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Fast 80 % der Deutschen sehen die Energie- und Verkehrswende als Gemeinschaftsaufgabe an und nehmen sich selbst in die Pflicht. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage.
Die ersten Ergebnisse des "Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers 2021" liegen vor. Das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) und das Forsa-Marktforschungsinstitut erfassen jährlich die Wahrnehmung und Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Erstmals wurden nun auch Fragen zur klimafreundlichen Mobilität gestellt. Über 6.800
Menschen quer durch Deutschland werden pro Jahr befragt. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, die politische Entscheidungsfindung und Prioritätensetzung zu unterstützen.
Grundsätzlich sind sich die Befragten ihrer eigenen Verantwortung bewusst, einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Demnach befürworten 73
% das energiepolitische Ziel, den Energieverbrauch im eigenen Haushalt zu reduzieren. Nur ein Drittel würde aber für den Klimaschutz höhere Steuern auf umweltschädliche Produkte akzeptieren. 55
% stimmen der Aussage zu, dass Deutschland mit seiner Energiewende international eine Vorreiterrolle einnimmt.
90 % für den Ausbau von SolardachanlagenAngesprochen auf konkrete Klimaschutzinstrumente, zeigen sich die Befragten offen: Den Marktforscherinnen und Marktforschern zufolge unterstützt eine große Mehrheit der Deutschen erneuerbare Energien − von Solar- und Windenergie über Wasserstoff bis hin zur Nutzung von
Biomasse. Für den Ausbau von Solaranlagen auf Hausdächern sprechen sich 90
% aus.
Auch eine aktive Beteiligung an der Energiewende kann sich ein Großteil der Befragten vorstellen − angefangen bei der Ökostromnutzung bis hin zu einer Beteiligung an Erneuerbare-Energien-Anlagen. Die Anschaffung eines Elektroautos können sich 47
% vorstellen. Ein nahezu gleich großer Anteil gibt an, mehr Wege zu Fuß oder auf dem Rad zurücklegen zu wollen.
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Soziales Nachhaltigkeitsbarometer der Energie- und Verkehrswende 2021. Zum Download bitte auf das Dokument klicken Quelle: IASS |
Ablehnung gibt es laut den Verfassern der Studie für eine Pkw-Mautgebühr auf den Autobahnen und höhere Parkgebühren. Dagegen sprach sich etwa die Hälfte der Befragten aus. Für rund ein Viertel müsste der öffentliche Nahverkehr besser und günstiger werden, um auf kurze Fahrten mit dem Auto verzichten zu können. Über die Hälfte der Befragten befürwortet gleichzeitig eine Abschaffung des Steuervorteils für Dieselkraftstoffe und ein
Tempolimit auf Autobahnen.
Als wesentlichen Bremsklotz der Energiewende nennt über ein Drittel die Bürokratie. Über die Hälfte der Befragten empfindet die Kosten-Nutzen-Verteilung energiepolitischer Maßnahmen zwischen Privatpersonen und Unternehmen als ungerecht. 40
% ziehen in Zweifel, ob die bisher politisch ergriffenen Maßnahmen tatsächlich dem Umweltschutz dienen.
Fazit: Gesellschaft als wichtiger ErfolgsfaktorTrotz aller Ambivalenzen wertet das IASS die Ergebnisse der Befragung insgesamt als positiv. Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am IASS, sagt: "Dass die Menschen in Deutschland die Notwendigkeit der Energiewende bejahen, notwendige Schritte auch mittragen wollen und bereit sind, Belastungen in
Maßen zu akzeptieren, sind positive Zeichen." Die Ergebnisse sollten von der Politik als Ermutigung für einen effektiven Klimaschutz begriffen werden. Renn betont: "Die Energiewende kann nur zusammen mit der Gesellschaft gelingen." Dabei gelte es für den Erfolg der Energie- und Verkehrswende, nicht nur motivierende Formen der Bürgerbeteiligung einzuplanen. "Auch soziale Fairness und Gerechtigkeit, Augenmaß und Verhältnismäßigkeit müssen im Blick behalten werden."
Das "
Soziale Nachhaltigkeitsbarometer 2021" steht im Internet zum Download bereit.
Donnerstag, 29.07.2021, 12:43 Uhr
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