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Auffahrten an Schnellstraßen werden in Baden-Württemberg zunehmend zu einer Rundfahrt um die Solarenergie. An hunderten Innenflächen von Bundes- und Landstraßen dürfen Module entstehen.
Wer im Ländle eine Schleife fährt, um eine Bundes- oder Landesstraße zu erreichen oder zu verlassen, blickt bald durch das Beifahrerfenster direkt auf die Energiewende. Die Landesregierung Baden-Württembergs hat die − Innenohren genannten − Flächen inmitten von Auffahrten als Heimstatt für Solaranlagen auserkoren. Das Potenzial liegt beim jährlichen Stromverbrauch einer Kleinstadt.
Von rund 122
Millionen kWh Jahresertrag im ersten Ausbauschritt spricht Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Diese Marke könnte Baden-Württemberg erreichen, wenn tatsächlich Solaranlagen auf allen rund 260 ins Auge gefassten Innenohren an Bundes- und Landstraßen entstehen. Die künftigen Solarinseln verteilen sich auf die Regierungsbezirke Stuttgart (85), Karlsruhe (74), Tübingen (71) und Freiburg (26).
In Tübingen steht eine Anlage bereits seit dem vergangenen Sommer Pate für das Projekt "Strom vom Straßenrand". Die Universitätsstadt verfügt im "Lustnauer Ohr" an der Bundesstraße
27 über die größte städtische Solaranlage.
Sie besteht aus 2.880
Modulen auf zwei runden Flächen und soll im Jahr 1,157
Millionen kWh Ökostrom produzieren. Das reicht nach Angaben der Stadtwerke Tübingen (SWT) rechnerisch für den Jahresverbrauch von 260 Vier-Personen-Haushalten. Die SWT haben in das förderfreie Kraftwerk 800.000
Euro investiert und versorgen darüber die eigene Ökostrom-Kundschaft.
Das Interesse, die Innenohren an Schnellstraßen für Solarenergie zu erschließen, ist offenbar groß. Das Verkehrsministerium im Ländle spricht davon, Anfragen für 650
Flächen erhalten zu haben. Absagen erteilte das Ministerium, wenn die Flächen nicht Bund oder Land gehörten, wenn Um- und Ausbaupläne an den Straßen existierten oder Artenschutzgründe dagegen sprachen. Von 28 interessierten Unternehmen erhielten 26 Zusagen für den Solaranlagenbau.
Wie ein weiterer Schritt aussehen könnte, Flächen an den etwa 4.840
Kilometer langen Bundes- und 9.650
Kilometer langen Landesstraßen für Sonnenenergie zu nutzen, ist noch offen. "Sehr wichtig" findet gleichwohl Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) laut einer Mitteilung die Nutzung der vorhandenen Potenziale an den Bundes- und Landesstraßen.
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Die "Innenohren" von Fernstraßen-Auffahrten nimmt Baden-Württemberg verstärkt für Solaranlagen in den Blick. Hier eine Anlage in Tübingen, die seit Mitte 2022 am Netz ist Quelle: Stadtwerke Tübingen / Grohe |
Dienstag, 31.01.2023, 16:57 Uhr
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