E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Kohlekraftwerk - Bürgerdialog soll Weg für Klärschlammverbrennung ebnen
Auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Walheim soll eine Anlage zur Klärschlammverbrennung entstehen, Quelle: EnBW
Kohlekraftwerk

Bürgerdialog soll Weg für Klärschlammverbrennung ebnen

EnBW will im Kraftwerk Walheim im Kreis Ludwigsburg Klärschlamm verbrennen. In der Kommunalpolitik gibt es Widerstand. Jetzt sucht der Konzern erneut den Dialog mit den Bürgern.
Im Sommer vergangenen Jahres hat EnBW der Öffentlichkeit die Pläne vorgestellt, auf dem Gelände des baden-württembergischen Kohlekraftwerks Walheim, südlich von Heilbronn, eine Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm zu errichten. Kommunalpolitiker und eine Bürgerinitiative stellten sich aber schon bald quer. Im Herbst eskalierte die Situation: Der Gemeinderat fuhr das ganz schwere Geschütz auf und erließ für das Kraftwerksgelände eine Veränderungssperre. Diese würde nicht nur bedeuten, dass keine Klärschlammverwertung gebaut werden darf, sondern dass auf dem Gelände gar nichts mehr möglich ist.

Warum man sich das nicht gefallen lassen wollte, erläuterte damals Andreas Pick, der bei EnBW für das Projekt zuständig ist: "Die Veränderungssperre würde jegliche Planungen des Unternehmens für den eigenen Standort auf Jahre hinaus blockieren. Das greift nicht nur in den Betrieb unserer Anlagen, sondern auch in unser Eigentum ein." Es könnte "nicht einmal mehr ein Transformator installiert werden, wenn dies zur Sicherung der regionalen Stromversorgung nötig wäre".

Folglich hat EnBW beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg ein Normenkontrollverfahren beantragt, in dem die Rechtmäßigkeit des Ratsbeschlusses überprüft wird. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

EnBW schließt Geruchsbelästigung aus

Da gegenüber der lokalen Politik und der Bürgerinitiative die Fronten verhärtet sind, wendet sich das Energieunternehmen jetzt mit Informations- und Dialogangeboten wieder direkt an die Bürgerinnen und Bürger. "Wir wollen die interessierte Öffentlichkeit offen, transparent und verständlich über unser geplantes Klärschlammheizkraftwerk informieren. Das ist uns wichtig, denn dieses Projekt ist ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende in Baden-Württemberg", erklärte aktuell Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung EnBW. Mit digitalen und analogen Dialogangeboten werde man ab sofort den Menschen vor Ort Rede und Antwort stehen.

"Es geht uns auch darum, hitzige Diskussionen zu versachlichen, Fehlinformationen entgegenzutreten und den Blick Richtung Zukunft zu schärfen. Wir wollen weiterhin ein guter Nachbar in Walheim sein", so Class. Auch den Dialog mit den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten halte man "unverändert für essenziell". Das gemeinsame Interesse müsse aber eine faire, konstruktive Debatte auf Grundlage von Fakten sein und kein Schlagabtausch, bei dem lediglich bekannte Meinungen wiederholt werden, sagte Class.

Mit der Informationskampagne will EnBW die in der Vergangenheit von Projektgegnern angeführten Aussagen gegen die Anlage entkräften. Hier war vor allem ins Feld geführt worden, sie stinke. Konzernsprecherin Angela Brötel schließt das gegenüber der Redaktion kategorisch aus: In der Anlieferhalle werde Unterdruck hergestellt, sodass keine Gerüche nach außen dringen können. Die Technik sei auch im Restmüllheizkraftwerk Stuttgart Münster erfolgreich im Einsatz.

Die EnBW-Pläne in Walheim stehen im Zusammenhang mit dem Ersatz des Kohlekraftwerks Heilbronn, wo bisher Klärschlamm verbrannt wird, durch ein Gaskraftwerk. Die neue Konzeption ermöglicht keine Klärschlammverwertung mehr. Auch weist das Unternehmen darauf hin, dass man mit dem Projekt in Walheim auch die Kommunen unterstütze, die für die Entsorgung und das spätere Phosphor-Recycling verantwortlich sind. Im Umkreis von 100 Kilometern um Walheim fallen nach EnBW-Angaben rund 280.000 Tonnen Klärschlamm an. 50.000 könnten in Walheim verarbeitet werden. Für ganz Baden-Württemberg seien drei bis sechs Anlagen erforderlich.

Die bei der Verbrennung in Walheim frei werdende Energie soll unter anderem umliegenden Gemeinden für die Nahwärmeversorgung angeboten werden. Es handelt sich um grüne Energie, wie der Energiekonzern betont. Daher sei die Umgestaltung auf dem Kraftwerksgelände ein nachhaltiges Zukunftsprojekt mit Vorbildcharakter.

Für Fragen zum geplanten Klärschlammheizkraftwerk hat EnBW die Telefonnummer 07143-378 55957 geschaltet. Daneben steht die Mailadresse walheim@enbw.com zur Verfügung. Außerdem soll es für Interessierte Kraftwerksführungen geben.

Mittwoch, 9.03.2022, 15:24 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Kohlekraftwerk - Bürgerdialog soll Weg für Klärschlammverbrennung ebnen
Auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Walheim soll eine Anlage zur Klärschlammverbrennung entstehen, Quelle: EnBW
Kohlekraftwerk
Bürgerdialog soll Weg für Klärschlammverbrennung ebnen
EnBW will im Kraftwerk Walheim im Kreis Ludwigsburg Klärschlamm verbrennen. In der Kommunalpolitik gibt es Widerstand. Jetzt sucht der Konzern erneut den Dialog mit den Bürgern.
Im Sommer vergangenen Jahres hat EnBW der Öffentlichkeit die Pläne vorgestellt, auf dem Gelände des baden-württembergischen Kohlekraftwerks Walheim, südlich von Heilbronn, eine Anlage zur Verbrennung von Klärschlamm zu errichten. Kommunalpolitiker und eine Bürgerinitiative stellten sich aber schon bald quer. Im Herbst eskalierte die Situation: Der Gemeinderat fuhr das ganz schwere Geschütz auf und erließ für das Kraftwerksgelände eine Veränderungssperre. Diese würde nicht nur bedeuten, dass keine Klärschlammverwertung gebaut werden darf, sondern dass auf dem Gelände gar nichts mehr möglich ist.

Warum man sich das nicht gefallen lassen wollte, erläuterte damals Andreas Pick, der bei EnBW für das Projekt zuständig ist: "Die Veränderungssperre würde jegliche Planungen des Unternehmens für den eigenen Standort auf Jahre hinaus blockieren. Das greift nicht nur in den Betrieb unserer Anlagen, sondern auch in unser Eigentum ein." Es könnte "nicht einmal mehr ein Transformator installiert werden, wenn dies zur Sicherung der regionalen Stromversorgung nötig wäre".

Folglich hat EnBW beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg ein Normenkontrollverfahren beantragt, in dem die Rechtmäßigkeit des Ratsbeschlusses überprüft wird. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.

EnBW schließt Geruchsbelästigung aus

Da gegenüber der lokalen Politik und der Bürgerinitiative die Fronten verhärtet sind, wendet sich das Energieunternehmen jetzt mit Informations- und Dialogangeboten wieder direkt an die Bürgerinnen und Bürger. "Wir wollen die interessierte Öffentlichkeit offen, transparent und verständlich über unser geplantes Klärschlammheizkraftwerk informieren. Das ist uns wichtig, denn dieses Projekt ist ein wesentlicher Beitrag zur Energiewende in Baden-Württemberg", erklärte aktuell Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung EnBW. Mit digitalen und analogen Dialogangeboten werde man ab sofort den Menschen vor Ort Rede und Antwort stehen.

"Es geht uns auch darum, hitzige Diskussionen zu versachlichen, Fehlinformationen entgegenzutreten und den Blick Richtung Zukunft zu schärfen. Wir wollen weiterhin ein guter Nachbar in Walheim sein", so Class. Auch den Dialog mit den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten halte man "unverändert für essenziell". Das gemeinsame Interesse müsse aber eine faire, konstruktive Debatte auf Grundlage von Fakten sein und kein Schlagabtausch, bei dem lediglich bekannte Meinungen wiederholt werden, sagte Class.

Mit der Informationskampagne will EnBW die in der Vergangenheit von Projektgegnern angeführten Aussagen gegen die Anlage entkräften. Hier war vor allem ins Feld geführt worden, sie stinke. Konzernsprecherin Angela Brötel schließt das gegenüber der Redaktion kategorisch aus: In der Anlieferhalle werde Unterdruck hergestellt, sodass keine Gerüche nach außen dringen können. Die Technik sei auch im Restmüllheizkraftwerk Stuttgart Münster erfolgreich im Einsatz.

Die EnBW-Pläne in Walheim stehen im Zusammenhang mit dem Ersatz des Kohlekraftwerks Heilbronn, wo bisher Klärschlamm verbrannt wird, durch ein Gaskraftwerk. Die neue Konzeption ermöglicht keine Klärschlammverwertung mehr. Auch weist das Unternehmen darauf hin, dass man mit dem Projekt in Walheim auch die Kommunen unterstütze, die für die Entsorgung und das spätere Phosphor-Recycling verantwortlich sind. Im Umkreis von 100 Kilometern um Walheim fallen nach EnBW-Angaben rund 280.000 Tonnen Klärschlamm an. 50.000 könnten in Walheim verarbeitet werden. Für ganz Baden-Württemberg seien drei bis sechs Anlagen erforderlich.

Die bei der Verbrennung in Walheim frei werdende Energie soll unter anderem umliegenden Gemeinden für die Nahwärmeversorgung angeboten werden. Es handelt sich um grüne Energie, wie der Energiekonzern betont. Daher sei die Umgestaltung auf dem Kraftwerksgelände ein nachhaltiges Zukunftsprojekt mit Vorbildcharakter.

Für Fragen zum geplanten Klärschlammheizkraftwerk hat EnBW die Telefonnummer 07143-378 55957 geschaltet. Daneben steht die Mailadresse walheim@enbw.com zur Verfügung. Außerdem soll es für Interessierte Kraftwerksführungen geben.

Mittwoch, 9.03.2022, 15:24 Uhr
Günter Drewnitzky

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.