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Energie & Management > Emissionshandel - CO2-Preis knackt die 70-Euro-Marke
Quelle: Fotolia / Oliver Boehmer
Emissionshandel

CO2-Preis knackt die 70-Euro-Marke

Am 22. November kostete das Zertifikat für eine Tonne CO2 erstmals 70,60 Euro. Der Anstieg reiht sich ein in die allgemein teuren Strom- und Gaspreise der letzten sechs Wochen.
Am 5. Oktober 2021 hatten Strom- und Gaspreise für den Frontmonat ihr Maximum erreicht. 266,42 Euro/kWh kostete Strom für den Dezember, 116,50 Euro/kWh Gas. Seitdem drängen einige europäische Länder, die EU-Kommission zu Maßnahmen gegen die hohen Preise. Deutschland ist allerdings der Meinung, dass der Markt unbeeinflusst bleiben sollte. Stephanie von Ahlefeldt, Abteilungsleiterin Energiepolitik im Wirtschaftsministerium (BMWi), sagte am 17. November: „Die Länder müssen hohe Energiepreise aushalten.“ US-Präsident Joe Biden allerdings gab jetzt staatliche Ölreserven frei, um die Preise zu senken.

Es treffen momentan verschiedene ungünstige Faktoren aufeinander, sagen Experten. Zum einen steigt die Energienachfrage vor allem in Asien, weil sich die Wirtschaft von der Covid-19-Pandemie erholt. Das führte zur extrem hohen Nachfrage nach LNG (Flüssigerdgas) in diesem Herbst, was wiederum den Markt für Europa leerfegte.

Zum anderen gab es in diesem Jahr wenig Wind, besonders im Herbst, sodass in Europa mehr Gas- und Kohlekraftwerke laufen mussten. Diese aber verbrauchen Brennstoffe, was die Nachfrage und damit den Preis ankurbelte. Und eine Kältewelle in China sorgte für größere Kohlenachfrage.

Mehr Kohle- und Gasverbrauch treiben CO2-Preis

Die Verbrennung von Kohle und Gas stößt Treibhausgase aus, was jetzt im Nachlauf der letzten sechs Wochen die europäischen Zertifikate für CO2 auf über 70 Euro die Tonne trieb. Der Anteil von Steinkohle am Strommix in Deutschland ist nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Ise) im November 2021 auf fast 14 % gestiegen, nach 9,5 % im Oktober.
 
Außerdem reagieren die Märkte sensibel auf die Nachrichten von der gerade zu Ende gegangenen Klimakonferenz Cop 26 in Glasgow, wo sich mehr Länder für einen Kohleausstieg aussprachen und die EU ankündigte, die Menge der CO2-Zertifikate verringern zu wollen, um mehr Druck für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu erzeugen.

Holger Lösch, der stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), verwies auf die große Bedeutung, die sichere Energieversorgung und wettbewerbsfähige Energiepreise für die Wirtschaft haben. Dennoch wandten sich die Teilnehmenden einer Diskussion am 17. November gegen staatliche Eingriffe in die Energiepreise. Allerdings solle der Staat bei den Steuern, Abgaben und Umlagen lenken. Timur Gül, Abteilungsleiter Energietechnologiepolitik der Internationalen Energieagentur (IEA), rechnet damit, dass „die Turbulenzen auf den globalen Energiemärkten Industrie und Verbraucher auch in Zukunft beschäftigen werden“.

Die europäischen Gasspeicher waren zudem durch das relativ kalte erste Quartal 2021 geleert und - in der Hoffnung auf Tiefstpreise wie im Lockdown von 2020 - noch nicht wieder aufgefüllt worden, erläuterte Gül. Zusammen mit Wartungsarbeiten in Norwegen und Großbritannien am Gassystem sei es dadurch zu Engpässen gekommen. Russland erfülle alle seine Gaslieferverträge, betonte Gül. Es habe auch seit dem 8. November mehr geliefert, als vertraglich festgeschrieben, was die Gaspreise stabilisiert habe.

Dienstag, 23.11.2021, 16:18 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Emissionshandel - CO2-Preis knackt die 70-Euro-Marke
Quelle: Fotolia / Oliver Boehmer
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CO2-Preis knackt die 70-Euro-Marke
Am 22. November kostete das Zertifikat für eine Tonne CO2 erstmals 70,60 Euro. Der Anstieg reiht sich ein in die allgemein teuren Strom- und Gaspreise der letzten sechs Wochen.
Am 5. Oktober 2021 hatten Strom- und Gaspreise für den Frontmonat ihr Maximum erreicht. 266,42 Euro/kWh kostete Strom für den Dezember, 116,50 Euro/kWh Gas. Seitdem drängen einige europäische Länder, die EU-Kommission zu Maßnahmen gegen die hohen Preise. Deutschland ist allerdings der Meinung, dass der Markt unbeeinflusst bleiben sollte. Stephanie von Ahlefeldt, Abteilungsleiterin Energiepolitik im Wirtschaftsministerium (BMWi), sagte am 17. November: „Die Länder müssen hohe Energiepreise aushalten.“ US-Präsident Joe Biden allerdings gab jetzt staatliche Ölreserven frei, um die Preise zu senken.

Es treffen momentan verschiedene ungünstige Faktoren aufeinander, sagen Experten. Zum einen steigt die Energienachfrage vor allem in Asien, weil sich die Wirtschaft von der Covid-19-Pandemie erholt. Das führte zur extrem hohen Nachfrage nach LNG (Flüssigerdgas) in diesem Herbst, was wiederum den Markt für Europa leerfegte.

Zum anderen gab es in diesem Jahr wenig Wind, besonders im Herbst, sodass in Europa mehr Gas- und Kohlekraftwerke laufen mussten. Diese aber verbrauchen Brennstoffe, was die Nachfrage und damit den Preis ankurbelte. Und eine Kältewelle in China sorgte für größere Kohlenachfrage.

Mehr Kohle- und Gasverbrauch treiben CO2-Preis

Die Verbrennung von Kohle und Gas stößt Treibhausgase aus, was jetzt im Nachlauf der letzten sechs Wochen die europäischen Zertifikate für CO2 auf über 70 Euro die Tonne trieb. Der Anteil von Steinkohle am Strommix in Deutschland ist nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Ise) im November 2021 auf fast 14 % gestiegen, nach 9,5 % im Oktober.
 
Außerdem reagieren die Märkte sensibel auf die Nachrichten von der gerade zu Ende gegangenen Klimakonferenz Cop 26 in Glasgow, wo sich mehr Länder für einen Kohleausstieg aussprachen und die EU ankündigte, die Menge der CO2-Zertifikate verringern zu wollen, um mehr Druck für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu erzeugen.

Holger Lösch, der stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), verwies auf die große Bedeutung, die sichere Energieversorgung und wettbewerbsfähige Energiepreise für die Wirtschaft haben. Dennoch wandten sich die Teilnehmenden einer Diskussion am 17. November gegen staatliche Eingriffe in die Energiepreise. Allerdings solle der Staat bei den Steuern, Abgaben und Umlagen lenken. Timur Gül, Abteilungsleiter Energietechnologiepolitik der Internationalen Energieagentur (IEA), rechnet damit, dass „die Turbulenzen auf den globalen Energiemärkten Industrie und Verbraucher auch in Zukunft beschäftigen werden“.

Die europäischen Gasspeicher waren zudem durch das relativ kalte erste Quartal 2021 geleert und - in der Hoffnung auf Tiefstpreise wie im Lockdown von 2020 - noch nicht wieder aufgefüllt worden, erläuterte Gül. Zusammen mit Wartungsarbeiten in Norwegen und Großbritannien am Gassystem sei es dadurch zu Engpässen gekommen. Russland erfülle alle seine Gaslieferverträge, betonte Gül. Es habe auch seit dem 8. November mehr geliefert, als vertraglich festgeschrieben, was die Gaspreise stabilisiert habe.

Dienstag, 23.11.2021, 16:18 Uhr
Susanne Harmsen

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