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Energie & Management > Gas - Bundesregierung legt Plan für LNG-Terminals bis 2038 vor
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas

Bundesregierung legt Plan für LNG-Terminals bis 2038 vor

Die Bundesregierung hat einen Bericht zu den Planungen und Kapazitäten der schwimmenden und festen Flüssigerdgasterminals erstellt. Ziel sei eine stärkere Vorsorge und Resilienz.
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) veröffentlichte am 3. März seine Planungen von Kapazitäten der schwimmenden und festen LNG-Terminals. Ziel sei es, über den Aufbau einer eigenen LNG-Infrastruktur in Deutschland einseitige Abhängigkeiten zu überwinden, flexibel zu sein und Vorsorge für die Gasversorgung ohne Pipeline aus Russland zu betreiben.
 
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte zur Veröffentlichung des Berichts: „Zentral ist ohne Frage der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien und der Aufbau einer klimaneutralen Energieversorgung – gepaart mit Energieeinsparung, Effizienz und dem schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energien.“ Für die Versorgungssicherheit auch in der Übergangszeit müssten aber auch Importinfrastrukturen für LNG aufgebaut werden. „Wir preisen Risiken ein, planen zur Vorsorge mit Sicherheitspuffern, schaffen Flexibilität und handeln in europäischer Solidarität“, umriss Habeck.

Sicherheitspuffer für europäische Nachbarn

Mit den bisher vorhandenen Terminals und den geplanten Projekten geht das Ministerium laut Bericht von einem Sicherheitspuffer von mehr als 30 Milliarden Kubikmetern im Jahr ab 2027 aus. Bei der Berechnung des zu erwartenden Gasbedarfs kalkuliert das Ministerium auch mit der Möglichkeit, dass Binnenländer ohne Häfen wie Tschechien, die Slowakei, Österreich sowie die Ukraine und Moldau wegen des Wegfalls russischer Gaslieferungen zunehmend auf LNG-Importe über Deutschland angewiesen sein könnten.

Einbezogen werden auch Anstiege im Gasverbrauch bei niedrigen Temperaturen und Wartungspausen bei der Importinfrastruktur. Außerdem will sich das Ministerium gegen einen möglichen Ausfall der wichtigen norwegischen Gaspipeline durch technische Probleme oder Sabotage wappnen.

Kritiker wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sehen das nicht als Beitrag zur Sicherheit der deutschen Energieversorgung, sondern sprechen von Überkapazitäten. Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner warnt, dass die „überdimensionierten Planungen“ die Nutzung fossiler Energiequellen verlängere und negative Folgen für den Klimaschutz durch einen höheren Gasverbrauch hat.

10 Milliarden Euro reichen nicht

Der Ausbau einer LNG-Infrastruktur für schwimmende Terminals betrifft laut Bundesregierung einen langen Planungszeitraum von 2022 bis 2038. Die Kostenabschätzungen seien daher vorläufig. Der Maximalrahmen beträgt von 2022 bis 2038 rund 9,8 Mrd. Euro aus. Diese seien bereits vom Deutschen Bundestag bereitgestellt worden. „Es zeichnet sich aber bereits jetzt ab, dass weiter Kostensteigerungen dazu kommen werden“, heißt es im Bericht.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Julia Verlinden, unterstrich, dass der Bericht der Bundesregierung von einem stetig sinkenden Gasbedarf für Deutschland ausgehe und die Infrastruktur nur eine befristete Zeit für fossile Importe zur Verfügung stehen müsse. „Kostspielige und potenziell klimaschädliche Überkapazitäten müssen vermieden werden“, sagte Verlinden. In den Planungen für die LNG-Infrastruktur müsse sich widerspiegeln, dass die Zukunft im Import von grünem Wasserstoff liegt, forderte sie.
 
Kurzfristige Entwicklung der deutschen Gasinfrastruktur – zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle EWI

EWI-Studie zum Gasbedarf

Das Ministerium argumentierte, falls schwimmende Terminals nicht für den Import benötigt würden, könnten sie als Transportschiffe vermietet werden. Teil des Berichts ist eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI), welches das BMWK beauftragt hatte, um angesichts der dynamischen Entwicklung auf den Gasmärkten Gasszenarien für die mögliche weitere Entwicklung zu erstellen.

In zwei Simulationen für hohen und niedrigen Gasbedarf untersuchte das EWI die Verfügbarkeit und Importkapazitäten für Erdgas. Ziel war die Bestimmung von Handelsflüssen für LNG und Pipelinegas, der möglichen Entwicklung der Gaspreise sowie der sich ergebenden Auslastung von LNG-Infrastrukturen in den Jahren 2026, 2030 und 2035.

Die EWI-Studie zur Gasmarktentwicklung steht als PDF zum Download bereit.

Freitag, 3.03.2023, 16:21 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Bundesregierung legt Plan für LNG-Terminals bis 2038 vor
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas
Bundesregierung legt Plan für LNG-Terminals bis 2038 vor
Die Bundesregierung hat einen Bericht zu den Planungen und Kapazitäten der schwimmenden und festen Flüssigerdgasterminals erstellt. Ziel sei eine stärkere Vorsorge und Resilienz.
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) veröffentlichte am 3. März seine Planungen von Kapazitäten der schwimmenden und festen LNG-Terminals. Ziel sei es, über den Aufbau einer eigenen LNG-Infrastruktur in Deutschland einseitige Abhängigkeiten zu überwinden, flexibel zu sein und Vorsorge für die Gasversorgung ohne Pipeline aus Russland zu betreiben.
 
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte zur Veröffentlichung des Berichts: „Zentral ist ohne Frage der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien und der Aufbau einer klimaneutralen Energieversorgung – gepaart mit Energieeinsparung, Effizienz und dem schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energien.“ Für die Versorgungssicherheit auch in der Übergangszeit müssten aber auch Importinfrastrukturen für LNG aufgebaut werden. „Wir preisen Risiken ein, planen zur Vorsorge mit Sicherheitspuffern, schaffen Flexibilität und handeln in europäischer Solidarität“, umriss Habeck.

Sicherheitspuffer für europäische Nachbarn

Mit den bisher vorhandenen Terminals und den geplanten Projekten geht das Ministerium laut Bericht von einem Sicherheitspuffer von mehr als 30 Milliarden Kubikmetern im Jahr ab 2027 aus. Bei der Berechnung des zu erwartenden Gasbedarfs kalkuliert das Ministerium auch mit der Möglichkeit, dass Binnenländer ohne Häfen wie Tschechien, die Slowakei, Österreich sowie die Ukraine und Moldau wegen des Wegfalls russischer Gaslieferungen zunehmend auf LNG-Importe über Deutschland angewiesen sein könnten.

Einbezogen werden auch Anstiege im Gasverbrauch bei niedrigen Temperaturen und Wartungspausen bei der Importinfrastruktur. Außerdem will sich das Ministerium gegen einen möglichen Ausfall der wichtigen norwegischen Gaspipeline durch technische Probleme oder Sabotage wappnen.

Kritiker wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sehen das nicht als Beitrag zur Sicherheit der deutschen Energieversorgung, sondern sprechen von Überkapazitäten. Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner warnt, dass die „überdimensionierten Planungen“ die Nutzung fossiler Energiequellen verlängere und negative Folgen für den Klimaschutz durch einen höheren Gasverbrauch hat.

10 Milliarden Euro reichen nicht

Der Ausbau einer LNG-Infrastruktur für schwimmende Terminals betrifft laut Bundesregierung einen langen Planungszeitraum von 2022 bis 2038. Die Kostenabschätzungen seien daher vorläufig. Der Maximalrahmen beträgt von 2022 bis 2038 rund 9,8 Mrd. Euro aus. Diese seien bereits vom Deutschen Bundestag bereitgestellt worden. „Es zeichnet sich aber bereits jetzt ab, dass weiter Kostensteigerungen dazu kommen werden“, heißt es im Bericht.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Julia Verlinden, unterstrich, dass der Bericht der Bundesregierung von einem stetig sinkenden Gasbedarf für Deutschland ausgehe und die Infrastruktur nur eine befristete Zeit für fossile Importe zur Verfügung stehen müsse. „Kostspielige und potenziell klimaschädliche Überkapazitäten müssen vermieden werden“, sagte Verlinden. In den Planungen für die LNG-Infrastruktur müsse sich widerspiegeln, dass die Zukunft im Import von grünem Wasserstoff liegt, forderte sie.
 
Kurzfristige Entwicklung der deutschen Gasinfrastruktur – zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle EWI

EWI-Studie zum Gasbedarf

Das Ministerium argumentierte, falls schwimmende Terminals nicht für den Import benötigt würden, könnten sie als Transportschiffe vermietet werden. Teil des Berichts ist eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln (EWI), welches das BMWK beauftragt hatte, um angesichts der dynamischen Entwicklung auf den Gasmärkten Gasszenarien für die mögliche weitere Entwicklung zu erstellen.

In zwei Simulationen für hohen und niedrigen Gasbedarf untersuchte das EWI die Verfügbarkeit und Importkapazitäten für Erdgas. Ziel war die Bestimmung von Handelsflüssen für LNG und Pipelinegas, der möglichen Entwicklung der Gaspreise sowie der sich ergebenden Auslastung von LNG-Infrastrukturen in den Jahren 2026, 2030 und 2035.

Die EWI-Studie zur Gasmarktentwicklung steht als PDF zum Download bereit.

Freitag, 3.03.2023, 16:21 Uhr
Susanne Harmsen

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