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Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

"Das eigentliche Geschäftsmodell heißt Dekarbonisierung"

Wie sich Stadtwerke zukunftsfähig aufstellen und welche Geschäftsmodelle für sie überlebenswichtig sind, erläutert Manuel Landgrebe im Gespräch mit E&M.
E&M: Herr Landgrebe, was zeichnet Ihrer Meinung nach ein zukunftsfähiges Stadtwerk aus?

Landgrebe: Zukunftsfähig sind Stadtwerke, die sich sehr stark auf den Kunden ausrichten und vor allem Geschäftsmodelle im Kontext der Energiewende entwickeln. Stromwende, Wärmewende, Mobilitätswende und Energieeffizienz − das sind aus meiner Sicht die Stellhebel, an denen Stadtwerke ansetzen sollten.
E&M: Machen das viele Stadtwerke nicht schon?

Landgrebe: Ich habe den Eindruck, dass viele Stadtwerke die Themen angehen, aber noch sehr im Spartendenken verhaftet sind. Auf lange Sicht erfolgversprechend ist ein integrierter Lösungsvertrieb mit einem Single Point of Contact für den Kunden. Denn das eigentliche Geschäftsmodell heißt ‚Dekarbonisierung‘ und funktioniert am Ende nur, wenn sektorübergreifend sowie technologieoffen gedacht wird und Vertrieb, Technik und Operations eng zusammenarbeiten.

E&M: Ist das Stadtwerk nur mit ‚richtigen‘ energiewirtschaftlichen Themen zukunftsfähig?

Landgrebe: Aus meiner Sicht ja. Hier hat ein Energieversorger die größten Erfolgschancen. Das sind seine Kernkompetenzen. Gerade im Energiegeschäft haben Stadtwerke gute Möglichkeiten, sich zu differenzieren. Denn die Energieversorgung wird mehr und mehr dezentralisiert und Quartiere und Areale spielen eine immer größere Rolle. Dafür ist Beratungs- und Planungskompetenz nötig. Das sind alles Themen, mit denen sich ein Unternehmen, das vor Ort vertreten ist, einen starken lokalen Bezug hat − auch zur Politik − und noch dazu Infrastrukturen aufbauen kann, differenzieren kann. Alles, was man skalieren muss, um eine ausreichende Wirtschaftlichkeit zu erreichen, sollte ein Stadtwerk anderen überlassen beziehungsweise auf Plattformlösungen setzen.

„Muss alles disruptiv sein?“

E&M: Sie würden also nicht zu Geschäftsmodellen raten wie etwa dem Betrieb lokaler Plattformen mit Kinokartenvertrieb, Buchungsservice oder anderen energiefernen Dienstleistungen?

Landgrebe: Zumindest überlebenswichtig sind solche Geschäftsmodelle nicht, aus meiner Sicht aufgrund der fehlenden Skaleneffekte auch nicht ökonomisch erfolgversprechend. Damit werden Energieversorger nicht die Margen ausgleichen können, die sie im Kerngeschäft verlieren. Denn die Kundenbasis wäre einfach zu klein, um Zusatzdienste wirtschaftlich anbieten zu können. Kinos und andere Branchen setzen in der Regel auf Buchungsplattformen und der Vertrieb von Waren, auch wenn es beispielsweise Elektrogeräte sind, erfordert eine effiziente Logistik und Abrechnung, die Unternehmen wie Amazon haben, Stadtwerke aber nur schwer aufbauen könnten.
 
Manuel Landgrebe ist seit dem 1. Juli Vorstand der Fichtner Management Consulting AG (FMC). Seit 2013 ist er für das Unternehmen tätig und verantwortlich für die Strategie- und Organisationsberatung
Quelle: Fichtner Management Consulting AG

E&M: Braucht ein Stadtwerk nicht disruptive Geschäftsmodelle?

Landgrebe: Muss alles disruptiv sein, um erfolgreich zu sein? Persönlich bin ich froh, wenn das Netz nicht disruptiert wird und weiterhin Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Aber zu Ihrer Frage: Motor der Energiewende zu sein, ist für das bisherige Geschäftsmodell teilweise ein disruptiver Ansatz. Es wird erforderlich, bisherige Marktstrukturen wie Erzeugung, Trading, Vertrieb und Netz aufzulösen und integrierter zu denken. Denken Sie nur an Quartiere und Areale mit dezentraler Energieversorgung und lokalem Netz, dazu kommt gegebenenfalls ein Peer-to-Peer-Handel. All diese Themen zu orchestrieren und als Lösung anzubieten und zu betreiben, ist disruptiv. Ich halte es für keineswegs selbstverständlich, dass die notwendigen Fähigkeiten bei einem Stadtwerk bereits vorhanden sind. Dafür benötigt es Partner-Ökosysteme in einem Markt mit neuen Marktbegleitern, zum Beispiel Ingenieurbüros, Energieagenturen, Installationsbetriebe oder Projektentwickler. Entscheidend wird sein, dass ein Energieversorger Wege findet, um wiederkehrende Umsatzerlöse zu erwirtschaften, beispielsweise Contracting- oder Pachtmodelle statt einmalige Erlöse durch Beratung, Projektierung und Installation.

E&M: Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die Telekommunikation und der Breitbandausbau?

Landgrebe: Der Breitbandausbau hat eine große Bedeutung − überhaupt die digitale Infrastruktur. Auch hier muss sich ein Energieversorger positionieren, um wirklich zukunftsfähig zu sein. Schließlich ist die Digitalisierung eine wichtige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende.
 
„Die digitale Infrastruktur bietet kernkompetenznahe Möglichkeiten“
 
E&M: Das heißt aber, die Infrastruktur baut der Versorger, die Dienste bieten aber andere an? Gerade mit den Diensten hätte man wiederkehrende Erlöse.

Landgrebe: Im Grunde ja. Bei den Diensten, etwa bei Telefonie, Internet und TV, sollte auf Kooperationen gesetzt werden. Hier sehe ich wenig wirtschaftliche Argumente, dass ein Versorger der Deutschen Telekom, Vodafone, Sky oder einem anderen Anbieter Konkurrenz macht. Ein Stadtwerk hätte dafür nicht die notwendige Kundenbasis. Wie gesagt: Wo es auf Skalierbarkeit ankommt, wird es für ein Stadtwerk schwer, wettbewerbsfähig und erfolgreich zu sein. Aber die digitale Infrastruktur bietet weitere kernkompetenznahe Möglichkeiten, bei denen Differenzierungsmöglichkeiten bestehen, zum Beispiel Stadtwerke als Anbieter eines Lorawan-Netzes oder als Tower Company für 5G-Standorte − das ergibt meines Erachtens mehr Sinn.

E&M: Hier muss man nicht so viel skalieren?

Landgrebe: Der Aufbau eines Lorawan-Netzes ist mit relativ geringen Kosten verbunden. Es geht dabei immer um ein lokales Netz und Anwendungen mit lokalem Bezug. Und es gibt viele Möglichkeiten, ein Lorawan-Netz an Industriekunden und öffentliche Unternehmen zu vermarkten, die Umweltdaten, Verkehrsdaten, Daten über Füllstände oder ähnliche Informationen benötigen.

E&M: Zwar nicht bei einem Lorawan-Netz, aber beim Aufbau anderer Infrastrukturen sind Tiefbaukapazitäten erforderlich. Es gibt Energieversorger, die dafür eigene Gesellschaften gründen. Was halten Sie davon?

Landgrebe: Zweifellos sind Tiefbaukapazitäten notwendig und knapp. Deshalb halte ich das für eine genauso sinnvolle Überlegung wie den Einstieg in das Installationsgeschäft. Stadtwerke sollten grundsätzlich darüber nachdenken, wie sie die Wertschöpfungstiefe erhöhen können. Ein eigener Tiefbau oder eigene Installationskapazitäten wären eine Möglichkeit. Dabei sollte in Betracht gezogen werden, dass die Kapazitäten auch an Dritte vermarktet werden können, weil alle Versorger entsprechenden Bedarf haben. Das ist zugleich die Herausforderung. Eine vertikale Integration ist zum aktuellen Zeitpunkt herausfordernd und die eigene Ausbildung benötigt Zeit und willige Mitarbeiter. Um die beiden angesprochenen Herausforderungen zu lösen, sollte gegebenenfalls größer gedacht werden und sollten auch europäische Nachbarländer in Betracht gezogen werden.

E&M: Neue Geschäftsmodelle müssen also nicht zwangsläufig digital sein.

Landgrebe: Ich würde digitale Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft nicht überschätzen. Die Digitalisierung ist eine sehr große Chance zur Optimierung interner Abläufe und wichtig für das Kundenmanagement im Sinne der digitalen Kundenschnittstelle. Digitalisierung ist auch die Voraussetzung für die Dezentralisierung der Energielandschaft, für die Integration der Erneuerbaren ins Netz und den Ausbau der Elektromobilität. Aber die ‚typischen‘ digitalen Geschäftsmodelle sind meist in anderen Branchen zu Hause, wo eine hohe Skalierbarkeit erreicht werden kann und die Unternehmen ein Vielfaches an Endkunden und Kundenkontakten haben.

E&M: Ist das intelligente Messwesen nicht vielleicht eine Ausnahme?

Landgrebe: In erster Linie geht es dabei um die Integration der Erneuerbaren und der Elektromobilität. Auch zeit- und lastvariable Tarife dienen vor allem dazu, das Netz zu entlasten. Aber tatsächlich kann zum Beispiel ein wettbewerblicher Messstellenbetreiber sehr gut den Messstellenbetrieb mit datenbasierten Zusatzdiensten und sogar noch mit einer Energielieferung kombinieren. Das würde ich aber alles unter dem Begriff ‚Zusatzdienste‘ subsumieren. Die eigentliche Aufgabe ist die Stabilisierung des Netzes.

Dienstag, 7.06.2022, 09:11 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe -
Quelle: E&M
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"Das eigentliche Geschäftsmodell heißt Dekarbonisierung"
Wie sich Stadtwerke zukunftsfähig aufstellen und welche Geschäftsmodelle für sie überlebenswichtig sind, erläutert Manuel Landgrebe im Gespräch mit E&M.
E&M: Herr Landgrebe, was zeichnet Ihrer Meinung nach ein zukunftsfähiges Stadtwerk aus?

Landgrebe: Zukunftsfähig sind Stadtwerke, die sich sehr stark auf den Kunden ausrichten und vor allem Geschäftsmodelle im Kontext der Energiewende entwickeln. Stromwende, Wärmewende, Mobilitätswende und Energieeffizienz − das sind aus meiner Sicht die Stellhebel, an denen Stadtwerke ansetzen sollten.
E&M: Machen das viele Stadtwerke nicht schon?

Landgrebe: Ich habe den Eindruck, dass viele Stadtwerke die Themen angehen, aber noch sehr im Spartendenken verhaftet sind. Auf lange Sicht erfolgversprechend ist ein integrierter Lösungsvertrieb mit einem Single Point of Contact für den Kunden. Denn das eigentliche Geschäftsmodell heißt ‚Dekarbonisierung‘ und funktioniert am Ende nur, wenn sektorübergreifend sowie technologieoffen gedacht wird und Vertrieb, Technik und Operations eng zusammenarbeiten.

E&M: Ist das Stadtwerk nur mit ‚richtigen‘ energiewirtschaftlichen Themen zukunftsfähig?

Landgrebe: Aus meiner Sicht ja. Hier hat ein Energieversorger die größten Erfolgschancen. Das sind seine Kernkompetenzen. Gerade im Energiegeschäft haben Stadtwerke gute Möglichkeiten, sich zu differenzieren. Denn die Energieversorgung wird mehr und mehr dezentralisiert und Quartiere und Areale spielen eine immer größere Rolle. Dafür ist Beratungs- und Planungskompetenz nötig. Das sind alles Themen, mit denen sich ein Unternehmen, das vor Ort vertreten ist, einen starken lokalen Bezug hat − auch zur Politik − und noch dazu Infrastrukturen aufbauen kann, differenzieren kann. Alles, was man skalieren muss, um eine ausreichende Wirtschaftlichkeit zu erreichen, sollte ein Stadtwerk anderen überlassen beziehungsweise auf Plattformlösungen setzen.

„Muss alles disruptiv sein?“

E&M: Sie würden also nicht zu Geschäftsmodellen raten wie etwa dem Betrieb lokaler Plattformen mit Kinokartenvertrieb, Buchungsservice oder anderen energiefernen Dienstleistungen?

Landgrebe: Zumindest überlebenswichtig sind solche Geschäftsmodelle nicht, aus meiner Sicht aufgrund der fehlenden Skaleneffekte auch nicht ökonomisch erfolgversprechend. Damit werden Energieversorger nicht die Margen ausgleichen können, die sie im Kerngeschäft verlieren. Denn die Kundenbasis wäre einfach zu klein, um Zusatzdienste wirtschaftlich anbieten zu können. Kinos und andere Branchen setzen in der Regel auf Buchungsplattformen und der Vertrieb von Waren, auch wenn es beispielsweise Elektrogeräte sind, erfordert eine effiziente Logistik und Abrechnung, die Unternehmen wie Amazon haben, Stadtwerke aber nur schwer aufbauen könnten.
 
Manuel Landgrebe ist seit dem 1. Juli Vorstand der Fichtner Management Consulting AG (FMC). Seit 2013 ist er für das Unternehmen tätig und verantwortlich für die Strategie- und Organisationsberatung
Quelle: Fichtner Management Consulting AG

E&M: Braucht ein Stadtwerk nicht disruptive Geschäftsmodelle?

Landgrebe: Muss alles disruptiv sein, um erfolgreich zu sein? Persönlich bin ich froh, wenn das Netz nicht disruptiert wird und weiterhin Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Aber zu Ihrer Frage: Motor der Energiewende zu sein, ist für das bisherige Geschäftsmodell teilweise ein disruptiver Ansatz. Es wird erforderlich, bisherige Marktstrukturen wie Erzeugung, Trading, Vertrieb und Netz aufzulösen und integrierter zu denken. Denken Sie nur an Quartiere und Areale mit dezentraler Energieversorgung und lokalem Netz, dazu kommt gegebenenfalls ein Peer-to-Peer-Handel. All diese Themen zu orchestrieren und als Lösung anzubieten und zu betreiben, ist disruptiv. Ich halte es für keineswegs selbstverständlich, dass die notwendigen Fähigkeiten bei einem Stadtwerk bereits vorhanden sind. Dafür benötigt es Partner-Ökosysteme in einem Markt mit neuen Marktbegleitern, zum Beispiel Ingenieurbüros, Energieagenturen, Installationsbetriebe oder Projektentwickler. Entscheidend wird sein, dass ein Energieversorger Wege findet, um wiederkehrende Umsatzerlöse zu erwirtschaften, beispielsweise Contracting- oder Pachtmodelle statt einmalige Erlöse durch Beratung, Projektierung und Installation.

E&M: Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die Telekommunikation und der Breitbandausbau?

Landgrebe: Der Breitbandausbau hat eine große Bedeutung − überhaupt die digitale Infrastruktur. Auch hier muss sich ein Energieversorger positionieren, um wirklich zukunftsfähig zu sein. Schließlich ist die Digitalisierung eine wichtige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende.
 
„Die digitale Infrastruktur bietet kernkompetenznahe Möglichkeiten“
 
E&M: Das heißt aber, die Infrastruktur baut der Versorger, die Dienste bieten aber andere an? Gerade mit den Diensten hätte man wiederkehrende Erlöse.

Landgrebe: Im Grunde ja. Bei den Diensten, etwa bei Telefonie, Internet und TV, sollte auf Kooperationen gesetzt werden. Hier sehe ich wenig wirtschaftliche Argumente, dass ein Versorger der Deutschen Telekom, Vodafone, Sky oder einem anderen Anbieter Konkurrenz macht. Ein Stadtwerk hätte dafür nicht die notwendige Kundenbasis. Wie gesagt: Wo es auf Skalierbarkeit ankommt, wird es für ein Stadtwerk schwer, wettbewerbsfähig und erfolgreich zu sein. Aber die digitale Infrastruktur bietet weitere kernkompetenznahe Möglichkeiten, bei denen Differenzierungsmöglichkeiten bestehen, zum Beispiel Stadtwerke als Anbieter eines Lorawan-Netzes oder als Tower Company für 5G-Standorte − das ergibt meines Erachtens mehr Sinn.

E&M: Hier muss man nicht so viel skalieren?

Landgrebe: Der Aufbau eines Lorawan-Netzes ist mit relativ geringen Kosten verbunden. Es geht dabei immer um ein lokales Netz und Anwendungen mit lokalem Bezug. Und es gibt viele Möglichkeiten, ein Lorawan-Netz an Industriekunden und öffentliche Unternehmen zu vermarkten, die Umweltdaten, Verkehrsdaten, Daten über Füllstände oder ähnliche Informationen benötigen.

E&M: Zwar nicht bei einem Lorawan-Netz, aber beim Aufbau anderer Infrastrukturen sind Tiefbaukapazitäten erforderlich. Es gibt Energieversorger, die dafür eigene Gesellschaften gründen. Was halten Sie davon?

Landgrebe: Zweifellos sind Tiefbaukapazitäten notwendig und knapp. Deshalb halte ich das für eine genauso sinnvolle Überlegung wie den Einstieg in das Installationsgeschäft. Stadtwerke sollten grundsätzlich darüber nachdenken, wie sie die Wertschöpfungstiefe erhöhen können. Ein eigener Tiefbau oder eigene Installationskapazitäten wären eine Möglichkeit. Dabei sollte in Betracht gezogen werden, dass die Kapazitäten auch an Dritte vermarktet werden können, weil alle Versorger entsprechenden Bedarf haben. Das ist zugleich die Herausforderung. Eine vertikale Integration ist zum aktuellen Zeitpunkt herausfordernd und die eigene Ausbildung benötigt Zeit und willige Mitarbeiter. Um die beiden angesprochenen Herausforderungen zu lösen, sollte gegebenenfalls größer gedacht werden und sollten auch europäische Nachbarländer in Betracht gezogen werden.

E&M: Neue Geschäftsmodelle müssen also nicht zwangsläufig digital sein.

Landgrebe: Ich würde digitale Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft nicht überschätzen. Die Digitalisierung ist eine sehr große Chance zur Optimierung interner Abläufe und wichtig für das Kundenmanagement im Sinne der digitalen Kundenschnittstelle. Digitalisierung ist auch die Voraussetzung für die Dezentralisierung der Energielandschaft, für die Integration der Erneuerbaren ins Netz und den Ausbau der Elektromobilität. Aber die ‚typischen‘ digitalen Geschäftsmodelle sind meist in anderen Branchen zu Hause, wo eine hohe Skalierbarkeit erreicht werden kann und die Unternehmen ein Vielfaches an Endkunden und Kundenkontakten haben.

E&M: Ist das intelligente Messwesen nicht vielleicht eine Ausnahme?

Landgrebe: In erster Linie geht es dabei um die Integration der Erneuerbaren und der Elektromobilität. Auch zeit- und lastvariable Tarife dienen vor allem dazu, das Netz zu entlasten. Aber tatsächlich kann zum Beispiel ein wettbewerblicher Messstellenbetreiber sehr gut den Messstellenbetrieb mit datenbasierten Zusatzdiensten und sogar noch mit einer Energielieferung kombinieren. Das würde ich aber alles unter dem Begriff ‚Zusatzdienste‘ subsumieren. Die eigentliche Aufgabe ist die Stabilisierung des Netzes.

Dienstag, 7.06.2022, 09:11 Uhr
Fritz Wilhelm

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