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Energie & Management > Regenerative - Der Geist von Windnode soll Erneuerbaren-Netzwerke beflügeln
Bild: Fotolia, Simon Kraus
Regenerative

Der Geist von Windnode soll Erneuerbaren-Netzwerke beflügeln

Kurz vor dem offiziellen Ende haben die Beteiligten des „WindNODE“-Projekts ihre Modelle gefeiert, mit denen sie die Gesellschaft komplett auf erneuerbare Energien umstellen wollen.
Gut vier Jahre intensiver Arbeit neigen sich dem Ende entgegen. Am 31. März werden die seit 2017 präsentierten „Schaufenster intelligente Energie“ (Sinteg) wieder verhüllt. Damit lässt das Bundeswirtschaftsministerium sein auf fünf Konsortien und Regionen verteiltes Förderprogramm mit dem Untertitel „Digitale Agenda für die Energiewende“ offiziell auslaufen. Im Nordosten flossen 35 Mio. Euro in „WindNODE“ (Windenergie als Beitrag Nordostdeutschlands zur Energiewende), den gleichen Betrag steuerten auch die operativen Partner bei.

Die Beteiligten aus über 70 Unternehmen und Organisationen erprobten dort gemeinsam in sechs Bundesländern konkrete Modelle und Pilotanlagen, wie erneuerbare Energien trotz schwankender Einspeisung Bevölkerung und Wirtschaft sicher und über stabile Netze zu 100 % versorgen können. Die Ideen sollen als Blaupausen für die nahende Zeit dienen, in der fossile Energieträger keinen Beitrag mehr zur Energieversorgung leisten.

"Haben Glanz ins nüchterne Thema Energiewende gebracht"

Dazu zählte das Sektorkopplungsprojekt im brandenburgischen Nechlin, bei dem Windenergiespitzen einen riesigen „Wasserkocher“ betreiben. Das erhitzte Wasser des Eine-Millionen-Liter-Speichers versorgt das Dorf bis zu 14 Tage mit Nahwärme. „Wir haben Glanz ins nüchterne Thema Energiewende gebracht“, sagte Windnode-Projektleiter Markus Graebig bei der digitalen Abschlussveranstaltung in Berlin und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wir im Osten können Energie und Wende.“

Noch einmal blickten die Verantwortlichen des Projekts und der neun Arbeitsgruppen auf Vorzeigemodelle zurück. Diese waren sehr breit angelegt und testeten den Einsatz überschüssigen Ökostroms in Wärme-, Verkehrs- oder Industrieprojekten. Viele Initiativen waren über einen „Showroom“ öffentlich einsehbar, auch die Arbeit virtueller Kraftwerke, die viele dezentrale Speicher (auch Auto-Antriebsbatterien) miteinander verknüpfen. Gerade hier macht Windnode die große Herausforderung für eine intelligente Infrastruktur erlebbar, Versorgung mit und Verbrauch von Ökoenergie hochgradig flexibel aufeinander abzustimmen.

Bei der Abschlussveranstaltung wurden auch Erwartungen formuliert, wie die Modelle das Projektende überdauern können. Dabei äußerten die Abgesandten aus den Bundesländern die Hoffnung auf weniger bürokratische Hemmnisse bei der Integration erneuerbarer Energien. Noch vor der Bundestagswahl, so mahnten die zugeschalteten Staatssekretäre der Nord-Ost-Länder inklusive des Stadtstaats Berlin, müsse die amtierende Bundesregierung die finanzielle Förderung der Regenerativen grundlegend ändern.

Energiewende ohne Bürokratie und EEG-Umlage

„Berlin muss jetzt ans Umlagesystem des EEG ran“, sagte etwa Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie in Brandenburg, in Richtung des anwesenden Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Fischers Thüringer Kollege aus dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Olaf Möller, war nicht allein in der Forderung, die EEG-Umlage abzuschaffen und durch eine funktionierende CO2-Bepreisung zu ersetzen. Dies eröffne der Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung des Energiesystems eine echte Chance.

Aus Sachsen kam die Forderung nach weitgehender Entbürokratisierung der Energiewende. Dabei war Gerd Lippold, Staatssekretär im Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, durchaus selbstkritisch. „Die Ausbaublockade der erneuerbaren Energien bedeutet eine substanzielle Gefährdung für den Industriestandort Sachsen. Wir müssen unsere Hausaufgaben in der Energiepolitik schneller erledigen und dabei auch eine reale Perspektive für die Wasserstoffwirtschaft entwickeln.“ Dies sei die Lehre aus dem Sinteg-Projekt Windnode, wenngleich hier der Schwerpunkt auf der Integration von Energie aus Sonne und Wind lag.

Auch wenn Windnode bald den letzten Atemzug tätigt, bleibe der Geist des Netzwerkens doch erhalten, glaubt Projektleiter Graebig. In diesem Sinne wolle er auch in neuer Funktion bei 50 Hertz Transmission tätig bleiben. Er arbeitet beim Übertragungsnetzbetreiber künftig für die Plattform „100-%-Allianz“ und damit an der weiteren Integration erneuerbarer Energien.

Staatssekretär Feicht signalisierte für die Bundesregierung, zumindest eine weitere Förderung der entstandenen Netzwerke in Betracht zu ziehen. „Das ist ein charmanter Gedanke.“ Für ihn bleibe neben den vielen guten Modellprojekten im Nordosten die Erkenntnis, dass „Sinteg die intellektuelle Grundlage“ geschaffen habe für die Transformation des Energiesystems bei kontinuierlichem Netzausbau. Das Ende für die EEG-Umlage sieht er für 2025 oder die zweite Hälfte der Dekade voraus.

Dienstag, 16.03.2021, 16:20 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Regenerative - Der Geist von Windnode soll Erneuerbaren-Netzwerke beflügeln
Bild: Fotolia, Simon Kraus
Regenerative
Der Geist von Windnode soll Erneuerbaren-Netzwerke beflügeln
Kurz vor dem offiziellen Ende haben die Beteiligten des „WindNODE“-Projekts ihre Modelle gefeiert, mit denen sie die Gesellschaft komplett auf erneuerbare Energien umstellen wollen.
Gut vier Jahre intensiver Arbeit neigen sich dem Ende entgegen. Am 31. März werden die seit 2017 präsentierten „Schaufenster intelligente Energie“ (Sinteg) wieder verhüllt. Damit lässt das Bundeswirtschaftsministerium sein auf fünf Konsortien und Regionen verteiltes Förderprogramm mit dem Untertitel „Digitale Agenda für die Energiewende“ offiziell auslaufen. Im Nordosten flossen 35 Mio. Euro in „WindNODE“ (Windenergie als Beitrag Nordostdeutschlands zur Energiewende), den gleichen Betrag steuerten auch die operativen Partner bei.

Die Beteiligten aus über 70 Unternehmen und Organisationen erprobten dort gemeinsam in sechs Bundesländern konkrete Modelle und Pilotanlagen, wie erneuerbare Energien trotz schwankender Einspeisung Bevölkerung und Wirtschaft sicher und über stabile Netze zu 100 % versorgen können. Die Ideen sollen als Blaupausen für die nahende Zeit dienen, in der fossile Energieträger keinen Beitrag mehr zur Energieversorgung leisten.

"Haben Glanz ins nüchterne Thema Energiewende gebracht"

Dazu zählte das Sektorkopplungsprojekt im brandenburgischen Nechlin, bei dem Windenergiespitzen einen riesigen „Wasserkocher“ betreiben. Das erhitzte Wasser des Eine-Millionen-Liter-Speichers versorgt das Dorf bis zu 14 Tage mit Nahwärme. „Wir haben Glanz ins nüchterne Thema Energiewende gebracht“, sagte Windnode-Projektleiter Markus Graebig bei der digitalen Abschlussveranstaltung in Berlin und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wir im Osten können Energie und Wende.“

Noch einmal blickten die Verantwortlichen des Projekts und der neun Arbeitsgruppen auf Vorzeigemodelle zurück. Diese waren sehr breit angelegt und testeten den Einsatz überschüssigen Ökostroms in Wärme-, Verkehrs- oder Industrieprojekten. Viele Initiativen waren über einen „Showroom“ öffentlich einsehbar, auch die Arbeit virtueller Kraftwerke, die viele dezentrale Speicher (auch Auto-Antriebsbatterien) miteinander verknüpfen. Gerade hier macht Windnode die große Herausforderung für eine intelligente Infrastruktur erlebbar, Versorgung mit und Verbrauch von Ökoenergie hochgradig flexibel aufeinander abzustimmen.

Bei der Abschlussveranstaltung wurden auch Erwartungen formuliert, wie die Modelle das Projektende überdauern können. Dabei äußerten die Abgesandten aus den Bundesländern die Hoffnung auf weniger bürokratische Hemmnisse bei der Integration erneuerbarer Energien. Noch vor der Bundestagswahl, so mahnten die zugeschalteten Staatssekretäre der Nord-Ost-Länder inklusive des Stadtstaats Berlin, müsse die amtierende Bundesregierung die finanzielle Förderung der Regenerativen grundlegend ändern.

Energiewende ohne Bürokratie und EEG-Umlage

„Berlin muss jetzt ans Umlagesystem des EEG ran“, sagte etwa Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie in Brandenburg, in Richtung des anwesenden Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Fischers Thüringer Kollege aus dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Olaf Möller, war nicht allein in der Forderung, die EEG-Umlage abzuschaffen und durch eine funktionierende CO2-Bepreisung zu ersetzen. Dies eröffne der Dezentralisierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung des Energiesystems eine echte Chance.

Aus Sachsen kam die Forderung nach weitgehender Entbürokratisierung der Energiewende. Dabei war Gerd Lippold, Staatssekretär im Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, durchaus selbstkritisch. „Die Ausbaublockade der erneuerbaren Energien bedeutet eine substanzielle Gefährdung für den Industriestandort Sachsen. Wir müssen unsere Hausaufgaben in der Energiepolitik schneller erledigen und dabei auch eine reale Perspektive für die Wasserstoffwirtschaft entwickeln.“ Dies sei die Lehre aus dem Sinteg-Projekt Windnode, wenngleich hier der Schwerpunkt auf der Integration von Energie aus Sonne und Wind lag.

Auch wenn Windnode bald den letzten Atemzug tätigt, bleibe der Geist des Netzwerkens doch erhalten, glaubt Projektleiter Graebig. In diesem Sinne wolle er auch in neuer Funktion bei 50 Hertz Transmission tätig bleiben. Er arbeitet beim Übertragungsnetzbetreiber künftig für die Plattform „100-%-Allianz“ und damit an der weiteren Integration erneuerbarer Energien.

Staatssekretär Feicht signalisierte für die Bundesregierung, zumindest eine weitere Förderung der entstandenen Netzwerke in Betracht zu ziehen. „Das ist ein charmanter Gedanke.“ Für ihn bleibe neben den vielen guten Modellprojekten im Nordosten die Erkenntnis, dass „Sinteg die intellektuelle Grundlage“ geschaffen habe für die Transformation des Energiesystems bei kontinuierlichem Netzausbau. Das Ende für die EEG-Umlage sieht er für 2025 oder die zweite Hälfte der Dekade voraus.

Dienstag, 16.03.2021, 16:20 Uhr
Volker Stephan

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