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Energie & Management > Photovoltaik - Desertec - die Wüste lebt
Quelle: Shutterstock / Frank Oppermann
Photovoltaik

Desertec - die Wüste lebt

Das Projekt Desertec sieht sich in der Entwicklungsstufe "3.0". Die neue Zahl soll für Wasserstoff-, Ammoniak- und Stromlieferungen nach Europa stehen.
13 Jahre liegt die Geburtsstunde von Desertec inzwischen zurück. Und so mancher, der die Entwicklungsstadien verfolgte, die das Projekt in all der Zeit durchlief, verlor den Glauben daran. Strom für Europa erzeugt mit der Sonnenenergie in der Wüste – mit diesem hehren Ziel hatten die Projektmacher ihr Kind aus der Taufe gehoben. Doch bis heute sind keine Kilowattstunde und kein grünes Molekül in die westliche Welt gelangt. Gleichwohl sehen sich die Projektpartner auf Kurs.

„Wir mussten lange hart am Wind segeln, doch jetzt gibt es Rückenwind von Regierungen und Unternehmen sowohl in der Region als auch in Europa“, sagte Paul van Son, Chef der Firma Dii Desert Energy, die für dutzende Industrieunternehmen netzwerkt, bei einer digitalen Presseveranstaltung am 3. November. Nahezu alle Regierungen der Mena (Middle East North Africa)-Region hätte Ausbauprogramme für Solar- und Windenergie auf den Weg gebracht. Ein Ziel ist demnach der schnelle Auf- und Ausbau von Kapazitäten für die Erzeugung „grüner Moleküle“, also vor allem Wasserstoff und Ammoniak. „Unsere Datenbank verzeichnet konkrete Wasserstoffprojekte mit einer Leistung von über 20.000 Megawatt“, sagte van Sons Kollege Cornelius Matthes. Mittelfristig könne ein Ausbau in Richtung von 100.000 MW erwartet werden.

Knackpunkt Transportinfrastruktur

So vielversprechend das klingt, vorerst bleibt es für Europa noch bei heißer Luft aus der Sahara und anderen Wüstenregionen. Denn die Entwicklung der Transportinfrastruktur für Wasserstoff werde laut Dii Desert Energy noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung und Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG, benannte bei der Veranstaltung zentrale Elemente einer Wasserstoff-Infrastruktur zwischen Europa und der Mena-Region. Im westlichen Mittelmeer gebe es bereits mehrere Gas-Pipelines, die sich auch für den Transport von Wasserstoff nutzen ließen, sagte Reiche. Auch im östlichen Mittelmeerraum sollten ähnliche Infrastrukturvorhaben zur Erschließung von Wasserstoff-Potenzialen diskutiert werden, so Reiche.

Reiche machte deutlich, wie wichtig eine kostengünstigen Wasserstoffversorgung für die europäische Industrie im internationalen Wettbewerb wird. Als Beispiel nannte sie den „Inflation Reduction Act“, ein Investitionsprogramm zum Klimaschutz in den USA. Dadurch würden die Kosten für die Produktion von grünem Wasserstoff in den Vereinigten Staaten von Amerika kurzfristig weit unter die von grauem Wasserstoff sinken. Damit Deutschland im Wettbewerb nicht zurückfalle, gelte es, die Kostenvorteile der Mena-Region bei Solar- und Windenergie zu nutzen.

Was die Produktionskosten für Energie angeht, stellt die Wüste offenbar bereits jetzt ein Wettbewerbsvorteil dar, der kaum zu toppen ist. Die Kosten für Solarstrom bezifferte Cornelius Matthes auf 1 bis 2 Cent je kWh, die Spanne für Windenergie reiche von 1,5 bis 3 Cent.

Dii Desert Energy will auf die Entfaltung der Marktkräfte setzen: Es gebe jetzt eine Initiative zur Schaffung einer Handelsplattform ausschließlich für emissionsfreie Energie, berichtete Energiemanager van Son. Dadurch solle die CO2-Reduktion vom physischen Transport abgekoppelt werden. Ähnlich wie beim grünen Strom schwebt ihm ein Zertifikate-System vor. Desertec werde keine Vision bleiben, sondern Realität werden, zeigen sich Wüstenenergie-Pioniere überzeugt.

Donnerstag, 3.11.2022, 17:34 Uhr
Manfred Fischer
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Quelle: Shutterstock / Frank Oppermann
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Desertec - die Wüste lebt
Das Projekt Desertec sieht sich in der Entwicklungsstufe "3.0". Die neue Zahl soll für Wasserstoff-, Ammoniak- und Stromlieferungen nach Europa stehen.
13 Jahre liegt die Geburtsstunde von Desertec inzwischen zurück. Und so mancher, der die Entwicklungsstadien verfolgte, die das Projekt in all der Zeit durchlief, verlor den Glauben daran. Strom für Europa erzeugt mit der Sonnenenergie in der Wüste – mit diesem hehren Ziel hatten die Projektmacher ihr Kind aus der Taufe gehoben. Doch bis heute sind keine Kilowattstunde und kein grünes Molekül in die westliche Welt gelangt. Gleichwohl sehen sich die Projektpartner auf Kurs.

„Wir mussten lange hart am Wind segeln, doch jetzt gibt es Rückenwind von Regierungen und Unternehmen sowohl in der Region als auch in Europa“, sagte Paul van Son, Chef der Firma Dii Desert Energy, die für dutzende Industrieunternehmen netzwerkt, bei einer digitalen Presseveranstaltung am 3. November. Nahezu alle Regierungen der Mena (Middle East North Africa)-Region hätte Ausbauprogramme für Solar- und Windenergie auf den Weg gebracht. Ein Ziel ist demnach der schnelle Auf- und Ausbau von Kapazitäten für die Erzeugung „grüner Moleküle“, also vor allem Wasserstoff und Ammoniak. „Unsere Datenbank verzeichnet konkrete Wasserstoffprojekte mit einer Leistung von über 20.000 Megawatt“, sagte van Sons Kollege Cornelius Matthes. Mittelfristig könne ein Ausbau in Richtung von 100.000 MW erwartet werden.

Knackpunkt Transportinfrastruktur

So vielversprechend das klingt, vorerst bleibt es für Europa noch bei heißer Luft aus der Sahara und anderen Wüstenregionen. Denn die Entwicklung der Transportinfrastruktur für Wasserstoff werde laut Dii Desert Energy noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Katherina Reiche, Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung und Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG, benannte bei der Veranstaltung zentrale Elemente einer Wasserstoff-Infrastruktur zwischen Europa und der Mena-Region. Im westlichen Mittelmeer gebe es bereits mehrere Gas-Pipelines, die sich auch für den Transport von Wasserstoff nutzen ließen, sagte Reiche. Auch im östlichen Mittelmeerraum sollten ähnliche Infrastrukturvorhaben zur Erschließung von Wasserstoff-Potenzialen diskutiert werden, so Reiche.

Reiche machte deutlich, wie wichtig eine kostengünstigen Wasserstoffversorgung für die europäische Industrie im internationalen Wettbewerb wird. Als Beispiel nannte sie den „Inflation Reduction Act“, ein Investitionsprogramm zum Klimaschutz in den USA. Dadurch würden die Kosten für die Produktion von grünem Wasserstoff in den Vereinigten Staaten von Amerika kurzfristig weit unter die von grauem Wasserstoff sinken. Damit Deutschland im Wettbewerb nicht zurückfalle, gelte es, die Kostenvorteile der Mena-Region bei Solar- und Windenergie zu nutzen.

Was die Produktionskosten für Energie angeht, stellt die Wüste offenbar bereits jetzt ein Wettbewerbsvorteil dar, der kaum zu toppen ist. Die Kosten für Solarstrom bezifferte Cornelius Matthes auf 1 bis 2 Cent je kWh, die Spanne für Windenergie reiche von 1,5 bis 3 Cent.

Dii Desert Energy will auf die Entfaltung der Marktkräfte setzen: Es gebe jetzt eine Initiative zur Schaffung einer Handelsplattform ausschließlich für emissionsfreie Energie, berichtete Energiemanager van Son. Dadurch solle die CO2-Reduktion vom physischen Transport abgekoppelt werden. Ähnlich wie beim grünen Strom schwebt ihm ein Zertifikate-System vor. Desertec werde keine Vision bleiben, sondern Realität werden, zeigen sich Wüstenenergie-Pioniere überzeugt.

Donnerstag, 3.11.2022, 17:34 Uhr
Manfred Fischer

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