E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Österreich - Carbon-Management-Strategie kommt bis Mitte 2024
Quelle: Pixabay / slon_pics
Österreich

Carbon-Management-Strategie kommt bis Mitte 2024

Unter Leitung des Finanz- und des Energieministeriums entsteht ein Plan zur CO2-Speicherung. Diese könnte teils auch im Ausland erfolgen und bis zu 10 Prozent der Emissionen umfassen.
 
Bis Mitte 2024 erarbeiten Fachleute des für Bergbau zuständigen österreichischen Finanzministeriums (BMF), des Energieministeriums (BMK) sowie weiterer Ressorts eine nationale „Carbon-Management-Strategie“. Geplant ist, bis zu 10 Prozent des in Österreich jährlich emittierten Kohlenstoffdioxids geologisch zu speichern, erforderlichenfalls zum Teil auch außerhalb des Bundesgebiets. Das teilte das BMF der Redaktion nach der Auftaktveranstaltung zu der Strategie am 13. September mit.

Die geplante Speichermenge würde sich somit auf etwa 7 bis 8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr belaufen. Zu der Auftaktveranstaltung eingeladen hatte Finanzminister Magnus Brunner von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) Vertreter des Energie- und des Wirtschaftsministeriums, des Bundeskanzleramts, der Parlamentsparteien, des Umweltbundesamts, der Wirtschaft, der Sozialpartner, staatlich anerkannter Umweltorganisationen sowie Wissenschaftler. In einer Aussendung seines Hauses nach dem Termin wurde Brunner mit den Worten zitiert, er sei „dafür, das Gesetz zum Verbot der geologischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid aufzuheben. Nur so können wir unsere ambitionierten Klimaziele erreichen.“ Österreich plant, bis 2040 „klimaneutral“ zu werden.

Wie berichtet, ist das Gesetz, das den kommerziellen Einsatz von Technologien zur CO2-Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) verbietet, seit 28. Dezember 2011 in Kraft. Zulässig sind ihm zufolge ausschließlich die Exploration geologischer Formationen zu Forschungszwecken sowie Pilotprojekte zur Speicherung von weniger als 100.000 Tonnen CO2. Die Durchführung solcher Projekte bedarf der ausdrücklichen Zustimmung der Bundesregierung „als Eigentümer der Kohlenwasserstoffe und der Hohlräume der Kohlenwasserstoffträger.“

Sachliche Gespräche

Beteiligte an dem Treffen am 13. September bezeichneten der Redaktion gegenüber die Atmosphäreals als sachlich und konstruktiv. Der Leiter der Energie- und Klimasektion des von den Grünen geführten Energieministeriums, Jürgen Schneider, habe sich ausdrücklich zur Erarbeitung der Strategie bekannt. Vertreter der Umweltorganisationen hätten auf aus ihrer Sicht kritische Punkte verwiesen, etwa die Dichtheit der potenziellen Lagerstätten. Eine grundsätzliche Ablehnung einer österreichischen „Carbon-Management-Strategie“ sei aber auch von ihnen nicht erfolgt. Begrüßt wurde von den Insidern die ihrer Ansicht nach erkennbare Absicht Brunners, sich bezüglich der Strategie an Deutschland zu orientieren. Fachleute aus Deutschland, die bei der Auftaktveranstaltung referierten, hätten gezeigt, dass dort hinsichtlich CCS „sehr systematisch“ vorgegangen werde.

Zu den Befürwortern des Einsatzes von CCS gehört der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV. Er ist seit Frühjahr an einem Pilotprojekt im norwegischen Teil der Skaggerak-Meerenge beteiligt. Mit dem norwegischen Erdölkonzern Aker untersucht er bis inklusive 2025 eine unterseeische Gesteinsformation auf deren Tauglichkeit für CCS. In der Folge soll ein Konzept für eine zukünftige CO2-Lagerstätte erstellt werden. Die OMV plant, ab 2030 rund 5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr geologisch zu speichern.

Nicht unterschätzen

Dass CCS für Österreich nicht zu unterschätzende Bedeutung haben könnte, bestätigte der stellvertretende Vorsitzende der „Group of Chief Scientific Advisors“ der EU-Kommission, Nebjosa Nakicenovic, der Redaktion am Rande der Feier des 100-jährigen Bestehens des Weltenergierats (WEC) in Österreich Anfang September. Nakicenovic zufolge ist es faktisch nicht mehr möglich, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau bis Ende des Jahrhunderts auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, von 1,5 Grad ganz zu schweigen. Daher ist es notwendig, nach dem Übersteigen dieser Grenze zu versuchen, sie wieder zu unterschreiten. Dafür jedoch sind „negative“ Emissionen erforderlich, wie sie sich beispielsweise mit CCS darstellen lassen.

Österreich befindet sich laut Nakicenovic in einer heiklen Lage: Ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2 Grad Celsius würde für den Alpenraum eine mittlere Temperaturerhöhung um rund 5 Grad Celsius bedeuten.

Donnerstag, 14.09.2023, 15:12 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Carbon-Management-Strategie kommt bis Mitte 2024
Quelle: Pixabay / slon_pics
Österreich
Carbon-Management-Strategie kommt bis Mitte 2024
Unter Leitung des Finanz- und des Energieministeriums entsteht ein Plan zur CO2-Speicherung. Diese könnte teils auch im Ausland erfolgen und bis zu 10 Prozent der Emissionen umfassen.
 
Bis Mitte 2024 erarbeiten Fachleute des für Bergbau zuständigen österreichischen Finanzministeriums (BMF), des Energieministeriums (BMK) sowie weiterer Ressorts eine nationale „Carbon-Management-Strategie“. Geplant ist, bis zu 10 Prozent des in Österreich jährlich emittierten Kohlenstoffdioxids geologisch zu speichern, erforderlichenfalls zum Teil auch außerhalb des Bundesgebiets. Das teilte das BMF der Redaktion nach der Auftaktveranstaltung zu der Strategie am 13. September mit.

Die geplante Speichermenge würde sich somit auf etwa 7 bis 8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr belaufen. Zu der Auftaktveranstaltung eingeladen hatte Finanzminister Magnus Brunner von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) Vertreter des Energie- und des Wirtschaftsministeriums, des Bundeskanzleramts, der Parlamentsparteien, des Umweltbundesamts, der Wirtschaft, der Sozialpartner, staatlich anerkannter Umweltorganisationen sowie Wissenschaftler. In einer Aussendung seines Hauses nach dem Termin wurde Brunner mit den Worten zitiert, er sei „dafür, das Gesetz zum Verbot der geologischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid aufzuheben. Nur so können wir unsere ambitionierten Klimaziele erreichen.“ Österreich plant, bis 2040 „klimaneutral“ zu werden.

Wie berichtet, ist das Gesetz, das den kommerziellen Einsatz von Technologien zur CO2-Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) verbietet, seit 28. Dezember 2011 in Kraft. Zulässig sind ihm zufolge ausschließlich die Exploration geologischer Formationen zu Forschungszwecken sowie Pilotprojekte zur Speicherung von weniger als 100.000 Tonnen CO2. Die Durchführung solcher Projekte bedarf der ausdrücklichen Zustimmung der Bundesregierung „als Eigentümer der Kohlenwasserstoffe und der Hohlräume der Kohlenwasserstoffträger.“

Sachliche Gespräche

Beteiligte an dem Treffen am 13. September bezeichneten der Redaktion gegenüber die Atmosphäreals als sachlich und konstruktiv. Der Leiter der Energie- und Klimasektion des von den Grünen geführten Energieministeriums, Jürgen Schneider, habe sich ausdrücklich zur Erarbeitung der Strategie bekannt. Vertreter der Umweltorganisationen hätten auf aus ihrer Sicht kritische Punkte verwiesen, etwa die Dichtheit der potenziellen Lagerstätten. Eine grundsätzliche Ablehnung einer österreichischen „Carbon-Management-Strategie“ sei aber auch von ihnen nicht erfolgt. Begrüßt wurde von den Insidern die ihrer Ansicht nach erkennbare Absicht Brunners, sich bezüglich der Strategie an Deutschland zu orientieren. Fachleute aus Deutschland, die bei der Auftaktveranstaltung referierten, hätten gezeigt, dass dort hinsichtlich CCS „sehr systematisch“ vorgegangen werde.

Zu den Befürwortern des Einsatzes von CCS gehört der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV. Er ist seit Frühjahr an einem Pilotprojekt im norwegischen Teil der Skaggerak-Meerenge beteiligt. Mit dem norwegischen Erdölkonzern Aker untersucht er bis inklusive 2025 eine unterseeische Gesteinsformation auf deren Tauglichkeit für CCS. In der Folge soll ein Konzept für eine zukünftige CO2-Lagerstätte erstellt werden. Die OMV plant, ab 2030 rund 5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr geologisch zu speichern.

Nicht unterschätzen

Dass CCS für Österreich nicht zu unterschätzende Bedeutung haben könnte, bestätigte der stellvertretende Vorsitzende der „Group of Chief Scientific Advisors“ der EU-Kommission, Nebjosa Nakicenovic, der Redaktion am Rande der Feier des 100-jährigen Bestehens des Weltenergierats (WEC) in Österreich Anfang September. Nakicenovic zufolge ist es faktisch nicht mehr möglich, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau bis Ende des Jahrhunderts auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, von 1,5 Grad ganz zu schweigen. Daher ist es notwendig, nach dem Übersteigen dieser Grenze zu versuchen, sie wieder zu unterschreiten. Dafür jedoch sind „negative“ Emissionen erforderlich, wie sie sich beispielsweise mit CCS darstellen lassen.

Österreich befindet sich laut Nakicenovic in einer heiklen Lage: Ein Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2 Grad Celsius würde für den Alpenraum eine mittlere Temperaturerhöhung um rund 5 Grad Celsius bedeuten.

Donnerstag, 14.09.2023, 15:12 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.