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Eine Erdgas-Tankstelle verschwindet von der Landkarte Baden-Württembergs. Die Stadtwerke Metzingen können ihr Angebot nicht mehr wirtschaftlich fortführen und stellen den Betrieb ein.
Schlechtes Geschäft: Für die Stadtwerke Metzingen lohnt es sich nicht mehr, ihre Biomethan-Tankstelle weiter zu betreiben. Daher hat der Stadtrat der schwäbischen Kommune seine Zustimmung erteilt, den Standort auf dem Betriebsgelände einer Mineralölfirma ersatzlos aufzugeben.
Die Erdgas-Tankstelle, die seit dem Jahr 2022 ausschließlich Biomethan im Angebot hatte, schließt zum 30. September, heißt es in einer Mitteilung des Versorgers. Damit endet eine 20-jährige Gesichichte der Tankstelle, die 2004 in Betrieb gegangen war. Für den Weiterbetrieb wäre eine Investition von rund 300.000 Euro nötig, heißt es. Geld, das sich offenbar nicht so leicht amortisieren lässt.
Ihre Haltung erklären die Stadtwerke mit gleich mehreren Argumenten. Zum einen sei Biomethan seit Ende vergangenen Jahres in Metzingen immer weniger gefragt. Zum anderen sei die Anlage technisch zu überholen, weil im Oktober 2024 die Betriebszulassung ausläuft. Die Tankstelle auf den neuesten Stand zu bringen, sei allerdings kostspielig.
Technisch aufwändig, teuer und politisch nicht mehr sinnvoll
Denn einerseits seien „deutlich strengere Vorgaben“ zu erfüllen, so die Stadtwerke. Außerdem habe sich der Anbietermarkt für Erdgastankstellen verschlankt, wodurch die Preise ebenfalls anziehen. Und auch das Beschaffen von Ersatzteilen drohe im schrumpfenden Markt komplizierter zu werden.
Entsprechend sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Alexander Schoch, der Weiterbetrieb sei „sowohl technisch als auch wirtschaftlich nicht mehr möglich und auch unter den politischen Entwicklungen nicht mehr sinnvoll“. Zumal die Anzahl an Erdgasfahrzeugen im Landkreis Reutlingen und in der Stadt Metzingen deutlich zurückgegangen sei.
Eine Alternative im Umkreis ist vorhanden. In der Nachbarstadt Reutlingen hält das Unternehmen Fair Energie GmbH eine Biomethan-Tankstelle vor. Die Entfernung zwischen dem bald aufgegebenen Standort und dem Ersatz (Hauffstraße 99) beträgt rund zehn Straßenkilometer.
CNG-Club hadert mit der Aufgabe des Standorts
Nicht ganz glücklich über die Schließung zeigt sich auf Anfrage dieser Redaktion der Verein CNG-Club, Lobbyorganisation für komprimiertes Erdgas (CNG), LNG und Biomethan. Birgit Maria Wöber hält es für sinnvoll, zunächst den Markt nach Übernahmeinteressenten zu sondieren. „Wir wissen auch von Anfragen zur Übernahme in Metzingen“, so die Vorständin.
Matthias Goll, Bereichsleiter Netzbetrieb und Energieerzeugung, erklärte gegenüber dieser Redaktion, der Versorger habe sich natürlich nach Interessenten für einen Weiterbetrieb umgesehen. Die Suche sei allerdings bis zuletzt wegen der geringen Abnahmemengen und des Investitionsbedarfs bei der Erneuerung der Anlage erfolglos geblieben.
Der CNG-Club bezeichnet sich als Verbraucherschutzorganisation mit dem Fokus auf Verbraucher und Flottenbetreiber. Zuletzt reklamierte der Verband für sich, das Aus für eine CNG-Tankstelle im sächsischen Aue-Bad Schlema abgewendet zu haben. Die Station ist im Juli 2024 von den Stadtwerken an die Betreiberfirma OG Clean Fuels übergangen (wir berichteten).
Grundsätzlich ist die Ablösung des fossilen Erdgases durch das chemisch identische Biomethan in vollem Gange. Der CNG-Club prognostizierte für Anfang 2024, dass bereits 90 Prozent des an den Erdgas-Tankstellen bezogenen Kraftstoffs auf natürliche Rohstoffe wie Reststroh und Abfälle, Klärschlamm oder Gülle zurückgehen. Reststroh spiele dabei die Hauptrolle, es reiche für etwa zehn Millionen CNG-Pkw oder 200.000 Lastwagen aus.
Der Tankstellen-Markt befinde sich laut Birgit Maria Wöber im Umbruch, mit Neuzugängen und Schließungen. Derzeit seien 691 CNG-Stationen „seit Monaten konstant in Betrieb“, davon bereits 661 mit 100-prozentigem Bio-CNG. Rund 40 weitere CNG-Stationen seien aktuell in Planung.
Freitag, 30.08.2024, 15:34 Uhr
Volker Stephan
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