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Energie & Management > Wirtschaft - Das Meistern der Energiekrise führt zu leichtem Wachstum
Quelle: Fotolia / THesIMPLIFY
Wirtschaft

Das Meistern der Energiekrise führt zu leichtem Wachstum

Die Wirtschaftsweisen rechnen nicht mehr mit einer Rezession, wie im Jahresgutachten für 2023. Dank der stabilisierten Energieversorgung erwarten sie ein Wachstum von 0,2 Prozent.
Die Expertinnen und Experten des Sachverständigenrats für Wirtschaftsfragen der Bundesregierung stellten am 22. März eine nach oben korrigierte Konjunkturprognose in Berlin vor. Insgesamt bleibe die Lage aber angespannt, stellten die Wirtschaftsweisen fest. Besonders die hohe Inflation von 6,6 Prozent und die steigenden Kapitalkosten führten zu Investitionszurückhaltung, befürchten die Fachleute. Auch die EU-Kommission hatte ihre Erwartungen in Bezug auf die deutsche Wirtschaft leicht erhöht.

Im laufenden Jahr könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut der Prognose des Sachverständigenrats um 0,2 Prozent wachsen. Im Jahresgutachten war das Gremium davon ausgegangen, dass es um denselben Wert schrumpfen wird. Für das Jahr 2024 rechnen die Wirtschaftsweisen sogar mit 1,3 Prozent Wachstum.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angesichts der hohen Inflation begonnen, ihre Anleihebestände zu reduzieren, und die Leitzinsen deutlich angehoben. Dies verschlechtere die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen, was sowohl die Konsumnachfrage als auch die Investitionen dämpft, hieß es in Berlin.

Dämpfer durch hohe Preise und Zinsen

„Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, die schlechteren Finanzierungsbedingungen und die sich nur langsam erholende Auslandsnachfrage verhindern einen stärkeren Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr“, erläuterte die Vorsitzende Monika Schnitzer. Eine merkliche Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist nach Einschätzung des Gremiums erst im kommenden Jahr zu erwarten. Grund dafür sind steigende Löhne und hohe Erzeugerpreise, die die Teuerung vorerst stützen dürften, schätzte Gremiumsmitglied Martin Werding ein.

„Die Inflation ist noch weit vom Ziel der EZB von 2 Prozent entfernt, daher dürften weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr erforderlich sein. Die hohe Unsicherheit an den Finanzmärkten der vergangenen Wochen erschwert allerdings die Inflationsbekämpfung durch die Zentralbanken“, erklärte Ulrike Malmendier. Die straffere Geldpolitik dürfte sich erst im Verlauf des Jahres merklich auf die Inflation auswirken und deren Entwicklung spürbar bremsen. Im kommenden Jahr werde die Inflation mit etwa 3,0 ​Prozent auf das Niveau von 2021 fallen.
 
Die Prognosefaktoren der Wirtschaftsweisen
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Quelle: Sachverständigenrat

"Geringe" Energiespar-Anreize

In der aktualisierten Prognose warnte das Gremium zudem, dass auch mit Blick auf den kommenden Winter in der Energieversorgung und den Preisen dafür noch erhebliche Risiken bestehen. „Wir müssen weiterhin umfangreich Energie sparen“, appellierte die Sachverständige Veronika Grimm. In diesem Zusammenhang bedauerte sie, dass auch zahlungskräftige Haushalte von den Energiepreisbremsen profitierten und zu wenig zum Sparen angereizt wurde.

Die Konjunkturprognose und ihre Autoren und Autorinnen

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung besteht aus den Professoren Monika Schnitzer (Vorsitzende) Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Achim Truger und Martin Werding. Die Konjunkturprognose der Wirtschaftsweisen steht als PDF zum Download bereit.
 

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage entwickelt sich der Arbeitsmarkt in Deutschland stabil. Die Erwerbstätigkeit dürfte bis Ende 2024 leicht zunehmen. Für die Effektivlöhne erwartet der Sachverständigenrat aufgrund der zuletzt höheren Tarifabschlüsse und zusätzlicher Inflationsausgleichsprämien in den Jahren 2023 und 2024 einen deutlichen Anstieg von 5,9 beziehungsweise 4,5 Prozent. „Zumindest für das Jahr 2023 ist der Lohnanstieg niedriger als die erwartete Inflation. Mit einem Anstieg der Reallöhne ist erst im kommenden Jahr zu rechnen. Dies wird voraussichtlich den privaten Konsum beleben“, sagte Achim Truger.

Öffentliche Finanzlage besser

Für die öffentlichen Finanzen habe sich der Ausblick spürbar verbessert. „Insbesondere die erwarteten Ausgaben für die Energiepreisbremsen fallen deutlich niedriger aus als, im Herbst 2022 angenommen“, stellt der Rat fest. Die Weisen erwarten ein Finanzierungssaldo in Relation zum BIP von −1,6 Prozent im
 
Jahr 2023 und −0,4 Prozent im Jahr 2024. Die Schuldenstands-Quote dürfte von 67,4 Prozent 2022 auf 63,5 Prozent im kommenden Jahr sinken.

Ein Risiko stellten allerdings Entwicklungen in der Weltfinanzwirtschaft dar, wie bei der Schließung der Silicon Valley Bank und der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Die Finanzmarktstabilität dürfte aber nach Einschätzung des Sachverständigenrates aktuell nicht gefährdet sein. Anders als in der Finanzkrise 2018 seien keine wertlosen Produkte Ursache der Bankprobleme.

Mittwoch, 22.03.2023, 11:26 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wirtschaft - Das Meistern der Energiekrise führt zu leichtem Wachstum
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Wirtschaft
Das Meistern der Energiekrise führt zu leichtem Wachstum
Die Wirtschaftsweisen rechnen nicht mehr mit einer Rezession, wie im Jahresgutachten für 2023. Dank der stabilisierten Energieversorgung erwarten sie ein Wachstum von 0,2 Prozent.
Die Expertinnen und Experten des Sachverständigenrats für Wirtschaftsfragen der Bundesregierung stellten am 22. März eine nach oben korrigierte Konjunkturprognose in Berlin vor. Insgesamt bleibe die Lage aber angespannt, stellten die Wirtschaftsweisen fest. Besonders die hohe Inflation von 6,6 Prozent und die steigenden Kapitalkosten führten zu Investitionszurückhaltung, befürchten die Fachleute. Auch die EU-Kommission hatte ihre Erwartungen in Bezug auf die deutsche Wirtschaft leicht erhöht.

Im laufenden Jahr könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut der Prognose des Sachverständigenrats um 0,2 Prozent wachsen. Im Jahresgutachten war das Gremium davon ausgegangen, dass es um denselben Wert schrumpfen wird. Für das Jahr 2024 rechnen die Wirtschaftsweisen sogar mit 1,3 Prozent Wachstum.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angesichts der hohen Inflation begonnen, ihre Anleihebestände zu reduzieren, und die Leitzinsen deutlich angehoben. Dies verschlechtere die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen, was sowohl die Konsumnachfrage als auch die Investitionen dämpft, hieß es in Berlin.

Dämpfer durch hohe Preise und Zinsen

„Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, die schlechteren Finanzierungsbedingungen und die sich nur langsam erholende Auslandsnachfrage verhindern einen stärkeren Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr“, erläuterte die Vorsitzende Monika Schnitzer. Eine merkliche Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist nach Einschätzung des Gremiums erst im kommenden Jahr zu erwarten. Grund dafür sind steigende Löhne und hohe Erzeugerpreise, die die Teuerung vorerst stützen dürften, schätzte Gremiumsmitglied Martin Werding ein.

„Die Inflation ist noch weit vom Ziel der EZB von 2 Prozent entfernt, daher dürften weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr erforderlich sein. Die hohe Unsicherheit an den Finanzmärkten der vergangenen Wochen erschwert allerdings die Inflationsbekämpfung durch die Zentralbanken“, erklärte Ulrike Malmendier. Die straffere Geldpolitik dürfte sich erst im Verlauf des Jahres merklich auf die Inflation auswirken und deren Entwicklung spürbar bremsen. Im kommenden Jahr werde die Inflation mit etwa 3,0 ​Prozent auf das Niveau von 2021 fallen.
 
Die Prognosefaktoren der Wirtschaftsweisen
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"Geringe" Energiespar-Anreize

In der aktualisierten Prognose warnte das Gremium zudem, dass auch mit Blick auf den kommenden Winter in der Energieversorgung und den Preisen dafür noch erhebliche Risiken bestehen. „Wir müssen weiterhin umfangreich Energie sparen“, appellierte die Sachverständige Veronika Grimm. In diesem Zusammenhang bedauerte sie, dass auch zahlungskräftige Haushalte von den Energiepreisbremsen profitierten und zu wenig zum Sparen angereizt wurde.

Die Konjunkturprognose und ihre Autoren und Autorinnen

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung besteht aus den Professoren Monika Schnitzer (Vorsitzende) Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Achim Truger und Martin Werding. Die Konjunkturprognose der Wirtschaftsweisen steht als PDF zum Download bereit.
 

Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage entwickelt sich der Arbeitsmarkt in Deutschland stabil. Die Erwerbstätigkeit dürfte bis Ende 2024 leicht zunehmen. Für die Effektivlöhne erwartet der Sachverständigenrat aufgrund der zuletzt höheren Tarifabschlüsse und zusätzlicher Inflationsausgleichsprämien in den Jahren 2023 und 2024 einen deutlichen Anstieg von 5,9 beziehungsweise 4,5 Prozent. „Zumindest für das Jahr 2023 ist der Lohnanstieg niedriger als die erwartete Inflation. Mit einem Anstieg der Reallöhne ist erst im kommenden Jahr zu rechnen. Dies wird voraussichtlich den privaten Konsum beleben“, sagte Achim Truger.

Öffentliche Finanzlage besser

Für die öffentlichen Finanzen habe sich der Ausblick spürbar verbessert. „Insbesondere die erwarteten Ausgaben für die Energiepreisbremsen fallen deutlich niedriger aus als, im Herbst 2022 angenommen“, stellt der Rat fest. Die Weisen erwarten ein Finanzierungssaldo in Relation zum BIP von −1,6 Prozent im
 
Jahr 2023 und −0,4 Prozent im Jahr 2024. Die Schuldenstands-Quote dürfte von 67,4 Prozent 2022 auf 63,5 Prozent im kommenden Jahr sinken.

Ein Risiko stellten allerdings Entwicklungen in der Weltfinanzwirtschaft dar, wie bei der Schließung der Silicon Valley Bank und der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Die Finanzmarktstabilität dürfte aber nach Einschätzung des Sachverständigenrates aktuell nicht gefährdet sein. Anders als in der Finanzkrise 2018 seien keine wertlosen Produkte Ursache der Bankprobleme.

Mittwoch, 22.03.2023, 11:26 Uhr
Susanne Harmsen

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