „Die Nutzung von
 
Flexibilitäten in Erzeugung und Verbrauch und der Ausbau von Speichern haben ein hohes Potenzial, kostengünstiger die Versorgungssicherheit zu gewährleisten“.

Stellschrauben, um die Kraftwerksstrategie zu verbessern, seien
  • Anreize für Betreiber bestehender Gasanlagen, in den 2030er Jahren auf Wasserstoff umzusteigen, um einen fossilen Lock-in zu vermeiden,
  • geplante Ausschreibungen für Hybride durch technologieneutrale Ausschreibungen für Vermögenswerte mit Speicherdauern von 24 bis 72 Stunden zu ersetzen,
  • und mehr Kapazität für H2-ready-Anlagen und weniger für Sprinter/Hybrid-Anlagen bereitzustellen, um Geld zu sparen.
  • Um die Abhängigkeit von Wasserstoff zu verringern, solle die Flexibilisierung der Stromnachfrage und neuer Speicherquellen stimuliert werden.
 
Verschiedene Kostenmodellierungen der deutschen Kraftwerksstrategie und eines Kapazitätsmarktes
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken
Quelle: Aurora Energy Research

Donnerstag, 14.12.2023, 13:21 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wasserstoff - Deutsche Kraftwerksstrategie könnte zu teuer werden
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff
Deutsche Kraftwerksstrategie könnte zu teuer werden
Die Energiewirtschaft wartet auf die Ausschreibungen zur Kraftwerksstrategie. Aurora Energy Research warnt in einer aktuellen Studie, dass sie bis zu 41 Milliarden Euro kosten könnte.
Noch liegt kein Umsetzungsfahrplan für die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung vor. Die erste Ausschreibung für wasserstofftaugliche Kraftwerke wurde gerade auf 2024 verschoben. Das Analysehaus Aurora Energy Research hat jetzt die potenziell nötigen Subventionen für die neue Kraftwerkslandschaft auf 41 Milliarden Euro veranschlagt. Das sei zu teuer und deshalb ein Kapazitätsmarkt vorzuziehen, der mit 26 Milliarden Euro auskäme, so das Fazit der Studie vom 13. Dezember.

Ohne Ersatzkraftwerke gerät der Zeitpunkt für den früheren Kohleausstieg in Nordrhein-Westfalen um 2030 statt 2038 ins Wanken. Die Kapazitätslücke im Stromnetz könnte 2030 bei 10.000 MW liegen, so Aurora. Die konkreten Subventionsmechanismen für die neu zu errichtenden kohlenstoffarmen Kraftwerke müssen daher schnell kommen, fordert die Energiewirtschaft schon seit Monaten.

Aurora-Analysten berechneten ein Szenario, nach dem die Bundesregierung neue Kraftwerke im Umfang von fast 24.000 MW bauen lassen will. Diese sollen von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt werden können. Max Fydrich, einer der Analysten, nannte den Baubeginn „zu spät“, um 2030 genug Kapazität zur Verfügung zu haben.

H2-Kraftwerke ohne Wasserstoffzugang?

Der Erfolg der H2-fähigen Kraftwerke hänge zudem vom Wasserstoff-Preis und vom Zugang zum geplanten Wasserstoff-Netz ab. Nach bisherigen Ankündigungen könnten wichtige Teile des Wasserstoff-Netzes im Süden Deutschlands erst 2030 bis 2032 fertiggestellt werden. Ein Großteil des neuen Kraftwerksbedarfs entsteht aber im Süden bei den Industriestandorten. Das Wasserstoff-Netz werde dagegen zuerst im Norden fertig, wo ohnehin schon ein Überschuss an erneuerbarer Stromerzeugung existiert, und zwar zwischen 2025 und 2028, warnen die Aurora-Analysten.

In den kommenden Jahren werde der deutsche Strombedarf steigen durch die zunehmende Elektrifizierung von Wärme, Verkehr und Industrie. Zudem würden Elektrolyseure für die Wasserstoff-Herstellung 745 Milliarden kWh bis 2030 und 1.108 Milliarden kWh bis 2045 benötigen, berechnete Aurora mit der Maßgabe, dass Deutschland 2045 klimaneutral sein will.

Drei Kraftwerks-Lösungen diskutiert

Es gibt laut Aurora drei Typen möglicher klimaneutraler Kraftwerke, die in Zeiten einspringen, wenn die aktuelle Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen nicht ausreicht. Dies sind
  • konventionelle Gaskraftwerke, die später auf Wasserstoff umgestellt werden können,
  • Sprinter-Kraftwerke, die sofort Wasserstoff nutzen,
  • und Hybrid-Wasserstoffanlagen, die selbst ihren erneuerbaren Strom erzeugen, zu Wasserstoff wandeln und idealerweise einspeichern, um ihn im Bedarfsfall wieder zu verstromen. Letztere benötigen die meiste Zeit zur Errichtung, so Aurora.
Wegen ihrer geringen Jahreslaufzeiten benötigen die Bereitschaftskraftwerke hohe Subventionen. Daher solle vom aktuellen Energy-only-Marktdesign abgewichen werden und ein Kapazitätsmarkt eingeführt werden, schlagen die Autoren der Studie vor. Analyst Lukas Bunsen fasste zusammen: „Die Nutzung von
 
Flexibilitäten in Erzeugung und Verbrauch und der Ausbau von Speichern haben ein hohes Potenzial, kostengünstiger die Versorgungssicherheit zu gewährleisten“.

Stellschrauben, um die Kraftwerksstrategie zu verbessern, seien
  • Anreize für Betreiber bestehender Gasanlagen, in den 2030er Jahren auf Wasserstoff umzusteigen, um einen fossilen Lock-in zu vermeiden,
  • geplante Ausschreibungen für Hybride durch technologieneutrale Ausschreibungen für Vermögenswerte mit Speicherdauern von 24 bis 72 Stunden zu ersetzen,
  • und mehr Kapazität für H2-ready-Anlagen und weniger für Sprinter/Hybrid-Anlagen bereitzustellen, um Geld zu sparen.
  • Um die Abhängigkeit von Wasserstoff zu verringern, solle die Flexibilisierung der Stromnachfrage und neuer Speicherquellen stimuliert werden.
 
Verschiedene Kostenmodellierungen der deutschen Kraftwerksstrategie und eines Kapazitätsmarktes
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Quelle: Aurora Energy Research

Donnerstag, 14.12.2023, 13:21 Uhr
Susanne Harmsen

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