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Energie & Management > Studien - Datteln 4 könnte schon 2026 unwirtschaftlich werden
Bild: JiSign, Fotolia
Studien

Datteln 4 könnte schon 2026 unwirtschaftlich werden

Laut Berechnungen von Energy Brainpool könnte das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 von Uniper durch steigende CO2-Preise schon ab 2026 unwirtschaftlich werden. Es ging erst 2020 ans Netz.
Laut der Planungen des Kohleausstiegs und der Betreiberfirma Uniper soll Datteln 4 noch bis 2038 Strom liefern. Allerdings hat das Oberverwaltungsgericht Münster am 26. August 2021 den Bebauungsplan für das Kraftwerk als unrechtmäßig beurteilt. Damit müsste nun auch die Betriebserlaubnis durch die Bezirksregierung Münster zurückgezogen werden, fordern die Kläger, darunter der Umweltverband BUND. Eine Studie von Energy Brainpool zieht nun auch die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks in Zweifel.

Im Auftrag von Greenpeace Energy berechneten die Marktanalysten drei Szenarien mit der Entwicklung der CO2-Preise. Demnach übersteigen die Betriebskosten von Datteln 4 bei höheren CO2-Preisen bereits 2026 die Verkaufserlöse von dort produziertem Kohlestrom. Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy kommentierte: „Der Bau von Datteln IV war illegal, seine Inbetriebnahme mitten im beschlossenen Kohleausstieg ein klimapolitischer Affront.“

Greenpeace Energy fordert Stilllegung von Datteln 4

„Datteln 4 rechnet sich nur dann, wenn die nächste Bundesregierung bewusst die Energiewende ausbremsen sollte, etwa mit niedrigen CO2-Preisen oder einem langsamen Ausbau der Erneuerbaren“, warnte Keiffenheim. „Wer Datteln 4 weiter betreiben will, wettet gegen konsequenten Klimaschutz“, fügte er hinzu. Deshalb müsse „der unrechtmäßig entstandene Klimakiller“ jetzt schnell dauerhaft stillgelegt werden, forderte Keiffenheim. Die Politik dürfe sich dabei nicht noch auf Entschädigungszahlungen einlassen.

Aktuell werden Teile der Produktion von Datteln 4 über langfristige Lieferverträge abseits des Strommarkts vermarktet, abgeschlossen unter anderem mit RWE und der Deutschen Bahn. Außerdem versorgt das Kraftwerk in der Umgebung von Datteln bis zu 100.000 Haushalte mit Fernwärme. Jedoch bildet die Erwartung über die zukünftige Preisentwicklung am Strommarkt üblicherweise auch für derartige Verträge die Preisgrundlage, stellte Energy Brainpool fest.

3 Szenarien berechnet

Gemäß stundenscharfer Strommarktmodellierung werde Datteln 4 bis 2038 noch rund 63 Megatonnen CO 2 ausstoßen, das entspricht rund 1,4 % des deutschen CO2-Budgets. Dies werde jedoch nur lohnend bei einem stagnierenden CO2-Preisniveau, das auch im Jahr 2038 den Preis von 40,31 Euro/t CO2 erreicht (Szenario 1). Steige der CO2-Preis, was aufgrund weiterer Reformen im Rahmen des Green Deal der EU wahrscheinlich sei, werde Datteln 4 ab 2026 am Day-Ahead-Strommarkt unwirtschaftlich, so die Studie.

Szenario 2 der Berechnungen geht von einem Preis von 105,34 Euro/t CO2 aus. Sollten der Ausbau erneuerbarer Energien und die Reduzierung der Nutzung fossiler Energiequellen in Europa dagegen hinter den energiepolitischen Plänen zurückbleiben (Szenario 3), erhöhten sich die CO2-Emissionen aus Datteln 4 auf 76 Megatonnen CO2. In diesem Fall seien die Strommarkterlöse und die Kraftwerksauslastung besonders hoch und stiegen langfristig an.

Die Szenarien berücksichtigten den Kohleausstieg bis 2038 bei lastspitzengerechter Substitution der steuerbaren Erzeugungsleistung durch Gaskraftwerke. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird gemäß den nationalen Plänen und Klimaschutzzielen gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 angenommen. Aktuell haben zehn EU-Staaten einen Termin für den Kohleausstieg beschlossen. Ersetzt werden diese Kraftwerke durch einen verstärkten Ausbau von Gaskraftwerken sowie erneuerbaren Energien.
 
Die Entwicklung der CO2-Preise in den drei Szenarien Quelle: Energy Brainpool - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Die Berechnungen von Energy Brainpool stehen als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 31.08.2021, 13:10 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Studien - Datteln 4 könnte schon 2026 unwirtschaftlich werden
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Studien
Datteln 4 könnte schon 2026 unwirtschaftlich werden
Laut Berechnungen von Energy Brainpool könnte das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 von Uniper durch steigende CO2-Preise schon ab 2026 unwirtschaftlich werden. Es ging erst 2020 ans Netz.
Laut der Planungen des Kohleausstiegs und der Betreiberfirma Uniper soll Datteln 4 noch bis 2038 Strom liefern. Allerdings hat das Oberverwaltungsgericht Münster am 26. August 2021 den Bebauungsplan für das Kraftwerk als unrechtmäßig beurteilt. Damit müsste nun auch die Betriebserlaubnis durch die Bezirksregierung Münster zurückgezogen werden, fordern die Kläger, darunter der Umweltverband BUND. Eine Studie von Energy Brainpool zieht nun auch die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks in Zweifel.

Im Auftrag von Greenpeace Energy berechneten die Marktanalysten drei Szenarien mit der Entwicklung der CO2-Preise. Demnach übersteigen die Betriebskosten von Datteln 4 bei höheren CO2-Preisen bereits 2026 die Verkaufserlöse von dort produziertem Kohlestrom. Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy kommentierte: „Der Bau von Datteln IV war illegal, seine Inbetriebnahme mitten im beschlossenen Kohleausstieg ein klimapolitischer Affront.“

Greenpeace Energy fordert Stilllegung von Datteln 4

„Datteln 4 rechnet sich nur dann, wenn die nächste Bundesregierung bewusst die Energiewende ausbremsen sollte, etwa mit niedrigen CO2-Preisen oder einem langsamen Ausbau der Erneuerbaren“, warnte Keiffenheim. „Wer Datteln 4 weiter betreiben will, wettet gegen konsequenten Klimaschutz“, fügte er hinzu. Deshalb müsse „der unrechtmäßig entstandene Klimakiller“ jetzt schnell dauerhaft stillgelegt werden, forderte Keiffenheim. Die Politik dürfe sich dabei nicht noch auf Entschädigungszahlungen einlassen.

Aktuell werden Teile der Produktion von Datteln 4 über langfristige Lieferverträge abseits des Strommarkts vermarktet, abgeschlossen unter anderem mit RWE und der Deutschen Bahn. Außerdem versorgt das Kraftwerk in der Umgebung von Datteln bis zu 100.000 Haushalte mit Fernwärme. Jedoch bildet die Erwartung über die zukünftige Preisentwicklung am Strommarkt üblicherweise auch für derartige Verträge die Preisgrundlage, stellte Energy Brainpool fest.

3 Szenarien berechnet

Gemäß stundenscharfer Strommarktmodellierung werde Datteln 4 bis 2038 noch rund 63 Megatonnen CO 2 ausstoßen, das entspricht rund 1,4 % des deutschen CO2-Budgets. Dies werde jedoch nur lohnend bei einem stagnierenden CO2-Preisniveau, das auch im Jahr 2038 den Preis von 40,31 Euro/t CO2 erreicht (Szenario 1). Steige der CO2-Preis, was aufgrund weiterer Reformen im Rahmen des Green Deal der EU wahrscheinlich sei, werde Datteln 4 ab 2026 am Day-Ahead-Strommarkt unwirtschaftlich, so die Studie.

Szenario 2 der Berechnungen geht von einem Preis von 105,34 Euro/t CO2 aus. Sollten der Ausbau erneuerbarer Energien und die Reduzierung der Nutzung fossiler Energiequellen in Europa dagegen hinter den energiepolitischen Plänen zurückbleiben (Szenario 3), erhöhten sich die CO2-Emissionen aus Datteln 4 auf 76 Megatonnen CO2. In diesem Fall seien die Strommarkterlöse und die Kraftwerksauslastung besonders hoch und stiegen langfristig an.

Die Szenarien berücksichtigten den Kohleausstieg bis 2038 bei lastspitzengerechter Substitution der steuerbaren Erzeugungsleistung durch Gaskraftwerke. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird gemäß den nationalen Plänen und Klimaschutzzielen gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz 2021 angenommen. Aktuell haben zehn EU-Staaten einen Termin für den Kohleausstieg beschlossen. Ersetzt werden diese Kraftwerke durch einen verstärkten Ausbau von Gaskraftwerken sowie erneuerbaren Energien.
 
Die Entwicklung der CO2-Preise in den drei Szenarien Quelle: Energy Brainpool - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken.

Die Berechnungen von Energy Brainpool stehen als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 31.08.2021, 13:10 Uhr
Susanne Harmsen

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