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Energie & Management > Gas - Bundesregierung chartert 5. schwimmendes LNG-Terminal
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas

Bundesregierung chartert 5. schwimmendes LNG-Terminal

Für die Heizsaison 2023-24 soll Deutschland ein zusätzliches schwimmendes LNG-Terminal (FSRU) bekommen. Das kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am 1. September 2022 an.
Gemeinsam mit den Vorstandschefs der Unternehmen Tree Energy Solutions (TES), Eon Green Gas und Engie kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mehr Kapazitäten für Flüssigerdgas an. Ab dem Winter 2023-24 werde zusätzlich zu den bereits für diesen Winter gecharterten eine fünfte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) die Lieferung von Erdgas nach Deutschland aus Wilhelmshaven ermöglichen. Excelerate, der Eigentümer des Schiffes, werde die FSRU dem Konsortium aus den Unternehmen TES/Eon/Engie bereitstellen und es technisch betreiben sowie weitere erforderliche Dienstleistungen erbringen.

Aufgrund des Ukrainekrieges kommt Erdgas nicht mehr in gewohnter Menge aus Russland per Pipeline nach Deutschland, daher müssen Alternativen installiert werden. Bis 2021 waren rund 50 Mrd. m³ jährlich aus Russland geliefert worden, weitere 40 Mrd. m³ aus den Niederlanden, Belgien und Norwegen. Für den kommenden Winter kündigte Habeck auch neu vereinbarte Gaslieferungen per Pipeline aus Frankreich und von LNG-Terminals in den Niederlanden an.

LNG kann ein Drittel des deutschen Gasbedarfs bis 2024 decken

Die Bundesregierung hatte bereits im Frühjahr vier schwimmende Flüssigerdgasterminals mit einer Kapazität von je mindestens 5 Mrd. m³ pro Jahr gechartert. Sie sollen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel Ende dieses Jahres, in Stade und Lubmin ab nächstem Jahr in Betrieb gehen können. Dafür werden aktuell mit Hochdruck die Leitungsanbindungen ans Gasnetz errichtet.

„Das heißt, wenn die Baufortschritte zügig vorangehen, werden wir schon im nächsten Jahr eine bessere Situation haben“, hofft Habeck. In Lubmin soll bis Ende 2022 ein weiteres schwimmendes LNG-Terminal durch ein privates Konsortium entstehen mit weiteren 4,5 Mrd. m³ Kapazität pro Jahr. Auch in Rostock gibt es Planungen eines privaten Konsortiums.

 
v.li. Gabriël Clemens (CEO Eon Green Gas), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Marco Alverà (CEO TES) und Manfred Schmitz (CEO Engie) bei der Vorstellung des 5. LNG-Terminals am 1. September 2022.
Quelle: BMWK

Keine Lock-in-Effekte für fossile Gasinfrastruktur

„Alle Projekte, die wir aufbauen, sind Wasserstoff-ready“, versprach der Minister. Auch in Brunsbüttel und Stade sei geplant, die FSRU nur so lange zu betreiben, bis die an diesen Standorten geplanten landseitigen Terminals in Betrieb gehen. Aktuell ist geplant, dass dies im Jahr 2026 der Fall sein wird. Die zusätzliche FSRU sei für fünf Jahre gechartert, werde aber nur so lange am Standort Wilhelmshaven betrieben, bis das Wasserstoff-Terminal für grünes Gas in Betrieb geht.

TES wolle parallel eine Anlandung von grünem Wasserstoff am Terminal in Wilhelmshaven aufbauen. Der Import grünen Wasserstoffs solle bereits während der ersten zwölf Monate des Betriebs des FSRU nahtlos integriert werden, sagte CEO Marco Alvera. Das Wasserstoff-Terminal für grünes Gas solle laut den Planungen von TES voraussichtlich im Jahr 2025 in Betrieb gehen, sagte Alvera.

Sein Unternehmen plane, 50.000 Tonnen Wasserstoff perspektivisch zu liefern, der Preis pro Tonne solle um 40 Euro liegen, kündigte Alvera an. Perspektivisch würden für grünen Wasserstoff 200.000 MW Strom und Elektrolyseure mit 100.00 MW Leistung benötigt, diese sollten auch in anderen Ländern mit günstigen Stromproduktionskosten errichtet werden, sagte Alvera.

Hintergrund LNG und Wasserstoff

Flüssiggas (LNG) kann per Schiff um die ganze Welt transportiert werden. Dafür wird Erdgas auf minus 162 Grad gekühlt, wodurch es flüssig wird und weniger Platz braucht. Beim Anlanden muss es erwärmt werden, damit es wieder als Gas in die Netze gespeist werden kann. Hauptquelle für Deutschland werden in absehbarer Zeit Lieferungen aus den USA sein, weil dort aktuell die größten Kapazitäten für LNG bestehen, sagt die Gasbranche.

Erdgas ist ebenfalls eine fossile Energiequelle und muss aus Klimaschutzgründen nach und nach abgelöst werden. Wasserstoff gilt als klimafreundliche Alternative, mit der besonders große Gasverbraucher wie die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie ihre Treibhausgasemissionen senken können.

Donnerstag, 1.09.2022, 15:58 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Bundesregierung chartert 5. schwimmendes LNG-Terminal
Quelle: Shutterstock / aerial motion
Gas
Bundesregierung chartert 5. schwimmendes LNG-Terminal
Für die Heizsaison 2023-24 soll Deutschland ein zusätzliches schwimmendes LNG-Terminal (FSRU) bekommen. Das kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am 1. September 2022 an.
Gemeinsam mit den Vorstandschefs der Unternehmen Tree Energy Solutions (TES), Eon Green Gas und Engie kündigte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mehr Kapazitäten für Flüssigerdgas an. Ab dem Winter 2023-24 werde zusätzlich zu den bereits für diesen Winter gecharterten eine fünfte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) die Lieferung von Erdgas nach Deutschland aus Wilhelmshaven ermöglichen. Excelerate, der Eigentümer des Schiffes, werde die FSRU dem Konsortium aus den Unternehmen TES/Eon/Engie bereitstellen und es technisch betreiben sowie weitere erforderliche Dienstleistungen erbringen.

Aufgrund des Ukrainekrieges kommt Erdgas nicht mehr in gewohnter Menge aus Russland per Pipeline nach Deutschland, daher müssen Alternativen installiert werden. Bis 2021 waren rund 50 Mrd. m³ jährlich aus Russland geliefert worden, weitere 40 Mrd. m³ aus den Niederlanden, Belgien und Norwegen. Für den kommenden Winter kündigte Habeck auch neu vereinbarte Gaslieferungen per Pipeline aus Frankreich und von LNG-Terminals in den Niederlanden an.

LNG kann ein Drittel des deutschen Gasbedarfs bis 2024 decken

Die Bundesregierung hatte bereits im Frühjahr vier schwimmende Flüssigerdgasterminals mit einer Kapazität von je mindestens 5 Mrd. m³ pro Jahr gechartert. Sie sollen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel Ende dieses Jahres, in Stade und Lubmin ab nächstem Jahr in Betrieb gehen können. Dafür werden aktuell mit Hochdruck die Leitungsanbindungen ans Gasnetz errichtet.

„Das heißt, wenn die Baufortschritte zügig vorangehen, werden wir schon im nächsten Jahr eine bessere Situation haben“, hofft Habeck. In Lubmin soll bis Ende 2022 ein weiteres schwimmendes LNG-Terminal durch ein privates Konsortium entstehen mit weiteren 4,5 Mrd. m³ Kapazität pro Jahr. Auch in Rostock gibt es Planungen eines privaten Konsortiums.

 
v.li. Gabriël Clemens (CEO Eon Green Gas), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Marco Alverà (CEO TES) und Manfred Schmitz (CEO Engie) bei der Vorstellung des 5. LNG-Terminals am 1. September 2022.
Quelle: BMWK

Keine Lock-in-Effekte für fossile Gasinfrastruktur

„Alle Projekte, die wir aufbauen, sind Wasserstoff-ready“, versprach der Minister. Auch in Brunsbüttel und Stade sei geplant, die FSRU nur so lange zu betreiben, bis die an diesen Standorten geplanten landseitigen Terminals in Betrieb gehen. Aktuell ist geplant, dass dies im Jahr 2026 der Fall sein wird. Die zusätzliche FSRU sei für fünf Jahre gechartert, werde aber nur so lange am Standort Wilhelmshaven betrieben, bis das Wasserstoff-Terminal für grünes Gas in Betrieb geht.

TES wolle parallel eine Anlandung von grünem Wasserstoff am Terminal in Wilhelmshaven aufbauen. Der Import grünen Wasserstoffs solle bereits während der ersten zwölf Monate des Betriebs des FSRU nahtlos integriert werden, sagte CEO Marco Alvera. Das Wasserstoff-Terminal für grünes Gas solle laut den Planungen von TES voraussichtlich im Jahr 2025 in Betrieb gehen, sagte Alvera.

Sein Unternehmen plane, 50.000 Tonnen Wasserstoff perspektivisch zu liefern, der Preis pro Tonne solle um 40 Euro liegen, kündigte Alvera an. Perspektivisch würden für grünen Wasserstoff 200.000 MW Strom und Elektrolyseure mit 100.00 MW Leistung benötigt, diese sollten auch in anderen Ländern mit günstigen Stromproduktionskosten errichtet werden, sagte Alvera.

Hintergrund LNG und Wasserstoff

Flüssiggas (LNG) kann per Schiff um die ganze Welt transportiert werden. Dafür wird Erdgas auf minus 162 Grad gekühlt, wodurch es flüssig wird und weniger Platz braucht. Beim Anlanden muss es erwärmt werden, damit es wieder als Gas in die Netze gespeist werden kann. Hauptquelle für Deutschland werden in absehbarer Zeit Lieferungen aus den USA sein, weil dort aktuell die größten Kapazitäten für LNG bestehen, sagt die Gasbranche.

Erdgas ist ebenfalls eine fossile Energiequelle und muss aus Klimaschutzgründen nach und nach abgelöst werden. Wasserstoff gilt als klimafreundliche Alternative, mit der besonders große Gasverbraucher wie die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie ihre Treibhausgasemissionen senken können.

Donnerstag, 1.09.2022, 15:58 Uhr
Susanne Harmsen

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