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Energie & Management > Regenerative - Bürger und Kommunen beim Erneuerbaren-Ausbau mitnehmen
Quelle: Shutterstock / lovelyday12
Regenerative

Bürger und Kommunen beim Erneuerbaren-Ausbau mitnehmen

Die Erneuerbaren ausbauen und dabei wettbewerbsfähig bleiben: Wie das gelingen kann, sollte eine hochkarätige Diskussionsrunde klären. Auch die größten Hemmnisse waren Thema.
Den Strom aus erneuerbarer Energie bis 2030 auf 80 % verdoppeln, die Photovoltaik-Leistung von 54 auf 200 GW steigern – was muss passieren, damit das gelingt, war die Fragestellung auf dem Handelsblatt-Energie-Gipfel 2022.

Für Kerstin Andreae ist klar: Die Restriktionen, die den Ausbau behindern, müssen klar herausgearbeitet und angesprochen werden. Nicht nur Bund und Länder seien gefordert, sich zu einigen. „Auch die Kommunen müssen mitgenommen werden, eine Ebene, wo es auch oft scheitert“, erklärte die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. Auch sprach sie sich für eine Beteiligung von Städten und Gemeinden an Energiewendeprojekten aus. Den Kommunen stehe ein Ausgleich dafür zu, dass sie Erzeugungsanlagen zugunsten der Metropolen in Kauf nehmen.
 
Für "Gute Bürgerbeteiligung": Kerstin Andreae
Quelle: Handelsblatt

Ein weiterer Hemmschuh ist für Andreae das Naturschutzrecht. Hier müsse es einheitliche Länderregelungen geben. Das Thema sollte zusammen mit den Umweltverbänden geregelt werden. Die neue Regierung, so zeigte sie sich überzeugt, habe die Chance, das hinzubekommen. Als drittes großes Hindernis für das Erreichen der Klimaziele führte Andreae den Fachkräftemangel in allen Bereichen an. Vor allen bei der Gebäudesanierung werde das große Auswirkungen haben.

Ähnlich bewertete die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Situation beim Erneuerbaren-Zubau. Zur Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren könne vor allem die Digitalisierung beitragen. Dadurch lasse sich viel Zeit gewinnen, ebenso sah sie Verbesserungsmöglichkeiten bei der Reihenfolge der Abarbeitung von Vorbehalten gegen Projekte.

Als vorbildliches Beispiel führte Hans-Jürgen Brick, Vorsitzender der Amprion-Geschäftsführung, die grenzüberschreitende Gleichstromverbindung Allegro zwischen Deutschland und Belgien an, die innerhalb von vier Jahren geplant, genehmigt und gebaut wurde.

Reserve- und Blindleistung werden zum Problem

Auf die Probleme beim Netzbetrieb durch den Ausbau der regenerativen Energien angesprochen, nannte Brick unter anderem die Reserve- und Blindleistung, die bei einem Kohleausstieg 2030 verloren gehe. In dem Zusammenhang führte er die Milliardenkosten an, die heute schon durch Eingriffe in die Netze entstehen, um Engpässe zu beseitigen. Der Netzentwicklungsplan zeige allerdings, dass man den Zielen beim Um- und Ausbau näher komme

Dass man nicht am Neubau von Gaskraftwerken vorbeikomme, betonte die BDEW-Hauptgeschäftsführerin. Hier brauche es auch einen Investitionsrahmen, der den Zubau Gas ermöglicht. „Gas ist der Partner der Erneuerbaren“, erklärte sie. So könne es, wie Brick ergänzte, auch ermöglicht werden, die Gaskraftwerke an den richtigen Stellen zu bauen. Für einen dezentralen und zentralen Ausbau der Erneuerbaren plädierte Veronika Grimm. Es müsse auch immer um die Frage gehen, was man in den Regionen tun kann.

Einigkeit herrschte in der Diskussionsrunde bei dem Thema, dass die Bürger schon im Vorfeld über die anstehenden Projekte informiert werden sollten. „Sie müssen frühzeitig eingebunden werden, damit sie von der Notwendigkeit überzeugt sind“, erklärte Brick. Andreae brachte dabei das Stichwort „Gute Bürgerbeteiligung“ ein. Allerdings müsse irgendwann auch eine Entscheidung fallen. Und: Die Aushebelung von Prozessen durch massenhafte Einsprüche habe mit einer demokratischen Bürgerbeteiligung nichts zu tun.
 
Bei Windkraft "alles machen, was geht": EWE-CEO Stefan Dohler
Quelle: Handelsblatt

Nicht mit einem positiven, sondern einem Negativbeispiel führte EWE-CEO Stefan Dohler ins Thema ein. Wenn beim Repowering alte Windkraftanlagen durch neue ersetzt werden sollen, fallen die in der Regel größer aus, kleinere werden nicht mehr produziert. Es gebe Fälle, wo das ganze Genehmigungsverfahren neu durchlaufen werden muss wegen 50 Zentimetern. Er wünschte sich eine Durchgängigkeit bei der Genehmigung von Projekten – von Brüssel über Berlin, auf Länderebene sowie bei Landkreisen und Kommunen. Auch müssten die Behörden personell entsprechend ausgestattet werden.

Die Balance zwischen Naturschutz und Klimaschutz gelte es neu auszutarieren. Beim Windkraftausbau müsse man „alles machen, was geht“. Trotzdem werde man weiter auf Energieimporte angewiesen sein, zum Beispiel beim Wasserstoff.

Schließlich wartete der EWE-CEO auf Nachfrage noch mit einer internen Information auf: Seit Dezember habe man 70.000 Kunden neu in die Grundversorgung aufgenommen. Für deren Belieferung müsse sein Unternehmen jeden Monat einen zweistelligen Millionenbetrag aufwenden.

Dienstag, 18.01.2022, 14:55 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Regenerative - Bürger und Kommunen beim Erneuerbaren-Ausbau mitnehmen
Quelle: Shutterstock / lovelyday12
Regenerative
Bürger und Kommunen beim Erneuerbaren-Ausbau mitnehmen
Die Erneuerbaren ausbauen und dabei wettbewerbsfähig bleiben: Wie das gelingen kann, sollte eine hochkarätige Diskussionsrunde klären. Auch die größten Hemmnisse waren Thema.
Den Strom aus erneuerbarer Energie bis 2030 auf 80 % verdoppeln, die Photovoltaik-Leistung von 54 auf 200 GW steigern – was muss passieren, damit das gelingt, war die Fragestellung auf dem Handelsblatt-Energie-Gipfel 2022.

Für Kerstin Andreae ist klar: Die Restriktionen, die den Ausbau behindern, müssen klar herausgearbeitet und angesprochen werden. Nicht nur Bund und Länder seien gefordert, sich zu einigen. „Auch die Kommunen müssen mitgenommen werden, eine Ebene, wo es auch oft scheitert“, erklärte die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. Auch sprach sie sich für eine Beteiligung von Städten und Gemeinden an Energiewendeprojekten aus. Den Kommunen stehe ein Ausgleich dafür zu, dass sie Erzeugungsanlagen zugunsten der Metropolen in Kauf nehmen.
 
Für "Gute Bürgerbeteiligung": Kerstin Andreae
Quelle: Handelsblatt

Ein weiterer Hemmschuh ist für Andreae das Naturschutzrecht. Hier müsse es einheitliche Länderregelungen geben. Das Thema sollte zusammen mit den Umweltverbänden geregelt werden. Die neue Regierung, so zeigte sie sich überzeugt, habe die Chance, das hinzubekommen. Als drittes großes Hindernis für das Erreichen der Klimaziele führte Andreae den Fachkräftemangel in allen Bereichen an. Vor allen bei der Gebäudesanierung werde das große Auswirkungen haben.

Ähnlich bewertete die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Situation beim Erneuerbaren-Zubau. Zur Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren könne vor allem die Digitalisierung beitragen. Dadurch lasse sich viel Zeit gewinnen, ebenso sah sie Verbesserungsmöglichkeiten bei der Reihenfolge der Abarbeitung von Vorbehalten gegen Projekte.

Als vorbildliches Beispiel führte Hans-Jürgen Brick, Vorsitzender der Amprion-Geschäftsführung, die grenzüberschreitende Gleichstromverbindung Allegro zwischen Deutschland und Belgien an, die innerhalb von vier Jahren geplant, genehmigt und gebaut wurde.

Reserve- und Blindleistung werden zum Problem

Auf die Probleme beim Netzbetrieb durch den Ausbau der regenerativen Energien angesprochen, nannte Brick unter anderem die Reserve- und Blindleistung, die bei einem Kohleausstieg 2030 verloren gehe. In dem Zusammenhang führte er die Milliardenkosten an, die heute schon durch Eingriffe in die Netze entstehen, um Engpässe zu beseitigen. Der Netzentwicklungsplan zeige allerdings, dass man den Zielen beim Um- und Ausbau näher komme

Dass man nicht am Neubau von Gaskraftwerken vorbeikomme, betonte die BDEW-Hauptgeschäftsführerin. Hier brauche es auch einen Investitionsrahmen, der den Zubau Gas ermöglicht. „Gas ist der Partner der Erneuerbaren“, erklärte sie. So könne es, wie Brick ergänzte, auch ermöglicht werden, die Gaskraftwerke an den richtigen Stellen zu bauen. Für einen dezentralen und zentralen Ausbau der Erneuerbaren plädierte Veronika Grimm. Es müsse auch immer um die Frage gehen, was man in den Regionen tun kann.

Einigkeit herrschte in der Diskussionsrunde bei dem Thema, dass die Bürger schon im Vorfeld über die anstehenden Projekte informiert werden sollten. „Sie müssen frühzeitig eingebunden werden, damit sie von der Notwendigkeit überzeugt sind“, erklärte Brick. Andreae brachte dabei das Stichwort „Gute Bürgerbeteiligung“ ein. Allerdings müsse irgendwann auch eine Entscheidung fallen. Und: Die Aushebelung von Prozessen durch massenhafte Einsprüche habe mit einer demokratischen Bürgerbeteiligung nichts zu tun.
 
Bei Windkraft "alles machen, was geht": EWE-CEO Stefan Dohler
Quelle: Handelsblatt

Nicht mit einem positiven, sondern einem Negativbeispiel führte EWE-CEO Stefan Dohler ins Thema ein. Wenn beim Repowering alte Windkraftanlagen durch neue ersetzt werden sollen, fallen die in der Regel größer aus, kleinere werden nicht mehr produziert. Es gebe Fälle, wo das ganze Genehmigungsverfahren neu durchlaufen werden muss wegen 50 Zentimetern. Er wünschte sich eine Durchgängigkeit bei der Genehmigung von Projekten – von Brüssel über Berlin, auf Länderebene sowie bei Landkreisen und Kommunen. Auch müssten die Behörden personell entsprechend ausgestattet werden.

Die Balance zwischen Naturschutz und Klimaschutz gelte es neu auszutarieren. Beim Windkraftausbau müsse man „alles machen, was geht“. Trotzdem werde man weiter auf Energieimporte angewiesen sein, zum Beispiel beim Wasserstoff.

Schließlich wartete der EWE-CEO auf Nachfrage noch mit einer internen Information auf: Seit Dezember habe man 70.000 Kunden neu in die Grundversorgung aufgenommen. Für deren Belieferung müsse sein Unternehmen jeden Monat einen zweistelligen Millionenbetrag aufwenden.

Dienstag, 18.01.2022, 14:55 Uhr
Günter Drewnitzky

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