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Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

"Der Leidensdruck ist sehr hoch"

Die Umsetzung der Mako 2022 ist für viele Unternehmen eine Herausforderung, weiß Thoralf Laue vom IT-Dienstleister Gisa.
Hinweis: Die Bundesnetzagentur macht nach Hinweisen zahlreicher Unternehmen von ihrem Ermessensspielraum Gebrauch und hat am 2. Februar den Stichtag zur Umsetzung der Mako 2022 auf den 1. Oktober verschoben. 

E&M: Herr Laue, ist die Mako 2022 wirklich etwas Neues oder nur die Mako 2020 in neuem Gewand?

Laue: Die Mako 2022 ist etwas Neues. Sie setzt auf der Mako 2020 auf. Da ging es vor allem noch um Datenmodelle. Sie wurde vor dem Hintergrund des Smart Meter Rollout eingeführt, um dem wachsenden Datenaufkommen Rechnung zu tragen. Bei der Mako 2022 geht es vor allem um Prozesse zwischen den Marktrollen – um ganz neue Prozesse und auch eine ganz neue Marktrolle, die der ganzen Digitalisierung der Energiewirtschaft noch mehr Drive geben sollen.

E&M: Sie sprechen vom Energieserviceanbieter? Aber das ist eine optionale Rolle.

Laue: Das stimmt. Aber wenn ein Unternehmen diese Rolle übernimmt, müssen sich die anderen darauf einstellen. Denn der Energieserviceanbieter muss ja für die Anfrage und Weitergabe von Daten mit anderen Marktrollen kommunizieren. Zwar kenne ich bis jetzt noch kein Unternehmen, das öffentlich angekündigt hat, die Rolle auszuprägen. Aber die Messstellenbetreiber sind durchaus angespannt, einige auch nervös, wenn sie an die Anpassungen denken, die sie treffen müssen, um Anfragen von Energieserviceanbietern entgegenzunehmen und umzusetzen.
 
„Die Messstellenbetreiber sind durchaus angespannt“
 
E&M: Welche Anpassungen sind dafür notwendig?

Laue: Es müssen ganz neue Prozesse implementiert werden, in denen bestimmte Datenformate genutzt werden müssen. Das ist eine Vorgabe der Bundesnetzagentur. Aber zumindest sind es schon bestehende Formate, anders als beim Redispatch 2.0. Dafür wurde das XML-Format vorgeschrieben, für dessen Verwendung Konverter und Infrastruktur umgebaut werden mussten.

E&M: Die neuen ESA-Prozesse sind aber nur für intelligente Messsysteme relevant.

Laue: … und darüber hinaus nur für lastgangbilanzierte Marktlokationen. Im Moment sind tatsächlich noch nicht so viele intelligente Messsysteme verbaut. Aber der Rollout wird an Fahrt gewinnen und wir sprechen immerhin über mehr als 15 Millionen Geräte in den nächsten zehn Jahren. Und die Messstellenbetreiber müssen die Prozesse für jeden Endkunden umsetzen, für den eine Anfrage gestellt wird.

E&M: Das hört sich an, als sei der Leidendruck in der Branche hoch.

Laue: Ja, der Leidendruck ist sehr hoch. Die Umsetzung des Energieserviceanbieters ist auch nur ein Teil der neuen Anforderungen. Zum Beispiel wird jetzt zum ersten Mal der Sperr- und Entsperr-Prozess und die Kommunikation der beteiligten Marktrollen digitalisiert. Und der Austausch der Zählzeitdefinitionen und Konfigurations-ID führt zu umfassenden Änderungen im Gerätewesen und ist vollkommen neu für die Betroffenen.

E&M: … und damit auch für Sie als IT-Dienstleister und für die Software-Hersteller.

Laue: Genau. Gerade bei den Software-Herstellern ist der Druck sehr groß, rechtzeitig die Prozesse in den Standard Releases abzubilden. Es gibt zwar schon erste Einblicke, wie diese Standardversionen aussehen werden, aber bei SAP zum Beispiel werden wir erst am 11. Februar, wenn das nächste Standard Release ansteht, genau wissen, wie es aussehen wird und ob und was wir für unsere Kunden noch individuell anpassen müssen. Bei anderen Software-Lösungen, die wir auch noch betreuen, ist es ähnlich. Auch da werden nur wenige Wochen Zeit für die finale Umsetzung bleiben, zumal unsere Kunden abschließend ja noch umfassend testen müssen.

E&M: Hätten die Software-Hersteller auch ein bisschen schneller sein können?

Laue: Wenn sie es gekonnt hätten, hätten sie die Anforderungen sicher schneller umgesetzt. Wie schnell man neue Aufgaben löst, ist ja für die eigene Reputation nicht ganz unerheblich. Aber bei ganz neuen Herausforderungen dauert die Umsetzung ihre Zeit. Und SAP muss natürlich auch noch zweigleisig entwickeln, weil es Unternehmen gibt, die schon auf S/4Hana umgestellt haben und Unternehmen, die noch Altsysteme nutzen.
 
E&M: Können Ihre Kunden irgendwelche Hausaufgaben machen, um die Umsetzung im eigenen Haus zu beschleunigen?

Laue: Das steht und fällt mit den verfügbaren Ressourcen in den Unternehmen. Es hilft sehr, wenn man sich im Klaren darüber ist, welche Prozesse hohe Priorität haben, und welche Prozesse weniger relevant sind. Es empfiehlt sich auch, eine Bestandsaufnahme zu machen, wie bestimmte Prozesse bislang laufen, etwa das Sperren oder Entsperren eines Anschlusses. Auf solche Informationen lässt sich gut aufbauen. Und nicht zu vergessen: Es gibt die Vorgaben der Mako 2022 seit dem vergangenen Oktober mit den Erläuterungen der Bundesnetzagentur auch als Dokument im Internet. Wer sich mit den Prozessen der Marktkommunikation bisher schon beschäftigt hat, wird es verstehen, auch wenn die Lektüre zugegebenermaßen manchmal recht mühsam ist.

E&M: Müssen Ihre Kunden am Ende auch noch IT-seitig aufrüsten?

Laue: Nein, bei der Mako 2022 geht es um reine Implementierungsprojekte. Grundsätzlich ist aber die IT-Infrastruktur vor dem Hintergrund des intelligenten Messwesens immer ein Thema, denn die Datenmenge nimmt ständig zu, genau wie die Anwendungen auf Grundlage dieser Daten. Die Zahl der datenbasierten Geschäftsmodelle steigt ja stetig. Deshalb wird immer häufiger der Fall sein, dass Systeme an der Kapazitätsgrenze gefahren werden.

Donnerstag, 3.02.2022, 10:21 Uhr
Fritz Wilhelm
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Quelle: E&M
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"Der Leidensdruck ist sehr hoch"
Die Umsetzung der Mako 2022 ist für viele Unternehmen eine Herausforderung, weiß Thoralf Laue vom IT-Dienstleister Gisa.
Hinweis: Die Bundesnetzagentur macht nach Hinweisen zahlreicher Unternehmen von ihrem Ermessensspielraum Gebrauch und hat am 2. Februar den Stichtag zur Umsetzung der Mako 2022 auf den 1. Oktober verschoben. 

E&M: Herr Laue, ist die Mako 2022 wirklich etwas Neues oder nur die Mako 2020 in neuem Gewand?

Laue: Die Mako 2022 ist etwas Neues. Sie setzt auf der Mako 2020 auf. Da ging es vor allem noch um Datenmodelle. Sie wurde vor dem Hintergrund des Smart Meter Rollout eingeführt, um dem wachsenden Datenaufkommen Rechnung zu tragen. Bei der Mako 2022 geht es vor allem um Prozesse zwischen den Marktrollen – um ganz neue Prozesse und auch eine ganz neue Marktrolle, die der ganzen Digitalisierung der Energiewirtschaft noch mehr Drive geben sollen.

E&M: Sie sprechen vom Energieserviceanbieter? Aber das ist eine optionale Rolle.

Laue: Das stimmt. Aber wenn ein Unternehmen diese Rolle übernimmt, müssen sich die anderen darauf einstellen. Denn der Energieserviceanbieter muss ja für die Anfrage und Weitergabe von Daten mit anderen Marktrollen kommunizieren. Zwar kenne ich bis jetzt noch kein Unternehmen, das öffentlich angekündigt hat, die Rolle auszuprägen. Aber die Messstellenbetreiber sind durchaus angespannt, einige auch nervös, wenn sie an die Anpassungen denken, die sie treffen müssen, um Anfragen von Energieserviceanbietern entgegenzunehmen und umzusetzen.
 
„Die Messstellenbetreiber sind durchaus angespannt“
 
E&M: Welche Anpassungen sind dafür notwendig?

Laue: Es müssen ganz neue Prozesse implementiert werden, in denen bestimmte Datenformate genutzt werden müssen. Das ist eine Vorgabe der Bundesnetzagentur. Aber zumindest sind es schon bestehende Formate, anders als beim Redispatch 2.0. Dafür wurde das XML-Format vorgeschrieben, für dessen Verwendung Konverter und Infrastruktur umgebaut werden mussten.

E&M: Die neuen ESA-Prozesse sind aber nur für intelligente Messsysteme relevant.

Laue: … und darüber hinaus nur für lastgangbilanzierte Marktlokationen. Im Moment sind tatsächlich noch nicht so viele intelligente Messsysteme verbaut. Aber der Rollout wird an Fahrt gewinnen und wir sprechen immerhin über mehr als 15 Millionen Geräte in den nächsten zehn Jahren. Und die Messstellenbetreiber müssen die Prozesse für jeden Endkunden umsetzen, für den eine Anfrage gestellt wird.

E&M: Das hört sich an, als sei der Leidendruck in der Branche hoch.

Laue: Ja, der Leidendruck ist sehr hoch. Die Umsetzung des Energieserviceanbieters ist auch nur ein Teil der neuen Anforderungen. Zum Beispiel wird jetzt zum ersten Mal der Sperr- und Entsperr-Prozess und die Kommunikation der beteiligten Marktrollen digitalisiert. Und der Austausch der Zählzeitdefinitionen und Konfigurations-ID führt zu umfassenden Änderungen im Gerätewesen und ist vollkommen neu für die Betroffenen.

E&M: … und damit auch für Sie als IT-Dienstleister und für die Software-Hersteller.

Laue: Genau. Gerade bei den Software-Herstellern ist der Druck sehr groß, rechtzeitig die Prozesse in den Standard Releases abzubilden. Es gibt zwar schon erste Einblicke, wie diese Standardversionen aussehen werden, aber bei SAP zum Beispiel werden wir erst am 11. Februar, wenn das nächste Standard Release ansteht, genau wissen, wie es aussehen wird und ob und was wir für unsere Kunden noch individuell anpassen müssen. Bei anderen Software-Lösungen, die wir auch noch betreuen, ist es ähnlich. Auch da werden nur wenige Wochen Zeit für die finale Umsetzung bleiben, zumal unsere Kunden abschließend ja noch umfassend testen müssen.

E&M: Hätten die Software-Hersteller auch ein bisschen schneller sein können?

Laue: Wenn sie es gekonnt hätten, hätten sie die Anforderungen sicher schneller umgesetzt. Wie schnell man neue Aufgaben löst, ist ja für die eigene Reputation nicht ganz unerheblich. Aber bei ganz neuen Herausforderungen dauert die Umsetzung ihre Zeit. Und SAP muss natürlich auch noch zweigleisig entwickeln, weil es Unternehmen gibt, die schon auf S/4Hana umgestellt haben und Unternehmen, die noch Altsysteme nutzen.
 
E&M: Können Ihre Kunden irgendwelche Hausaufgaben machen, um die Umsetzung im eigenen Haus zu beschleunigen?

Laue: Das steht und fällt mit den verfügbaren Ressourcen in den Unternehmen. Es hilft sehr, wenn man sich im Klaren darüber ist, welche Prozesse hohe Priorität haben, und welche Prozesse weniger relevant sind. Es empfiehlt sich auch, eine Bestandsaufnahme zu machen, wie bestimmte Prozesse bislang laufen, etwa das Sperren oder Entsperren eines Anschlusses. Auf solche Informationen lässt sich gut aufbauen. Und nicht zu vergessen: Es gibt die Vorgaben der Mako 2022 seit dem vergangenen Oktober mit den Erläuterungen der Bundesnetzagentur auch als Dokument im Internet. Wer sich mit den Prozessen der Marktkommunikation bisher schon beschäftigt hat, wird es verstehen, auch wenn die Lektüre zugegebenermaßen manchmal recht mühsam ist.

E&M: Müssen Ihre Kunden am Ende auch noch IT-seitig aufrüsten?

Laue: Nein, bei der Mako 2022 geht es um reine Implementierungsprojekte. Grundsätzlich ist aber die IT-Infrastruktur vor dem Hintergrund des intelligenten Messwesens immer ein Thema, denn die Datenmenge nimmt ständig zu, genau wie die Anwendungen auf Grundlage dieser Daten. Die Zahl der datenbasierten Geschäftsmodelle steigt ja stetig. Deshalb wird immer häufiger der Fall sein, dass Systeme an der Kapazitätsgrenze gefahren werden.

Donnerstag, 3.02.2022, 10:21 Uhr
Fritz Wilhelm

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