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Energie & Management > Stromnetz - Branche sieht sich gut für den Winter gerüstet
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Stromnetz

Branche sieht sich gut für den Winter gerüstet

Im vierten Strommarktforum resümierten Vertreter der Übertragungsnetzbetreiber und der Regierung die Krisenbewältigung im vergangenen Winter und hoffen, für den nächsten bereit zu sein.
In einem Strommarktforum diskutierten die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) mit Vertretern aus Politik und Regulierung die Versorgungssicherheit für den kommenden Winter. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50 Hertz, forderte dabei mehr Unterstützung durch die Politik. Die Energiewende stelle die Strombranche vor „dramatische Herausforderungen“, sagte Biermann.

Deutschland benötige deshalb eine Ausbildungsoffensive und Überbrückungsfinanzierungen, um die nötigen Produktionskapazitäten auszubauen. Zudem fehle eine auskömmliche Regulierung. „Ein weiter so reicht nicht“, so Biermann. Dennoch hätten die Erfahrungen des vergangenen Winters gezeigt, wie Resilienz im deutschen Energiesystem funktionieren könne, lobte Biermann zugleich. Das deutsche Stromnetz müsse schnell fit gemacht werden für die hohen Anforderungen fluktuierender erneuerbarer Erzeugung, appellierte er abschließend.

Vergangener Winter kein Garant für den nächsten

Die Energiekrise durch den russischen Überfall auf die Ukraine und den Wegfall der Erdgaslieferungen sei bewältigt worden, sagte für das Bundeswirtschaftsministerium Andreas Jung. Doch das habe in keiner Weise die Notwendigkeit zur Transformation des Systems eingeschränkt, im Gegenteil, betonte der Ministerialrat. „Die Energiewende ist Garant für eine sichere und bezahlbare Versorgung“, so Jung.

Jung erinnerte an Maßnahmen des Bundeswirtschaftsministeriums, um die Energieversorgung zu sichern. So wurde ein Lagezentrum etabliert, um alle verfügbaren Daten und Stakeholder zusammenzuführen. Für die Gasversorgung wurden mit den LNG-Terminals andere Wege als die Pipeline-Lieferung aus Russland organisiert. Der Stromsektor mit Kohlekraftwerken aus der Reserve gesichert, für die Brennstoff auch durch Vorfahrt für Kohlezüge organisiert wurde.

Die Regierung habe rechtliche Grundlagen für Notmaßnahmen und Berichtspflichten schnell geschaffen. „Wir haben Ampelfarben für Probleme vergeben, um zu sehen, wo kritische Situationen sind“, erinnerte Jung. Für den kommenden Winter würden diese Maßnahmen wieder in Aktion gesetzt. „Wir brauchen da auch noch die Risikovorsorge“, sagte Jung. Die Ausgangslage sei aber besser als im vergangenen Herbst. Für die Bundesnetzagentur nahm Dennis Volk, Referatsleiter für Krisenvorsorge und Resilienz, am Online-Forum teil. Glücklicherweise mussten wir im vergangenen Winter keine unserer Ampeln auf „gelb oder gar rot stellen“, resümierte Volk.

Er kündigte an, dass erneut ein Lagezentrum die verfügbaren Energiedaten zusammenführen werde. Auch im kommenden Winter sei seine Behörde im Notfall Bundeslastverteiler für Erdgas und habe weiter die Treuhandschaft über ehemals russische Energieunternehmen in Deutschland. In der Energiekrise habe ein neues Tempo und große Zielorientierung geholfen, das sollte in den Energiewende-Alltag überführt werden.

Szenarien für den Winter stehen

Die Netzreserveanalystin von 50 Hertz, Alicia Dorado Corsino, fasste Szenarien für den kommenden Winter zusammen. Die Aussichten seien positiv, wegen der hohen Füllstände in den Gasspeichern und Talsperren. Unsicherheiten bestünden in Bezug auf die winterlichen Temperaturen und die Verfügbarkeit von Kernkraftwerken, besonders in Frankreich. Daher gebe es ständige Überwachung und Kommunikation zwischen den ÜNB und Kraftwerksbetreibern. Laut der Marktsimulationen bleibe Deutschland Nettoexporteur. Auch Frankreich bleibe wohl Exporteur, wenn auch mit deutlich niedrigerer Strommenge. In Deutschland sei das Hauptproblem weiter die hohe Transportaufgabe von Nord nach Süd, sagte Dorado Corsino.
 
Dafür werde eine hohe Netzreserve bereitgestellt durch Redispatchmaßnahmen. Sie organisierten Hilfe aus dem Ausland und von Reservekraftwerken. Glücklicherweise würden die Gaspreise in diesem Winter nicht erneut Rekordwerte erreichen, schloss sie. Für den ÜNB Amprion erläuterte Tim Bongers, Leiter Anwendungen Systemführung die europaweite Abstimmung im Netzbetreiberverband Entso-E. Dieser habe Optimierungsbedarf in der Zusammenarbeit ermittelt. Für ein abgestimmtes Agieren der Netzbetreiber, Kraftwerke und Zulieferer sei eine Notfallübung geplant, um Kommunikationswege und möglich Maßnahmen zu testen. Im Oktober gebe die Entso-E einen Ausblick für den europaweiten Winter, kündigte Bongers an.
 
Die Übertragungsnetzbetreiber halten die Netzreserve für ausreichend
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: ÜNB

Dienstag, 12.09.2023, 13:08 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Stromnetz - Branche sieht sich gut für den Winter gerüstet
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Stromnetz
Branche sieht sich gut für den Winter gerüstet
Im vierten Strommarktforum resümierten Vertreter der Übertragungsnetzbetreiber und der Regierung die Krisenbewältigung im vergangenen Winter und hoffen, für den nächsten bereit zu sein.
In einem Strommarktforum diskutierten die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) mit Vertretern aus Politik und Regulierung die Versorgungssicherheit für den kommenden Winter. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb von 50 Hertz, forderte dabei mehr Unterstützung durch die Politik. Die Energiewende stelle die Strombranche vor „dramatische Herausforderungen“, sagte Biermann.

Deutschland benötige deshalb eine Ausbildungsoffensive und Überbrückungsfinanzierungen, um die nötigen Produktionskapazitäten auszubauen. Zudem fehle eine auskömmliche Regulierung. „Ein weiter so reicht nicht“, so Biermann. Dennoch hätten die Erfahrungen des vergangenen Winters gezeigt, wie Resilienz im deutschen Energiesystem funktionieren könne, lobte Biermann zugleich. Das deutsche Stromnetz müsse schnell fit gemacht werden für die hohen Anforderungen fluktuierender erneuerbarer Erzeugung, appellierte er abschließend.

Vergangener Winter kein Garant für den nächsten

Die Energiekrise durch den russischen Überfall auf die Ukraine und den Wegfall der Erdgaslieferungen sei bewältigt worden, sagte für das Bundeswirtschaftsministerium Andreas Jung. Doch das habe in keiner Weise die Notwendigkeit zur Transformation des Systems eingeschränkt, im Gegenteil, betonte der Ministerialrat. „Die Energiewende ist Garant für eine sichere und bezahlbare Versorgung“, so Jung.

Jung erinnerte an Maßnahmen des Bundeswirtschaftsministeriums, um die Energieversorgung zu sichern. So wurde ein Lagezentrum etabliert, um alle verfügbaren Daten und Stakeholder zusammenzuführen. Für die Gasversorgung wurden mit den LNG-Terminals andere Wege als die Pipeline-Lieferung aus Russland organisiert. Der Stromsektor mit Kohlekraftwerken aus der Reserve gesichert, für die Brennstoff auch durch Vorfahrt für Kohlezüge organisiert wurde.

Die Regierung habe rechtliche Grundlagen für Notmaßnahmen und Berichtspflichten schnell geschaffen. „Wir haben Ampelfarben für Probleme vergeben, um zu sehen, wo kritische Situationen sind“, erinnerte Jung. Für den kommenden Winter würden diese Maßnahmen wieder in Aktion gesetzt. „Wir brauchen da auch noch die Risikovorsorge“, sagte Jung. Die Ausgangslage sei aber besser als im vergangenen Herbst. Für die Bundesnetzagentur nahm Dennis Volk, Referatsleiter für Krisenvorsorge und Resilienz, am Online-Forum teil. Glücklicherweise mussten wir im vergangenen Winter keine unserer Ampeln auf „gelb oder gar rot stellen“, resümierte Volk.

Er kündigte an, dass erneut ein Lagezentrum die verfügbaren Energiedaten zusammenführen werde. Auch im kommenden Winter sei seine Behörde im Notfall Bundeslastverteiler für Erdgas und habe weiter die Treuhandschaft über ehemals russische Energieunternehmen in Deutschland. In der Energiekrise habe ein neues Tempo und große Zielorientierung geholfen, das sollte in den Energiewende-Alltag überführt werden.

Szenarien für den Winter stehen

Die Netzreserveanalystin von 50 Hertz, Alicia Dorado Corsino, fasste Szenarien für den kommenden Winter zusammen. Die Aussichten seien positiv, wegen der hohen Füllstände in den Gasspeichern und Talsperren. Unsicherheiten bestünden in Bezug auf die winterlichen Temperaturen und die Verfügbarkeit von Kernkraftwerken, besonders in Frankreich. Daher gebe es ständige Überwachung und Kommunikation zwischen den ÜNB und Kraftwerksbetreibern. Laut der Marktsimulationen bleibe Deutschland Nettoexporteur. Auch Frankreich bleibe wohl Exporteur, wenn auch mit deutlich niedrigerer Strommenge. In Deutschland sei das Hauptproblem weiter die hohe Transportaufgabe von Nord nach Süd, sagte Dorado Corsino.
 
Dafür werde eine hohe Netzreserve bereitgestellt durch Redispatchmaßnahmen. Sie organisierten Hilfe aus dem Ausland und von Reservekraftwerken. Glücklicherweise würden die Gaspreise in diesem Winter nicht erneut Rekordwerte erreichen, schloss sie. Für den ÜNB Amprion erläuterte Tim Bongers, Leiter Anwendungen Systemführung die europaweite Abstimmung im Netzbetreiberverband Entso-E. Dieser habe Optimierungsbedarf in der Zusammenarbeit ermittelt. Für ein abgestimmtes Agieren der Netzbetreiber, Kraftwerke und Zulieferer sei eine Notfallübung geplant, um Kommunikationswege und möglich Maßnahmen zu testen. Im Oktober gebe die Entso-E einen Ausblick für den europaweiten Winter, kündigte Bongers an.
 
Die Übertragungsnetzbetreiber halten die Netzreserve für ausreichend
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Quelle: ÜNB

Dienstag, 12.09.2023, 13:08 Uhr
Susanne Harmsen

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