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Die Abscheidung und Speicherung von CO2 als Klimaschutzmaßnahme ist umstritten: Die Bundesregierung fördert die Technik bis Mitte des Jahrzehnts mit über einer halben Milliarde Euro.
Die Bundesregierung hat mit dem Klimaschutzprogramm 2030 auch das Förderprogramm "CO2-Vermeidung und -Nutzung in Grundstoffindustrien" angekündigt, mit dem die Entwicklung von Technologien zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) unterstützt werden soll.
Dem Förderprogramm stehen bis 2025 circa 585 Mio. Euro zur Verfügung, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (
Bundestagsdrucksache 19/30724) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Der Entwurf der Förderrichtlinie werde derzeit von der EU-Kommission geprüft. Das Programm zielt auf die "Anpassung und Skalierung von CO2-Abscheidemethoden in industriellen Anlagen, die Modellierung und gegebenenfalls Entwicklung von regionalen und europäischen CO2-Netzwerken, die europäische Zusammenarbeit zur Speicherung von CO2 im tiefen Untergrund unterhalb der Nordsee sowie auf einen Dialogprozess mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Verbänden, Unternehmen und Wissenschaft ab", heißt es in der Antwort der Bundesregierung.
Unter CCS wird eine ganze Reihe von Technologien zusammengefasst. Als vielversprechendste Methode gilt jedoch die Abscheidung von CO2 aus der Luft (Direct Air Capture DAC), die Verflüssigung des Kohlendioxids und dessen unterirdische oder unterseeische Speicherung in Kavernen und Sedimenten. Wissenschaftler der RWTH Aachen und der ETH Zürich haben kürzlich anhand der ersten kommerziellen DAC-Anlagen in Hinwil (Schweiz) und Hellisheioi (Island) gezeigt, dass mit DAC hohe Effizienzen von bis zu 93 % für die Kohlenstoffabscheidung erreicht werden können − sofern beim Betrieb der Anlagen erneuerbare Energien dominieren.
Der Beitrag, den die CCS-Technologie zu den CO2-Minderungszielen leisten soll, sei zwar nicht quantifiziert. Die EU-Kommission sehe CCS jedoch als wichtige Technologie für negative Emissionen an und gehe für 2050 davon aus, dass sie eine relevante Rolle zur Minderung und Kompensation von Restemissionen spielen werde, so die Bundesregierung weiter.
Allerdings liefert die Antwort der Bundesregierung durchaus einige interessante Zahlen zu dem Thema: So sei nach derzeitigen Annahmen zur Erreichung von Netto-Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 eine Minderung der menschlich veranlassten Freisetzung von Treibhausgasen um mindestens 97 % gegenüber dem Basisjahr 1990 anzustreben. Damit verblieben 2045 rund 37,5 Mio. Tonnen CO2 Restemissionen pro Jahr, die durch Senken wie etwa CCS auszugleichen wären.
Das CO2-Speicherpotenzial in Deutschland in erschöpften Erdgaslagerstätten und Aquiferstrukturen wird mit 2,75 Mrd. Tonnen CO2 respektive 6,3 bis 12,8 Mrd. Tonnen CO2 angegeben. 1,9 bis 4,5 Mrd. Tonnen davon würden im deutschen Nordseesektor liegen.
Die hohe Fördersumme, die nun bis Mitte des Jahrzehnts bereitgestellt werden soll, steht im starken Kontrast zur aktuellen Förderpolitik in diesem Sektor. Laut Antwort der Bundesregierung wurden seit 2017 im Rahmen der internationalen Initiative ACE (Accelerating CCS Technologies) insgesamt 24 Vorhaben in zehn Verbünden mit einer Gesamtzuwendung in Höhe von 13,7 Mio. Euro gefördert.
Dienstag, 6.07.2021, 14:41 Uhr
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