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Energie & Management > IT - Blockchain zwischen Hype und produktivem Einsatz
Quelle: iStock/agsandrew
IT

Blockchain zwischen Hype und produktivem Einsatz

Welche Zukunft hat die Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft? Die Frage versuchen Forschende in einem gleichnamigen Diskussionspapier zu beantworten.
Die Blockchain-Technologie − ein verteiltes Register für digitale Transaktionen − bringt viele neue Konzepte und technische Möglichkeiten mit sich wie Manipulationsresistenz, Vertrauen in digitale Daten sowie die Möglichkeit, Prozesse und Transaktionen ohne Intermediär abzuwickeln. 

Insbesondere in der Energiewirtschaft gewinnen durch zunehmend dezentrale Erzeugung und Verbrauch, steigende Prozesskomplexität und mehr beteiligte Akteure viele dieser Eigenschaften an Relevanz. Um zu einer Bewertung der produktiven Potenziale jenseits des Hypes um Blockchain zu kommen, wurden im Rahmen des Projekts "InDEED" durch die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), das Fraunhofer Blockchain-Labor an der Universität Bayreuth und die Stiftung Umweltenergierecht insgesamt 27 Technologie-Thesen aufgestellt und wissenschaftlich untersucht.

Das Ergebnis ist ein Diskussionspapier, das einerseits diese Thesen bekräftigt oder widerlegt und andererseits darstellt, wo die Technologie heute steht und in Zukunft zum Einsatz kommen kann. Zu den diskutierten und bewerteten Aussagen gehören etwa:
  • Fast alle Blockchain-Anwendungsfälle könnten auch ohne die Technologie abgebildet werden.
  • Die Konsensfindung in Blockchain-Systemen ist sehr energieintensiv und somit ressourcenineffizient.
  • Die Transparenz und Unveränderbarkeit von Transaktionen auf Blockchains verletzten immer datenschutzrechtliche Vorgaben.
  • Bei Smart Contracts handelt es sich nicht um Verträge im Rechtssinne, sondern um Programmcodes.
  • Viele Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie im Kontext von EEG-Anlagen hängen energierechtlich am Doppelvermarktungsverbot und können dadurch nur in eingeschränktem Maße umgesetzt werden.
  • Smart Meter können schon heute direkt mit Blockchains interagieren.
"Die dargestellten technischen, juristischen und energiewirtschaftlichen Thesen zeigen deutlich, dass eine Nutzung der Technologie in der Energiewirtschaft an vielen Stellen sinnvoll sein kann", schreiben die Forschenden in ihrem Fazit des Diskussionspapiers, auch wenn sie in Bezug auf die verschiedenen Themen zu teilweise ganz unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind. Einige der zentralen Erkenntnisse:
  • Fast alle Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie sind auch in klassischer Form durch Intermediäre abbildbar. Dennoch bietet die Technologie eine Alternative, bestehende Prozesse nachvollziehbarer, manipulationsresistenter oder sicherer zu gestalten.
  • Die juristische Analyse legt offen, dass das "Recht auf Löschung" in Art. 17 der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO den Einsatz der Technologie mit personenbezogenen Daten untersagt. Ist eine vollständige Anonymisierung dieser Daten nicht möglich, dürfen sie aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht auf eine Blockchain geschrieben werden. Relativ neue Konzepte wie die sogenannten Zero-Knowledge Proofs bieten hier einen Ausweg für eine datenschutzkonforme Lösung. 
  • Smart Contracts stellen keine Verträge im rechtlichen Sinne dar, können deren Logik jedoch unterstützen beziehungsweise abbilden. Unbestimmte Rechtsbegriffe, die eine juristische Wertung erfordern – wie das Erfordernis einer "angemessenen Frist" – sind schwerlich über Smart Contracts programmierbar.
  • Durch die geringe Verfügbarkeit von Smart Meter Gateways als Infrastruktur werden die Potenziale von digitalen Mehrwertdiensten (auf Basis der Blockchain) insbesondere im Bereich der Post-EEG-Anlagen und bei privaten Endverbraucherinnen und -verbrauchern stark eingeschränkt.
  • Eine meist vorteilhafte und häufig vernachlässigte Eigenschaft der Technologie ist die Schaffung von Neutralität. Blockchain kann etwa zwischen Konkurrenten in einer Branche als gemeinsame Schnittstelle dienen, ohne einzelne Akteure zu bevorzugen.
Das Diskussionspapier "Welche Zukunft hat die Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft?" kann von der Internetseite der Forschungsstelle für Energiewirtschaft heruntergeladen werden.

Donnerstag, 5.08.2021, 11:52 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > IT - Blockchain zwischen Hype und produktivem Einsatz
Quelle: iStock/agsandrew
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Blockchain zwischen Hype und produktivem Einsatz
Welche Zukunft hat die Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft? Die Frage versuchen Forschende in einem gleichnamigen Diskussionspapier zu beantworten.
Die Blockchain-Technologie − ein verteiltes Register für digitale Transaktionen − bringt viele neue Konzepte und technische Möglichkeiten mit sich wie Manipulationsresistenz, Vertrauen in digitale Daten sowie die Möglichkeit, Prozesse und Transaktionen ohne Intermediär abzuwickeln. 

Insbesondere in der Energiewirtschaft gewinnen durch zunehmend dezentrale Erzeugung und Verbrauch, steigende Prozesskomplexität und mehr beteiligte Akteure viele dieser Eigenschaften an Relevanz. Um zu einer Bewertung der produktiven Potenziale jenseits des Hypes um Blockchain zu kommen, wurden im Rahmen des Projekts "InDEED" durch die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), das Fraunhofer Blockchain-Labor an der Universität Bayreuth und die Stiftung Umweltenergierecht insgesamt 27 Technologie-Thesen aufgestellt und wissenschaftlich untersucht.

Das Ergebnis ist ein Diskussionspapier, das einerseits diese Thesen bekräftigt oder widerlegt und andererseits darstellt, wo die Technologie heute steht und in Zukunft zum Einsatz kommen kann. Zu den diskutierten und bewerteten Aussagen gehören etwa:
  • Fast alle Blockchain-Anwendungsfälle könnten auch ohne die Technologie abgebildet werden.
  • Die Konsensfindung in Blockchain-Systemen ist sehr energieintensiv und somit ressourcenineffizient.
  • Die Transparenz und Unveränderbarkeit von Transaktionen auf Blockchains verletzten immer datenschutzrechtliche Vorgaben.
  • Bei Smart Contracts handelt es sich nicht um Verträge im Rechtssinne, sondern um Programmcodes.
  • Viele Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie im Kontext von EEG-Anlagen hängen energierechtlich am Doppelvermarktungsverbot und können dadurch nur in eingeschränktem Maße umgesetzt werden.
  • Smart Meter können schon heute direkt mit Blockchains interagieren.
"Die dargestellten technischen, juristischen und energiewirtschaftlichen Thesen zeigen deutlich, dass eine Nutzung der Technologie in der Energiewirtschaft an vielen Stellen sinnvoll sein kann", schreiben die Forschenden in ihrem Fazit des Diskussionspapiers, auch wenn sie in Bezug auf die verschiedenen Themen zu teilweise ganz unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind. Einige der zentralen Erkenntnisse:
  • Fast alle Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie sind auch in klassischer Form durch Intermediäre abbildbar. Dennoch bietet die Technologie eine Alternative, bestehende Prozesse nachvollziehbarer, manipulationsresistenter oder sicherer zu gestalten.
  • Die juristische Analyse legt offen, dass das "Recht auf Löschung" in Art. 17 der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO den Einsatz der Technologie mit personenbezogenen Daten untersagt. Ist eine vollständige Anonymisierung dieser Daten nicht möglich, dürfen sie aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht auf eine Blockchain geschrieben werden. Relativ neue Konzepte wie die sogenannten Zero-Knowledge Proofs bieten hier einen Ausweg für eine datenschutzkonforme Lösung. 
  • Smart Contracts stellen keine Verträge im rechtlichen Sinne dar, können deren Logik jedoch unterstützen beziehungsweise abbilden. Unbestimmte Rechtsbegriffe, die eine juristische Wertung erfordern – wie das Erfordernis einer "angemessenen Frist" – sind schwerlich über Smart Contracts programmierbar.
  • Durch die geringe Verfügbarkeit von Smart Meter Gateways als Infrastruktur werden die Potenziale von digitalen Mehrwertdiensten (auf Basis der Blockchain) insbesondere im Bereich der Post-EEG-Anlagen und bei privaten Endverbraucherinnen und -verbrauchern stark eingeschränkt.
  • Eine meist vorteilhafte und häufig vernachlässigte Eigenschaft der Technologie ist die Schaffung von Neutralität. Blockchain kann etwa zwischen Konkurrenten in einer Branche als gemeinsame Schnittstelle dienen, ohne einzelne Akteure zu bevorzugen.
Das Diskussionspapier "Welche Zukunft hat die Blockchain-Technologie in der Energiewirtschaft?" kann von der Internetseite der Forschungsstelle für Energiewirtschaft heruntergeladen werden.

Donnerstag, 5.08.2021, 11:52 Uhr
Peter Koller

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