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Energie & Management > Kernkraft - Bund Naturschutz warnt vor Streckbetrieb
Auch das GKN II in Neckarwestheim (Baden-Württemberg) soll bis April am Netz bleiben. Quelle: EnBW
Kernkraft

Bund Naturschutz warnt vor Streckbetrieb

Der BUND kritisiert die Entscheidung, die drei verbliebenen Kernkraftwerke länger laufen zu lassen, aufs Schärfste.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält nichts vom Streckbetrieb der Kernkraftwerke. Dieser sei reine Symbolpolitik. „Weder zur Versorgungssicherheit noch zur Stromnetzstabilität in Deutschland trägt er signifikant bei und steht in keinem Verhältnis zu den Risiken. Statt in diesen Tagen das Aus der Atomkraft in Deutschland zu feiern, stellt der Staat einmal mehr Unsummen für diese Hochrisikotechnologie bereit“, sagte BUND-Vorsitzender Olaf Bandt.

Nach einem Beschluss der Bundesregierung bleiben die drei verbliebenen Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland noch bis April 2023 am Netz. Ursprünglich sollten die drei verbliebenen Atomkraftwerke am 31. Dezember vom Netz gehen. Wegen der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges wurde ihre Laufzeit verlängert. Für den BUND ist die Entscheidung riskant. Er weist darauf hin, dass es für den Streckbetrieb keinerlei Erfahrungen gibt und die Meiler dafür extra gewartet werden müssen.

So ist Isar 2 nach Reparatur und Wartung der Druckhaltervorsteuerventile Ende Oktober wieder am Netz. Die Arbeiten waren nach Angabe des Betreibers Preussen Elektra erforderlich, um die Anlage weiter sicher betreiben zu können. Das baden-württembergische Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN II) bei Heilbronn wird – wie berichtet − zum Jahresende heruntergefahren. Dann will EnBW die Brennstäbe im Reaktorkern neu sortieren und auch noch einige im Lager befindliche teilverbrauchte einwechseln. Auch im AKW Emsland werden die Brennelemente neu angeordnet. Dort soll dies Mitte Januar geschehen.

Erneutes Hochfahren störanfälligste Phase

Der ehemalige Bereichsleiter für die Sicherheit kerntechnischer Anlage im Bundesumweltministerium, Dieter Majer, warnt insbesondere vor einem erneuten Hochfahren der Reaktoren: „Das Hochfahren eines Reaktors ist die störanfälligste Phase in einem Atomkraftwerk. Für das Anfahren während des Streckbetriebes gibt es so gut wie keine Erfahrungen.“ Zu diesen Risiken kämen noch allgemeine Risiken eines Reaktorbetriebs hinzu. „So ist beispielsweise die Menge der radioaktiven Spaltprodukte während des Streckbetriebs besonders hoch. Bei einer Störung muss daher mit der Freisetzung besonders hoher Mengen von radioaktiven Stoffen gerechnet werden“.

Wie die Bundesregierung hat sich auch die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, für eine weitere Laufzeitverlängerung der verbleibenden deutschen Atomkraftwerke ausgesprochen (wir berichteten). Aus ökonomischer Sicht wäre es sinnvoll, jetzt neue Brennstäbe zu bestellen. Der Bund solle dringend prüfen, die drei Atomkraftwerke „zwei oder drei Jahre“ länger laufen zu lassen. Zur Begründung verwies die Ökonomin darauf, dass die Strompreise so hoch seien, weil das Angebot knapp sei und deshalb häufig die besonders teuren Gaskraftwerke zum Einsatz kämen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte allerdings bereits Forderungen aus der FDP nach einem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in Deutschland über Mitte April jüngst eine Absage erteilt. Aus seiner Sicht hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) „abschließend“ entschieden, dass die Atomkraftwerke noch in diesem Winter genutzt werden und nicht darüber hinaus.

Donnerstag, 29.12.2022, 11:10 Uhr
Heidi Roider
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Auch das GKN II in Neckarwestheim (Baden-Württemberg) soll bis April am Netz bleiben. Quelle: EnBW
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Bund Naturschutz warnt vor Streckbetrieb
Der BUND kritisiert die Entscheidung, die drei verbliebenen Kernkraftwerke länger laufen zu lassen, aufs Schärfste.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält nichts vom Streckbetrieb der Kernkraftwerke. Dieser sei reine Symbolpolitik. „Weder zur Versorgungssicherheit noch zur Stromnetzstabilität in Deutschland trägt er signifikant bei und steht in keinem Verhältnis zu den Risiken. Statt in diesen Tagen das Aus der Atomkraft in Deutschland zu feiern, stellt der Staat einmal mehr Unsummen für diese Hochrisikotechnologie bereit“, sagte BUND-Vorsitzender Olaf Bandt.

Nach einem Beschluss der Bundesregierung bleiben die drei verbliebenen Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland noch bis April 2023 am Netz. Ursprünglich sollten die drei verbliebenen Atomkraftwerke am 31. Dezember vom Netz gehen. Wegen der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges wurde ihre Laufzeit verlängert. Für den BUND ist die Entscheidung riskant. Er weist darauf hin, dass es für den Streckbetrieb keinerlei Erfahrungen gibt und die Meiler dafür extra gewartet werden müssen.

So ist Isar 2 nach Reparatur und Wartung der Druckhaltervorsteuerventile Ende Oktober wieder am Netz. Die Arbeiten waren nach Angabe des Betreibers Preussen Elektra erforderlich, um die Anlage weiter sicher betreiben zu können. Das baden-württembergische Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN II) bei Heilbronn wird – wie berichtet − zum Jahresende heruntergefahren. Dann will EnBW die Brennstäbe im Reaktorkern neu sortieren und auch noch einige im Lager befindliche teilverbrauchte einwechseln. Auch im AKW Emsland werden die Brennelemente neu angeordnet. Dort soll dies Mitte Januar geschehen.

Erneutes Hochfahren störanfälligste Phase

Der ehemalige Bereichsleiter für die Sicherheit kerntechnischer Anlage im Bundesumweltministerium, Dieter Majer, warnt insbesondere vor einem erneuten Hochfahren der Reaktoren: „Das Hochfahren eines Reaktors ist die störanfälligste Phase in einem Atomkraftwerk. Für das Anfahren während des Streckbetriebes gibt es so gut wie keine Erfahrungen.“ Zu diesen Risiken kämen noch allgemeine Risiken eines Reaktorbetriebs hinzu. „So ist beispielsweise die Menge der radioaktiven Spaltprodukte während des Streckbetriebs besonders hoch. Bei einer Störung muss daher mit der Freisetzung besonders hoher Mengen von radioaktiven Stoffen gerechnet werden“.

Wie die Bundesregierung hat sich auch die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, für eine weitere Laufzeitverlängerung der verbleibenden deutschen Atomkraftwerke ausgesprochen (wir berichteten). Aus ökonomischer Sicht wäre es sinnvoll, jetzt neue Brennstäbe zu bestellen. Der Bund solle dringend prüfen, die drei Atomkraftwerke „zwei oder drei Jahre“ länger laufen zu lassen. Zur Begründung verwies die Ökonomin darauf, dass die Strompreise so hoch seien, weil das Angebot knapp sei und deshalb häufig die besonders teuren Gaskraftwerke zum Einsatz kämen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte allerdings bereits Forderungen aus der FDP nach einem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in Deutschland über Mitte April jüngst eine Absage erteilt. Aus seiner Sicht hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) „abschließend“ entschieden, dass die Atomkraftwerke noch in diesem Winter genutzt werden und nicht darüber hinaus.

Donnerstag, 29.12.2022, 11:10 Uhr
Heidi Roider

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