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Energie & Management > Studie  - CO2-Neutralität wird für Energieversorger zum Kraftakt
Quelle: Fotolia / arahan
Studie

CO2-Neutralität wird für Energieversorger zum Kraftakt

Auch Energieversorger müssen klimaneutral werden, wenn die ambitionierten Ziele der Bundesregierung erreicht werden sollen. Bei den Versorgern zeigen sich aber erhebliche Unterschiede.
Es besteht beim Einsatz für den Klimaschutz ein starkes Gefälle in der Energiewirtschaft. Große Anbieter sind hier schon deutlich weiter. Das ist ein Ergebnis einer Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman. Sie hat einen Dekarbonisierungsindex erstellt und dafür 24 ausgewählte Energieversorger in Deutschland untersucht. Die Analyse umfasst die gesamte Wertschöpfungskette und Versorger aus drei Größenklassen.

Der Haupthebel zur Transformation im Stromsektor ist eine möglichst klimaneutrale Erzeugung und Beschaffung – an diesem Punkt bestehen überraschend deutliche Unterschiede. Die Studie betrachtet dazu drei Größencluster – fünf überregionale Versorger, acht große Regionalversorger und Stadtwerke sowie elf kleine bis mittelgroße Stadtwerke. Dabei zeigt sich ein auffälliger Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und dem Reifegrad der grünen Transformation: Die überregionalen Versorger schneiden am besten ab mit einem Wert von 7,9 auf einer Skala von 1 bis 10, gefolgt von großen Regionalversorgern mit 6,3. Mittelgroße und kleine Unternehmen landen bei 5,1.

Die fünf Konzerne haben nach den Ergebnisse der Analyse ihre Größenvorteile genutzt, um ihre Klimabilanz insbesondere in den Bereichen Erzeugung und Netze zu verbessern. „Als Ursachen für die vergleichsweise konsequente Strategie der Großversorger sehen wir nicht nur deren größeren finanziellen Spielraum, sondern auch die Veröffentlichungspflichten und den Druck des Kapitalmarkts“, sagt Jörg Stäglich, Partner bei Oliver Wyman. Es falle positiv auf, dass insbesondere die überregional tätigen Unternehmen viele Pilotprojekte vorantreiben. Diese müssten nun rasch in die Praxis überführt werden.

Handlungsempfehlungen für Energieversorger

Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung sieht für 2030 vor, dass in Deutschland 80 % des benötigten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen – 2020 waren es rund 45 %. Für viele Versorger ist die Lücke sogar noch größer. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromabsatz macht laut Dekarbonisierungsindex über alle betrachteten Unternehmen aktuell nur 24 % im Mittelwert aus. Hier zeigen sich die kleinen und mittelgroßen Stadtwerke als ambitionierteste Gruppe: 60 % von ihnen kommen schon heute auf über 50 % Ökostrom-Anteil.

84 % der Energieversorger planen eigenen Angaben zufolge einen Ausbau der erneuerbaren Energien. Als weitere angestrebte Maßnahmen folgen Investitionen in E-Mobilität (76 %) und eine verbesserte Energieeffizienz (48 %). 36 % schreiben den Abbau fossil betriebener Kraftwerke auf ihre Agenda, 24 % streben eine Netzoptimierung oder den Netzausbau an.

Nach Berechnungen der Oliver Wyman-Experten könnten die Maßnahmen bei tatsächlicher Umsetzung dafür sorgen, dass sich der CO2-Ausstoß der befragten Unternehmen bis 2029 gegenüber dem Bezugsjahr 2020 halbiert.

Neben der gesellschaftlichen Debatte und steigender Konsumentennachfrage könnte auf politischer Seite die Erhöhung des CO2-Preises wirksame Anreize setzen. Ambitionierte Ausbauziele für Erneuerbare auf EU-Ebene und feste Strommengenziele könnten Versorger künftig zwingen, ihren Einsatz zu erhöhen, so die Berater. Kleine und mittelgroße Stadtwerke dürften im dynamischen Markt keine Zeit verlieren. „Auch wenn der Handlungsdruck bei den kleineren Stromlieferanten aktuell noch nicht so groß erscheinen mag, so können sie sich dennoch nicht zurücklehnen“, so die Oliver Wyman-Experten.

Vier Handlungsempfehlungen können helfen, die Mammutaufgabe Dekarbonisierung zu bewältigen: Erstens sollten die Ziele klar kommuniziert werden, nicht nur gegenüber externen Stake- und Shareholdern, sondern auch intern. Zweitens müsse die Erzeugung als größte primäre Quelle von CO2-Emissionen konsequent angegangen werden. Drittens sollten vermehrt zielgruppenorientierte Dekarbonisierungslösungen angeboten werden, sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich. Und viertens gehe es darum, die Digitalisierung als Enabler der Dekarbonisierung zu begreifen.

Der Dekarbonisierungsindex ist online verfügbar auf der Webseite der Strategieberatung Oliver Wyman.

Montag, 7.02.2022, 16:27 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Studie  - CO2-Neutralität wird für Energieversorger zum Kraftakt
Quelle: Fotolia / arahan
Studie
CO2-Neutralität wird für Energieversorger zum Kraftakt
Auch Energieversorger müssen klimaneutral werden, wenn die ambitionierten Ziele der Bundesregierung erreicht werden sollen. Bei den Versorgern zeigen sich aber erhebliche Unterschiede.
Es besteht beim Einsatz für den Klimaschutz ein starkes Gefälle in der Energiewirtschaft. Große Anbieter sind hier schon deutlich weiter. Das ist ein Ergebnis einer Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman. Sie hat einen Dekarbonisierungsindex erstellt und dafür 24 ausgewählte Energieversorger in Deutschland untersucht. Die Analyse umfasst die gesamte Wertschöpfungskette und Versorger aus drei Größenklassen.

Der Haupthebel zur Transformation im Stromsektor ist eine möglichst klimaneutrale Erzeugung und Beschaffung – an diesem Punkt bestehen überraschend deutliche Unterschiede. Die Studie betrachtet dazu drei Größencluster – fünf überregionale Versorger, acht große Regionalversorger und Stadtwerke sowie elf kleine bis mittelgroße Stadtwerke. Dabei zeigt sich ein auffälliger Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und dem Reifegrad der grünen Transformation: Die überregionalen Versorger schneiden am besten ab mit einem Wert von 7,9 auf einer Skala von 1 bis 10, gefolgt von großen Regionalversorgern mit 6,3. Mittelgroße und kleine Unternehmen landen bei 5,1.

Die fünf Konzerne haben nach den Ergebnisse der Analyse ihre Größenvorteile genutzt, um ihre Klimabilanz insbesondere in den Bereichen Erzeugung und Netze zu verbessern. „Als Ursachen für die vergleichsweise konsequente Strategie der Großversorger sehen wir nicht nur deren größeren finanziellen Spielraum, sondern auch die Veröffentlichungspflichten und den Druck des Kapitalmarkts“, sagt Jörg Stäglich, Partner bei Oliver Wyman. Es falle positiv auf, dass insbesondere die überregional tätigen Unternehmen viele Pilotprojekte vorantreiben. Diese müssten nun rasch in die Praxis überführt werden.

Handlungsempfehlungen für Energieversorger

Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung sieht für 2030 vor, dass in Deutschland 80 % des benötigten Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen – 2020 waren es rund 45 %. Für viele Versorger ist die Lücke sogar noch größer. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromabsatz macht laut Dekarbonisierungsindex über alle betrachteten Unternehmen aktuell nur 24 % im Mittelwert aus. Hier zeigen sich die kleinen und mittelgroßen Stadtwerke als ambitionierteste Gruppe: 60 % von ihnen kommen schon heute auf über 50 % Ökostrom-Anteil.

84 % der Energieversorger planen eigenen Angaben zufolge einen Ausbau der erneuerbaren Energien. Als weitere angestrebte Maßnahmen folgen Investitionen in E-Mobilität (76 %) und eine verbesserte Energieeffizienz (48 %). 36 % schreiben den Abbau fossil betriebener Kraftwerke auf ihre Agenda, 24 % streben eine Netzoptimierung oder den Netzausbau an.

Nach Berechnungen der Oliver Wyman-Experten könnten die Maßnahmen bei tatsächlicher Umsetzung dafür sorgen, dass sich der CO2-Ausstoß der befragten Unternehmen bis 2029 gegenüber dem Bezugsjahr 2020 halbiert.

Neben der gesellschaftlichen Debatte und steigender Konsumentennachfrage könnte auf politischer Seite die Erhöhung des CO2-Preises wirksame Anreize setzen. Ambitionierte Ausbauziele für Erneuerbare auf EU-Ebene und feste Strommengenziele könnten Versorger künftig zwingen, ihren Einsatz zu erhöhen, so die Berater. Kleine und mittelgroße Stadtwerke dürften im dynamischen Markt keine Zeit verlieren. „Auch wenn der Handlungsdruck bei den kleineren Stromlieferanten aktuell noch nicht so groß erscheinen mag, so können sie sich dennoch nicht zurücklehnen“, so die Oliver Wyman-Experten.

Vier Handlungsempfehlungen können helfen, die Mammutaufgabe Dekarbonisierung zu bewältigen: Erstens sollten die Ziele klar kommuniziert werden, nicht nur gegenüber externen Stake- und Shareholdern, sondern auch intern. Zweitens müsse die Erzeugung als größte primäre Quelle von CO2-Emissionen konsequent angegangen werden. Drittens sollten vermehrt zielgruppenorientierte Dekarbonisierungslösungen angeboten werden, sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich. Und viertens gehe es darum, die Digitalisierung als Enabler der Dekarbonisierung zu begreifen.

Der Dekarbonisierungsindex ist online verfügbar auf der Webseite der Strategieberatung Oliver Wyman.

Montag, 7.02.2022, 16:27 Uhr
Heidi Roider

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