E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Biomasse - Bundesministerien legen Nationale Biomassestrategie vor
Quelle: Fotolia / Wolfgang Jargstorff
Biomasse

Bundesministerien legen Nationale Biomassestrategie vor

Drei Bundesministerien haben am 6. Oktober Eckpunkte vorgelegt, die in Deutschland eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung sicherstellen sollen.
Die vorgelegte Biomassestrategie soll konsequent Klima-, Umwelt- und Biodiversitäts-Ziele umsetzen und eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Wald-, Land- und Abfallwirtschaft ermöglichen. Die Eckpunkte legten das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK), das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und das Bundesumweltministerium (BMUV) gemeinsam vor.

Das nachhaltig verfügbare Biomassepotenzial, der Erhalt natürlicher Ökosysteme und das Food-First-Prinzip (Vorrang der Ernährungssicherheit) bildeten dabei den Handlungsrahmen, so die Ministerien. Auf Basis der Eckpunkte soll nun die Biomassestrategie im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeitet und im kommenden Jahr verabschiedet werden. Fragen der kurzfristigen Rolle der Bioenergie im Kontext der Energieversorgungssicherheit stünden nicht im Fokus der Strategie.

Ökologische Grenzen einhalten

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erläuterte, dass Biomasse wie Holz, Energiepflanzen oder organische Abfälle eine sehr gefragte und auch heimische Ressource sei. „Auch wenn sie natürlichen Ursprungs ist und ein erneuerbarer Rohstoff ist: ihr Einsatz ist nicht per se klima- und umweltfreundlich“, schränkte Habeck ein. Biomasse sei auch nur begrenzt verfügbar, daher brauche Deutschland Regeln für einen nachhaltigen Umgang mit ihr. „Die dafür nötigen Leitplanken schaffen wir mit der Biomassestrategie“, sagte der Minister.

Biomasse solle zukünftig nur noch in nachhaltig verfügbaren Mengen und gezielter für den Klimaschutz und die Transformation der Wirtschaft in Richtung Treibhausgasneutralität eingesetzt werden. „Damit schaffen wir langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen, auch in ländlichen Räumen – immer im Einklang mit dem Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, sagte Habeck.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unterstrich: „In diesen Zeiten der weitreichenden Folgen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine für die weltweite Ernährungssicherheit und zunehmender Konkurrenz um knappe Rohstoffe ist eine verantwortungsvolle und vorausschauende Nutzung unserer natürlichen Ressourcen wichtiger denn je.“

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) unterstrich die Notwendigkeit, ökologische Grenzen einzuhalten. „Um einen messbaren und nachhaltigen Beitrag zu Klima- und Biodiversitätsschutz zu leisten, muss genau abgewogen werden, wofür die knapp bemessene Ressource Biomasse verwendet werden soll“, sagte sie. Hochwertige Stoffe müssten als Kaskade nachhaltig genutzt werden, im Fall von Holz für die Herstellung von Baustoffen oder Möbeln und erst am Ende der Nutzung energetisch.

Biogasbranche möchte wachsen

Die deutsche Biogasbranche beklagte gleichzeitig das nur langsame Wachstum. So geht der Fachverband Biogas für 2022 von einem Anstieg um nur 109 auf bundesweit 9879 Anlagen aus. Das sei angesichts der Krise der fossilen Brennstoffe und ihrer hohen Preise zu wenig. Auch die Stromerzeugung aus Biogas werde nur minimal auf 33,6 Mrd. kWh zulegen, von33,5 Mrd. kWh im Vorjahr. Dafür werde Wärme aus Biogas besser genutzt, teilte der Verband mit. Hier werden in diesem Jahr 2 Mrd. kWh mehr als im Vorjahr erwartet, insgesamt 17,4 Mrd. kWh.

Verbandspräsident Horst Seide sagte: „Die aktuellen Zahlen zeigen die massive
Verunsicherung in der Branche, da die komplett aus dem Ruder laufenden rechtlichen Vorgaben und die politischen Unsicherheiten die Investitionsbereitschaft deutlich dämpfen.“ Um die Potenziale von Biogas dauerhaft zu heben, brauche es „ein klares Bekenntnis der Politik und verlässliche Perspektiven, die über das Jahr 2024 hinaus gehen“, forderte Seide. Wenn Rest- und Abfallstoffe komplett genutzt würden, könne man die aktuelle Erzeugung verdoppeln, ohne zusätzliche Anbauflächen zu benötigen, sagte er. Wichtigster Ausgangsstoff für Biogas in Deutschland ist aktuell Maissilage. Aktuell nehme allerdings insbesondere die Zahl von gülleverarbeitenden Anlagen zu.

Zustimmung und Kritik von Umweltschützern

Johann Rathke, Koordinator für Agrar- und Landnutzungspolitik beim WWF Deutschland begrüßte die Vorlage der Eckpunkte. Sie kämen jedoch viel zu spät für diesen Winter und die aktuellen Fragen um den Umgang mit Holz und anderer Biomasse als Energieträger. „Die Eckpunkte der Strategie gehen in die richtige Richtung, insbesondere bei der Nutzungshierarchie: Ernährung und die stoffliche Nutzung müssen vor der energetischen Nutzung stehen“, sagte Rathke.

Nicht hinreichend beachtet bliebe, dass Biomasse ein elementarer Bestandteil unserer Ökosysteme ist, kritisierte er zugleich. So sei der ökologische Wert des Waldes für den Arten-, Ressourcen- und Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt. „Die Holznutzung muss an die Leistungsfähigkeit des Waldes angepasst werden", forderte der Umweltschützer.
 
Die Eckpunkte zur Biomassestrategie stehen im Internet bereit.

Donnerstag, 6.10.2022, 15:30 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Biomasse - Bundesministerien legen Nationale Biomassestrategie vor
Quelle: Fotolia / Wolfgang Jargstorff
Biomasse
Bundesministerien legen Nationale Biomassestrategie vor
Drei Bundesministerien haben am 6. Oktober Eckpunkte vorgelegt, die in Deutschland eine nachhaltige Biomasseerzeugung und -nutzung sicherstellen sollen.
Die vorgelegte Biomassestrategie soll konsequent Klima-, Umwelt- und Biodiversitäts-Ziele umsetzen und eine nachhaltige Nutzung von Biomasse aus der Wald-, Land- und Abfallwirtschaft ermöglichen. Die Eckpunkte legten das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium (BMWK), das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und das Bundesumweltministerium (BMUV) gemeinsam vor.

Das nachhaltig verfügbare Biomassepotenzial, der Erhalt natürlicher Ökosysteme und das Food-First-Prinzip (Vorrang der Ernährungssicherheit) bildeten dabei den Handlungsrahmen, so die Ministerien. Auf Basis der Eckpunkte soll nun die Biomassestrategie im Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeitet und im kommenden Jahr verabschiedet werden. Fragen der kurzfristigen Rolle der Bioenergie im Kontext der Energieversorgungssicherheit stünden nicht im Fokus der Strategie.

Ökologische Grenzen einhalten

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erläuterte, dass Biomasse wie Holz, Energiepflanzen oder organische Abfälle eine sehr gefragte und auch heimische Ressource sei. „Auch wenn sie natürlichen Ursprungs ist und ein erneuerbarer Rohstoff ist: ihr Einsatz ist nicht per se klima- und umweltfreundlich“, schränkte Habeck ein. Biomasse sei auch nur begrenzt verfügbar, daher brauche Deutschland Regeln für einen nachhaltigen Umgang mit ihr. „Die dafür nötigen Leitplanken schaffen wir mit der Biomassestrategie“, sagte der Minister.

Biomasse solle zukünftig nur noch in nachhaltig verfügbaren Mengen und gezielter für den Klimaschutz und die Transformation der Wirtschaft in Richtung Treibhausgasneutralität eingesetzt werden. „Damit schaffen wir langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen, auch in ländlichen Räumen – immer im Einklang mit dem Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, sagte Habeck.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unterstrich: „In diesen Zeiten der weitreichenden Folgen des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine für die weltweite Ernährungssicherheit und zunehmender Konkurrenz um knappe Rohstoffe ist eine verantwortungsvolle und vorausschauende Nutzung unserer natürlichen Ressourcen wichtiger denn je.“

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) unterstrich die Notwendigkeit, ökologische Grenzen einzuhalten. „Um einen messbaren und nachhaltigen Beitrag zu Klima- und Biodiversitätsschutz zu leisten, muss genau abgewogen werden, wofür die knapp bemessene Ressource Biomasse verwendet werden soll“, sagte sie. Hochwertige Stoffe müssten als Kaskade nachhaltig genutzt werden, im Fall von Holz für die Herstellung von Baustoffen oder Möbeln und erst am Ende der Nutzung energetisch.

Biogasbranche möchte wachsen

Die deutsche Biogasbranche beklagte gleichzeitig das nur langsame Wachstum. So geht der Fachverband Biogas für 2022 von einem Anstieg um nur 109 auf bundesweit 9879 Anlagen aus. Das sei angesichts der Krise der fossilen Brennstoffe und ihrer hohen Preise zu wenig. Auch die Stromerzeugung aus Biogas werde nur minimal auf 33,6 Mrd. kWh zulegen, von33,5 Mrd. kWh im Vorjahr. Dafür werde Wärme aus Biogas besser genutzt, teilte der Verband mit. Hier werden in diesem Jahr 2 Mrd. kWh mehr als im Vorjahr erwartet, insgesamt 17,4 Mrd. kWh.

Verbandspräsident Horst Seide sagte: „Die aktuellen Zahlen zeigen die massive
Verunsicherung in der Branche, da die komplett aus dem Ruder laufenden rechtlichen Vorgaben und die politischen Unsicherheiten die Investitionsbereitschaft deutlich dämpfen.“ Um die Potenziale von Biogas dauerhaft zu heben, brauche es „ein klares Bekenntnis der Politik und verlässliche Perspektiven, die über das Jahr 2024 hinaus gehen“, forderte Seide. Wenn Rest- und Abfallstoffe komplett genutzt würden, könne man die aktuelle Erzeugung verdoppeln, ohne zusätzliche Anbauflächen zu benötigen, sagte er. Wichtigster Ausgangsstoff für Biogas in Deutschland ist aktuell Maissilage. Aktuell nehme allerdings insbesondere die Zahl von gülleverarbeitenden Anlagen zu.

Zustimmung und Kritik von Umweltschützern

Johann Rathke, Koordinator für Agrar- und Landnutzungspolitik beim WWF Deutschland begrüßte die Vorlage der Eckpunkte. Sie kämen jedoch viel zu spät für diesen Winter und die aktuellen Fragen um den Umgang mit Holz und anderer Biomasse als Energieträger. „Die Eckpunkte der Strategie gehen in die richtige Richtung, insbesondere bei der Nutzungshierarchie: Ernährung und die stoffliche Nutzung müssen vor der energetischen Nutzung stehen“, sagte Rathke.

Nicht hinreichend beachtet bliebe, dass Biomasse ein elementarer Bestandteil unserer Ökosysteme ist, kritisierte er zugleich. So sei der ökologische Wert des Waldes für den Arten-, Ressourcen- und Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt. „Die Holznutzung muss an die Leistungsfähigkeit des Waldes angepasst werden", forderte der Umweltschützer.
 
Die Eckpunkte zur Biomassestrategie stehen im Internet bereit.

Donnerstag, 6.10.2022, 15:30 Uhr
Susanne Harmsen

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.